DAS EXPERIMENT (ein Whitney Steel Roman). Kim Cresswell

DAS EXPERIMENT (ein Whitney Steel Roman) - Kim Cresswell


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geglaubt, nein, gehofft, dass Blake sie beschützen wollte? Oder war es, weil George aufgekreuzt war und sie sich jetzt um noch jemanden kümmern musste? Sie hatte keine Antwort darauf.

      George starrte auf den Grill von Jenn-Air. »Schicke Küche.« Er setzte sich an die Frühstücksinsel, die den Essbereich von der Küche trennte. »Unser alter Kollege hat sich hier ja schön eingerichtet. Mochte ihn nie sonderlich. Zu aufgeblasen für meinen Geschmack.«

      Whitney reichte George eine Tasse Kaffee. »Du magst niemanden, ob Mann oder Frau. Kein Wunder, dass du nie verheiratet warst.«

      »Das stimmt nicht.« George nippte an seinem Kaffee und stellte ihn dann ab. »Ich mag Blake hier.« Er gab Blake einen Klaps auf die Schulter. »Jeder Mann, der auf dich aufpasst, ist für mich in Ordnung.«

      Auf sie aufpassen? Sie wünschte, sie könnte mit Sicherheit sagen, ob er das tat oder nicht. Whitney schüttelte den Kopf, schenkte noch einen Kaffee ein und schob die Tasse über die Theke zu Blake.

      Ein zögerliches Lächeln zierte sein Gesicht. »Danke.«

      »Wenn ihr noch mehr wollt, bedient euch. Ich gehe mich anziehen.«

      Bevor sie die Küche verließ, zwinkerte Blake ihr zu. Whitney spürte, wie ihr Gesicht errötete, als sie die Treppen zum Schlafzimmer hinaufeilte. Sie würde sich beeilen müssen. George und Blake waren zu freundlich zueinander, da war der Ärger vorprogrammiert. Sie warf ihren Frotteebademantel aufs Bett, schlüpfte in eine Jeans und zog sich ein weißes Top über den Kopf. Die redeten unten über sie. Sie konnte es fühlen.

      Nachdem sie schwarzen Mascara und ein wenig rosa Rouge aufgetragen hatte, kämmte sie ihr feuchtes Haar mit ihren Fingern, schlüpfte in ein Paar lederner Sandalen und ging dann nach unten.

      Zurück in der Küche goss sie sich Kaffee in eine Tasse und nahm einen Schluck. »Hoffe, ich habe nichts verpasst.«

      »Nö.« George tippte mit seinen Fingern auf die Arbeitsplatte. »Ich habe Blake gesagt, es würde dir nichts ausmachen, wenn er sich hier duschen und frischmachen würde. Sieht so aus, als wären wir hier im selben Boot. Kein Hotelzimmer.«

      Whitney biss die Zähne zusammen. »Das macht nichts.« Wäre George nicht wie ein Vater für sie, würde sie ihm hier und jetzt einen gehörigen Tritt verpassen. Als sie sich umdrehte, starrte Blake sie an. Sie zwang sich, zu lächeln.

      Blake erhob sich vom Hocker. »Ich muss noch meine Tasche aus dem Auto holen.«

      Whitney blickte finster drein und starrte ihn zornig an, während er den Raum verließ. In dem Moment, als sie die Haustür ins Schloss fallen hörte, rannte sie auf das vordere Fenster zu und spähte durch den Lamellenvorhang.

      George folgte ihr. »Was machst du da?«

      »Ich beobachte ihn. Er öffnet den Kofferraum. Holt die Tasche. Er stellt die Tasche ab. Oh. Jetzt ist er am Handy. Ich bin sofort wieder da.«

      George hatte kaum die Vorderseite des Hauses erreicht, als sie schon an ihm vorbeiraste und die Verandatür aufschob, die zur hinteren Terrasse führte.

      »Wo willst du hin?«

      »Erklär’ ich dir später. Kein Wort zu Blake. Bin gleich wieder da.«

      Whitney kroch auf Händen und Knien entlang der Seite des Hauses und bewegte sich hinter den endlosen Büschen und Sträuchern fort, bis sie Blakes Stimme hörte.

      Sie verharrte auf der Stelle und bemühte sich, inmitten der kreischenden Seemöwen etwas zu hören.

      »Ja, ich weiß. Das Band. Ich werd’s besorgen.«

      Das Gespräch war vorbei. Sie wusste es! Dieser lügende Mistkerl. Er wollte bloß das Band. Blake war Nathans Roboter, sonst nichts. Wieso hatte sie auch irgendetwas anderes erwartet?

      Blake hob seine schwarze Tasche vom Boden auf und schloss den Kofferraum. Es sah so aus, als hätte er etwas in die Tasche gesteckt. Nur was?

      Sobald er aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, sprang sie auf die Beine, sprintete um das Haus herum und raste die Treppen zur Terrasse hinauf.

      »Wo ist Whitney?«, hörte sie Blake fragen.

      »Ich bin hier draußen.« Sie winkte von der Terrasse aus. »Tai-Chi.«

      Blake runzelte die Stirn. »Ich geh dann mal unter die Dusche.«

      Sie bückte sich und berührte ihre Zehen. »Tu das.«

      Sie klopfte den Dreck von ihren Knien, atmete erst lang und tief ein und dann aus. Ihr Instinkt hatte sie nicht getäuscht. Ihm vertrauen? Keine Chance.

      Dieses Spiel konnte man auch zu zweit spielen. Konfrontieren würde sie ihn. Keinesfalls würde er bestreiten können, was sie eben gehört hatte.

      George steckte den Kopf durch die Verandatüren. »Wirst du mir erzählen, was los ist? Ich mache mir Sorgen um dich.«

      »Ich erkläre es später. Versprochen. Gib mir ein paar Minuten.« Whitney eilte an ihm vorbei und rannte den Gang hinunter zum Badezimmer. Sie legte ihr Ohr an die Tür. Das Wasser lief in der Dusche. Sollte sie? Ja. Sie drehte den Türknauf aus Messing und trat hinein.

      Der dampfdurchzogene Raum roch frisch, waldig und männlich. Durch den Dunst huschte ihr Blick zur Duschkabine und dem wohlgeformten Umriss von Blakes Körper. Wow! Mit dem Rücken zu ihr gekehrt wusch er seine Haare.

      Zu schade nur, dass er der Feind war.

      Den Blick auf die offene Reisetasche gerichtet, die auf den Keramikfliesen lag, bückte sie sich und steckte die Hand in die Tasche. Eingewickelt in ein Hemd und ein paar Unterhosen berührte kaltes Metall ihre Finger. Sie zog den Gegenstand aus der Tasche. Eine Pistole. Während sie die Waffe anstarrte, verdrehte sich ihr Magen. Die Wahrheit traf sie hart.

       Nathan hat Blake geschickt, um mich zu töten.

      Die Dusche ging aus. Die Duschtüren öffneten sich.

      Sie hielt die Waffe auf Blakes Brust gerichtet. »Bleib, wo du bist.«

      Er erstarrte. »Dann hast du wohl meine Waffe gefunden.« Er trat aus der Duschkabine. Zu seinen Füßen sammelte sich Wasser. »Wir wissen beide, dass du mich nicht erschießen wirst.«

      »Wollen wir wetten?« Oh Gott, bitte zwing mich nicht dazu.

      Es rang ihr alle Willenskraft ab, ihre Augen auf sein Gesicht gerichtet zu lassen und nicht auf seinen muskulösen Körper, der unter dem Halogenlicht glänzte. So herrlich hart … gut definiert.

      Er hob die Hände über seinen Kopf. »Na gut. Dann spielen wir nach deinen Regeln.«

      »Verdammt richtig.« Sie umklammerte die Waffe fest mit beiden Händen, damit sie nicht mehr zitterten. Wie schaffte er es nur, so entspannt auszusehen? Und dieses Schmunzeln in seinem Gesicht, purer Sarkasmus. Er nahm sie nicht ernst, genau wie all die Reporter, mit denen sie im Laufe ihrer Karriere gearbeitet hatte. »Wie kannst du nur so verdammt gelassen sein?«

      »Ganz ruhig. Du hast die Waffe. Ich befolge nur Befehle. Es passiert nicht alle Tage, dass eine wunderschöne Frau eine Knarre auf mich richtet, während ich nackt bin. Ich muss schon sagen, du machst mich an.«

      Er machte sie an. »Oh bitte. Alles, was aus deinem Mund kommt, ist Scheiße.«

      Er ließ seine Hände sinken. »Es ist wahr. Sieh doch, was du mit mir machst.«

      Whitney sah hinunter. Ihr Atem stockte. Ach du heilige … sie lief rot an und zwang sich dazu, nicht hinzusehen. Mit einer Hand grapschte sie nach einem Handtuch und warf es ihm zu.

      Grinsend fing er das Handtuch auf und wickelte es um seine Hüfte. »Ich habe dich gewarnt.«

      »Zieh dich an und komm ja nicht auf dumme Gedanken. Ich warte direkt vor der Tür. Wir beide werden uns unterhalten.«

      Whitney lief rückwärts aus dem Zimmer und stolperte in ihrer Hast, den Raum zu verlassen, über ihre eigenen Füße. Im Flur drückte sie sich gegen die Wand,


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