Schlank durch OP. Faris Abu-Naaj
med. Köhler studierte nach seinem Abitur im Jahr 1989 von 1990 bis 1997 Medizin in Göttingen. Seine Promotionsarbeit über lokale Behandlung von Lebermetastasen schloss er 1997 mit Erlangung des Doktortitels ab.
Die chirurgische Facharztausbildung erfolgte von 1997 bis 2003 in den chirurgischen Abteilungen der Universitätsklinik Tübingen, des Städtischen Klinikums Braunschweig und des Marienstiftes Braunschweig. Nach seiner Prüfung zum Facharzt wechselte Dr. med. Köhler an die Chirurgische Klinik des Herzogin-Elisabeth-Hospitals Braunschweig und begann mit dem Aufbau eines Adipositaszentrums. Es folgten Hospitationen in der Cleveland-Clinic-Florida, der Medizinischen Hochschule Hannover sowie in Belgien, Schweden und Österreich.
Im November 2008 wurde Dr. med. Köhler zum Chefarzt der Chirurgischen Klinik ernannt und anschließend die Adipositaschirurgie weiter ausgebaut. Gegenwärtig bietet die Klinik regelmäßig Operationskurse und Hilfestellung bei externen Operationen in anderen Kliniken an (Proctorship). 2010 erlangte die Klinik die Zertifizierung zum Kompetenzzentrum für Adipositaschirurgie. Seither werden jährlich circa 200 adipositaschirurgische Operationen durchgeführt. Im Jahr 2013 wurde die Klinik zum Referenzzentrum für Adipositaschirurgie re-zertifiziert.
Adipositas
Der Body-Mass-Index
Das Maß aller Dinge?
Fachbeitrag von Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas Türler und leitenden Oberarzt Dr. med. Min-Seop Son vom Kompetenzzentrum für Adipositaschirurgie der Evangelischen Kliniken Bonn GmbH, Johanniter-Krankenhaus
In diesem Buch ist häufig die Rede vom Body-Mass-Index. Aus diesem Grund möchten wir Sie in diesem Kapitel ausführlich über diese »Größe« informieren. Der Body-Mass-Index (BMI) wurde 1835 von dem belgischen Mathematiker und Astronomen Adolphe Quetelet entwickelt. Im Rahmen seiner anthropometrischen Studien versuchte er, den »mittleren Menschen« (französisch: »homme moyen«) mit einer mathematischen Formel zu erfassen. Zu diesem Zweck setzte er das Körpergewicht in Relation zum Quadrat der Körpergröße.
In der Annahme, dass ein Abweichen von der Norm mit einem höheren Erkrankungsrisiko einhergeht, nahmen amerikanische Versicherungen Mitte des letzten Jahrhunderts den BMI zur Berechnung der Beitragshöhe ihrer Policen zu Hilfe. Auch in Deutschland spielt der BMI im Rahmen der Gesundheitsprüfung für die Verbeamtung eine wichtige Rolle. Zudem wendet die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den BMI seit 1995 in einer international gültigen Gewichtsklassifikation an.
Klassifikation | BMI (kg/m2) |
Untergewicht | < 18,50 |
Normalgewicht | 18,50 – 24,99 |
Übergewicht | 25,00 – 29,99 |
Adipositas | ≥ 30,00 |
Adipositas-Grad 1 | 30,00 – 34,99 |
Adipositas-Grad | 2 35,00 – 39,99 |
Adipositas-Grad 3 | ≥ 40,00 |
BMI-Klassifikation nach WHO-Standard
Der Vorteil des BMI liegt in der einfachen Anwendbarkeit. Insbesondere im Rahmen von Studien gewährleistet der BMI eine sichere Vergleichbarkeit von Ergebnissen.
Der große Kritikpunkt ist allerdings, dass der BMI die individuelle »Körperkomposition« unberücksichtigt lässt. Tatsächlich wird die unterschiedliche Gewebemasse von Muskulatur oder Fettgewebe nicht bewertet. So geht ein hoher Körperfettanteil mit einem entsprechend hohen BMI einher. Umgekehrt ist auch ein leicht erhöhter BMI bei muskulösen Sportlern zu beobachten, da das Muskelgewebe schwerer ist als das Fettgewebe. Ferner unberücksichtigt bleiben Alter, Geschlecht und Fettverteilung.
In diesem Zusammenhang ist auch das sogenannte »Adipositasparadoxon« zu nennen. Unter diesem Begriff wird die Tatsache zusammengefasst, dass Übergewichtige bei bestimmten Erkrankungen eine bessere Prognose haben als normalgewichtige Menschen. Somit scheint der BMI ein ungenauer Faktor zu sein, um die Gesundheit eines Menschen zu bewerten.
Verschiedene Studien haben außerdem belegt, dass gerade die geschlechtsspezifische Fettverteilung einen erheblichen Einfluss auf die Ausbildung von Begleiterkrankungen hat. Während Frauen eher unter einer bein- und gesäßbetonten Fettverteilung (»Birnentyp«) leiden, liegt der Hauptspeicherort des Fettes bei Männern meist im Bauchbereich (»Apfeltyp«).
Insbesondere das sogenannte »viszerale Fett« (Bauchfett) ist mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko verbunden. So setzt dieses Fett große Mengen an Proteinen (Adipokine) frei, die wiederum Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper nachhaltig beeinflussen. Mehrere Studien sehen eine erhöhte Rate an Herz-Kreislauf-, Stoffwechsel- und Krebserkrankungen als Folge dieser Fetteinlagerung an. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, den Bauchumfang auszumessen, der zwischen dem höchsten Punkt des Beckenkammes und dem unteren Rippenbogen bei mittlerer Atemlage liegt. Der Bauchnabel selbst ist hierfür ein ungeeigneter Orientierungspunkt, da er sich bei stark übergewichtigen Menschen in seiner Position verschiebt und somit stärkeren Schwankungen unterworfen ist. Dabei liegt bei Frauen ein geringes Erkrankungsrisiko ab einem Umfang von 80 cm und ein erhöhtes Risiko ab einem Umfang von 88 cm vor. Bei Männern liegen diese Grenzen bei 94 und 102 cm.
Um das individuelle, körpergewichtsabhängige Erkrankungsrisiko besser einschätzen