Schlank durch OP. Faris Abu-Naaj

Schlank durch OP - Faris Abu-Naaj


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WHR) oder zur Körpergröße (Waist-to-Height-Ratio, WHtR) gesetzt.

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      Vergleichsstudien zeigen, dass der WHtR bessere Rückschlüsse auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit zulässt als der BMI, der WHR oder das alleinige Ausmessen des Bauchumfanges. Tatsächlich schneidet der BMI als Variable vielfach am schlechtesten ab.

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      In diversen Studien wird ein WHtR-Wert von 0,5 häufig als Grenze von Normal- zu Übergewicht angegeben. Der Bauchumfang sollte also höchstens die Hälfte der Körpergröße messen. Allerdings ist hierbei nicht zu vergessen, dass die Vergleichbarkeit durch unterschiedliches Ausmessen des Bauchumfanges nicht immer zuverlässig möglich ist.

      Es lässt sich zusammenfassen, dass der Body-Mass-Index als Prädiktor ungeeignet ist, um Stoffwechsel-, Herz-Kreislauf- und Tumorerkrankungen vorauszusagen. Tatsächlich scheint der WHtR zum heutigen Zeitpunkt die vielversprechendste Möglichkeit zu sein, Körpergewicht und Gesundheitsrisiko in Zusammenhang zu bringen. Zukünftige Aufgabe wird es sein, eine allgemeingültige Klassifikation (entsprechend dem BMI) zu etablieren. Weil der Body-Mass-Index jedoch nach wie vor von den meisten Medizinern, Behandlungszentren und Organisationen angewandt wird, werden Sie in diesem Buch immer wieder auf diese Messgröße treffen.

      image»BMI – nicht immer das Maß aller Dinge!«

      Interviw mit Dr. med. Min-Seop Son, leitender Oberarzt des Kompetenzzentrums für Adipositaschirurgie der Evangelischen Kliniken Bonn GmbH, Johanniter-Krankenhaus

      Warum konnte sich der BMI in der Medizin etablieren?

      Das hat mehrere Gründe. Zum einen ist der BMI Grundlage für eine der ältesten Gewichtsklassifizierungen, die wir kennen. Obwohl der BMI lediglich ein grober Richtwert ist, da er weder Statur und Geschlecht noch die individuelle Zusammensetzung der Körpermasse aus Fett- und Muskelgewebe eines Menschen berücksichtigt, machte ihn genau diese Einfachheit bei Wissenschaftlern so beliebt. Schließlich ermöglicht dieser Wert eine sachbezogene Gewichtsklassifizierung, die sich in Studien und Statistiken sehr einfach »verarbeiten« lässt. Sicherlich hat auch die Anwendung des BMI durch die amerikanischen Versicherungsgesellschaften zur Etablierung dieser Vergleichsgröße beigetragen. Gleiches gilt natürlich im verstärkten Maß auch für die Weltgesundheitsorganisation, die den BMI bereits seit 1980 verwendet und mit dieser Größe seit 1995 die unterschiedlichen Schweregrade der Adipositas klassifiziert.

      Trotzdem gibt es mittlerweile BMI-Rechner, die sowohl Geschlecht als auch Alter in ihre Berechnung einfließen lassen.

      Ja, das stimmt! Hier liegt wohl die Motivation darin, dass man die Schwächen des BMI erkannt hat und weitere Faktoren in diese Messgröße einfließen lassen möchte. Jedoch bedingt diese gesteigerte Komplexität auch eine höhere Fehleranfälligkeit in der Vergleichbarkeit.

      Wird der BMI bald von genaueren Klassifizierungsgrößen abgelöst?

      Wie Prof. Türler und ich bereits ausführten, existieren diese genaueren und effektiveren Klassifizierungsgrößen bereits. Nur wird es sehr schwer sein, eine weltweit etablierte Größe wie den BMI abzulösen. Funktionieren würde das auch nur dann, wenn Gesundheitsorganisationen, Mediziner, Forschungseinrichtungen und Statistiker dies bewusst initiieren. Ich will nicht sagen, das wird nie passieren, jedoch kostet es sicherlich viel Zeit, und die Notwendigkeit dafür bewertet jede Interessengruppe wahrscheinlich sehr unterschiedlich. In ganz anderen Bereichen unseres täglichen Lebens ist das übrigens ähnlich. Während beispielsweise viele Menschen Kilowatt (kW) für die geeignetere Maßeinheit halten, die Leistung eines Fahrzeuges zu berechnen, spricht der Großteil nach wie vor von der guten alten Pferdestärke (PS).

      Für welche Menschen ist die Klassifizierung ihrer Gewichtssituation durch den BMI also ungeeignet?

      Da Kinder und Jugendliche verschiedene Wachstumsphasen haben, lassen sie sich auch nicht immer eindeutig mit dieser Größe klassifizieren. So kann ein Jugendlicher, der mit 13 Jahren als stark übergewichtig gilt, weil seine Körpergröße im Verhältnis zum Gewicht dies aussagt, nach 12 Monaten durchaus wieder als normalgewichtig gelten, wenn er plötzlich eine starke Wachstumsphase durchläuft.

      Ich bin der Ansicht, dass der BMI für eine einfache Gewichtsklassifizierung durchaus geeignet ist. Um jedoch die individuelle und spezifische Gewichtssituation genau einschätzen zu können, sind sowohl der WHtR als auch der WHR besser geeignet.

      Adipositas in Deutschland

      Fachbeitrag von Priv.-Doz. Dr. med. Günther Meyer, Chefarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Minimal-Invasive Chirurgie und Leiter des Zentrums für Adipositas- und Metabolische Chirurgie, AMC-WolfartKlinik München-Gräfelfing

      Nach der vom Robert Koch-Institut im Jahr 2012 veröffentlichten »Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland« gelten über 50 Prozent der Deutschen als zu dick und mehr als 20 Prozent mit einem Body-Mass-Index (BMI) von über 30 kg/m2 als adipös (fettleibig) oder sogar stark adipös. 14 Jahre vorher waren lediglich 18 Prozent der deutschen Männer und Frauen dieser Gewichtsgruppe zuzuordnen. Aber nicht nur in Deutschland steigt die Zahl übergewichtiger Menschen. So schätzte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Jahr 2008, dass weltweit 1,4 Milliarden Menschen übergewichtig, davon 200 Millionen Männer und 300 Millionen Frauen stark adipös waren.

      Gesundheitsorganisationen wie die WHO stufen Adipositas als das am schnellsten wachsende Gesundheitsproblem ein und sprechen sogar von einer globalen Adipositasepidemie. So begünstigt die Adipositas nicht nur Gefäßkrankheiten und Gelenkbeschwerden, sondern erhöht zudem unter anderem das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2, Bluthochdruck und Krebserkrankungen. Verbunden ist diese Entwicklung mit weitreichenden ökonomischen Konsequenzen, kosteten die Adipositas und deren Begleitkrankheiten dem Gesundheitssystem in Deutschland 2010 doch schätzungsweise 17 Milliarden Euro.

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      Neueste Zahlen belegen, dass Menschen mit starkem Übergewicht doppelt so häufig in Frührente gehen wie ihre Kollegen mit Normalgewicht. Auch bei den Kindern und Jugendlichen stellt sich die Situation nicht besser dar. So gelten über 3,5 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland als zu dick – eine Zahl, die sich laut Experten in den kommenden Jahren noch erhöhen wird.

      Gründe für diese Entwicklung sehen Mediziner in einer deutlichen Veränderung der Lebens-, Arbeits- und Ernährungsweise. Immer mehr Menschen bewegen sich zu wenig. Körperliche Tätigkeiten in der Arbeitswelt werden zunehmend durch Büroarbeiten ersetzt. Hingegen kennzeichnet sich der private Lebensbereich dadurch, dass zunehmend schon kurze Distanzen mit dem Auto oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurückgelegt werden und Freizeitaktivitäten, dank Home Entertainment sowie einer wachsenden Zahl von Unterhaltungs- und Internetdiensten, oft zu Hause bewegungsarm stattfinden.

      Aber auch die Ernährungsweise vieler Menschen hat sich verändert. Wurde Fleisch früher eher als Beilage betrachtet, hat sich der weltweite Verbrauch heute vervierfacht. Während gesunde, fettarme und nährstoffreiche Lebensmittel an Bedeutung verlieren, nehmen fett- und zuckerhaltige Nahrungsquellen zu. Gefördert wird dies unter anderem durch ein immer dichter werdendes Netz an Fast Food- und Snackangeboten.

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      image»Das universale Heilmittel gegen Übergewicht existiert nicht!«

      Warum nimmt die Zahl adipöser Menschen sowohl in Deutschland als auch im Ausland so dramatisch zu?

      Dazu müssen


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