Eine Kultur des Friedens. Eleanor Kreider

Eine Kultur des Friedens - Eleanor Kreider


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mit den direkten Nachkommen Abrahams um einen Tisch im Reich Gottes versammeln würden (Matthäus 8,11).

      Der Weg Jesu war umstritten. Manchen war er völlig unverständlich; andere empfanden ihn als bedrohlich. Als Jesus auf die Stadt Jerusalem schaute (Lukas 19,41ff), weinte er, weil die Menschen nicht erkannt hatten, „was dir Frieden bringt“. Die Leute lehnten seine Ankündigung der guten Nachricht des Friedens ab. Also sagte Jesus voraus, dass „ihre Feinde“ (die Römer) einfallen, Belagerungsmaschinen um Jerusalem herum aufstellen, die Stadt zerstören und ihre Kinder töten würden. Einige Jahre später, im jüdischen Krieg von 66 bis 70 nach Christus, ist es tatsächlich so gekommen. Mit großer Brutalität zerstörten die Römer Jerusalem und seinen Tempel, töteten Unzählige und lösten eine Identitätskrise der Juden aus.

      Doch hier, im feindlichen Cäsarea am heidnischen Rand der jüdischen Welt, begann etwas Neues. Petrus behauptet, durch seinen Tod an einem römischen Kreuz habe Jesus seinen Feinden die Sünden vergeben und Frieden gestiftet. Und das war noch nicht alles: In der Auferstehung habe Gott seinen Sohn zum „Herrn über alle“ (Apostelgeschichte 10,36) erklärt. Gott rechtfertigte die „Torheit“ seines friedenstiftenden Sohnes. Damit erklärte Gott den Weg des Friedens, den sein Sohn Jesus Christus vorgelebt hatte, zum wahren Weg des Lebens. Als Petrus sprach, äußerte der Heilige Geist ein lautes „Amen“ und goss die gleichen geistlichen Gaben auf die Außenstehenden, die den Mitgliedern bereits zuteil geworden waren (Apostelgeschichte 10,44). Durch das Handeln Gottes in Christus und die wirksame Gegenwart des Heiligen Geistes wird Friede zwischen verfeindeten Menschen möglich. Also tat Petrus in Cäsarea das, was Jesus wollte. Vom Heiligen Geist geleitet, schloss Petrus Frieden mit einem Römer. Die Völker von Petrus und Kornelius steuerten auf einen Krieg zu. Aber in Jesus, dem Messias, fanden sie als Brüder zueinander.

      Petrus und Kornelius bilden den Kern eines die Nationen übergreifenden Volkes des Friedens. Künftig wird Gottes Familie multikulturell und multiethnisch sein. Sie wird aus Menschen aller Nationen bestehen, die „Gott fürchten und Gerechtigkeit üben“ – und die offen sind für Gottes Werk der Vergebung und Versöhnung. Diese Familie wird eine Hausgemeinschaft des Friedens sein, wo unversöhnte Feinde zueinander finden, wo Leute ohne Vergebung eben diese finden und wo sie gemeinsam einen Auftrag empfangen: die „gute Nachricht des Friedens“ allen Völkern zugänglich zu machen.

      In Cäsarea war dieses Ereignis keine Nachricht ersten Ranges. Es wurde kaum beachtet und fand im Verborgenen statt, wie es bei bedeutenden Entwicklungen oft geschieht. Doch für das Leben der Kirche bedeutete es einen historischen Durchbruch. An dieser Stelle kommen wir – alle Christen ohne jüdische Eltern – erstmals in der Geschichte vor. Kornelius, der feindliche Außenstehende, den Gott durch das friedenstiftende Werk Christi in einen Bruder verwandelte, ist unser Vorgänger. Ist es nicht faszinierend, dass Gott ausgerechnet einen Soldaten, und zwar einen feindlichen, für diese Rolle auserwählte?

      Was in Cäsarea ins Rollen kam, war sehr entscheidend. Darum ist es nicht überraschend, dass die neutestamentlichen Schreiber eine messianische Kultur des Friedens entwickelten, die übereinstimmt mit dem, was Gott in Cäsarea tat und Petrus sagte. Diese Kultur ist sowohl theologisch als auch praktisch. Im zweiten Kapital wenden wir uns dieser Kultur des Friedens zu.

      Anmerkungen

      1Justinus, Dialog mit dem Juden Tryphon. Aus dem Griechischen übersetzt von Philipp Hauser. Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 33 (Kösel, Kempten und München 1917) 110.2–3.

      2Irenäus von Lyon, Adversus haereses (Herder Verlag, Freiburg 1992ff.) 4.34.4; Tertullian, Adversus Marcionem 3.21; Origenes, Contra Celsum 5.33; Didascalia Apostolorum 6.5.

      3Willard M. Swartley, Covenant of PeaceRestoring the Neglected Peace in New Testament Theology and Ethics (Grand Rapids, Eerdmans, 2006).

      4Eusebius von Cäsarea, Kirchengeschichte (Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 52006) 2.25.6.

      2. Friede im Neuen Testament: Ein Juwel mit vielen Facetten

      Die Geschichte von Petrus und Kornelius in Apostelgeschichte 10 beschreibt einen Durchbruch. Und sie ist erhellend. Sie zeigt uns Gott am Werk; er tut das, was ihm besonders wichtig ist – Frieden schaffen. In dieser Geschichte erkennen wir viele Facetten des friedenstiftenden Handelns Gottes. Diese Facetten sind so wichtig, dass sich auch andere neutestamentliche Schreiber damit befassen.

       Friede ist in Gottes Wirken und Willen zentral

      Das war Petrus klar, als er sich in Apostelgeschichte 10 mit Kornelius unterhielt. Das wird durch die Art deutlich, wie er Jesus vorstellte: Ihr kennt die Friedensbotschaft Gottes, die er dem Volk Israel durch Jesus Christus mitgeteilt hat (10,36, mit Anspielung auf Jesaja 52,7). Es ist auch darin sichtbar, wie Petrus darauf reagierte, dass Gott hier offenbar die falsche Person – den Feind – benutzte. Und Friede zieht sich zentral durch das ganze Neue Testament hindurch. Warum war der Friede den ersten Christen so wichtig? Weil sie in ihrer Dankbarkeit und Ratlosigkeit klar kommen mussten mit dem, was Gott getan hatte. Durch das Wirken Christi und die Kraft des Heiligen Geistes hatte Gott trotz unterschiedlicher Rassen und Herkunft einen Leib aus ihnen geschaffen. Sie erkannten, was bei späteren Christen leicht in Vergessenheit geriet: Unser Ursprung als Gemeinde Jesu Christi wurzelt in übernatürlicher Versöhnung.

      Wie stellen die neutestamentlichen Verfasser die zentrale Stellung des Friedens im Wirken und Willen Gottes dar? Indem sie bestimmte Begriffe verwenden und indem sie eine Theologie entwickeln.

       Begriffe

       Theologie

      Im zweiten Kapitel seines Briefes an die Christen in Ephesus befasst sich Paulus mit Gnade und Frieden und stellt sie als miteinander verwobene, einander bedingende wesentliche Themen des Neuen Testaments dar. Versuchen wir, die Verse 11–22 mit den Ohren von Kornelius, einem Außenstehenden und Heiden, zu hören.

      „Erinnere dich daran, Kornelius, dass ihr Heiden anders wart als wir jüdischen Zugehörigen. Ihr wart Außenseiter. Ihr gehörtet nicht zum Bundesvolk Israel; ihr wart Fremdlinge, ohne Gott und ohne Hoffnung (Vers 11–12). Aber durch das Blut Christi wurdet ihr heidnischen Außenstehenden uns nahegebracht. Jesus ist unser Friede. Er hat die Mauer niedergerissen, die Mitglieder von Außenstehenden trennte. Jesus hat der Feindschaft ein Ende gesetzt. Jesus hat ‚mit dem Frieden evangelisiert‘ (Vers


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