JURASSIC DEAD. David Sakmyster

JURASSIC DEAD - David Sakmyster


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uns angegriffen, ich sag’s dir, sie …« »Warte, euch angegriffen? Herr im Himmel, dann wird der Vorfall jetzt wirklich ein internationales Problem.« Er sah es schon kommen: Amerikanische Eindringlinge, die man als CIA-Agenten oder etwas Ähnliches abstempeln würde, sodass die Russen fein raus wären, weil man ihr Handeln als Selbstverteidigung interpretieren könnte. Ein toter Aktivist auf der Seite der USA, ein weiterer wegen krimineller Vergehen gesucht. Marcus stützte den Kopf in seine Hände. Die Sache geriet rasch aus den Fugen. »Dad, das Wasser! Glaub mir, mit diesen Mikroben stimmt etwas nicht. Du musst deine Männer von dort abrücken, zieh sie alle hoch und …« »Ausgeschlossen«, unterbrach ihn Marcus. »Wir beginnen heute mit der Bergung des T-Rex und der anderen beiden …« »Was?« Alex schaute entsetzt und blickte dann auf den Schreibtisch, wo Marcus drei Monitore stehen hatte. Zwei zeigten in einer Mehrfacheinstellung mit künstlicher Beleuchtung verschiedene Bereiche der Infrastruktur am Fuß der Grube. Die Laufstege, Drähte und Gitternetze, außerdem sechs Tauch- und fünf Gummiboote. »Jesus, das war also ein Tyrannosaurus? Und was meinst du mit ‘die anderen beiden’?« »Alex, dort unten arbeitet ein Team aus fünfzig ausgebildeten Fachleuten mit hochmoderner Ausrüstung. Wir sprechen hier von Gurtgeschirr, wie es das Militär einsetzt, Transportsystemen auf hydraulischer Basis mit computergesteuerten Winden und anderem Zeug, das noch nicht einmal auf dem freien Markt erhältlich ist. All dies steht bereit, um den größten Fund in der Geschichte der Paläontologie zu heben, einen einwandfrei erhaltenen Tyrannosaurus Rex! Jawohl, vergangene Woche haben wir zwei weitere Cryolophosaurier in den Ablagerungen geortet. Da sie jeweils nur zwanzig Fuß lang sind, werden sie sich viel leichter bergen lassen.« Er betätigte mehrere Tasten, woraufhin sich ein anderes Fenster auf einem der Bildschirme öffnete, das wie es aussah, zwei nasse gefrorene Hunde zeigte. Marcus konnte gerade eben noch die vielsagenden Höcker auf ihren Köpfen erkennen, die Kronen ähnelten; Kämme an ihren Schädeln, und die heimtückisch wirkenden Zahnreihen in den Mäulern. Er strahlte begeistert, doch genau in diesem Moment leuchtete der dritte Monitor auf, weil er einen Anruf über Skype erhielt. Ein Gesicht mit angegrautem Bart – es sah aus wie eine uralte Straßenkarte, weil die ledrige Haut stark vernarbt war – und stechendem Blick erschien: William DeKirk. Das Haar, silbergrau und schütter, hing ihm zwar in die etwas gelblich verfärbten Augen, konnte seine Begeisterung aber nicht verbergen. »Ich möchte minütlich auf den neuesten Stand gebracht werden, Marcus. Klären Sie mich genau über die Operation auf.« Der Paläontologe stellte den Monitor sofort schräg, damit DeKirk seinen Sohn beziehungsweise die Soldaten hoffentlich nicht sah. Bitte nicht … »Sehr wohl, Mr. DeKirk, aber … Es gab einen Zwischenfall. Gut möglich, dass wir warten müssen.« »Welche Art von Zwischenfall?« Er klang nun wie ein bissiger Hund, weshalb Marcus entsprechend gereizt reagierte. »Sie meinen die Explosion bei den Russen? Davon habe ich gehört, aber sie hat doch keinerlei Folgen für uns.« »Sie haben davon gehört?« »Ich verfüge über gewisse Quellen, und nein, es interessiert mich nicht. Ich habe die US-Botschaft in Moskau alarmiert; dort kann man es wie üblich handhaben, indem man alles leugnet und Unwissen vorschützt – was ja auch stimmt, oder?« Die Augen des Milliardärs blinzelten zwischen den Silbersträhnen. Er sah Marcus intensiv an, ehe er versuchte, aus seinem begrenzten Blickwinkel der Kamera hinaus etwas zu erkennen. »Sie hatten doch nicht zufällig irgendetwas damit zu tun, oder? Schließlich besteht ja da diese beunruhigende Verwandtschaft …« Oh Gott. Marcus warf einen raschen Blick auf seinen Sohn, der gerade die Hände gehoben hatte. »Entschuldigung«, wisperte Alex. »Meine Kamera … Wir haben die Aufzeichnungen mit halbstündiger Verzögerung live in unserem Blog übertragen. Jedenfalls, bis das Chaos losbrach.« Marcus massierte gestresst seine Schläfen. Er schloss die Augen und holte tief Luft, bevor er sich wieder dem Monitor zuwandte. »Sir, ich hatte wirklich keine Ahnung davon.« »Da bin ich mir sicher.« DeKirk zog sich vor seiner Kamera zurück und grinste diebisch. »Wirklich. Alex ist hier bei mir. Er wurde gefangen genommen, und ich kläre das mit ihm auf die harte Tour oder …« Er sah seinen Sohn abermals an. »… indem ich ihn den Behörden ausliefere, falls es erforderlich ist.« »Darüber entscheiden wir später«, erwiderte DeKirk, »je nachdem, wie sich die Situation entwickelt und auf welche Art und Weise die russische Seite reagiert. Ich hörte, es gab Todesopfer?« »Bedauerlicherweise ja«, gestand Marcus. »Es war Alex’ Kollege, um genau zu sein, und …« Er suchte den Blick seines Sohnes. »… die russischen Forscher?« »Ich bin mir nicht sicher, ob es sich wirklich um Forscher gehandelt hat«, entgegnete Alex, der jetzt neben den Schreibtisch trat, damit DeKirk und er einander sehen konnten. »Ich weiß nicht genau, ob sie … normal waren. Sie kamen mir einfach merkwürdig vor. Da unten ist irgendetwas passiert, Sir …« »Was ist passiert?«, fragte DeKirk, der nun hellhörig wurde. »Ich kann es nicht genau erklären, aber ich wollte gerade mit meinem Vater darüber sprechen. Der See dort unten, die Bakterien oder Mikroorganismen … Sie können nicht erwarten, dass es überhaupt kein Nachspiel hat, wenn Sie etwas, das Millionen von Jahren alt ist, einfach so gegenwärtigen Lebensbedingungen aussetzen. Tony und ich, wir kamen her, um eine heimische Spezies zu beschützen, doch nach dem, was ich dort unten gesehen habe, und infolge dessen, was es, glaube ich, mit Tony getan hat, als es in seine Wunden eindrang … Ich weiß nicht, es zeigte rasch Wirkung, und etwas …« DeKirk nickte in eine Richtung abseits der Kamera und hielt nun lediglich eine Hand hoch. »Schon gut, junger Freund, Ihre Besorgnis wurde zur Kenntnis genommen, aber wir untersuchen die Mikrobewohner des Sees nun schon seit mehreren Monaten. Folglich wissen wir genau, womit wir zu tun haben, und deshalb besteht kein Grund zur Sorge.« Marcus wunderte sich. Wir untersuchen sie? Das war ihm neu, und soviel er wusste, gab es außer ihm auch keinen anderen richtigen Wissenschaftler auf der Basis. Beim restlichen Personal handelte es sich entweder um Techniker, die speziell auf diesen Einsatz zugeschnittene Gerätschaften bedienten, oder zupackendes Fußvolk, also Söldner – eine Mannschaft ehemaliger Militärdienstleister, die über DeKirk angeheuert worden war, aber offiziell auf der Grundlage eines Vertrags für Exploration und Polarforschung mit der amerikanischen Regierung arbeiteten. Falls jemand Untersuchungen im Wasser durchführte, dann nicht Marcus. Log sein Auftraggeber also, oder ließ er den Paläontologen einfach nur im Ungewissen? »Aber Sir …« »Alex, stopp.« Marcus wandte sich wieder dem Bildschirm zu. »Passen Sie auf, die Männer sind bereit, und wir stehen kurz vor unserem Ziel, sollten aber vielleicht wirklich auf ihn hören. Warten wir doch noch ein, zwei Tage; gehen sicher, dass wir nicht tief in einem internationalen Konflikt stecken und – was weiß ich? – nicht irgendetwas zutage fördern, das uns über die Köpfe hinauswächst.« »Uns wächst nichts über die Köpfe.« Nie zuvor hatte Marcus eine so überzeugte Aussage gehört. Er seufzte. »Ich meine nicht einmal die Mikroben, aber dies ist der erste gut erhaltene Prüfkörper, der aus einer Zeit vor über fünfundsechzig Millionen Jahren stammt. Wer weiß, welche Viren oder Bakterien er vielleicht in sich trägt? Wir können ihn noch nicht bergen, denke ich.« »Ich bezahle Sie nicht dafür, dass Sie denken«, schoss DeKirk aufgebracht zurück. »Zumindest nicht über so etwas. Sie haben Ihren Teil Kopfarbeit geleistet und uns so weit gebracht, wofür Sie auch großzügig entlohnt werden. Geld und Ruhm sind erst der Anfang; ich übernehme die volle Verantwortung für alles Weitere, und wir werden es unter Verschluss halten. Wir verfügen über alle notwendigen Mittel, um biologische Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Mein Tanker nimmt gerade bereits Kurs auf den Hafen. Wir werden vor Ort sein, ehe Sie mit der Bergung des Exponates fertig sind. Ich habe den Frachtraum bereits ausbauen lassen, um es unter biologisch optimalen Sicherheitsbedingungen lagern und nicht nur den Verwesungsprozess aufhalten zu können, sondern auch die Ausbreitung jeglicher möglicher Krankheitserreger.« DeKirk grinste, während er so dicht vor seine Kamera rückte, dass sein Gesicht den gesamten Monitor ausfüllte. »Dr. Ramirez, so einen Fund macht man höchstens einmal im Leben! Diese Leistung stellt sie auf die gleiche Stufe wie Kolumbus und Neil Armstrong. Sie werden als Pionier neuer Welten in die Geschichte eingehen!« Alex rückte näher. »Aber der T-Rex … ich habe gesehen, dass er verletzt gewesen ist. In seiner Haut klafften tiefe Löcher, wo Fleisch herausgerissen war. Jetzt könnte er mit dem gleichen Erreger infiziert sein – was immer es auch genau ist – wie mein Freund und die Russen …« »Warum redet diese Person immer noch?«, echauffierte sich DeKirk. »Ich überlege mir, glaube ich, gerade noch einmal, ob wir den Russen die Nervensäge nicht vielleicht doch übergeben sollten. Pfeifen Sie Ihren Sohn zurück, Marcus!« »Jawohl, Sir, aber ich finde wirklich, dass wir uns in dieser Sache noch ein wenig gedulden sollten. Wie wäre es, wenn wir den
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