JURASSIC DEAD. David Sakmyster

JURASSIC DEAD - David Sakmyster


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Alex beschloss, das Gespräch auf ein Thema zu lenken, in dem er eine Chance hatte: »Sag mal, hast du in letzter Zeit etwas von Mom gehört?«

       Marcus verkrampfte und – Alex konnte sein Spiegelbild in der Scheibe sehen – zuckte zusammen. »Ironischerweise ja. Erst gestern.«

       »Oh, wie steht es um ihre Gesundheit?«

       »Du kennst doch deine Mutter, sie spricht über die Probleme aller anderen Leute, aber nicht über ihre eigenen.«

       »Na gut, dann kann ich dir die Antwort ja geben: Ihr geht es nicht gut!«

       Marcus nickte. »Das dachte ich mir schon, aber woher weißt du das? Alle Fragen, die sie mir stellte, zielten auf dich ab. Anscheinend hat sie seit mindestens einem Jahr nichts von dir gehört.« Er betrachtete Alex mit einem düsteren Blick. »Folglich sparst du dir deine Gleichgültigkeit nicht nur für deinen treulosen Vater auf, was?«

       »Die Unterstellung ist ungerecht.«

       Marcus zuckte mit den Achseln. »Egal, ich lasse mich nicht auf diese Konversation ein, nicht jetzt. Ich habe ihr erzählt, du würdest dich voraussichtlich irgendwo in Haft befinden und dann entweder einen oder beide Elternteile brauchen, um dich auszulösen; ich hätte allerdings nie gedacht, dass es hier sein würde.« Er seufzte. »Was in Gottes Namen hast du dir dabei nur gedacht?«

       »Ich wollte das auffälligste Zeichen setzen, für den lautesten Knall sorgen … unter den gegebenen Umständen. Dich bloßstellen …«

       »Ja, ist gut, ich verstehe schon: All der Kommerz und die weltweite Heuchelei, aber musste es gerade hier sein? Jetzt? Ihr hattet doch keine Ahnung, wer der Finanzgeber dieser Operation ist.«

       Alex verschränkte seine Arme vor der Brust. »Oh, wir waren wir uns recht deutlich bewusst, wie du mit jemandem angebandelt hast, der zu den schlimmsten Unmenschen überhaupt gehört und dabei sogar noch den Wohltäter mimt.«

       »DeKirk kommt für die Rechnungen auf, und dies hier … dies hier ist redliche Arbeit, verdammt – wichtige Arbeit.«

       »Im Gegensatz zu dem, was ich tue, nicht wahr?«

       Marcus schloss die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, was du gerade tust, mein Sohn – abgesehen davon, dass du ständig in Schwierigkeiten gerätst und dein persönliches Umfeld dabei mit ins Elend reißt.«

       Diese Kritik tat weh, vor allem weil sie Alex’ Schuldgefühle, Tony zurückgelassen zu haben, noch mehr steigerte, weshalb er nicht konterte. Stattdessen entschied er sich dazu, wieder auf unbekanntes Terrain umzuschwenken, bei dem er wenigstens nicht im Kreuzfeuer stand. »Verrätst du mir, wo die anderen sind? Die Cryos oder wie er sie genannt hat.«

       Marcus zeigte auf ein paar gewöhnlich aussehende Schiffscontainer, die am Rand der Grube standen. »Schon verpackt und reisefertig gemacht.«

       Nun stieß Alex einen Pfiff aus. »Befanden sie sich im gleichen Zustand? Waren sie genauso gut erhalten?«

       »Ja, das sind sie – Fleisch auf Knochen. Sie steckten in denselben Schichten, wobei ich eine Theorie bezüglich der Bissspuren und Risse habe, die du an dem T-Rex gesehen hast. Sie könnten von diesen kleinen Rackern stammen.«

       »Du meinst, sie seien noch nicht geschlechtsreif gewesen?«

       »Richtig, davon gehen wir anhand ihrer Knochenstruktur und generellen Eigenheiten aus. Sie waren nur zwanzig Fuß lang und eine Tonne schwer; frühe Jura … die einzigen fleischfressenden Dinosaurier, die aus jener Zeit entdeckt worden sind, bis auf … na ja, unseren anderen Freund dort unten. Cryos, wie du gerade gesagt hast, haben einen Knochenkamm auf ihren Nasenbeinen und waren vermutlich in der Lage, ihre Farbe zu Paarungs- oder Kampfzwecken zu verändern. Das sind ausgesprochen spannende Anschauungsexemplare und ich kann kaum erwarten, sie eingehend zu untersuchen, falls mir DeKirk diese Ehre weiterhin zuteilwerden lassen möchte.«

       Alex zog seine Schultern hoch. »Tut mir leid, dich fast daran gehindert zu haben, dir die Zeit mit deinen Spielsachen zu vertreiben.«

       »Alex …«

       »Nein, hör mir zu, ich … Moment mal, was ist denn da los?« Er zeigte auf die Kräne, die ins Stocken geraten waren und ruckartig erst in die eine und dann in die entgegengesetzte Richtung schnellten. Die Scheinwerfer wurden gedreht und ihre Kegel nach unten gelenkt, wo sie schließlich schnell hin und her huschten.

       »Oh, scheiße«, fluchte Marcus und eilte hinter seinen Schreibtisch, wo er die Monitore betrachtete, um die Situation einschätzen zu können – ein Gewirr aus Bildern und Gesichtern. Die Trossen an den Winden spannten sich, und der Leib auf der Plattform trudelte haltlos, wobei Männer hinuntergerissen wurden, sich aber zum Glück noch teilweise festhalten konnten.

       »Das sieht nach einer Auseinandersetzung aus«, sagte er und griff zu seinem Mikrofon.

       »Nein«, widersprach Alex, »hol deine Leute da raus. Das sind … die Anderen.«

       »Wer?«

       »Diese … ich weiß nicht; die Russen.«

      8

       »Ich gehe hinaus.« Marcus’ Stimme hörte sich ausdruckslos an, während er versuchte, dem undeutlichen, hektischen Geschehen auf den Bildschirmen folgen zu können.

       Was zum Kuckuck geht dort unten vor sich? Ja, es musste eine gewaltsame Auseinandersetzung sein. Er bekam einen trockenen Mund und stellte fest, dass er sich nicht vom Fleck bewegen konnte. Auf so etwas war er nicht vorbereitet gewesen; er kannte die Verhaltensregeln in solchen Situationen nicht. Diese Männer, die Soldaten … DeKirk … wo sollte er nur anfangen? Was konnte er in dieser Situation überhaupt unternehmen? Augenblicke später beantwortete sich diese Frage aber von selbst, als ein anderer Instinkt das Heft übernahm. »Ich gehe raus«, entgegnete Alex, der schon zur Tür stürzte, und sich die Jacke seines Vaters von einem Haken schnappte. »Nein, du gehst nicht!«, rief Marcus, doch der Junge hatte die Tür bereits aufgeworfen. Er zog sich rasch die Kapuze über und nahm die Handschuhe aus den Taschen. »Keiner außer mir weiß, was uns hier erwartet.« »Außer dir? Willst du jetzt etwa den Soldaten im Kampfeinsatz markieren?« »Nein«, schrie er gegen den brausenden Wind an, während er auf der Metalltreppe vor der Tür verharrte. »Ich bin nur jemand, der sich ständig zur falschen Zeit am falschen Ort aufhält.« Dann war er verschwunden. Marcus zögerte kurz, lief nun aber zu einem Schrank, wo er sich anschickte, in eine seiner Ersatzjacken zu schlüpfen, und sich für den Abstecher nach draußen wappnete. Als er fertig war, steckte er sein Telefon ein und rannte seinem Sohn hinterher.

      ***

      Unten an der Grabungsstätte hetzte Alex um einen der Schiffscontainer herum und warf einen misstrauischen Blick darauf, als rechne er damit, dass jede Sekunde irgendetwas mit ellenlangen Zähnen und fauchend aufgesperrtem Maul durch den Metalleingang brechen würde.

       Schüsse fielen und hallten von den Gletscherwänden durch den pfeifenden Wind wider, was Alex augenblicklich zurück in die Gegenwart brachte. Hier war er wieder – immer noch in diesen verboten bequemen Pantoffeln – und hastete über das Packeis auf die Kante zu. Dabei schrie er und ruderte wild mit den Armen, um die Männer am Rand des Lochs, deren Umrisse sich im changierenden Scheinwerferlicht abzeichneten, auf sich aufmerksam zu machen.

       Mindestens ein Dutzend Soldaten standen dort herum, zielten und bemühten sich um einen ungehinderten Schuss auf das, was sich in der Grube befand.

       Dann war auf einmal Marcus da, lief neben Alex her und winkte ebenfalls mit beiden Armen. »Nicht feuern! Sie dürfen das Exponat auf keinen Fall beschädigen!«

       Dad, war Alex geneigt, zu sagen, es wurde schon zur Genüge beschädigt, da machen ein paar Kugeln auch nichts mehr aus. Dann dachte er, wie es sich, falls dem so war, überhaupt noch hatte bewegen können? Solche Verletzungen hätten es getötet – wenn es nicht sowieso schon während der inzwischen vergangenen Jahrmillionen geschehen wäre.

       Einer der Fußsoldaten, der einen weißen Tarnoverall trug, drehte sich um und legte mit seinem M5 darauf an, als die beiden endlich zum Stehen kamen.

       »Zurücktreten, Zivilisten. Dies ist nun ein Militäreinsatz!«

       »Ein


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