Touched: Süchtig nach dir. Lea Mayance
Aber ich werde in Wiesbaden wohnen.«
Gretas Herz hüpfte. Heißt das etwa, dass wir uns vielleicht sehen werden?
»Du sagst ja gar nichts«, meinte Connor.
»Sorry. Ich bin ein bisschen überrascht.«
»Positiv, hoffe ich?«
»Natürlich. Ich freue mich, dass du schon so bald wieder hier bist.«
»Dann sehen wir uns?«, fragte er.
»Ja, das wäre wirklich schön.«
»Prima, ich schreibe dir, wo ich wohnen werde und wann ich ankomme. Ich freue mich auf dich. Gute Nacht, Greta. Und lass mich wissen, wenn ich irgendetwas für dich tun kann.«
»Mache ich. Ich freue mich auch. Gute Nacht, Connor.«
Greta saß eine Weile auf dem Bett und überlegte. Ihre Affäre mit Connor war scheinbar noch nicht zu Ende. Sie spürte, wie ein Glücksgefühl durch ihren Körper floss.
Als Greta am nächsten Morgen vom Weckton des iPhones wach wurde, brauchte sie einen Moment, um zu realisieren, warum sie im Gästebett ihrer Eltern lag. Aber dann fiel ihr schlagartig alles wieder ein. Wäre ich nur zu Hause geblieben! Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Sie war nicht bereit für den Kampf mit Felix, die Auseinandersetzungen, die es unzweifelhaft geben würde. Gleichzeitig musste sie noch für Tom da sein, ihn trösten, Erklärungen liefern, Lösungen finden. Und dann war da noch Connor. Ihr gingen so viele Gedanken durch den Kopf, dass sie sich gar nicht richtig darüber freuen konnte, dass sie ihn wiedersehen würde.
Greta quälte sich aus dem Bett. Es war schon kurz nach sieben und sie wollte ja mit Tom frühstücken. Sie schlüpfte in ihre Jeans und trottete barfuß in die Küche.
»Guten Morgen zusammen«, sagte sie und versuchte, gut gelaunt zu klingen.
»Moin«, sagte Tom und biss in seinen Nutellatoast.
»Guten Morgen, Greta«, sagte auch ihr Vater und blickte von seiner Zeitung auf.
»Guten Morgen. Zieh dir doch mal ein paar Socken an, du erkältest dich noch«, sagte ihre Mutter mit Blick auf ihre Füße.
»Ja, Mama«, antwortete Greta und seufzte. Für diesen Kampf hatte sie derzeit keine Muße. Also ging sie zurück ins Gästezimmer und zog ihre Socken an.
»Kaffee?«, fragte ihre Mutter, als Greta sich an den Tisch setzte.
»Unbedingt.«
»Was möchtest du frühstücken? Ich kann dir ein paar Rühreier machen …«
»Danke, aber ich habe gar keinen Hunger.«
»Du musst was essen! Wenigstens einen Toast.«
»Okay, dann einen Toast.«
Greta wunderte sich, dass ihre Mutter so zuvorkommend war. Entweder hatte sie eingesehen, dass jetzt nicht der rechte Zeitpunkt war, um ihr Vorhaltungen zu machen, oder aber, und das war ihre Vermutung, ihr Vater hatte mit ihrer Mutter geredet.
Tom schien sich gefangen zu haben, worüber sie sehr froh war, auch wenn sie nicht in seinen Kopf hineinschauen konnte. Er diskutierte mit seinem Opa über das letzte Spiel von Mainz 05, während er den nächsten Toast in sich hineinstopfte.
»Was willst du jetzt machen mit der ganzen Misere?«, fragte ihre Mutter.
»Nicht jetzt, Mama«, entgegnete Greta und blickte vielsagend zu Tom.
Als Tom sich auf den Weg zur Schule gemacht hatte, ging Greta zurück ins Gästezimmer, setzte sich auf das Bett und rief Jeanette an. Während sie ihr alles berichtete, brach sie in Tränen aus. Jeanette ließ sie erzählen und sich ausheulen. Sie pflichtete Greta bei, dass Felix der größte Mistkerl sei, den sie kenne, und dass es ja wohl das Letzte sei, seine Frau oder überhaupt irgendjemanden zu schlagen.
»Hör zu, Süße, ich habe heute Spätdienst und muss erst um zwei in der Redaktion sein. Ich kann also mit dir nach Hause kommen, wenn du nicht alleine gehen willst«, sagte Jeanette schließlich.
»Ich wäre dir echt dankbar, denn ehrlich gesagt habe ich ein wenig Schiss, Felix gegenüberzutreten.«
»Wir treffen uns in einer Stunde bei dir vor dem Haus. Keine Sorge, wir werden das schon hinbekommen. Und Kopf hoch … du hast ein neues Date mit Connor O’Bannion.«
Felix war zu Hause, wie sein Auto vor der Tür verriet. Als selbstständiger Unternehmensberater war er zwar viel unterwegs oder im Büro in der Stadt, erledigte aber auch oft Schriftsachen im Homeoffice. Es wäre ihr eigentlich lieber gewesen, ihn nicht anzutreffen, aber irgendwann musste sie ihm gegenübertreten und jetzt hatte sie wenigstens Jeanette als Rückendeckung dabei. Sie blieb im Auto sitzen und wartete auf ihre Freundin.
Wie meistens war Jeanette einige Minuten zu spät und fuhr mit einem rasanten Schlenker in die große Parklücke hinter Gretas Auto. Die beiden stiegen aus und gingen aufeinander zu.
»Oh mein Gott, wie siehst du denn aus?«, sagte Jeanette erschrocken und umarmte Greta, deren Augen sich sofort wieder mit Tränen füllten.
Ich bin im Moment echt nah am Wasser gebaut, dachte Greta und schniefte. »Geht schon wieder«, sagte sie.
»Na komm, dann wollen wir mal«, meinte Jeanette und schob sie in Richtung Hauseingang.
Als Greta die Eingangstür öffnete, stand Felix schon im Flur, als ob er auf sie gewartet hätte.
»Greta, was gestern passiert ist, tut mir leid. Ich …« Er sah Jeanette hinter ihr stehen und stutzte. »Was soll das denn jetzt?«
Greta hörte seine Erregung und den aufkeimenden Ärger in seiner Stimme. »Verstärkung. Damit du mich bei dem, was ich dir zu sagen habe, nicht wieder angreifst«, erklärte Greta ihm bissig und resolut zugleich. Sie wollte stark wirken und war keineswegs gewillt, den Schlag so einfach mit einer Entschuldigung abzutun.
»Können wir ins Wohnzimmer gehen und wie normale Menschen miteinander reden?«, meinte Jeanette.
Felix nickte, aber er machte ein skeptisches Gesicht und zog den linken Mundwinkel nach unten.
Greta bereitete für Jeanette und sich zunächst einen Espresso zu. Während die Mühle des Kaffeeautomaten röhrte, überlegte sie, wie sie das Gespräch mit Felix anfangen sollte. Ach was, keine Umschweife, raus damit.
Greta brachte die Tassen ins Wohnzimmer und stellte sie auf den Tisch. Dann holte sie tief Luft. »Felix, ich möchte, dass du ausziehst.«
»Wie bitte?« Er schaute sie entgeistert an.
»Du hast schon richtig verstanden. Bitte nimm dir vorübergehend ein Hotelzimmer. Ich möchte dich im Moment nicht in meinem Haus haben und bin am Überlegen, ob ich dich wegen Körperverletzung anzeigen soll. Und die Scheidung werde ich in Kürze bei meinem Rechtsanwalt einreichen.«
Felix saß wie versteinert auf dem Sessel. Nur sein linkes Auge zuckte nervös. »Gut, ich werde gehen«, sagte er nach einer längeren Pause. »Aber Tom wirst du nicht bekommen, das schwöre ich dir.«
Greta schnürte es für einen Moment den Hals zu, aber sie wollte sich jetzt nicht einschüchtern lassen. »Vorerst wird er hier bei mir bleiben. Über alles Weitere entscheidet der Richter. Oder Tom, schließlich ist er alt genug«, sagte sie bestimmt.
»Na gut. Aber glaube ja nicht, dass ich dir nur einen Cent Unterhalt zahle.« Felix stand auf und ging die Treppe hinunter in sein Zimmer. Kurz darauf verließ er wortlos mit einer kleinen Reisetasche das Haus.
»Na, das ging ja einfacher als gedacht«, sagte Jeanette.
»Ich weiß nicht. Ich traue dem Frieden nicht«, meinte Greta.
Sie sollte recht behalten. Felix kam bereits am nächsten Vormittag mit dem Brief seines Anwalts in der Hand zurück, der eigentlich ein guter Freund von ihnen beiden war. Ein gewisser Triumph lag in seinem Blick. Demnach durfte Greta, obwohl sie die Hauseigentümerin war, Felix nicht einfach fristlos