Touched: Süchtig nach dir. Lea Mayance

Touched: Süchtig nach dir - Lea Mayance


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habe keine Ahnung. Aber Felix wird auf jeden Fall ausziehen.« Greta hatte das Haus, in dem sie wohnten, von ihrer Patentante geerbt. Sie konnte Felix also hinauswerfen und sie würde es tun, ohne mit der Wimper zu zucken. Wieder vibrierte ihr Handy. Ein kurzer Blick genügte: Felix.

      »Na ja, schlaf mal drüber. Vielleicht lässt es sich ja wieder einrenken«, meinte ihre Mutter.

      »Du hast es immer noch nicht kapiert! Da gibt es nichts mehr einzurenken. Es ist vorbei. Ich würde ihn am liebsten nie wiedersehen«, schrie Greta erregt.

      »Das mit dem Schauspieler wird doch bestimmt nichts. Wenn der wieder in Amerika ist, kannst du das sowieso vergessen. Der wollte eine schöne Nacht – und die hat er gekriegt.«

      Es bestürzte Greta, wie kalt ihre Mutter manchmal sein konnte, und sie hatte Angst, selbst so zu werden. Sie erschrak jedes Mal, wenn sie Tom einmal heftiger zurechtwies, weil sie dann dachte: Oh Gott, ich bin schon wie sie. Das Gefühl war immer präsent, egal, ob sie ihn anmeckerte, weil er mit einem Keks krümelnd durchs Treppenhaus lief oder weil er sein schmutziges Geschirr nicht wegräumte. Und jetzt hatte Tom alles mitbekommen und sie fühlte sich noch mieser. Ich muss heim zu ihm, dachte Greta und merkte, wie sich Panik in ihr ausbreitete.

      Sie zuckte zusammen, als das Festnetztelefon klingelte. Ihr Vater nahm das Gespräch entgegen.

      »Was willst du?«, hörte Greta ihn in grimmigem Ton sagen, und es war ihr sofort klar, dass Felix am anderen Ende der Leitung war. »Lass dich hier nicht blicken. Sie bleibt über Nacht hier.« Einen Moment lang hörte er offenbar Felix zu, dann entgegnete er: »Sie will jetzt aber nicht mit dir sprechen. Jetzt lass sie gefälligst mal zur Ruhe kommen.«

      Greta war ihrem Vater dankbar, dass er ihr Felix vom Hals hielt. Ihr Handy hatte mittlerweile so oft vibriert, dass sie sicherlich zehn Anrufe von ihm auf der Mailbox hatte. Aber Tom war noch zu Hause und bestimmt war er total verstört. Wenn sie über Nacht bei ihren Eltern blieb, musste sie sich schnell etwas einfallen lassen. Sie bedeutete ihrem Vater, dass sie ihm etwas sagen müsse. Er umklammerte die Sprechmuschel mit seiner Hand, damit Felix nicht mithören konnte.

      »Paps, kannst du Tom bitte abholen?«, flüsterte sie.

      Er nickte. »Hör zu, Felix, ich glaube, es wäre gut, wenn Tom für den Moment zu uns kommen würde. Kannst du ihn fragen, ob er das gerne möchte?«

      Wieder hörte ihr Vater Felix zu und sagte dann zu Greta: »Felix fragt Tom, ob ich ihn holen soll.«

      Gespannt wartete Greta auf die Antwort. Würde Tom zu ihr kommen wollen? Oder würde Felix versuchen, ihn dahingehend zu beeinflussen, dass er bei ihm blieb?

      »Okay, dann komme ich so in zwanzig Minuten vorbei«, sagte ihr Vater, nachdem einige Zeit verstrichen war, und legte auf.

      Sie atmete erleichtert durch.

      Greta hatte gerade einen frischen Kühlpack für ihre Schwellung aus dem Eisfach geholt, als ihr Vater mit Tom zurückkam. Er sah durcheinander aus und ließ sich bereitwillig von ihr in den Arm nehmen. Ihr Vater schob seine Frau aus dem Zimmer und ließ sie beide allein.

      »Mein Schatz, es tut mir leid. Alles wird gut«, murmelte Greta und merkte, dass er weinte. Sie musste daran denken, wie sie ihn früher als kleinen Jungen getröstet hatte, wenn er sich wehgetan hatte, und selbst wenn er jetzt keine körperlichen Schmerzen hatte, so war doch seine Seele verletzt. Es hat keinen Zweck, jetzt mit ihm zu sprechen. Er ist viel zu aufgewühlt.

      Als er sich nach einer Weile beruhigte, wischte sie ihm mit dem Daumen die Tränen von der Wange und schlug vor, Pfannkuchen für alle zu machen. Tom nickte und schluchzte noch einmal. Aber wenigstens hellte sich sein Gesicht ein wenig auf.

      Greta war froh über die Ablenkung: Sie bat ihre Mutter um Zucker, Eier, Milch und Mehl und rührte dann, ohne groß nachdenken zu müssen, den Teig zusammen. Tom schälte währenddessen zwei Äpfel, damit sie Apfelringe in den dicken, sämigen Teig geben und mitbacken konnten. So hatte schon Gretas Uroma die Äppelplätzchen gemacht und so mochten sie sie alle am liebsten.

      Greta stand am Herd und backte die kleinen runden Pfannkuchen, während ihre Eltern und Tom schon die erste Fuhre aßen. Sie hatte keinen Appetit, ihre Wange schmerzte immer noch höllisch und sie fühlte sich wie ein geschundener Hund. Zudem hatte sie keine Ahnung, wie ihr zukünftiges Leben aussehen würde. Greta hatte Angst vor einer Scheidungsschlacht, denn Felix würde sicherlich alle Register ziehen, um ihr keinen Unterhalt zahlen zu müssen. Aber wenigstens gehörte ihr das Haus allein. Doch sie und Felix hatten einiges an Zeit und Geld in die Renovierung investiert, und darüber würden sie reden müssen. Da Felix gut verdiente, hatten sie eine ordentliche Summe gespart, und Greta ging deshalb davon aus, dass sie Felix mit ihrem Anteil ausbezahlen konnte. Was sie als freie Autorin monatlich verdiente, würde zum Leben reichen, aber große Sprünge würde sie nicht damit machen können. Sie musste dringend einen Anwalt suchen, um ihre Rechte abzuklären.

      »Komm, ich backe mal weiter. Jetzt setz dich doch mal hin und iss was«, riss Gretas Mutter sie aus ihren Gedanken.

      Sie setzte sich zu Tom und aß ihm zuliebe mit Mühe zwei Äppelplätzchen.

      Nachdem die Küche wieder in Ordnung gebracht war, spielten sie und Tom Mühle gegeneinander. Greta war nicht bei der Sache, und so gelang es Tom, sie mehrmals zu schlagen.

      »Mama, so macht das keinen Spaß. Du musst dir mehr Mühe geben«, motzte er.

      »Tut mir leid, Tom. Ich kann mich nicht richtig konzentrieren.«

      »Schon gut. Wenn ich ehrlich bin, ich mich auch nicht.«

      Sie schenkte ihm einen liebevollen Blick.

      Nach dem Abendbrot schaute Greta mit Tom und ihren Eltern noch einen älteren Tatort, der im Dritten ausgestrahlt wurde. Sie war so müde, dass sie im Sitzen auf der Couch einschlief und erst wach wurde, als ihr Kopf zur Seite kippte.

      »Ich glaube, ich muss ins Bett«, murmelte sie und stand auf.

      Schlaftrunken putzte sie ihre Zähne, wusch ihr Gesicht und ließ sich von ihrer Mutter Bettwäsche und ein T-Shirt zum Schlafen geben. »Gute Nacht, Tom. Soll ich dich morgen früh zur Schule fahren?«

      »Nein, ist schon okay, ich fahre mit dem Bus.«

      »Okay.« Greta nickte. »Aber ich stehe auf und frühstücke mit dir. Sieben Uhr?«

      »Passt«, sagte Tom knapp, der jetzt wissen wollte, wer der Mörder war.

      »Gute Nacht, Mama und Papa.«

      »Schlaf gut«, sagten ihre Eltern unisono.

      Während sie gerade ihr Bett im Gästezimmer bezog, klingelte ihr Handy erneut. Entnervt schaute Greta auf den Bildschirm, aber es war nicht Felix, der anrief. Sie nahm das Gespräch mit zitternden Fingern an.

      »Hallo, Greta. Ich bin’s, Connor. Ich habe mir schon Sorgen gemacht, weil du vorhin nicht geantwortet hast«, sagte er. »Ich wollte wissen, ob du gut heimgekommen bist.«

      »Ja, bin ich, lieb, dass du fragst. Tut mir leid, dass ich nicht drangegangen bin. Es gab einen … Vorfall.«

      »Was ist passiert?« Connor klang alarmiert.

      Sie erzählte ihm in Kürze, was passiert war. Kurz überlegte sie, ob sie den Schlag verschweigen sollte, aber sie wollte ihm gegenüber ehrlich sein.

      »Son of a bitch!«, fluchte Connor. »Ich habe nächstes Wochenende zwei Tage drehfrei und werde nach Deutschland kommen. Ich werde mir diesen Feigling vorknöpfen.«

      Wieso kümmert ihn das? »Nein. Das würde alles nur noch schlimmer machen. Er wird mich nicht mehr schlagen, ganz sicher.« In Wirklichkeit war sie sich jedoch gar nicht so sicher. Felix konnte ziemlich jähzornig werden, und sie hatte sogar ein wenig Angst, ihm wieder gegenüberzutreten. Sie hatte keine Lust, die Hauptrolle in einem dieser Familiendramen zu spielen, von denen man immer wieder in der Zeitung las.

      »Versprich mir, dass du auf dich aufpasst und ihm aus dem Weg gehst.«

      »Ich


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