Touched: Süchtig nach dir. Lea Mayance

Touched: Süchtig nach dir - Lea Mayance


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ihre Aufmerksamkeit wie ein sympathisches Lächeln oder schöne Hände.

      Greta wusste nicht, was sie sagen sollte, und kramte stattdessen in ihrer Tasche nach ihrer Sonnenbrille. Sie setzte sie auf, schaute kurz auf ihr Handy und zog einen Lipgloss hervor, um sich die Lippen nachzuziehen. Sie fühlte sich von ihm beobachtet, konnte jedoch wegen seiner Sonnenbrille nicht einschätzen, wo er tatsächlich hinschaute.

      Der Kellner brachte die Getränke – zwei Latte macchiato. Beide schauten zu, wie der Mann die Getränke von seinem Tablett auf den Tisch stellte, und bedankten sich.

      Der Amerikaner nippte an dem Glas. »Wirklich gut, der Kaffee«, sagte er.

      »Ja, ich weiß.«

      »Also kommen Sie öfter hierher?«

      »Ja, es ist mein Lieblingscafé.«

      Er nickte und schaute weg. Gespräch beendet.

      Es war nicht ihre Art, einem Fremden ein Gespräch aufzudrängen, und er schien seine Ruhe haben zu wollen und rührte abwesend in seinem Latte macchiato herum, sodass sich die Milch und der Espresso zu einer hellbraunen Flüssigkeit vermischt hatten. Aber tatsächlich fand sie ihn interessant und war neugierig, ob sie noch mehr über ihn in Erfahrung bringen konnte. Leicht nervös und mit kratziger Stimme fragte sie: »Sind sie schon lange in der Stadt?«

      »Bin gestern angekommen«, antwortete er einsilbig, ohne sie dabei anzuschauen.

      »Und wie lange bleiben Sie?«

      »Bin morgen wieder weg.«

      »Hm, kurzer Besuch für einen so weiten Weg. Sie kommen doch aus Amerika, oder?«

      »Ja, ich lebe in den Staaten. Ich habe aber noch etwas hier in Deutschland zu erledigen.«

      »Beruflich?«

      »M-hm«, brummte er zustimmend und ließ den Blick über den Platz schweifen.

      »Was ist Ihr Beruf?« Nach seinem Outfit zu urteilen, war er kein Geschäftsmann, aber man konnte nie wissen. Sie registrierte, wie er zögerte.

      »Ich bin Schauspieler.«

      »Oh, Schauspieler! Tatsächlich? Sollte ich Sie kennen?«

      »Kommt drauf an.«

      »Worauf?«

      »Ob Sie mal einen Film oder eine Serie mit mir gesehen haben.«

      »Wie ist denn Ihr Name?«

      Er zögerte erneut. »Connor O’Bannion.«

      Beinahe hätte sie sich an ihrem Latte macchiato verschluckt, an dem sie gerade genippt hatte. »Connor O’Bannion? Sorry, aber … Sie sehen ihm gar nicht ähnlich. Ich habe kürzlich in die neue Serie reingeschaut, in der er mitspielt …«

      »Nun ja, ich bin es aber. Glauben Sie, was Sie wollen«, sagte er und zuckte mit den Schultern.

      »Sicher, und Connor O’Bannion sitzt hier mit mir und trinkt Kaffee.« Sie schüttelte den Kopf.

      »So ist es.«

      »Ach, kommen Sie. Sie nehmen mich auf den Arm. Was um Himmels willen sollte Connor O’Bannion hier machen? In Berlin, Hamburg, Köln – ja, vielleicht, aber doch nicht in Mainz.«

      Zum ersten Mal wandte er sich ihr direkt zu und schaute sie durch seine dunkle Sonnenbrille an. »Warum denken bloß alle Leute, Schauspieler, Sänger oder Politiker hätten kein Privatleben? Könnte es denn nicht sein, dass Connor O’Bannion einen Freund hat, der auf der Airbase in Wiesbaden stationiert ist? Könnte es nicht sein, dass die beiden sich nach drei Jahren mal wieder treffen wollten, der Freund aber kurzfristig abkommandiert wurde? Ist das so unwahrscheinlich?«

      »Ähm … nein, natürlich nicht«, meinte sie schnell. Bis jetzt hatte sie noch alles als einen Scherz aufgefasst, aber sein ernster Gesichtsausdruck, sein ärgerlicher Ton und die Tatsache, dass er den amerikanischen Flugplatz kannte, ließen ihre Zweifel schwinden. Sie runzelte die Stirn. Kann das sein? So etwas passiert doch nur in kitschigen Filmen. »Dann nehmen Sie doch einfach mal Ihre Kappe und Ihre Brille ab und zeigen Sie Ihr Gesicht«, schlug sie vor.

      »Ich bin doch nicht verrückt, dann habe ich hier keine ruhige Minute mehr.«

      »Ist das nicht ein bisschen übertrieben? Schließlich sind Sie nicht der amerikanische Präsident. Kommen Sie, nur ganz kurz. Sonst glaube ich Ihnen nicht, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen habe.«

      Betont langsam setzte er seine Ray-Ban ab.

      Sie schaute in zwei blaue Augen … oder waren sie eher grün? Er nahm die Baseballkappe vom Kopf. Die dunkelblonden Haare waren plattgedrückt, aber vor ihr saß leibhaftig Connor O’Bannion. Er sah anders aus als in der Serie, die sie kürzlich gesehen hatte, was sicher daran lag, dass er die Haare jetzt länger trug, aber die Gesichtszüge waren unbestritten die Gleichen. Sie schluckte und war sprachlos, was selten vorkam.

      Offenbar war sie nicht die Einzige, deren Aufmerksamkeit geweckt war. Eine Frau vom Nachbartisch, die die ganze Zeit verstohlen zu ihnen herübergeschielt hatte, stand auf und ging zielstrebig auf das Objekt ihrer Begierde zu.

      Er setzte schnell wieder seine Tarnung auf und sagte: »Sehen Sie, habe ich es nicht gesagt?«

      »Entschuldigen Sie die Störung. Ich habe die ganze Zeit überlegt, woher ich Sie kenne. Sind Sie möglicherweise Connor O’Bannion?«, fragte die Frau.

      Er schaute zu ihr auf, zögerte einen Moment und sagte dann leise: »Sieht so aus.«

      »Oh mein Gott!« Sie drehte sich zu ihren Freundinnen um und rief: »Er ist es!«

      »Pscht!«, machten Connor und Greta nahezu gleichzeitig.

      »Ach ja, Sie wollen bestimmt nicht erkannt werden. Meine Güte, habe ich ein Glück. Würden Sie mir ein Autogramm geben?« Sie setzte sich, ohne zu fragen, auf einen freien Stuhl und schaute ihn erwartungsvoll an.

      Connor lächelte die Frau an und zeigte ihr seine perfekten weißen Zähne. Greta lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und beobachtete die Szene.

      »Aber natürlich. Wie heißen Sie?«, fragte Connor betont freundlich.

      »Sabine«, sagte sie und hielt ihm einen Kuli hin. »Bitte unterschreiben Sie auf der Speisekarte, ich habe leider keinen Zettel.«

      Connor nahm die dreifach gefaltete Speisekarte und schrieb auf die Rückseite: For Sabine. Connor O’Bannion.

      Die Fremde nahm sie mit Ehrfurcht entgegen und presste sie an die Brust. »Können wir vielleicht noch ein Foto machen?«, fragte sie zaghaft.

      Connor nickte.

      Sie zog ihr Handy hervor, fummelte auf dem Display herum, bis sie die Kamera aktiviert hatte, und wollte ein Selfie mit ihrem Idol schießen.

      »Soll ich das Bild machen? Das wird besser«, bot Greta an.

      Sabine gab ihr das Handy, und Greta machte mehrere Fotos von ihr und Connor. Überglücklich nahm die Frau das Mobiltelefon wieder an sich und blieb noch ein paar Sekunden sitzen, wusste aber scheinbar nicht, was sie sagen sollte.

      Connor sagte schließlich: »War schön, Sie kennenzulernen, Sabine.«

      Sie verstand den Wink, stand auf, hauchte »Goodbye, Connor!« und ging zurück zu ihren drei Freundinnen, die die Szene neugierig beobachtet hatten. Dort fand die Frau offenbar ihre Worte wieder und erzählte gestenreich von ihrem nicht alltäglichen Erlebnis, wie Greta vermutete.

      »Das war aber ein großer Fan von Ihnen«, sagte Greta. Sie schaute zu dem Tisch hinüber und sah, wie eine andere Frau aufstand.

      »Ein zu großer Fan. Ich muss leider gehen, bevor noch mehr kommen. Sie sind eingeladen.« Er hatte es plötzlich ziemlich eilig. Aus der Hosentasche zog er ein paar Geldscheine, warf zwanzig Euro auf den Tisch, sprang auf und zwängte sich durch die Stuhlreihen.

      Greta schaute ihm verdutzt hinterher, wie er in dem Getümmel verschwand.


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