Touched: Süchtig nach dir. Lea Mayance

Touched: Süchtig nach dir - Lea Mayance


Скачать книгу

      »Warum ziehst du nicht aus?«

      »Wir haben einen Sohn. Er soll nicht merken, dass etwas nicht stimmt. Auch unsere Familie ahnt nichts.«

      »Aber das muss doch furchtbar für dich sein.«

      »Nein, wir verstehen uns eigentlich ganz gut, aber wir lieben uns nicht mehr.« Sie zuckte mit den Schultern und schaute auf ihr Glas.

      Er hatte recht, manchmal war es wirklich unerträglich, zusammenzuleben, sich aber nichts mehr zu sagen zu haben. Felix schlief seit einem halben Jahr im Souterrain des Hauses. Tom hatten sie als Begründung erzählt, dass sein Vater zu laut schnarche. Er hatte es mit einem Lachen hingenommen. Glücklicherweise war er wie viele Teenager ziemlich auf sich selbst fokussiert, sodass er nicht allzu viel Augenmerk auf sein Umfeld legte.

      Sex hatten Greta und Felix schon Monate vor der Trennung kaum noch gehabt. Greta hatte dann eines Tages in seinem Jackett, das sie in die Reinigung geben wollte, zwei Kondome gefunden. Sie hatte ihren Mann daraufhin zur Rede gestellt. Schließlich hatte er zugegeben, dass er eine Affäre mit seiner Sekretärin habe.

      Für Greta brach keine Welt zusammen. Im Grunde genommen war es ihr egal. Erst da wurde ihr bewusst, dass ihr gar nichts mehr an ihm lag. Sie beschlossen, sich inoffiziell zu trennen. Aber keiner von beiden wusste, wie es weitergehen sollte.

      Greta erzählte minutenlang, ohne Connor einmal direkt anzusehen. Es tat gut, einem Fremden, jemandem, der nicht zur Familie oder zum Bekanntenkreis gehörte, ihre Situation zu schildern. Mit jedem Wort realisierte Greta mehr, wie furchtbar sie sich eigentlich fühlte und wie sehr sie sich wünschte, die Gegebenheiten ändern zu können.

      Connor hörte sich die Geschichte wortlos an und unterbrach sie nicht, wenn sie beim Erzählen ins Stocken kam und nach den richtigen Vokabeln suchte. Dann fragte er leise: »Wie alt ist dein Sohn?«

      »Tom ist fünfzehn.«

      »Ich habe eine Tochter. Sie ist schon zweiundzwanzig.«

      »Wow, da bist du aber früh Vater geworden«, staunte Greta.

      »Ja, ich war neunzehn und eigentlich viel zu jung. Ihre Mutter und ich haben geheiratet, als wir wussten, dass sie schwanger war, aber es ging schief. Chloé ist bei ihrer Mutter aufgewachsen. Ich habe den gleichen Fehler gemacht wie mein Vater damals, denn ich war für sie auch immer nur ein Besucher.«

      »Und wie ist euer Verhältnis heute?«

      »Wir sind mehr Freunde als Vater und Tochter. Aber wir sehen uns nicht sehr häufig. Ich bin meistens am Arbeiten und sie am Feiern. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und manche Dinge anders machen.«

      »Ja, es wäre schön, wenn das manchmal möglich wäre. Aber du kannst ja heute an eurer Beziehung arbeiten.«

      Er nickte und schaute auf seine Hände. Offenbar machte ihm das Ganze zu schaffen. Greta wurde das Gespräch jetzt zu ernst und zu persönlich. Zeit für einen Themenwechsel.

      »Und was machst du sonst noch so, außer Filme zu drehen?«

      »Ach, jede Menge: ein bisschen Gitarre spielen, Stampede …«

      »Stampede? Du meinst, Rodeo?«, unterbrach sie ihn.

      »Calf roping im Speziellen. Kälber mit dem Lasso fangen.«

      »Willst du mich auf den Arm nehmen?«, lachte sie.

      »Nein, keineswegs. Ich habe mit neunzehn einen Film gedreht, bei dem ich acht Stunden am Tag im Sattel sitzen musste. Nach Drehende habe ich das Pferd gekauft. So fing alles an. Als ich vor ein paar Jahren die Nase vom Filmen erst einmal voll hatte, bin ich zum Rodeo gekommen. Du kannst dir nicht vorstellen, was für einen Spaß das macht.«

      »Nein, kann ich wirklich nicht. Ich bin zwar früher geritten, aber auf einem Rodeo war ich noch nie. Ich glaube nicht, dass mir das gefallen würde.« Sie runzelte skeptisch die Stirn.

      »Doch, ganz bestimmt. Schon das Zuschauen ist spannend. Ich würde dir allerdings nicht raten, es selbst zu versuchen. Es ist kein Sport für Frauen. Ich habe mir dabei schon alle möglichen Knochen gebrochen.«

      »Kein Sport für Frauen? Das hättest du nicht sagen sollen. Ich werde es bestimmt bei der nächsten Gelegenheit ausprobieren«, lachte sie.

      »Lass lieber die Finger davon«, meinte er noch einmal lachend und schaute auf seine Uhr. »Schon zehn Uhr, wir sollten zahlen. Ich muss morgen früh raus, weil ich schon um sieben Uhr am Flughafen sein muss.«

      »Wo geht’s hin?«

      »Berlin. Zur Deutschlandpremiere meines neuen Films. Ich habe da einige Pressetermine, danach geht die Promo-Tour in anderen Städten weiter und dann komme ich zum Abschluss noch mal nach Berlin.«

      »Du hast einen neuen Film gemacht?«

      »Ja, er heißt Bodycheck. Es geht um einen Eishockeyspieler. Eishockey spiele ich nämlich auch noch ein bisschen, und da hatte ich natürlich große Lust, einen Film darüber zu machen.«

      »Ach, Eishockey spielst du auch.« Sie schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf.

      »Ja … ich stecke voller Überraschungen«, lachte er.

      Er rief den Kellner und bezahlte für sie beide. Als sie durch das Lokal gingen, drehten einige Leute die Köpfe nach ihnen um, manche tuschelten, aber keiner sprach sie an.

      »Ist das normal, dass man dich ständig anstarrt?«, fragte Greta ihn vor dem Lokal.

      »Absolut normal«, antwortete Connor lakonisch. »Man gewöhnt sich dran.«

      Sie liefen nebeneinander durch die engen Gassen der Altstadt zu seinem Hotel. Er war im Hyatt abgestiegen, in bester Lage direkt am Rhein.

      Greta hatte an diesem Abend so viel über das Filmbusiness erfahren, aber eine – eher pikante – Sache wollte sie gern noch wissen, bevor sie sich verabschieden mussten. Schließlich bekam man nicht jeden Tag die Gelegenheit, sich mit jemandem zu unterhalten, der aus dem Nähkästchen plaudern konnte. Sie nahm all ihren Mut zusammen. »Connor?«

      »Ja?«

      »Entschuldige die Frage, aber … ich habe mich schon oft gefragt, wie das ist, vor der Kamera Liebesszenen zu spielen. Kann man da immer seine Gefühle beherrschen?« Sie lachte verlegen.

      Er antwortete nicht direkt, und sie war sich plötzlich unsicher, ob sie mit ihrer Frage nicht eine Grenze überschritten hatte.

      »Nun … nein, kann man nicht. Manchmal ist man schon erregt, vor allem, wenn man eine Filmpartnerin hat, die man attraktiv findet. Und Filmpartnerinnen in Liebesszenen sind meistens attraktiv«, grinste er.

      »Und dann?«

      »Hofft man, dass es niemand mitbekommt. Es vor der Filmpartnerin zu verbergen, ist manchmal schwierig, aber die meisten sind diskret. Manche Schauspieler masturbieren einfach vor einer Liebesszene. Dann ist schon mal Druck aus dem Kessel. Und manch eine Schauspielerin genehmigt sich vorher einen Drink.«

      »Kann ich gut verstehen.«

      »Normalerweise werden diese Aufnahmen ans Ende der Dreharbeiten verlegt, damit sich die Schauspieler schon besser kennenlernen konnten. Es wird nur mit einer kleinen Crew gedreht, also nur mit den Leuten, die wirklich da sein müssen. Aber du glaubst nicht, wer auf einmal alles einen Scheinwerfer an die richtige Stelle rücken muss.« Sie lachten beide.

      »Und ist das merkwürdig, sich vor der Kamera auszuziehen?«, fragte Greta.

      »Das eigentlich nicht. Nackt zu sein ist etwas Natürliches. Außerdem gibt es Hilfsmittel, hautfarbene Strings für die Frauen und kleine Beutelchen, in denen die Männer alles drin verstauen können.« Er musste grinsen. »Aber trotzdem fühle ich mich bei ausführlichen Sexszenen oft unwohl, besonders, wenn mir die Kollegin unsympathisch ist, weil es mir dann schwerfällt, die Szene authentisch darzustellen. Noch schwieriger ist es, wenn man sich zu einer Kollegin hingezogen fühlt, weil man nicht möchte, dass das irgendjemand mitbekommt, und weil man sich immer unter Kontrolle


Скачать книгу