Touched: Süchtig nach dir. Lea Mayance
gemeinsamen Stunden zu Ende gehen sollte.
Greta wollte den Abend noch irgendwie ausklingen lassen. Bei dem ganzen Chaos, das in ihrem Kopf herrschte, war es undenkbar, ins Bett zu gehen, und so entschied sie sich erst mal für ein heißes Bad.
Eine Viertelstunde später lag sie mit einem Glas Rotwein in der Wanne. In kleinen bunten Gläsern flackerten Teelichte und malten Schatten, die sich tanzend zu bewegen schienen, an die Wände. Das warme Wasser streichelte ihre Haut. Sie stellte das Glas ab und ließ die Hände über ihren Körper wandern. Seit Monaten hatte sie kein Bedürfnis nach Sex gehabt, aber heute Abend war es neu geweckt worden. Es schien in ihrem Innersten geschlummert zu haben und ein glücklicher Umstand hatte es wach geküsst. Vielleicht war es Connors Kuss auf die Wange gewesen, vielleicht ihr Blick in seine viel zu blaugrünen Augen, vielleicht seine alles durchdringende Stimme.
Sie legte die Hände auf ihre Brüste, zwirbelte eine Weile sanft ihre Nippel zwischen ihren Fingern und streichelte sich anschließend zart und ruhig zwischen den Beinen. Als sie immer erregter wurde und spürte, dass es nicht mehr lange bis zum entspannenden Höhepunkt dauern konnte, konzentrierte sich ihr Finger auf ihre Klitoris. Mit sanftem Druck massierte sie die empfindsame Stelle. Ihr Atem ging schneller und ein Seufzen kam über ihre Lippen. Das Wasser schaukelte in der Wanne, als sie leise stöhnend zum Höhepunkt kam. Sie ließ die Welle kurz verebben, bevor sie das Streicheln wieder aufnahm. Während ein Mittelfinger in sie hineinglitt und ihr zweiter ihre Lustperle umgarnte, dachte sie an Connor. Die Art und Weise, wie er den Blick senkte, um dann von unten aufzuschauen, seine wundervollen Augen und die tiefe Stimme. Sie stellte sich vor, wie er sie küsste, zärtlich und zugleich fordernd. Wie er ihren Kopf zwischen seinen Händen hielt und sie leidenschaftlich miteinander knutschten. Wie seine Hände unter ihr weites Top schlüpften, ihre nackte Haut streichelten und ihre Brüste durch den dünnen Stoff des BHs berührten. Wie sie die Hand auf seine Hose legte und seine Erregung fühlte. Es war aufregend, sich vorzustellen, wie sie den Reißverschluss seiner Hose öffnete und seinen harten Schwanz herausholte, um ihn in den Mund zu nehmen. Und wie er daraufhin ihren Rock hochschob, unter dem sie nackt war, um sie mit seiner Zunge ausgiebig zu verwöhnen. Die Gedanken in ihrem Kopf und die Bilder vor ihrem geistigen Auge heizten ihre Erregung weiter an. Sie kam heftiger als zuvor.
Als sie schließlich entspannt und ein wenig erschöpft in der Wanne lag, schwirrten die Gedanken in ihrem Kopf. Wie wäre es wohl gewesen, mit ihm Sex zu haben? Er hat kurz gezögert, als er sich verabschiedet hat. Hat er überlegt, mich zu fragen, ob ich mit auf sein Zimmer kommen will? Sie hatte keine Ahnung, wie sich ein One-Night-Stand anfühlte, sie hatte in ihrem nun achtunddreißig Jahre dauernden Leben nur mit ihren drei festen Freunden und mit Felix geschlafen. Eine ziemlich magere Bilanz, musste sie sich eingestehen. Es gab einiges nachzuholen, jetzt, wo es mit Felix endgültig aus war.
Vielleicht hätte sie mit Connor flirten sollen, um Interesse zu signalisieren. Jetzt bereute sie, die Gelegenheit verpasst zu haben. Sie hatte aber noch eine Chance: Berlin! Es gab viele Gründe, nach Berlin zu fahren. Die VIP-Party, die Preisverleihung, die Aussicht auf Sex mit Connor …
Bestimmt wäre er nicht abgeneigt, überlegte sie.
Aber du kannst dich nicht mit einem wildfremden Mann in Berlin treffen, meldete sich ihr Gewissen.
Und warum nicht? Habe ich nicht das Recht auf ein bisschen Spaß?
Bisher war es immer sie gewesen, die sich um Tom und alle zu Hause anfallenden Arbeiten gekümmert hatte, wenn Felix, der erfolgreiche Unternehmensberater, mal wieder on Tour war. Aber das war jetzt vorbei. Sie wollte mehr vom Leben! Sollte Felix sich doch mal um die täglichen Angelegenheiten kümmern. Einkauf, Wäsche, Elternabend, dazu noch Handwerker … alles blieb an ihr hängen. Sie hatte wirklich ein bisschen Abwechslung verdient, versuchte sie sich vor sich selbst zu rechtfertigen.
Greta beschloss, gleich am nächsten Morgen ihre Freundin anzurufen und sie zu fragen, was sie von der Sache hielt. Sie brauchte dringend eine zweite Meinung. Gut gelaunt, befriedigt und entspannt stieg sie aus dem mittlerweile kalt gewordenen Wasser, fiel wenig später todmüde ins Bett und wachte am nächsten Morgen mit dem Gefühl auf, etwas Interessantes geträumt zu haben.
Ungeduldig hielt Greta das Handy ans Ohr. Es klingelte jetzt schon zum zehnten Mal. Mist! Bestimmt geht gleich die Mailbox dran!
Endlich hörte sie Jeanettes schlaftrunkene Stimme. »Ja?«
»Jeanette, ich bin’s, Greta.«
»Weißt du, wie viel Uhr es ist?«
»Ja, zehn nach acht.«
»Toll, das habe ich gesehen«, sagte Jeanette lakonisch.
»Oh, entschuldige, habe ich dich geweckt?« Greta grinste, denn sie wusste genau, dass Jeanette keine Frühaufsteherin war.
»Schon gut«, brummte Jeanette, »was liegt an?«
»Ich hatte ein Date«, platzte Greta heraus.
»Nein!«, sagte ihre Freundin ungläubig und klang plötzlich hellwach.
»Doch. Aber das sind nicht die News, sondern die, mit wem ich es hatte.«
»Kenne ich ihn?«
»Eher flüchtig aus der Ferne«, lachte Greta.
»Hm, dein gut aussehender Nachbar?«
»Nils? Der ist erst dreißig.« Greta runzelte die Stirn.
»Na und? Ich finde, er ist ein echt Süßer. Und du weißt doch: Der Trend geht zum jüngeren Mann.«
»Ist das so oder hast du das gerade erfunden? Aber du hast recht, Nils ist wirklich ein Sahneschnittchen, aber zu jung. Außerdem schleppt er ständig neue Frauen an.«
»Dann weiß er wenigstens, was wir wollen. Der wäre vielleicht mal genau das Richtige für dich. Einer, der es dir richtig besorgt.«
»Mann, Jeanette, denkst du mal an etwas anderes als Sex?«
»Nein, warum auch? Hättest du öfter mal Sex, wärst du jedenfalls entspannter. Aber jetzt erzähl mal endlich … wer war dein Date?«
»Sitzt du?«
»Nein, ich liege immer noch im Bett.«
»Auch gut. Also, ich bin gestern mit Connor O’Bannion durch Mainz gezogen.«
»Mit wem? Muss ich den kennen?«
»Natürlich, Jeanette. Connor O’Bannion, der Schauspieler.«
»Wie bitte? Ist heute der erste April?«
»Keineswegs«, lachte Greta. Sie konnte sich förmlich vorstellen, wie Jeanette mittlerweile im Bett saß und mit fliegenden Fingern auf ihrem iPad den Namen Connor O’Bannion ins Suchfeld eingab. Sie erzählte Jeanette in allen Facetten vom vergangenen Tag sowie von ihren Überlegungen, nach Berlin zu fahren. Ihre Freundin hatte tausend Fragen, und Greta versuchte, sie alle zu beantworten.
»Na ja, ein bisschen verrückt ist es schon«, meinte Jeanette schließlich, als ihr Wissensdurst weitgehend gestillt war, »aber ich würde es an deiner Stelle machen.«
»Meinst du wirklich?«
»Klar. Was hast du schon zu verlieren? Du machst dir ein schönes Wochenende mit einem netten Mann und verbringst tolle Tage und noch bessere Nächte. Wenn du heimkommst, fühlst du dich wahrscheinlich wie neugeboren.«
»Es geht hier nicht um das, was du wieder denkst. Er will nur nicht alleine zu der Veranstaltung gehen«, warf Greta ein.
»Ja, ja, und der Teufel ist ein Eichhörnchen. Bist du eigentlich so naiv oder tust du nur so? Natürlich will er mit dir ins Bett.«
»Aha, und woher willst du das wissen?«
»Ähm, warte kurz … Wer hat hier mehr Männerbekanntschaften und Erfahrungen, wie Männer ticken? Er will definitiv mit dir vögeln!«
»Puh, wenn das so klar ist, kann ich auf keinen Fall fahren.«
»Und warum nicht? Das ist doch ideal … du