Betrayal - Stirb für mich. Fenja Wächter
Regen hatte die Hitze abgekühlt, prasselte weiterhin nieder und formte Dunst zwischen den Grabsteinen. Es war ein alter, verwilderter Friedhof, auf dessen Wegen Unmengen Laub lagen, die Bäume ungehindert wuchsen und Efeu an den Mausoleen emporrankte. Chase gefiel es hier. Er hatte den Ort entdeckt, als er für Butcher eine Leiche hatte entsorgen müssen. Noch vor der Sache mit Reed …
Reed hatte nie viel über sich erzählt und erst nach seinem Tod hatte Chase Nachforschungen angestellt. Familie, Freunde. Auf der Suche nach irgendjemandem, den er hätte informieren müssen. Dem er die Möglichkeit geben wollte, an einem Grab zu trauern. Aber die traurige Wahrheit über Reed war, dass es niemanden gegeben hatte. Reed war geflohen, bevor jemand aus seiner homophoben Familie hinter seine Sexualität kommen konnte. Und es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Reed alle Brücken hinter sich abgebrochen hatte. Er hatte nie Freunde gehabt, nur lose Bekanntschaften, die es ihm ermöglicht hatten, loszulassen. Reed war ein Einzelgänger gewesen, der niemandem vertraut und niemanden an sich herangelassen hatte. Mit einer Ausnahme: Chase.
Und so war er der Einzige, der vor Reeds Grab stand. Von einer unsagbaren Last aus Trauer und Schuld erfüllt. Irgendwo hinter ihm wartete Kenai. Er hatte darauf bestanden, Chase zu begleiten. Fünf Stunden waren sie gefahren, hatten kein Wort miteinander gesprochen.
»Der Jet ist startklar«, sagte Kenai leise und trat zu ihm.
Kenai war noch nie ein farbenfroher Mensch gewesen, was Chase ungemein an ihm schätzte. Vor allem heute. Die schwarze hautenge Jeans und der gleichfarbige Pulli mit V-Ausschnitt standen ihm.
»Außerdem bist du mittlerweile bis auf die Haut nass.«
Im Gegensatz zu Chase flüchtete sich Kenai unter einen dunkelblauen Schirm, der genug Platz für sie beide geboten hätte. Ein Vorhaben, das aufgrund ihres Größenunterschieds zum Scheitern verurteilt gewesen wäre und Kenai einen lahmen Arm eingebracht hätte. Und um den Schirm selbst zu halten, hatte Chase schlicht und ergreifend keine Lust gehabt. Er mochte Regen. Kühle Tropfen auf der Haut, die Frische in der Luft. Ein Gefühl von Lebendigkeit. Aber es war tatsächlich Zeit zu gehen. Es sei denn, Chase wollte noch mehr Butchers Unmut auf sich ziehen. Das Angebot, in dessen Privatjet zu reisen, machte Butcher nicht jedem und er hätte es definitiv persönlich genommen, wenn Chase sich ein normales Flugticket gekauft hätte, um zum Austragungsort zu gelangen.
Chase grinste schief, wandte sich vom Grab ab. »Du übertreibst.«
»Vielleicht.«
Für einen Moment standen sie sich stumm gegenüber. Und genau jetzt war Chase darum dankbar, nicht alleine hier zu sein.
»Es gibt nicht viele Orte, an denen wir ungestört reden können«, durchbrach Kenai die Ruhe des prasselnden Regens. »War es ein Fehler, dass ich dich betäubt habe?«
»Kann ich dir nicht beantworten«, sagte Chase, legte seinen Arm um Kenai und übernahm den Schirm.
Gemeinsam schlenderten sie los.
»Du bist mir aber nicht böse, oder?«
Chase lachte. »Ich arbeite schon so lange für diesen Dreckssack und ich hatte viele Gelegenheiten, ihn umzubringen. Keine davon habe ich genutzt und ausgerechnet diese soll ich dir vorhalten?« Er schnaubte und schüttelte den Kopf. Schmerzlich wurde ihm bewusst, dass er bald fort und Kenai dann alleine mit Butcher sein würde. »Mir tut es leid, Kenai, dass ich es nie getan habe. Auch um deinetwillen.«
Der junge Mann an seiner Seite schaute zu ihm auf, lächelte sanft. »Du hast das gebraucht. Die Struktur, die er dir gegeben hat. Einen Platz nach allem, was du schon durchgemacht hast.«
Chase schwieg. Es mochte ein Grund dafür sein, aber keine Rechtfertigung.
»Er hat mir versprochen, sich zurückzunehmen.«
»Das lässt zumindest hoffen.« Butcher hielt seine Versprechen. Immer. Allerdings lag das Detail meistens in seinem Wortlaut. »Außerdem darfst du dir einen Nachfolger für mich aussuchen. Wenn das mal kein Entgegenkommen von ihm ist.«
Kenai drückte sich fester an ihn.
»Hey, jetzt schau nicht so betrübt«, raunte Chase und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. »Als Voraussetzung für die Stelle könntest du ›homosexuell‹ oder mindestens ›bisexuell‹ aufnehmen. Nein?«
Ein Schmunzeln konnte sich Kenai zu Chases Zufriedenheit dann doch nicht verkneifen.
»Oder was hältst du von so einem dämlichen Slogan? ›Junger Mann in Nöten‹?«
Kenai lachte, knuffte ihn in die Seite. »Du bist echt mies darin.«
Chase brummte zufrieden.
»Ich werde dich vermissen.«
»Noch bin ich nicht weg und Sex im Auto hatten wir bisher noch nie«, sagte Chase.
Kenais dunkle Augen strahlten. »Ehrlich?«
»Klar, oder willst du verantworten, dass ich auf Entzug ins Flugzeug steige?«
Das breite Grinsen, das Chase erhielt, war ihm Antwort genug. Bevor sie das Auto erreichten, gab Chase den Regenschirm zurück und schälte sich aus seiner Jacke. Und auch Kenai hatte es plötzlich sehr eilig, das Ding ebenso wie seinen Mantel loszuwerden. Achtlos warfen sie die Sachen auf die Rückbank und jeder stieg auf seiner Seite ein.
Chase öffnete seine Hose, musste gar nichts sagen oder tun, damit Kenai sich zu ihm beugte und anfing, durch den Stoff der Shorts seinen Schwanz zu liebkosen. Er lehnte sich zurück, entspannte sich unter dem Necken der Lippen und dem heißen Atem, der bis zu seiner Haut drang. Mit einem leisen Seufzen streckte er seine Hand aus, grub sie in das lange Deckhaar und strich hindurch, zerzauste es und streichelte Kenai über den Kopf.
Kenai zupfte an den Shorts und Chase kam der Aufforderung nach, hob seinen Hintern leicht an. Befreit von jeglichem Stoff schnellte sein steifer Schwanz hervor, wurde von weichen, vollen Lippen empfangen. Warme Hände glitten unter Chases Kleidung, strichen über seine Bauchmuskeln.
Mit einem Knurren griff Chase nach T-Shirt samt Pullover, zerrte sich beides über den Kopf, während Kenai an seinem Schaft lutschte und saugte. Grob packte er Kenai im Nacken, ließ ihn innehalten. Dunkle Augen blickten lustvoll zu ihm auf.
»Zieh dich aus!«
Sofort kam Kenai der Aufforderung nach und Chase griff an ihm vorbei in das Handschuhfach. Er streifte sich ein Kondom über und schmierte seinen Schwanz ordentlich mit Gleitgel ein, lachte über Kenais Kampf, die enge Jeans auf wenig Raum loszuwerden. Der junge Mann funkelte ihn böse an, kletterte auf seinen Schoß.
Chase grub eine Hand in Kenais Hintern, zog ihn an sich und verteilte hinter Kenais Rücken Gleitgel auf seiner Hand, führte sie zu Kenais Loch und umspielte es. Lippen fanden seine. Ihre Zungen trafen sich, umkreisten einander in einem atemlosen Spiel. Unablässig streichelte und liebkoste Kenai ihn, suchte seine Nähe und seine Haut. Mit dem Finger stieß Chase grob in Kenai, wies ihn mit der anderen Hand an, sich zu erheben.
Sein eigener Schwanz pochte vor Erregung, wollte in den heißen engen Tunnel versenkt werden. Noch einmal zog Chase sich zurück, verteilte weiteres Gleitmittel und führte Zeige- und Mittelfinger ein. Kenai keuchte auf, trieb Chase an, ihn kurz aber hart mit den Fingern zu ficken. Chase fasste seinen Schwanz, ersetzte seine Finger durch ihn und Kenai schrie auf.
Langsam, aber unerbittlich, drückte Chase ihn auf seinen harten Schaft nieder, schnaufte selbst unter der heißen Enge, die seinen Schwanz gnadenlos umschloss. Kenai biss ihm in den Hals und klammerte sich an Chases Schultern fest. Erst als er ganz auf ihn gesunken war, verharrte Chase und gab Kenai einen Moment, sich an das intensive Gefühl zu gewönnen.
»Gefällt dir das, hm?«, raunte er in Kenais Ohr, knabberte daran und stieß mit der Zunge zärtlich hinein.
Kenai keuchte auf.
»Sag mir, wie sehr du gefickt werden willst.«
Er wimmerte.
»Sag es!«