Frau Dirne. Artur Hermann Landsberger

Frau Dirne - Artur Hermann Landsberger


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nach.“

      „Es handelt sich demnach nur ...“

      „... um Ihren Namen“, bestätigte Katz. „Aber ich erwarte, dass Neugier, Lust und vor allem die Chance, ein Vermögen zu erwerben,“ — in Frau Inas Augen blitzte es auf — „Sie weitertreiben.“

      Frau Ina fieberte in der Aussicht, ein Vermögen zu erwerben, ohne das ihr der Graf ewig unerreichbar blieb. Aber dies Konventionelle sass in ihr so fest, dass sie ganz automatisch sagte:

      „Davor schützt mich der gute Geschmack und die Kinderstube.“

      „Darum gerade handelt es sich. Denn die möchte ich, um auf diesem Gebiete etwas Neues, Originelles und daher Konkurrenzloses zu bieten, dem Unternehmen dienstbar machen.“

      „Und wie denken Sie sich daneben meine gesellschaftliche Position?“

      „Darauf erwidere ich: das ist Ihre Sache! Denken Sie darüber nach, wie Sie es anstellen, dass Sie trotzdem Dame bleiben. In der internationalen Gesellschaft gibt es Frauen, die von Hand zu Hand gehen und doch fest im Sattel sitzen, wie es Frauen gibt, die sich durch einen einzigen Rülps Zeit ihres Lebens unmöglich machten.“

      Und wie lange Zeit lassen Sie mir, über diesen grotesken Vorschlag nachzudenken?“

      „Das hängt zunächst davon ab, wie lange Sie sich den Luxus gestatten können, ohne meine Zuschüsse zu leben.“

      In diesem Augenblick trat die Baronin am Arme ihres Schwiegersohnes ins Zimmer.

      „Du hast Gäste, Ina!“ sagte sie mit leichtem Vorwurf. Ina tat, als überhörte sie und stellte Katz vor.

      Die Baronin zwang sich ein Lächeln ab und sagte:

      Meine Tochter hat mir von Ihnen erzählt. Sie interessieren sich für alten Schmuck?“

      „Oh, dann muss ich Ihnen unsere Sammlung zeigen“, erbot sich der Rittmeister eifrig. „Wir haben Stücke, die bis ins elfte Jahrhundert zurückgehen.“

      „Herr Katz kennt sie“, sagte Frau Ina schneidend.

      „Aber in welchem Zusammenhange sie mit unserer Familie stehen, wie wir mit jedem einzelnen Stücke sozusagen verwachsen sind, was uns den Besitz mit jeder Generation wertvoller macht, das wissen Sie nicht!“ ereiferte sich der Rittmeister.

      „Herr Katz ist kein Genealog“, unterbrach ihn Frau Ina, „er ist Sammler.“

      „Ich muss deinem Manne recht geben,“ sagte die alte Baronin; „ich werde nie begreifen, wie man Freude am Sammeln von Schmuck fremder Familien haben kann. Da lege ich mir denn doch lieber gleich eine Sammlung von Wertpapieren an; das ist doch wenigstens praktisch, und unpersönlich ist das eine genau so wie das andere.“

      „Aber das Kennertum hat doch auch seine Berechtigung“, erwiderte Katz.

      „Wenn man Geschäfte damit macht,“ sagte die Baronin, „gewiss! für Juweliere. Für uns aber kommt allein der Affektionswert in Frage.“ — Sie gab ihrem Schwiegersohn ein Zeichen; er trat eilfertig an sie heran und reichte ihr den Arm. „Hier zum Beispiel“, sagte sie und wies auf den Glasschrank, zu dem der Rittmeister sie führte, „sehen Sie diesen Kardinalsring, verliehen von Sixtus dem Vierten im Jahre 1475, hat ein ...“ Plötzlich ging ein Ruck durch ihren Körper und sie hielt sich am Arme ihres Schwiegersohnes fest; dann hob sie die weissgepuderte Hand und wies auf den leeren Platz im Schrank, auf dem die Mantelschliesse gelegen hatte, wurde kreidebleich und sagte: „Wo ... wo ... ist denn ... der ... Ring?“

      Katz trat dicht an Frau Ina heran und wies unauffällig auf seine Tasche, in der das Schmuckstück war. Die begriff sogleich und sagte:

      „Ich habe Herrn Katz gebeten, den einen der Steine auf seine Echtheit hin zu prüfen. Ich werde das Gefühl nicht los, dass der eine Stein während unserer letzten Reise durch einen anderen ersetzt worden ist.“

      „Zeigen Sie her!“ rief die Alte erregt und ging jetzt ohne Stütze auf Katz zu, der den Ring aus der Tasche zog, aber in der Hand behielt.

      Die Frau Baronin prüfte genau mit der Lorgnette und erklärte:

      „Ich lasse meinen weissen Kopf dafür: an diesem Stück ist alles genau so, wie es in meiner frühesten Kindheit war“ — und nun erzählte sie die Geschichte dieses Ringes, so wie sie von Mutter und Grossmutter ihr überkommen war.

      Gerade, als sie den Ring wieder an ihre gewohnte Stelle legen wollte, meldete der Diener:

      „Der Herr Graf v. Scheeler will sich verabschieden.“

      Er trat zur Seite, und der Graf erschien auf der Schwelle. Er nahm von Katz keine Notiz, schritt auf die Baronin zu und ergriff ihre Hand, in der sie den Ring hielt. Er stutzte und sah Katz an.

      Die Baronin erriet seine Gedanken.

      „Wir waren in Sorge um die Echtheit eines Steines“, sagte sie. „Darum baten wir Herrn Katz“ sie stellte ihn dem Grafen vor — „der Kenner ist, ihn zu prüfen. — Gott Lob, er ist echt“ — und sie legte den Ring wieder in den Schrank.

      Aber auch Katz wusste, was vorging. Der Glaube des Grafen, dass der Glanz dieses Hauses echt war, durfte nicht erschüttert werden. Er nutzte die Situation, gab Frau Ina ein Zeichen, zog ein Papier aus der Tasche, breitete es vor ihr aus, wies mit dem Zeigefinger auf eine bestimmte Stelle und flüsterte:

      „Bitte!“

      Mit zitternder Hand griff sie zur Feder und setzte ihren Namen unter das Papier. Sie sah nicht, was sie unterschrieb, aber die Hand in dem abgeschabten roten Glacé, die das Papier hielt, liess es sie fühlen.

      Katz nahm hastig das Papier an sich und steckte es in die Tasche.

      Der Graf war an Ina herangetreten, sie wagte nicht, ihn anzusehen.

      „Also bis morgen“, sagte sie; ihre Stimme zitterte: „Wir reiten zusammen.“

      Er nahm ihre Hand, die eben den Bordellvertrag gefertigt hatte, und küsste sie.

      „Mit Vergnügen“, erwiderte er, verbeugte sich und ging. Und zu dem Rittmeister, der ihn hinausbegleiten wollte, sagte er in der Tür:

      „Bitte, bleiben Sie!“

      Als er draussen war, sank Frau Ina in den Sessel zurück und schloss die Augen.

      „Ist dir etwas?“ fragte der Rittmeister besorgt.

      Sie wies auf Katz und sagte schroff:

      „Begleite den Herrn hinaus!“

      Der war keineswegs gekränkt, überzeugte sich durch einen schnellen Griff in die Tasche, dass der Vertrag darin war, und ging.

      Er war noch im Flur, da stürzte die Baronin auf ihre Tochter zu, riss sie aus dem Sessel, sperrte neugierig die Augen auf und fragte hastig:

      „Nun, was ist? Was verlangt er? Zahlt er weiter oder weigert er sich? Was hast du da unterschrieben? Ich kann mir denken, es ist kein Glück, seine Geliebte zu sein. Aber, was willst du tun? Wir müssen leben! — Betrüg ihn! Schlag ihn! Bring ihn um! Aber handle vorsichtig und klug und mach mir keine Sorgen. — Wie ich ihm den Ring abgejagt habe! — Wer mir das gesagt hätte vor fünfzig Jahren, als ich in meiner Verliebtheit dem Herzog von Montfleury einen Korb gab, um deinen Vater zu heiraten.“

      „Ach Mutter!“ seufzte Frau Ina.

      „Was für ein Papier hast du da unterschrieben?“ drängte die Baronin.

      „Ich weiss es nicht. Vermutlich einen Kontrakt.“

      „Was für einen Kontrakt? — Um deinen Mann los und die Frau des Grafen Scheeler zu werden, musst du alles vermeiden, was dich nach aussen hin kompromittiert.“

      Ina lachte spöttisch, sah die Baronin fest an und sagte:

      „Ich werde ein Bordell übernehmen.“

      „Ina!“ schrie die Baronin laut auf. „Hast du den Verstand verloren?“

      „I


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