Erik der Rote - Schiff und Schwert. Preben Mørkbak

Erik der Rote - Schiff und Schwert - Preben Mørkbak


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du von Harald Graufell und seinen Brüdern erringst, dir gehören wird.

      Daraufhin sagte er nichts mehr an diesem Tag. Er drehte sich um und schritt durch die Menge, um sich hinauf zu seiner Wohnstätte zu begeben. Er hatte mit Nachdruck gesprochen, was man an seinem Rücken sehen konnte.

      Als Torvald den Platz verlassen hatte, löste sich die Ansammlung auf. Ulf war wieder dabei, alle anzutreiben. Er war, wie die meisten anderen auch, immer noch von dem deutlichen Wortwechsel erhitzt, aber gleichzeitig erleichtert darüber, dass er nicht mehr länger gezwungen war, ihm beizuwohnen. Nun konnte er handeln, und bereits am Abend suchte er Erik auf. Gemeinsam mit Torhal und Kol war Erik dabei, unterhalb des Abhangs einen weiteren Verschlag für das Vieh zu errichten. Sie schwankten unter der Last der schweren Steine, als Ulf sie unterbrach und Erik zur Seite zog.

      - Erik, es wurde ein viel zu trüber Tag.

      In den Worten des Verwalters lag ein Versuch von Vertraulichkeit. Er sprach unsicher und leise.

      - Heute hat sich ein schwereres Schicksal, als wir es verdient haben, auf uns gelegt. Dein Vater möchte dich nach Norwegen schicken mit einem Anliegen, für dessen Bewältigung du nicht die Kraft besitzt. Kommt es, wie er gesagt hat, schickt er dich in den Tod. Und wenn das geschieht, wird er das nie verwinden. Bleibst du hier, endet das auch mit dem Tod. Erst für dich, und dann für ihn.

      Eriks Gesicht wurde schmal. Er spannte seine Lippen über den zusammengebissenen Zähnen an.

      - Und weshalb schüttest du all deine Gedanken über mich aus?

      - Wenn dies dein Tod bedeutet, worauf vieles hindeutet, wird es auch der deines Vaters. Aber es wird dann ein langsamer Tod auf dem Stroh. Es wird ein siechender und schmachvoller Tod, der kaum als eines Feiglings würdig erachtet werden würde. Und mein Gewicht hängt von dem deines Vaters ab. Steht die Waagschale oben, habe ich auch kein Gewicht. Neigt sich die Schale nach unten, komme ich mit. Und so wird es übrigens auch mit allen anderen hier passieren.

      - Du schließt die Möglichkeit aus, dass ich bei meinem Vorhaben siegen könnte. Dass ich den Hof in Jæren zurückgewinnen und damit die Ehre unserer Familie wiederherstellen könnte.

      Erik war dem Verwalter gegenüber misstrauisch. Er konnte die Vernunft aus den Worten heraushören, wusste aber nicht, was der Verwalter damit bezwecken wollte. Daher verhielt er sich schweigsam und hochmütig. Ulf fuhr indessen unverdrossen fort.

      - Dann sei doch nicht so störrisch. Sieh doch ein, dass ich um dein Wohl besorgt bin. Sicherlich, auch um meins. Ich sage dir, dass es für dich eine kopflose Handlung sein wird, es mit den Söhnen von Erik aufzunehmen, denn die beiden sind nun einmal fest aneinander gebunden. Es sind arglistige und kräftige Leute, die nicht nur aufgrund ihrer Worte viele hinter sich haben.

      - Wenn es mein Schicksal sein soll, mich gegen sie zu stellen, wie wirst du mich dann aufhalten wollen?

      - Ich wünschte, Erik, du würdest in Norwegen umgehend Jarl Håkon aufsuchen. Ich möchte dir raten, dass du, soweit wie möglich, die Tochter des Dänenkönigs, Gunhild Gormsdottir, meidest. Sie ist schlau und hinterlistig. Es wird gesagt, dass ihre Fähigkeiten weit über dem Gewöhnlichen eines Menschen liegen. Ihre Söhne springen auf ihren kleinsten Wink hin, und es heißt, dass ihre Söhne schwer landen.

      Ulf schaute Erik prüfend an und seufzte.

      - Und Erik, ich wünschte, du würdest mit deinem Vater sprechen, bevor du abfährst.

      - Halte ich nicht das Versprechen, was ich heute gab, wird es unmöglich sein, hierher zurückzukehren. Das weißt du genauso gut wie ich, Ulf!

      - Ich weiß es. Daher sage ich dir ja auch, dass das Schicksal schwerer ist, als wir es verdienen. Und daher bitte ich dich, dass du zuerst Jarl Håkon aufsuchst.

      - Warum flüsterst du mit mir über Jarl Håkon?

      - Wenn dein Vater erfährt, dass der Name zwischen uns erwähnt wurde, ist das mein Tod. Jarl Håkon hat mit deinem Vater keine offene Rechnung zu begleichen, aber er lachte ihn aus wegen seines fehlenden Verlangens, zum Thing zu ziehen und sich für die gerechtfertigte Ermordung der zwei zweifelhaften Sendboten von Gunhild zu verteidigen. Dieses Auslachen verzeiht ihm dein Vater nie.

      - Und nun möchtest du, dass ich ihn aufsuche?

      - Ja, denn es ist deine einzige Möglichkeit in Norwegen. Und es ist diejenige Möglichkeit, in die dich dein Vater nicht einzuweihen vermag. Folg meinem Rat und vergiss niemals, dass er von mir kam.

      Das Gespräch wurde beendet. Ulf zog sich mit eiligen Schritten zurück. Er schlich beinah über das Gras und es war deutlich zu erkennen, dass er mit einem schlechten Gewissen lief.

      Es vergingen viele Tage, bevor Erik und sein Vater wieder miteinander sprachen. Nur kurze Wortfetzen kamen heraus und nur über das Notwendigste. Auch Ulf redete nicht mit Erik. Die Tage vergingen mit schwerer Arbeit und die Nächte mit düsteren Bildern.

      Als auf Drangar das Frühjahr vom Sommer abgelöst wurde und die Errichtung des Hofs auf seinem Höhepunkt angelangt war, ging Erik zu seinem Vater und sagte, dass er nun abfahren wolle. Sein Vater betrachtete ihn schweigsam und wiederholte anschließend die Abmachung, die zwischen ihnen in großer Erregung besiegelt worden war.

      - Unabhängig von all den harten Worten bist du immer noch mein Sohn, Erik. Der einzige, den ich habe. Und unabhängig davon, was du von deinem Vater hältst, ist es an dir, unsere Familie zu retten. Das ist die einzige Möglichkeit.

      Torvald betrachtete seinen Sohn und es kam immer noch keine Galle aus ihm herausgeschossen. Der Tonfall war fest und einfach, aber Erik konnte das erste Mal seit sehr langer Zeit eine fürsorgliche Absicht spüren.

      - Erik, du bist längst über fünfzehn Jahre alt, und da ich nicht weiß, wie es sich hier auf Island verhält, halte ich mich an die norwegischen Gesetze, die sagen, dass du mündig bist. Als ich in deinem Alter war, lehrte mir mein Vater, dass die Familie und die Ehre über allem stehen. Über Gold, Frauen und fette Erde. Ich wünsche mir, dass du mit allem, was du hast, unser Geschlecht von Scham rein hältst.

      - Das ist genau das, was ich befolgen werde. Das habe ich bereits gesagt. Laut!

      - Du hast allmählich einen starken Arm bekommen, aber dein Gemüt ist umso unbändiger. Zügele deinen Zorn. Auch gegenüber mir. Betrug und Ränke vertrieben mich aus Norwegen, und du wirst ihnen ebenfalls begegnen. Und wenn du auf sie triffst, wird deine Heftigkeit dir schaden. Halt dich an Thor, denn er zähmt seinen Zorn, bis er nicht mehr zurückgehalten werden kann.

      - Du hast mir nicht viel über deine Verbindung zu dem Rotbärtigen beigebracht, und dennoch rätst du mir, mich an ihn zu halten. Ich versuche, mit ihm zu sprechen, doch ich weiß nichts über deine Möglichkeiten, mit ihm Zwiesprache zu halten.

      - Die erlernst du nicht so leicht. Dieser Weg ist verschlungen und schwierig zu betreten, und die erste Voraussetzung dafür ist, dass du dich ihm mit all deiner Innerlichkeit näherst, die du hast. Ich habe mit ihm darüber gesprochen, und er versprach mir, dass du einen Mann finden wirst, der dich auf diesen schwierigen Pfaden begleiten wird.

      Erik war tief verwundert darüber, dass sein Vater mit Thor darüber gesprochen hatte, welche Wege gesucht werden müssten und wem er begegnen würde.

      - Was spricht er noch über meine Aussichten?

      - Das findest du selbst heraus, Erik. Aber erinnere dich immer an deine Familie, und zieh los, um Ehre zu erlangen. Mach dich um deiner selbst Willen um einen Namen verdient, denn dann wächst du darüber hinaus, nur Erik Torvaldsson zu sein. Dein größter Verdienst wird sein, einen ehrenvollen Namen zu erhalten, unter dem du bekannt sein wirst. Aber denk auch daran, dass du das nicht erreichst, indem du prahlst und aufschneidest. Lass andere deine Tat beurteilen.

      Sein Vater gab ihm zu verstehen, dass das Gespräch beendet war, und sie saßen sich eine Weile ruhig gegenüber. Erik ließ die Worte in seinen Körper hinabsinken und spürte, dass sein Vater nie zuvor derart eindringlich zu ihm gesprochen hatte. Und das bewegte ihn.

      Dann brachte er seine Wünsche für die Ausstattung der Reise hervor. Er erbat


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