Erik der Rote - Schiff und Schwert. Preben Mørkbak

Erik der Rote - Schiff und Schwert - Preben Mørkbak


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auf den Hof von Drangar anführen werde. Darauf könnten sie zählen.

      Die Kraft von Eriks Worten durchschnitt die zähen Taue, die während des Winters alle zu einem dichten und übel riechenden Ballen verrottenden Strohs zusammengebunden hatten. Torvald würde von seiner Krankheit erlöst und Ulf würde eine Weile von seinen schwermütigen Gedanken befreit. Die Schafe würden von dem wenigen Gras gerettet.

      Torvald hielt sich oft lange Zeit in seinem Haus auf und beschäftigte sich mit seinen kleinen Lederbeuteln. Das erste Mal seit Langem rief er Erik zu sich und sie flüsterten zusammen im Dunkeln, und als dann Torvald endlich wieder in das Tageslicht hinaustrat, geschah dies mit breiten Schultern und klaren Worten, die von Drangar handelten.

      Sie sollten bald übersiedeln. Thor hatte ihm das gesagt.

      Nach dieser Nachricht entwickelte sich auf der kleinen Landspitze geschäftiges Treiben. Das Verstauen aller Gegenstände passierte mit großem Eifer und unter lautem Getöse. Die Knorr wurde aus dem Verschlag geholt und zu Wasser gelassen, und die folgenden Tage waren mit täglichen Touren zu den sieben Klippen ausgefüllt. Der letzte Transport von der Landspitze geschah ungefähr zu der Zeit, als die Überreste des Treibeises den Fjord verließen.

      Kaum waren die letzten Kisten und Tonnen in Drangar an Land verladen worden, teilte Erik mit, dass er abfahren wolle. Sein Vater nahm die Nachricht derart ruhig auf, dass sich alle sicher waren, dass er den Entschluss seines Sohnes bereits im Vorhinein kannte. Eriks Mund war in dieser Sache verschlossen gewesen, doch zwischen Vater und Sohn existierte eine Übereinkunft, dass der Aufbruch kommen musste.

      Alle erinnerten sich daran, wie frühzeitig Torvald Eriks Abfahrt auf der schmalen Landzunge vorausgesagt hatte, aber in letzter Zeit hatte keiner mehr daran gedacht. Nun ging ein unhörbares, missmutiges Seufzen durch die Menge. Das Seufzen erreichte auch Torvald, erschütterte allerdings nicht dessen Ruhe. Er sprach zu den Leuten vom Hof in einer langsamen Schwere, so dass man glauben konnte, er hätte den ganzen Winter über daran geübt.

      - Die schmale Landzunge war zu klein für Erik. Drangar wird es sicher auch werden. Er fährt, da er gerade jetzt spürt, dass das Glück ihm im Blut liegt, und weil der Rotbärtige ihm zuflüstert, dass Zeitpunkt und Wind günstig sind.

      Erik hörte mit geschwellter Brust die schleppende Stimme seines Vaters und bemerkte den fahlen Blick unter den welken Brauen und wusste, dass er ihm zur Hilfe kommen musste.

      - Der Platz ist für uns beide gewiss zu eng geworden. Das ist alles. Der Hof gehört dir, da ich all die Kraft und Fähigkeit, ihn zu betreiben, nicht besitze. Ich möchte es gerne erlernen, aber nicht hier.

      Sein Vater schaute immer noch keinen an, noch nicht einmal Erik.

      - Der Platz ist zu eng für zwei Sturköpfe. Darin hast du Recht. Aber es kann sicherlich Unterkunft für beide geschaffen werden. Es ist eher die Ungeduld mit deinem Vater, die dich fortgehen lässt, als mangelnder Platz, und wie wir den Winter über sehen konnten, hast du Lust, selbst zu bestimmen. In dieser Hinsicht kann ich stolz darauf sein, dass man daran deine Herkunft erkennt.

      Erik spürte, wie die Worte in ihm widerhallten. Und er merkte, wie sich die folgenden Worte aus seinem Brustkorb drückten. Er tippelte unruhig mit den Füßen und nahm dann Anlauf.

      - Es ist nicht meine Absicht, zu fliehen, so wie es wohl bei dir war. Ich möchte herausfinden, was die Ursache für deine Acht war, und dann werde ich auf meine eigene Weise damit abrechnen. Wenn ich zurückkehre, wird es sich zeigen, wie viel Platz in den Hütten in Drangar für Sturköpfe ist.

      Torvald zog auf seine altbekannte Weise den Kopf zwischen die Schultern. Erik kannte diese Eigenart und wusste, wie gefährlich sie war. Er dachte, dass er vielleicht zu weit gegangen war.

      - Halt die Klappe, Junge. Über Flucht weißt du nichts, und wenn du weiter an so etwas glaubst, wird es dir an Zuneigung und Erbe fehlen. Ich rettete dein Leben, damit du unsere Familie weiterführen sollst. So ist es!

      Erik wich bereits bei den ersten Worten zurück, und er wusste nicht, woher seine folgenden Äußerungen kamen.

      - Ich tue, was ich tue, und wenn Drangar ein wohlhabender Hof wird, passiert das nicht dank deiner Krankheit, und er wird niemals so wohlhabend werden wie derjenige Hof, den du in Jæren zurücklassen musstest. Das Erbe fiele unter allen Umständen sowieso klein aus.

      In diesem Augenblick legte Ulf seine Hand auf den Schaft des Schwertes. Nun geschah das, worauf er einen Winter lang gewartet hatte, und er war bereit.

      Torhal stand hinter Erik. Seine dunklen, scharfen Augen beobachteten jede einzelne Bewegung in der Menge, und auch er war bereit.

      Während Erik sprach, hatte er sich aufgerichtet. Er hatte Ulfs Hand auf dem Schaft bemerkt. Er selbst hatte langsam seine Hand auf das Messer gelegt. Als sein Vater wieder das Wort ergriff, stand Erik immer noch da und ließ seine Finger über die anziehende Lederscheide gleiten.

      - Keiner hat dir dein Erbe in Jæren weggenommen. Du kannst dort frei deinen Fuß darauf setzen, sofern du deine Füße dorthin bringen kannst. Und wenn du dich mit Harald Graufell und seinen Brüdern einigst. Wie du dich dem auch stellst, dein größtes Erbe wird doch immer noch deine Abstammung sein.

      Torvald hatte seinen Tonfall verändert und eine Andeutung von Lächeln lag in seinen Augen.

      - Und du, der eine so große Begabung zur Wildheit hat, und der sogar einen Hund getötet hat, du wirst es gewiss bei dem Aufeinandertreffen mit den norwegischen Jarlen verstehen, alles wieder in Ordnung zu bringen. Beruhig dich jetzt, Junge! Lass uns in Ruhe darüber reden, wie du Unterweisung und Zucht erlangen kannst.

      Erik glühte vor Aufregung.

      Er spürte, wie das Geschehen die gesamte Menge erfasste und wie sein Vater mit wenigen Worten das Wohlwollen des ganzen Frühjahrs hinweggefegt hatte. Eine breite Mauer des Widerstands richtete sich vor ihm auf und hinter ihm stand nur noch Torhal. Der Schmerz über die Verhöhnung war dennoch größer als seine Furcht. Zudem war er seit Langem ohne das Wohlwollen seines Vaters zurechtgekommen.

      - Wenn das die Aufgabe sein sollte, die Jarle zurückzudrängen, mag dies vielleicht einem anderen von Axt-Torers Nachkommen gelingen.

      Torvald legte seinen Kopf mit einem breiten Lächeln in den Nacken.

      - Du bist wahrhaftig nicht ängstlich in deiner Wortwahl, Erik. Gewiss nicht. Schön wäre es, wenn du Arme hättest, die das in die Tat umsetzen könnten.

      Dann senkte er wieder seinen Kopf und ein unfreundlicher Blick traf Erik.

      - So zähm doch deine Zunge, Junge. Halt den Mund von Dingen, von denen du nichts verstehst und verlang nicht von mir, dass ich dir an diesem schönen Tag beibringen soll, wie die Fratze einer Flucht aussieht. Ich gebe dir die Möglichkeit, unter vier Augen zu sprechen, und wenn du das nicht annimmst, jage ich dich persönlich vom Hof.

      Erik war besiegt. Und er wusste das.

      Er wollte irgendetwas tun, mit seinem Vater gleichziehen, doch er wollte nicht sein Gesicht verlieren. Sein Kopf schmerzte vor lauter Gedanken, und sein Blut pochte heftig in ihm. Dann spürte er Torhals Hand auf seiner Schulter. Sie wollte nicht trösten, sondern ihn zurückhalten. Erik ließ sich jedoch nicht aufhalten. Diesmal nicht. Er schüttelte seine Schulter in solch einer heftigen Bewegung, dass er einen Schritt in Richtung seines Vaters taumelte.

      - Die Flucht lerne ich vielleicht heute nicht kennen, aber ihre Fratze kenne ich seit Langem. Was ich heute lerne ist, wer mein Vater ist und was er seinem Sohn zutraut. Wenn der Preis für diese Unterweisung ein Aufeinandertreffen mit den Jarlen in Norwegen ist, soll es das sein, was ich bezahlen werde.

      Jetzt entstand ein Augenblick, in dem alle Geräusche verstummten und sich eine nervöse Anspannung in der Stille ausbreitete. Eriks Worte waren verklungen, doch sie waren in einen Entschluss gemündet, der nicht mehr zu ändern war.

      - Aber genau das ist der Preis, Erik. Und den wirst du bezahlen müssen. Ich will, dass du dir rasch ein Schiff nach Norwegen suchst und dort Jæren und die Söhne von Erik aufsuchst. Ich will, dass du in der Begegnung mit ihnen das Wesen deiner Vorväter


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