Petra und der Reiterhof. Torbjörg Hagström

Petra und der Reiterhof - Torbjörg Hagström


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wurde eine Pause eingelegt, während man die Hindernisse wegräumte und die Bahn für die Dressur vorbereitete.

      Astrid und Lena stellten sich vor der kleinen Bude an, um Würstchen zu kaufen. Die Johansons fuhren nach Hause, nachdem sie versprochen hatten, ihre Töchter abzuholen, wenn die Wettkämpfe vorüber waren.

      Was Astrid betraf, so fand sie den Dressurwettkampf nicht übermäßig interessant. Petra erzählte ihr zwar auch diesmal, was geschah, doch es ging soviel langsamer als das Springen, so daß Astrid es schließlich langweilig wurde.

      Als jedoch der fünfte Reiter auf die Bahn kam, dachte Astrid, daß sie das Programm lernen konnte, indem sie genau auf Petras Erklärungen horchte. Sie versuchte sich zu erinnern, in welcher Reihenfolge die verschiedenen Dressurübungen ausgeführt wurden. Da erschien ihr alles plötzlich interessanter, und als der Wettbewerb vorüber war, hatte sie sich schon eine recht gute Vorstellung vom B:2-Programm gemacht. Während die Ergebnisse errechnet wurden, benutzte sie die Zeit, Petra noch einiges zu fragen, was sie nicht begriffen hatte.

      Endlich rief eine Stimme aus dem Lautsprecher: „Sieger wurde Peter Lundgren auf Mädchen mit 200 Punkten. Zweite ist Karin Krants auf Rex mit 197 Punkten, dritte Charlotte Verelius auf Karamell mit 184 Punkten, vierte Agneta Verelius auf Fleur mit 180 Punkten …“

      Die Punktzahlen der übrigen Teilnehmer, die sich nicht plaziert hatten, wurden ebenfalls verkündet, doch man hörte sie im Jubel des Publikums kaum.

      Abends endete das Einweihungsfest mit einem Reiterball im Haus Verelius, aber Petra ging nicht hin. Sie striegelte Svala, so gut es mit der einen Hand ging, und dachte an Klaus. Wie er sich wohl fühlen mochte? Ob er traurig war? Trotzdem wußte Petra, daß sie richtig gehandelt hatte.

      An diesem Abend blieb sie noch lange im Stall.

      „Lena!“ flüsterte Astrid in der Dunkelheit.

      Sie bekam keine Antwort. Lena schlief wohl schon. Astrid lauschte auf das schwache, aber penetrante Summen einer Mücke. Sie selbst konnte das kleine Untier nicht erwischen, und sie wollte ihre Schwester deshalb nicht wecken.

      Astrid hatte ihren Eltern nach dem Fest gesagt, daß sie sich für Cherokee entschieden hätte. Damit war die Suche nach einem Pferd beendet. Endlich hatte sie ihr Pony bekommen. Cherokee war wohl das gutmütigste und zuverlässigste von all den Ponys, die sie sich angesehen hatten. Und trotzdem …

      Astrid wünschte nun, sie hätte von Anfang an auf einem Pony wie Cherokee reiten gelernt. Sicher wäre sie viel glücklicher über ihn gewesen, wenn sie nicht gewußt hätte, daß ein Pferd so sein konnte wie Svala. Aber es würde mit der Zeit wohl anders werden, wenn sie erst besser reiten konnte. Das war Astrids letzter Gedanke, ehe sie einschlief.

      „Hoch soll sie leben, hoch soll sie leben …“

      Astrid setzte sich schlaftrunken im Bett auf und hörte, wie ihre Familie durch die Tür ins Mädchenzimmer kam.

      „Alles Gute, Astrid!“ schrie Lena und drückte ihrer Schwester ein großes Paket in den Arm.

      Astrid horchte auf. Sie merkte an Lenas Stimme, daß etwas Besonderes geschehen sein mußte.

      Dann fühlte sie eine Schleife unter den Fingern und begann das Paket zu öffnen. Es enthielt mehrere kleine Gegenstände, die in Seidenpapier eingewickelt waren. Sie rollte den größten davon auf: hartes Holz, lange Borsten – eine Mähnenbürste! Als nächstes kam ein weiches Tuch. Und dann wickelte sie der Reihe nach einen Schwamm, einen Hufkratzer, eine Kardätsche und noch eine kleinere Bürste aus.

      „Damit bürstet man die Hufe“, erklärte ihre Schwester.

      „Oh, vielen Dank, Lena! Jetzt kann ich Cherokee mit meinem eigenen Putzzeug sauberhalten, statt immer alles von der Reitschule zu leihen.“

      Von ihren Eltern bekam Astrid ein ebenso großes Paket. Es enthielt ein Paar Reitstiefel.

      „Und dazu kommt noch das Pony – mit Sattel und Trense“, sagte ihre Mutter. „Das zählt wohl auch als Geburtstagsgeschenk.“

      „Ja, wir haben den Kauf gestern perfekt gemacht“, fügte ihr Vater hinzu. „Was ist das für ein Gefühl, ein eigenes Pferd zu haben?“

      „Oh, ein wunderbares!“

      Astrid setzte sich auf die Bettkante und begann die neuen Reitstiefel anzuziehen.

      „Die passen genau!“

      „Zieh jetzt deinen Morgenmantel an, dann gehen wir frühstücken.“

      Astrid behielt die Reitstiefel beim Frühstück an. Ihre Mutter hatte Schokolade gekocht und einen Kuchen gebacken.

      Gegen ein Uhr nachmittags kam Petra. Das Paket, das sie anschleppte, war das größte von allen.

      „Was hast du dir denn noch einfallen lassen?“ fragte Astrid, während sie das Geschenk betastete. „Ich hab schon Putzzeug und Stiefel bekommen, und eine Reitkappe habe ich längst. – Dein Paket ist auch viel zu groß, als daß es eine Pralinenschachtel oder so etwas Ähnliches enthalten könnte.“

      „Mach auf, dann siehst du’s“, sagte Petra lachend.

      Astrid riß ein Stück Papier ab und begann eine große Holzkiste auszuwickeln. Sie öffnete den Deckel und steckte die Hand ins Innere. In der Kiste waren mehrere kleine Fächer verschiedener Größe. In einem davon lag ein Metallgegenstand. Astrid nahm ihn heraus und betastete ihn.

      „Was ist das?“ fragte sie verwundert.

      „Ein Schloß mit einem Schlüssel, um die Kiste zu verschließen“, erklärte Petra. „Damit keiner darin herumwühlen kann, wenn du nicht im Stall bist.“

      „Oh … ist es eine Kiste für die Reitsachen? Vielen Dank, das ist eine großartige Idee!“

      Astrid holte ihr Putzzeug und legte es liebevoll in die Fächer der Kiste, bis ihre Mutter erschien und sagte: „Mögt ihr jetzt Kaffee und Torte?“ Dagegen hatte natürlich niemand etwas einzuwenden.

      „Wollen wir anschließend zum Stall fahren?“ schlug Lena am Kaffeetisch eifrig vor.

      „Ja, du mußt doch deine Geschenke ausprobieren, Astrid“, meinte Petra.

      „Also gut, wir fahren alle zusammen hin“, sagte Herr Johanson.

      Die Torte wurde vollständig aufgegessen, und dann stiegen alle in den Wagen. Lena war so aufgeregt, daß sie kaum stillsitzen konnte.

      „Hallo, Cherokee!“

      Astrid ging in die Box, doch die anderen blieben auf der Stallgasse zurück. Sie wurde von einem leisen, freundlichen Wiehern begrüßt. Plötzlich schlug ihr Herz einen Purzelbaum. Cherokee hatte doch nie so gewiehert, wenn sie kam. Zeigte er endlich ein wenig mehr Zuneigung für sie? Astrid streckte die rechte Hand aus, in der sie ein Stück Zwieback hielt.

      Im nächsten Augenblick berührten weiche Pferdelippen ihre Handflächen, und der Zwieback verschwand.

      Astrid hielt den Atem an. Vorsichtig wölbte sie die Hand um das Pferdemaul. Es war ein kleines, festes Maul, das sie kannte. Cherokees Lippen waren weich und ein wenig schlaff. War sie in der falschen Box? Aber nein, das hätten ihr die anderen doch gesagt. Astrid merkte plötzlich, daß es hinter ihr seltsam still geworden war. Sie wagte keine Frage zu stellen. Mit zitternden Fingern tastete sie über den Pferdekopf. Die Stirnlocke war seidenweich und keineswegs so lang und dick wie die von Cherokee. War sie verrückt geworden?

      Astrid beugte sich vor und betastete das rechte Vorderbein des Ponys. Nein, das war keinesfalls Cherokees Fell. Das Pony hob den Fuß und legte einen kleinen, runden Huf in ihre Hand. Als Astrid den Huf auf den Boden stellte, spürte sie einen leichten Puff im Rücken.

      „Svala?“ flüsterte sie.

      „Ja, es ist Svala“, sagte ihr Vater laut. „Sie gehört jetzt dir. Wir haben Cherokee zurückgeschickt.“

      „Oh!“


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