Die Magie der Schwarzweißfotografie. Torsten Andreas Hoffmann
schon bei der Aufnahme im Farbmodus in Schwarzweiß vorzustellen.
35 mm, 1/30 Sekunde, Blende 9, ISO 200, Polarisationsfilter
An den steilen Hängen der Insel La Palma bilden sich häufig riesige Cumuluswolken, auf die man vom Berg Bejenado wunderbar herabschauen kann. Ein erhabenes Gefühl ist das, einmal auf gleicher Höhe mit den Wolken zu sein. Dieses Bild drückt eher die Großartigkeit der Schöpfung aus.
29 mm, Blende 14, 1/325 Sekunde, ISO 200
Die etwas grau wirkenden Nimbostratus-Wolken sind hier auf Lanzarote schon fast zu den besonderen Mammatus-Wolken geworden. Eine kontrast- und strukturreiche Bearbeitung mit Silver Efex trägt zur besonderen Bildwirkung bei. Auf diesem Foto bekommt der Himmel einen eher bedrohlichen Charakter.
67 mm, Blende 8, 1/160 Sekunde, ISO 200
Schäfchenwolken (Cirrocumulus) wirken oft sehr friedlich, obwohl sie häufig schlechteres Wetter ankündigen. Dieses Foto wurde in Ligurien fotografiert, wo sich der Himmel gegen eine Piniengruppe abzeichnet. Im Vergleich zum rechten Foto drückt dieses Bild Sanftheit und Frieden aus.
106 mm, Blende 8, 1/50 Sekunde, ISO 200
Diese Wolke fand ich in einem heißen Sommer bei Mutterstadt über einem großen Feld. Es hatte sich eine Windhose gebildet, ein seltenes Wetterphänomen in Deutschland. Natürlich ist dieses Bild das Gegenteil des linken, ja, es hat fast schon einen leicht apokalyptischen Touch, denn extreme Wetterphänomene haben sich in den letzten Jahren deutlich vermehrt und werden aufgrund des Klimawandels in Zukunft noch häufiger werden.
24 mm, Blende 14, 1/640 Sekunde, ISO 200
Den Himmel über der Stadt gestalten
Wir leben in einem weltweiten Zeitalter der Urbanisierung. Weltweit zieht es die Menschen in die Großstädte. Ländliche Regionen beginnen zu veröden, egal ob in Deutschland, Indien oder China. Der Blick auf den Himmel ist in der Großstadt ein ganz anderer als auf dem Land. Wohnt man im Parterre-Geschoss eines Berliner Hinterhofs, im zweiten Stockwerk einer italienischen Altstadtwohnung oder im achten Stock eines New Yorker Hochhauses, ist der Himmel nur noch eine kleine Parzelle zwischen den Steinwänden. Vielleicht sind auch deshalb Dachgeschossoder Loftwohnungen so begehrt, weil man einen weiteren Blick auf den Himmel hat.
Will man Himmelsstimmungen in der Großstadt fotografieren, so gelten andere Regeln als auf dem Land. Während dort Himmel und Landschaft in der Regel eine Einheit bilden, ist dies in der Großstadt nicht immer der Fall. Dafür aber bilden z. B. moderne Architektur und Wolkenformationen einen starken Spannungsbogen, der auf vielfältige Weise gestaltet werden kann. Gerade in Städten mit Hochhausarchitektur wie Frankfurt oder New York ist die Bildspannung zwischen moderner Architektur und dem Himmel oft besonders stark. Als ich einmal in New York Himmelsschreiber sah, war ich begeistert, aber ich war gerade nicht an einer fotografisch interessanten Stelle. So musste ich rennen, um irgendwohin zu kommen, wo ich die Schriftzüge am Himmel geschickt in die Hochhausschluchten einbetten konnte. Beim rechten Bild handelt es sich nicht gerade um eine Straße mit besonders schöner Architektur – auch in New York war die 1960er- und 1970er-Jahre-Architektur äußerst langweilig. Aber der bogenförmige Schriftzug genau in der Mitte des Himmels verleiht dem Foto trotz der langweiligen Architektur etwas Besonderes, fast schon Surreales. Es lohnt sich also unbedingt, auch in den engsten Hochhausschluchten moderner Großstädte immer wieder in den Himmel zu schauen.
Bearbeitet man sehr kontrastreiche Bilder mit scharfen Kanten, so wie hier die Hochhauskanten, dann bilden sich bei Silver Efex – besonders wenn man die Struktur verstärkt – schon einmal »Heiligenscheine« entlang der Kanten. Diese lassen sich verhindern, indem man den Regler »Weicher Kontrast« wieder nach rechts schiebt oder mit dem Nachbelichter-Werkzeug von Photoshop nachbelichtet. In jedem Fall ist es aber wichtig, sorgfältig auf diese möglichen Heiligenscheine zu achten.
17 mm, Blende 11, 1/100 Sekunde, ISO 200
Die niedrig liegenden Stratocumulus-Wolken über Frankfurt am Main lassen das Wort »Wolkenkratzer« plastisch werden. Die sehr kontrastreiche Wirkung wurde mit Silver Efex verstärkt. So wirkt das Bild etwas surreal und bekommt einen unheimlichen Charakter. Aber gerade solch ein Himmel bei einem Tiefdruckgebiet macht das Foto interessanter, als wenn es der monochrom blaue Himmel eines Hochdruckgebiets gewesen wäre. Das Bild wurde mit der Canon EOS 5DS R mit 50 Megapixeln fotografiert, sodass eine Vergrößerung auf 2 m Bildgröße noch gestochen scharf ist.
24 mm, Blende 9, 1/200 Sekunde, ISO 100
Dramatische Stimmung über Manhattan. Hier wird wieder einmal klar, wie sehr der Mensch – sei seine Architektur auch noch so kühn – den Naturgewalten ausgesetzt ist, die immer stärker sein werden als er selbst. Der heftige Tropensturm im Jahr 2012 hat auch den New Yorkern klargemacht, dass ihre Stadt durch Naturgewalten verwundbar ist. Corona, eine ganz andere Art von Naturgewalt, hat es nicht nur den New Yorkern, sondern der Welt noch deutlicher gemacht, dass der Mensch viel kleiner ist, als er denkt.
32 mm, Blende 8, 13 Sekunden, ISO 200
Was ist ein mystischer Himmel?
Betrachtet man Bilder mit besonders starken Himmelsstimmungen, so sagt man oft: »Dieses Bild wirkt aber mystisch.« Man meint damit, dass dieses Bild besonders stimmungsvoll oder geheimnisvoll wirkt. Dabei wird das Wort »mystisch« aber sehr oft benutzt, ohne seine wirkliche Bedeutung zu kennen. Was bedeutet »mystisch« oder »metaphysisch« für die Fotografie? Woher kommt der Begriff?
Gedanken über Mystik
Der Begriff »Mystik« stammt aus der Religion und bedeutet die Idee einer persönlichen, individuellen Vereinigung mit Gott. In jeder Religion gibt es mystische Strömungen, die versuchen, durch Meditation, Versenkung oder Reinigung des Geistes einen Zustand zu erreichen, der den Menschen für sogenannte Gotteserfahrungen öffnen soll.
Der Begriff »Metaphysik« dagegen stammt aus der Philosophie und kommt ohne einen Gottesbegriff aus, obwohl er in eine sehr ähnliche Richtung zielt. Der berühmteste christliche Mystiker war Meister Eckhard, der sich immer wieder in die Einsamkeit zurückzog, um seine Sinne von der Überflutung zu entleeren, um sie zu sensibilisieren und damit für Erfahrungen des »Himmlischen« oder »Göttlichen« zu öffnen.
Dabei sei der Begriff »Gott« hier nicht im herkömmlichen Sinne gebraucht, sondern steht eher für die Idee, dass es hinter der mit den sehr beschränkten fünf Sinnen wahrnehmbaren Welt noch eine andere, erweiterte Ebene gibt. Die Idee von solch einer anderen Ebene hinter dem sinnlich Wahrnehmbaren ist uralt. Sie taucht in vielen alten Kulturen und Philosophien auf, so z. B. in den uralten heiligen indischen Schriften, den Veden. Schon dort wird die Welt, so wie wir sie mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen, als Täuschung, als der Vorhang von »Maya« bezeichnet, der irgendwann aufreißt und uns diese Welt, so wie wir sie wahrnehmen, nur als einen Schleier der Verblendung erkennen lässt.
Dies mag beim ersten Lesen abwegig erscheinen. Wenn man sich aber