Craving Rose. Nicole Jacquelyn
hatte. „Ich schwöre, es passiert immer, wenn man nicht auf der Suche ist.“
„Ach, was weißt du denn schon?“, zog ich sie mit rauer Stimme auf. „Du bist in Leo verliebt, seit du in die Pubertät gekommen bist.“
„Wahrscheinlich schon davor“, sagte sie und verdrehte die Augen. „Aber wir kamen erst zusammen, als ich aufhörte, ihm nachzujagen. Es musste zur richtigen Zeit passieren.“
„Es fühlt sich an, als ob ich ihn nie treffen würde, den perfekten Mann, der genau für mich gemacht ist“, gab ich zu. „Alle anderen haben schon ihren Partner, und ich stehe immer allein in der Ecke, denn der Verlierer, mit dem ich gerade zusammen war, hat mich abserviert.“
„Wir sind dreiundzwanzig“, sagte sie und lachte leise. „Du hast noch so viel Zeit, den Richtigen zu finden. Der, mit dem du Kinder haben wirst und der dich behandelt, als wärst du der Mittelpunkt des Universums.“
„Was, wenn ich ihn nie finde?“
„Ich glaube, dann musst du einfach bei Leo und mir einziehen, und wir können Schwester-Ehefrauen sein.“ Sie lächelte, als ich lachte. „Aber du darfst nicht mit ihm vögeln. Wir besorgen dir einfach einen wirklich guten Vibrator.“
Unser Lachen erschütterte das Bett und ich versuchte schnaufend, wieder zu Atem zu kommen.
„Oh, mein Gott“, sagte sie und lachte wieder. „Das habe ich vergessen, dir zu erzählen.“
„Was denn?“
„Ich habe ein graues Schamhaar gefunden.“
„Was?“, schrie ich praktisch.
„Ja. Hing einfach da unten rum, als wollte es sagen, was ist los, alte Dame?“
Ich verschluckte mich und lachte noch heftiger.
„Ich werde es wachsen müssen“, keuchte sie zwischen ihrem Gekicher. „Aber ich habe Angst, dass da noch mehr sind, wenn es nachwächst.“
„Ein sechzigjähriger Teppich und dreiundzwanzigjährige Vorhänge“, sagte ich, wobei ich vor lauter Lachen kaum reden konnte.
„Oh, Gott“, röchelte sie und schlug auf die Matratze. „Warum zur Hölle hat uns niemand gewarnt?“
„Weil niemand anders seine Schambehaarung mit uns diskutiert?“
„Das sollten sie aber!“
Es dauerte eine Weile, bis wir uns wieder beruhigten. Aber danach fühlte ich mich tausend Mal besser. Leise Gespräche mit der besten Freundin im Dunkeln haben etwas Besonderes an sich – sie heilen selbst die schlimmsten Tage.
„Danke, dass du hergekommen bist“, sagte ich, als wir uns wieder zurechtlegten.
„Ist doch klar.“
„War Leo sehr sauer, dass du die Nacht hier verbringst?“
„Nein“, sagte sie und schüttelte den Kopf. „Sie kommen mal eine Nacht ohne mich zurecht. Gray hat schon geschlafen, und Leo wollte seine blöden Auto-Shows gucken und im Bett eingelegten Spargel essen.“
„Ih.“ Ich rümpfte die Nase. „Das ist ekelerregend anschaulich.“
„Und er gehört ganz und gar mir, meine Damen und Herren“, sagte sie und winkte der Zimmerdecke, als wäre sie Moderatorin einer Spielshow.
„Das will ich auch“, sagte ich und seufzte.
„Mach dir keine Sorgen, Rosie“, sagte sie und zog die Decke um ihre Schultern. „Ich verspreche dir, dass auch du eines Tages einen ekelerregenden Mann haben wirst.“
„Copper war widerlich“, sagte ich und schloss die Augen.
„Das war die falsche Art von widerlich“, murmelte sie zurück.
Kapitel 2
Mack
„Kara Louise MacKenzie, wenn du nicht sofort deinen Hintern bewegst, fahre ich ohne dich“, rief ich die Treppe hinauf, während ich die Füße in meine Stiefel stopfte.
Dieses Mädchen wurde einfach nie rechtzeitig fertig, egal wie früh ich sie weckte. Als sie noch klein war, war es süß, sie morgens wie einen Zombie umher wanken zu sehen, doch es wurde immer weniger süß, je älter sie wurde. Wenn ich wegen ihr wieder zu spät zur Arbeit kam, würde ich ihr eine Woche Hausarrest geben.
Okay, wahrscheinlich würde daraus ein Tag werden. Ich war nicht besonders gut darin, so etwas durchzuziehen, auch wenn ich wusste, dass ich das sein sollte. Es war schwierig, ein Kind zu bestrafen, das gute Noten bekam, andere Menschen mit Respekt behandelte und mich anlächelte, als wäre ich ein verdammter Superheld. Mein kleines Mädchen war ein gutes Kind, ganz egal, wie sehr sie mich in den Wahnsinn trieb.
„Kara!“, rief ich noch mal und schob mein Portemonnaie in die Gesäßtasche. „Wir müssen los!“
„Ich komme!“, rief sie zurück und hüpfte die Stufen hinunter, wobei sie versuchte, ihre Sneakers anzuziehen. „Ich bin fertig.“
„Binde sie zu“, ermahnte ich sie, als sie stolpernd neben mir zum Stehen kam. „Du kennst die Regeln.“
„Ja, ja“, sagte sie und beugte sich hinunter, um ihre Schuhe zu schnüren. „Keine Shorts, nichts Kurzärmliges, Schnürsenkel müssen zugebunden sein, keine Flip-Flops …“
„Wir nehmen das Bike“, unterbrach ich sie und nahm unsere Helme von der Couch. „Du hast den ganzen Winter gehabt, um die Schuhe zu tragen, die du wolltest.“
„Ich kann im Winter keine Flip-Flops anziehen“, merkte sie an und folgte mir zur Tür. „Meine Füße würden nass werden.“
„Hast du Sachen zum Wechseln in dem Rucksack?“, fragte ich und schloss die Tür hinter uns ab. Die Sonne schien schon und ich atmete den Duft nach gemähtem Gras ein und genoss den ersten Hauch von frischer Luft.
„Ja“, sagte sie und sprang die Vordertreppe mit einem einzigen Satz hinunter. Der Rucksack schlug hart gegen ihren Rücken, als sie landete.
„Dann kannst du den ganzen Tag Shorts und Flip-Flops tragen, bis ich dich abhole.“
„Ich weiß gar nicht, warum ich zu Trix gehen soll“, grollte sie, band fachmännisch ihr Haar zurück und setzte den Helm auf. „Ich bin zwölf. Ich brauche keinen Babysitter.“
„Das Gespräch hatten wir schon“, erwiderte ich und überprüfte ihren Kinnriemen, auch wenn sie ihn schon dutzende Male allein geschlossen hatte. „Wenn ich ein paar Stunden weg bin, kannst du allein zu Hause bleiben. Aber nicht, wenn ich den ganzen Tag unterwegs bin.“
„Alle in meiner Klasse bleiben allein zu Hause, wenn die Eltern arbeiten müssen“, erklärte sie mir zum tausendsten Mal. Ich stieg aufs Bike und wartete, bis sie hinter mir aufgestiegen war. Sie musste fast schreien, damit ich sie durch den Helm verstehen konnte. „Ich bin alt genug, um auf mich selbst aufzupassen.“
Ich lachte leise, startete das Bike, und der Lärm übertönte ihre Beschwerden. Ich lachte noch lauter, als sie mich vor Wut leicht in die Seite zwickte.
Vielleicht war ich überbehütend. Zur Hölle, ich wusste, dass ich übervorsichtig war. Aber das interessierte mich einen Dreck. Wenn deine Frau in einer Badewanne voll Wasser Selbstmord begeht und deine fünfjährige Tochter für wer weiß wie lange sich selbst überlässt, bis du von der Arbeit nach Hause kommst, ändert sich deine Perspektive. Ich wusste, dass Kara allein zurechtkam. Sie war klug und tüchtig und brachte sich nicht in Schwierigkeiten. Das hieß aber nicht, dass ich mich wohlfühlte, wenn sie den ganzen Tag auf sich allein gestellt war.
Während wir auf das Gelände zufuhren, spürte ich, wie Kara sich hinter mir entspannte. Sie sah ihrer Mutter sehr ähnlich, hatte ihre Augen, ihr Lächeln und ihre Grübchen, aber ihre Liebe zur offenen Straße hatte sie von mir. Mein kleines Mädchen