Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman. Sissi Merz

Dr. Brinkmeier Staffel 3 – Arztroman - Sissi Merz


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Monika wollte ihn unterbrechen, aber Thomas beharrte: »Das muß jetzt mal gesagt werden. Wenn sich da wirklich was ändern soll, dann wollen wir auch ehrlich zueinander sein. Die Valerie hast wie ein kleines Kind behandelt und ihr einfach verboten, den Toni zu heiraten. Dabei ist sie schon lange erwachsen. Sie hätte einfach tun können, was sie will. Aber eben das konnte sie nimmer, weil sie das ganze Leben von dir geknechtet worden ist. Und jetzt, wo du krank bist, denkst, es ist so leicht einen Frieden zu schließen?«

      »Ich weiß, daß es nicht leicht wird«, gestand Valentin seinem Sohn zu. »Und ich weiß auch, daß du recht hast, wennst dich zornig gibst, mir Vorwürfe machst. Schließlich hab’ ich viele Fehler gemacht. Und wenn ich ehrlich sein soll, hätte ich mich wohl kaum geändert ohne diesen Herzkasper.«

      Thomas nickte. »Wenigstens bist in dem Punkt ehrlich.«

      »Ich bemühe mich. Also, ihr wißt jetzt, wie die Dinge liegen. Ich möchte dem Thomas den Hof übergeben. Und du, Toni, wirst ein Wohnrecht erhalten. Das stellt dich über die anderen Knechte, als kleine Auszeichnung sozusagen. Ob der Thomas dich als gleichberechtigten Partner anerkennt, das überlasse ich dann ihm. Weil es sein Hof sein wird, wenn ich im Austrag bin. Seid ihr damit einverstanden?«

      Der Jungbauer gab nicht gleich eine Antwort, während Toni klarstellte: »Die Idee mit dem Wohnrecht ist nett gemeint, aber das braucht’s net. Daß ich die Valerie liebhab’ und heiraten möchte, hat mit meiner Arbeit auf dem Hof fei nix zu tun.«

      »Sei net so bescheiden«, mahnte Maria den Burschen. »Du bist fleißig, wir haben uns immer auf dich verlassen können. Daß der Bauer dir jetzt eine kleine Anerkennung zukommen läßt, ist net mehr als recht.« Sie warf ihrem Mann einen fragenden Blick zu, dieser verstand schon, was sie meinte.

      »Was jetzt eure Hochzeit angeht, ja mei, so ganz recht ist es mir net, das muß ich zugeben. Ich hab’ mir halt für die Valerie einen Hoferben gewünscht, der ihr was bieten kann. Aber wenn sie nun mal keinen anderen will als dich, Toni, dann werde ich euch nimmer länger Steine in den Weg legen.«

      Valerie fiel dem Vater um den Hals und drückte ihn. »Ich dank dir von Herzen!« Sie lächelte verschämt. »Ist es net seltsam; seit der Max Brinkmeier bei uns gewesen ist, da hat sich alles zum Guten gewandt.«

      »Dem Doktor müssen wir noch danken«, warf Valentin ein. »Er hat mir das Leben gerettet.«

      »Ist schon geschehen.« Maria nahm die Rechte ihres Mannes in ihre Hände und drückte sie leicht. »Und jetzt solltest dich ein bissel ausruhen, Valentin. Denk dran, was der Doktor im Spital gesagt hat. Du hast versprochen, dich daran zu halten.«

      »Und das habe ich auch vor.« Er lächelte zufrieden. »Jetzt, wo ich mit mir selbst und meiner Familie wieder im reinen bin, laß ich es mir gerne gutgehen und leg’ die Füß’ hoch. Und so ein Austrag, der hat fei auch seine Vorteile. Zum Beispiel, daß wir zwei in Zukunft öfter mal verreisen können. Na, Maria, was sagst dazu? Bist dabei?«

      »Freilich, nur zu gern.« Sie hängte sich bei ihm ein. »Aber die erste Reise, die geht jetzt in dein Bett. Du mußt nämlich noch eine ganze Weile kürzer treten. Und dafür sorge ich!«

      »Und was sagst jetzt?« fragte Monika ihren Mann, nachdem die Eltern die Stube verlassen hatten. »Dein Vater hat sich geändert, das kannst nimmer bestreiten.«

      Thomas lächelte schmal. »Laß mal ein paar Wochen vergehen. Dann werden wir erleben, wie ihm der Austrag schmeckt. Und ich kann mir beim besten Willen net vorstellen, daß er allerweil so friedlich bleibt wie heute…«

      *

      »Die große Ernte wäre eingefahren. Und der neue Traktor wird nächste Woch’ geliefert.« Toni warf dem Jungbauern einen anerkennenden Blick zu. »Hast alles im Griff, Thomas. Darauf kannst stolz sein.«

      Der neue Bauer vom Einöd-Hof lächelte zufrieden, als er zugeben mußte: »Es hat sich wirklich alles so entwickelt, wie wir gehofft haben. Damit hab’ ich net gerechnet, das muß ich eingestehen. Daß der Vater auf die Dauer mit dem Austrag zufrieden sein würde, erscheint mir jetzt noch rätselhaft.«

      »Die Krankheit hat ihn verändert. So was soll vorkommen.«

      »Habt ihr denn jetzt einen Hochzeitstermin festgelegt, die Valerie und du?« wechselte der Bauer das Thema.

      »Nächsten Monat soll es soweit sein.« Toni schüttelte leicht den Kopf. »Ich kann es noch immer net recht fassen. Wenn ich dran denke, wie lange das aussichtslos ausgeschaut hat. Und jetzt müssen wir uns nimmer verstecken. Das ist für mich so wie ein kleines Wunder. Weißt, dein Vater hat mich gestern sogar gelobt. Das ist in all den Jahren, die ich jetzt auf diesem Hof arbeite, noch nie vorgekommen.«

      »Ja, mei, der Alte schafft es immer noch, uns zu überraschen.«

      Am frühen Abend unternahmen Valerie und Toni noch einen gemeinsamen Spaziergang. Es war ein sehr warmer Tag gewesen, der Abend aber brachte angenehmere Temperaturen, und ein kühler Wind wehte vom Gebirge her. Hand in Hand schlenderte das junge Paar über den schmalen Steig, den sie früher oft genommen hatten. Er führte hinauf zur Sennhütte. Diese lag nun wieder verwaist da, doch als heimlicher Treffpunkt hatte sie ausgedient.

      »Morgen müssen wir zum Hochwürden, die Trauung besprechen«, sagte Valerie. »Bist einverstanden, wenn wir groß feiern? Ich möchte gern alle Verwandten und Freunde einladen. Nach allem, was wir zusammen durchstehen mußten, finde ich, haben wir uns das verdient.«

      Toni drückte ihr ein Busserl auf die blühenden Lippen, zögerte aber mit einer Antwort. Und als sie wissen wollte, was los sei, gab er ein wenig verschämt zu: »Ich glaube net, daß wir uns so ein großes Fest leisten können, Schatzerl. Was ich gespart hab’, das reicht vielleicht…«

      »Toni, ich bitt’ dich!« Die hübsche Hoftochter schüttelte nachsichtig den Kopf. »Die Hochzeit richtet fei der Brautvater aus. Ich hab’ schon mit ihm gesprochen, und er ist damit einverstanden.«

      »Ich weiß net…« Der Bursch ließ ihre Hand los und wirkte recht bekümmert. »Das gefällt mir net. Ich bin nun mal nur ein Knecht und kein Bauer. Ein so großes Fest, das geht mir zuwider. Es wäre mir viel lieber, wenn wir nur im kleinen Rahmen…«

      »Aber mir net! Zählt denn das gar nicht?«

      Er blieb stehen und schaute sie streng an. »Valerie, du hast gewußt, wer und was ich bin, als wir beschlossen haben, zu heiraten. Ich will mich net für etwas anderes ausgeben, nur um Eindruck auf die Leut’ zu machen. Das ist nicht meine Art. Entweder heiraten wir im kleinen Rahmen oder aber – gar net.«

      Sie starrte ihn ungläubig an, dann rief sie: »Dann eben net! Meinst vielleicht, ich will genauso einen sturen Kerl wie meinen Vater heiraten. Wennst mir so kommst, kannst die Hochzeit vergessen!« Damit wandte sie sich auf dem Absatz um und eilte erbost davon. Toni wußte nicht, was er davon halten sollte. Mißmutig stopfte er die Hände in die Hosentaschen und marschierte zurück zum Erbhof. Nachgeben wollte er aber in keinem Fall, denn er glaubte sich schließlich im Recht.

      Valerie eilte in ihre Kammer und warf sich heulend aufs Bett. Sie konnte einfach nicht glauben, wie verbohrt Toni sich ihr gegenüber benommen hatte. Als eine schmale Hand sich auf ihren Rücken legte, blickte sie auf und direkt in das besorgte Gesicht ihrer Mutter, die sie hatte heimkommen sehen.

      »Was ist denn los, Valerie? Habt ihr gestritten?«

      »Gestritten? Der Toni war gemein zu mir! Stell dir vor, er will keine große Bauernhochzeit. Und wenn ich mich net nach seinen Wünschen richte, dann mag er auch nimmer heiraten. Mei, Mama, ich bin so unglücklich! Die ganze Zeit haben wir uns gegen den Vater behaupten müssen. Und jetzt, wo alles gut sein könnte, da fängt der Toni an, sich genauso damisch zu benehmen. Das ist doch net zu fassen!«

      Maria Eggerer machte eine nachdenkliche Miene. »Schau, Tschapperl, in den vergangenen Monaten, da habt ihr zwei fest zusammenhalten müssen, weil so viel Druck von außen kam. Und jetzt, wo das nimmer der Fall ist, zeigt sich halt, daß ihr net immer einer Meinung seid. Ihr müßt erst einmal lernen, euch auch zu streiten. Das gehört nun einmal dazu, wenn man sein Leben zusammen verbringen will.«


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