Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus

Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis - Walter G. Pfaus


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das Haar. Es knisterte unter seiner Berührung, es blieb an seinen Fingern hängen.

      „Da siehst du mal, wie du mich elektrisierst“, flüsterte die junge Frau.

      „Das möchte ich lieber vermeiden“, sagte er mit zuckenden Mundwinkeln.

      „Ich finde es schön.“

      Er inhalierte tief. Er konnte seiner Geliebten nicht gut sagen, woran er dachte, ja zwangsläufig denken musste, wenn vom Elektrisieren die Rede war.

      „Du bleibst doch noch, bis Gerry von seiner Geschäftsreise zurückkehrt?“, fragte die junge Frau hoffnungsvoll.

      Sie war 34. Ihr hüllenloser Körper war schlank, biegsam, vollkommen. Das Gesicht war ebenmäßig und wurde beherrscht von großen, lang bewimperten Augen und einem üppigen Mund. Die Farbe der Augen ließ sich nur schwer bestimmten und schwankte zwischen Braun und Gold.

      „Wann erwartest du ihn?“

      „Das habe ich dir doch schon mehrere Male gesagt. Er kommt am Freitag zurück, in vier Tagen.“

      „So lange kann ich nicht warten.“

      „Wenn du gegangen sein wirst, werde ich nur noch an dich denken“, seufzte sie. „Lieber Himmel, warum um alles in der Welt habe ich bloß Gerry Mitchell geheiratet? Er ist fad. Ein Ekel. Und dick dazu. Oh, Fred! Du hättest mich damals mitnehmen sollen. Ich habe dir doch wahrhaftig deutlich genug gezeigt, was ich für dich empfinde.“

      „Du weißt, wie das lief“, murmelte er.

      „Du wolltest weg von Hammond, ich erinnere mich. Du wolltest ein reicher Mann werden. Du hattest dir vorgenommen, als Millionär zurückzukehren. Das klang wie Spinnerei. Es waren die Träume, die jeder in deinem Alter hatte, aber merkwürdig, dir habe ich geglaubt. Ich wusste, dass du es schaffen würdest. Ich wünschte, ich hätte dich auf dem Weg nach oben begleiten dürfen. Ich hätte dir diesen Weg leichter und schöner gemacht, das darfst du mir ruhig glauben.“

      Er streichelte jetzt ihre runde, glatte Schulter.

      „Es hätte mich abgelenkt“, sagte er und wirkte dabei seltsam zerstreut. „Erfolg lässt sich nur dann sichern, wenn man nur ein Ziel kennt, nichts sonst.“

      „Warum machst du nicht wahr, was du dir vorgenommen hast? Weshalb kehrst du nicht nach Hammond zurück, für immer?“, fragte sie. „Gerry ist oft unterwegs! Wir könnten uns so häufig sehen, wie du nur wolltest ...“

      „Hammond ist ein Kaff. Ich hasse es.“

      „Ich lebe in diesem Kaff“, meinte sie lächelnd. „Macht es das für dich nicht liebenswerter?“

      „Natürlich“, erwiderte er lächelnd, „deshalb kehre ich ja regelmäßig hierher zurück. Zu dir, versteht sich.“

      „Ja, zu mir“, seufzte sie und verschränkte, sich räkelnd, die Arme unter dem Nacken, „aber niemand darf etwas davon erfahren. Ich würde mich so gern mit dir zeigen, ich möchte allen sagen: Seht her, das ist er, Fred Sayers, meine große Jugendliebe. Er hat es geschafft, er ist zum Millionär aufgestiegen, aber du verbietest es mir, du ...“

      Er fiel ihr ins Wort: „Du bist verheiratet, Honey. Ich denke nur an dich.“

      „Ich hasse Gerry, diesen Widerling! Wenn du es willst, lasse ich mich von ihm scheiden.“

      Er drückte die Zigarette in dem Ascher aus, schlug das Laken zurück und stand auf.

      „Du willst schon gehen?“, fragte die junge Frau betroffen. „Habe ich was Falsches gesagt? Vergiss das mit der Scheidung! Ich weiß, wie nervös Männer reagieren, wenn man sie an die Kette zu legen versucht.“

      „Ich habe noch was zu erledigen“, sagte er.

      „Um diese Zeit? Mitten in der Nacht?“, fragte sie.

      Er zog sich an.

      „Es ist sehr wichtig.“

      „Was ist es?“

      „Hör zu, Baby ... es kann Ärger für mich geben“, meinte er zögernd. „Wärest du schlimmstenfalls bereit, mich mit einem Alibi zu unterstützen?“

      Die junge Frau machte keinen Hehl aus ihrer Verwirrung.

      „Wozu brauchst du es?“, fragte sie.

      „Ich hoffe, ich brauche es gar nicht ... aber falls ich es haben muss, würde ich gern auf dich bauen. Ist das okay?“, fragte er.

      Die junge Frau setzte sich auf, zog die Knie an und legte ihre Arme darum.

      „Ich liebe dich. Ich tue alles für dich, was du von mir verlangst, aber denkst du bei dem, was du vorhast, auch an Gerry? Wenn ich dein Alibi sein soll, bedeutet das, dass ich zugeben muss, dich in diesem Haus und diese Nacht beherbergt zu haben. Das wäre das Ende meiner Ehe.“

      „In diesem Fall“, versprach er, „wäre ich bereit, dich zu entschädigen.“

      „Wie denn?“

      „Ich würde dich heiraten“, sagte er lächelnd.

      „Oh, Fred!“, hauchte sie.

      „Also, was ist ... bist du auf meiner Seite?“

      „Ja! Darf ich wenigstens erfahren, worum es geht?“

      „Nein, Honey. Es ist besser, du weißt nichts davon.“

      „Du setzt dich doch hoffentlich keinen Gefahren aus?“, fragte sie ängstlich.

      Er überlegte kurz, dann meinte er leichthin: „Nein, ich glaube nicht, dass es gefährlich ist. Nicht für mich jedenfalls.“

      „Wann kehrst du zurück?“

      Sayers blickte auf seine Armbanduhr.

      „In zwei, drei Stunden wird alles vorbei sein“, sagte er, küsste die junge Frau auf die Stirn, zog seine Krawatte straff und verließ den Raum.

      Als er die Straße betrat, nieselte es. Er machte nochmals kehrt, um seinen Trenchcoat aus der Diele des Hauses zu holen, dann stieg er in den Buick Skylark, den er sich von einem Wagenverleih besorgt hatte. Er fuhr damit bis in die Nähe der Rose Street, stellte den Buick unter einer Laterne ab, kletterte ins Freie, klappte den Mantelkragen hoch und ging mit raschen zielstrebigen Schritten auf sein Ziel zu.

      Die Straßen waren menschenleer. In einigen Häusern brannte noch Licht, aber hinter den meisten Fenstern waren Ruhe und Dunkelheit eingekehrt.

      Aus einem Vorgarten löste sich eine dunkle Gestalt. Sie kam direkt auf Sayers zu.

      „Hallo“, sagte der Mann.

      „Hallo“, sagte Sayers. „Alles okay?“

      „Er war gerade bei ihm.“

      ,;Wer?“

      „Dieser Schnüffler. Reiniger.“

      „Er fängt an, mich zu nerven.“

      „Das können wir abstellen.“

      „Wie denn?“

      „Überlassen Sie ihn ruhig mir!“

      Fred Sayers seufzte. Es klang resignierend.

      „Wie oft muss ich Ihnen noch sagen, dass ich Gewalt und Blutvergießen hasse?“, fragte er. „Ich will nicht, dass jemand zu Schaden kommt ... ausgenommen die Leute, die es verdienen.“

      „Okay. Sie sind der Boss.“

      „Was ist mit Reiniger? Wo ist er jetzt?“

      „Zurückgefahren ins Hotel, wie ich vermute. Er war allein.“

      „Wie lange hat er sich bei Kimball aufgehalten?“

      „Knapp eine Viertelstunde.“

      „Wie


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