Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis. Walter G. Pfaus

Mörder sind nicht zimperlich: 10 Krimis - Walter G. Pfaus


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mein Gewissen an?“, begehrte Craig auf und sah wütend aus. „Ich trage keine Schuld an Osbornes Tod. Hätte er mir damals das Mädchen gelassen, könnte er noch leben und ich brauchte mir nicht diese blödsinnigen Sorgen und Gedanken zu machen.“

      „Kann es sein, dass damals Ihr Vater seine Hände im Spiel hatte?“, fragte Bount.

      „Er ist tot. Wenn Sie versuchen sollten, sein Andenken zu beschmutzen, poliere ich Ihnen höchst eigenhändig die Fresse“, sagte Craig aufgebracht.

      Bount erhob sich.

      „Ich kann nicht behaupten, dass mein Besuch bei Ihnen sehr aufschlussreich war“, sagte er.

      Craig brachte Bount in die Diele, dort entschuldigte er sich überraschend kleinlaut.

      „Ich bin übersensibel“, sagte er. „Da tut man garantiert das Falsche, man sagt verrückte Dinge und verrennt sich in absurde Verdächtigungen. Ich wollte Sie weder verletzen noch vor den Kopf stoßen. Schließlich stehen Sie auf meiner Seite. Wenn ich Ihnen mit irgendetwas unter die Arme greifen kann ...“ Er sah zerquält aus, geradezu mitleiderregend, aber Bount brachte es nicht fertig, Craig zu bedauern. Bount fühlte, dass Hank Craig ihm wichtige Informationen vorenthielt. Im Leben dieses Mannes gab es ganz offenkundig vieles, was ihn belastete und worüber er unter keinen Umständen zu sprechen wünschte.

      „Sie sind berufstätig?“

      „Klar, was sonst? Ich bin doch kein Invalide! Ich habe die Firma meines Vaters übernommen.“

      „Sie fahren täglich ins Büro?“

      „Ja.“

      „Allein?“

      „Ja. Manchmal nehme ich Grace mit. Das ist meine Frau. Aber das passiert nur, wenn ihr Mini in Reparatur ist.“

      „Von hier nach Hammond sind‘s drei Meilen. Der Highway ist nicht sehr belebt. Haben Sie keine Angst, dass man Sie einmal stoppen und kidnappen könnte?“

      „Doch, diese Angst habe ich jetzt, sehr intensiv sogar“, gab Craig zu. Er grinste hölzern. „Natürlich habe ich stets meine Kanone dabei. Ich werde von ihr Gebrauch machen, falls es die Situation eines Tages erfordern sollte, darauf dürfen Sie sich verlassen.“

      „Es ist anzunehmen, dass der oder die Leute, um die es geht, ihre Aktionen sorgfältig vorbereiten. Ich bin davon überzeugt, dass sie sowohl Dark als auch Conroy gründlich beobachteten ... und dass das möglicherweise auch auf Sie zutrifft. Hatten Sie jemals das Gefühl, beschattet zu werden?“

      „Ja und nein. Wenn ich wirklich einmal dieses Gefühl hatte, war ich unfähig, es durch konkrete Erkenntnisse zu rechtfertigen. In meiner gegenwärtigen seelischen Verfassung ist es leicht, sich in etwas hineinzusteigern, aber schwer, Beweise für diese Verdachtsmomente zu erhalten.“

      „Sie besitzen einen Revolver und Ihr Haus ist mit einer aufwendigen Alarmanlage ausgerüstet. Was sonst haben Sie noch unternommen, geplant oder beschafft?“

      „Toby, mein Diener, ist ein Ex-FBI-Agent, ein Mann, der mit jedem Gegner fertig wird.“

      „Hat er mich auf die Matte geschickt?“

      „Nein, das war ich. Ich bitte nochmals um Entschuldigung ...“ sagte Craig lahm.

      „Toby ist im Haus, nehme ich an. Wie schützen Sie sich im Büro gegen eventuelle Übergriffe?“

      „Wie unterwegs. Ich habe stets die Kanone in Griffnähe“, sagte Craig. „He, woran denken Sie?“

      Bount sah erstaunt aus.

      „Woran ich denke?“

      „Ich bin kein Kretin. Sie stellen eine Menge Routinefragen, aber in Wahrheit sind Sie mit Ihren Gedanken ganz woanders“, sagte Craig.

      Bount grinste. Er war überrascht von Craigs Einfühlungsvermögen, weil er dem zuweilen etwas grobschlächtig auftretenden Hausherrn derartiges nicht zugetraut hatte.

      „Ich will Ihnen sagen, was ich denke“, sagte Bount langsam. „Es geht mir schon die ganze Zeit im Kopf herum. Es hängt damit zusammen, dass der oder die Rächer mit ihren Aktionen fünfundzwanzig Jahre warteten. Sie sagen, das sei absurd, grotesk, und das trifft natürlich zu ... es sei denn, es gäbe dafür eine logische Erklärung.“

      „Eine logische Erklärung für die Unlogik gibt es nicht“, sagte Craig.

      „Was ist, wenn der Rächer, der die Aktion leitet, damals noch ein Kind war?“

      „Ein Kind?“, echote Craig verblüfft.

      „Ja, genau das. Ein Kind kann schon töten, aber normalerweise wird es warten, bis es erwachsen ist, um einen Racheplan durchzuführen.“

      „Sie machen Witze!“

      „Ich gebe zu, dass es kaum zu recht fertigen ist, in diesem Zusammenhang das Wörtchen ,normal‘ zu benutzen. Normal wäre, wenn die Zeit Wunden heilt und Hassgefühle einschläfert, aber wir haben es ganz offenkundig nicht mit einem solchen Normalfall zu tun, sondern mit einem, in dem Gefühle dominieren, die sich über ein Vierteljahrhundert hinweg konservieren ließen ...“

      „Ich verstehe kein Wort!“

      „Kann es sein, dass Osborne Kinder hatte ... einen Sohn vielleicht, von dem niemand etwas weiß?“

      „Er war nicht verheiratet! Er liebte Cynthia.“

      „Sie wird nicht das erste und einzige Mädchen in seinem Leben gewesen sein. Wer war vor ihr seine Favoritin?“

      „Pamela Garskin.“

      „Lebt sie noch?“

      „Ja, aber, sie hat keine Kinder. Weder von Gilbert noch von anderen Männern. Sie ist ledig geblieben.“

      „Ist es nicht denkbar, dass sie das Kind weggegeben hat, weil sie nicht den Mut hatte, es unehelich zur Welt zu bringen?“, fragte Bount.

      Craig sah verwirrt aus.

      „Ich weiß nicht, was ich von dieser Theorie halten soll.“

      „Mir geht es nur darum, die unverständliche Wartezeit zu erklären. Setzen wir mal den Fall, dass es einen solchen Sohn gab und dass er seinerzeit sieben war, oder zehn. Vielleicht hat er erfahren, wer sein Vater war und wie er endete. Vielleicht hat er diesen Vater sogar gekannt und geliebt. Aber wie hätte er, ein Sieben- oder Zehnjähriger, den Tod des Vaters rächen sollen? Der Junge musste erst groß werden, er musste Geld verdienen. Es musste ihm gelingen, reich und unabhängig zu werden, um die Aktion erfolgreich planen und finanzieren zu können.“

      „Klingt verrückt, aber ich spreche mit Pamela“, versprach Hank Craig. „Komisch, dass ich niemals selbst auf eine solche Idee gekommen bin? Vielleicht war Gilbert einfach nicht der Mann, den ich mir als Vater vorstellen konnte ...“

      Bount verabschiedete sich und ging. Als er ins Hotel zurückkehrte, saß Preston in der kleinen Bar und trank einen Mokka. Außer Preston waren nur noch zwei männliche Gäste anwesend. Der Barkeeper putzte mit gelangweilter Miene Gläser.

      „Ich habe es zu Hause nicht ausgehalten“, sagte Preston, nachdem Bount sich neben ihm auf einen der Polsterhocker niedergelassen hatte. „Es liegt etwas in der Luft. Mir ist es so, als röche ich Blut.“

      Bount orderte sich einen Whisky und zündete sich eine PALL MALL an.

      „Ich kann nur hoffen, dass Ihre Witterung Sie trügt.“

      „Ich war bei Kimball.“

      Bount runzelte die Augenbrauen.

      „Moment mal, der Name kommt mir bekannt vor ...“

      „Der Staatsanwalt. Der Mann, der seinerzeit die Anklage gegen Osborne formulierte“, sagte Preston. Er sprach mit gedämpfter Stimme, um zu vermeiden, dass der Barkeeper und die beiden Gäste hörten, was er von sich gab.

      „Ist


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