Meister deines Lebens. Dr. Brigitte Bösenkopf

Meister deines Lebens - Dr. Brigitte Bösenkopf


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sehr beliebt, denn alle wussten, dass sie hilfsbereit und unterstützend war. Sie selbst wollte keinen enttäuschen und so wurde die Liste ihrer Überstunden immer länger. Das brachte sie aber mit ihrer privaten Situation unter Druck, da sie ihre Kinder vom Kindergarten und der Schule pünktlich abholen musste.

      Immer öfter verspürte sie den Druck Nein zu sagen, brachte aber wieder nur ein „Ja, mach ich gern“ über die Lippen. Mit der Zeit wurde sie frustrierter, weil sie merkte, dass sie keine Kraft und Freude mehr an ihrem Alltag hatte und nur mehr getrieben durch ihre Verpflichtungen war. Als irgendwann ihr 8-jähriger Sohn zu ihr sagte: „Mama, du bist immer so gereizt und nicht mehr lustig, geht’s dir gut?“, erkannte sie, dass es Zeit war etwas zu ändern. Sie suchte im Internet nach Hilfe und landete bei uns.

      Diese Fragen zu Ihrem verstärkten Einsatz für andere Personen sollen Sie anregen über Ihren Alltag nachzudenken:

      1 Bin ich ein sehr sozial interessierter Mensch?

      2 Habe ich ein starkes Bedürfnis anderen zu helfen?

      3 Nehme ich gern freiwillig Mehraufgaben in der Arbeit an?

      4 Will ich es allen recht machen und niemand enttäuschen?

      5 Habe ich manchmal das Gefühl durch mein Wesen ausgenutzt zu werden?

      6 Lasse ich mich gern durch andere motivieren?

      7 Fühle ich mich öfter frustriert und depressiv verstimmt?

      8 Vernachlässige ich meine eigenen Ziele und Wünsche?

      2.3. Schlaf dich fit – aber wie?

      Wenn ein gesunder Schlafrhythmus immer mehr durch regelmäßig auftretende Wachphasen gestört wird, ist das ein ernst zu nehmendes Signal. In diesem Zustand erscheinen den meisten ihre Probleme und Stressoren dann noch dramatischer als sie tatsächlich sind. Die wenigsten stellen sich in der Nacht positive und fröhliche Situationen vor, die sie entspannen und leichter einschlafen lassen. Durch die aufgetretenen Schlafstörungen fühlen sich viele jedoch auch am Tag erschöpft und spüren instinktiv, dass sie ihre Arbeit nicht mehr so leicht bewältigen können. Um aber beruflich und privat fit und leistungsstark zu bleiben, steigt bei vielen Menschen die Gefahr, durch „Suchtverhalten“ den ursprünglichen Zustand ihrer Lebensfreude wiederherzustellen.

      „Unsere Gesundheit hängt zu über 90 % von einem erholsamen Schlaf ab. Nach 40 Jahren Schlafforschung habe ich keinen Faktor gefunden, der auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit einen größeren Einfluss hat als der Schlaf“, sagt der Österreichische Schlafforscher und Psychotherapeut Prof. Dr. Amann-Jennson.

      Auch wir haben im Stresscenter und der ARGE für Präventivpsychologie festgestellt, dass Schlafstörungen von den Betroffenen oft verdrängt wurden und kaum einer zum Arzt oder Therapeuten ging, um sich helfen zu lassen. Leider ist aber der gestörte Schlaf ein Warnsignal, das ernst genommen werden muss.

      Deutlich mehr als eine Million erwerbstätige Menschen in Deutschland erhielten im Jahr 2017 die Diagnose Ein- und Durchschlafstörung, Tendenz steigend, weil auch die Dunkelziffer derer, die ihren Zustand ertragen, nicht berücksichtigt ist.

      Erwerbstätige in Deutschland mit Diagnosen von Ein- und Durchschlafstörungen waren im Jahr 2017 durchschnittlich 56 Tage arbeitsunfähig gemeldet, 36 Tage mehr als die Vergleichsgruppe ohne Schlafstörungen. (8)

      Diese Zahlen alarmieren, denn die Folgen der Schlaflosigkeit sind gravierend und die geschilderten Symptome bei den meisten Betroffenen sehr ähnlich.

       Und wie gut schlafen Sie?

      Folgende Fragen sollen Sie zum Nachdenken über Ihr Schlafverhalten anregen, denn gesunder Schlaf fördert nicht nur ihr Leistungsvermögen am Arbeitsplatz, sondern auch ihre Gesundheit und die Lebensfreude.

      1 Kann ich abends schlecht abschalten, weil mich die Tagesereignisse beschäftigen?

      2 Schaue ich gern im Bett Fernsehen oder lese im Handy noch meine E-Mails?

      3 Liege ich regelmäßig zu einer bestimmten Zeit in der Nacht wach und kann dann schwer einschlafen?

      4 Fühle ich mich in der Früh meistens gerädert und erschöpft?

      5 Hat mein Lebensstil (Ernährung, Alkohol, Bewegung) Auswirkungen auf meinen Schlaf?

      6 Fühle ich mich tagsüber häufig energielos, träge und unmotiviert?

      7 Ertrage ich meine Schlafstörungen ohne Entspannungstechniken zu suchen?

      8 Greife ich gelegentlich zu Schlaftabletten, um den Tag gut zu schaffen?

      In meiner Arbeit mit Burnout-Klienten habe ich festgestellt, dass immer dann, wenn Menschen erkennen, dass ihre Leistungsfähigkeit nachlässt, versucht wird gegenzusteuern.

      Im besten Fall analysieren die Betroffenen ihre Gesamtsituation und überlegen, wie sie durch Einstellungsveränderungen ihren Tagesstress besser bewältigen können, und welches Ausgleichsprogramm – egal ob sportliche Aktivitäten oder Entspannungstechniken – ihnen hilft zu regenerieren.

      Leider wählen viele Personen aber die falsche Methode, die ihre Gesamtsituation nicht verbessert, sondern mit der Zeit noch verschlechtert. Um sich wenigstens für kurze Momente lebendig oder entspannt zu fühlen, steigern viele Menschen die Dosis im Bereich ihres Suchtverhaltens, in dem bereits Anfälligkeiten bestehen.

      Trank eine Person während des Arbeitsalltags normalerweise drei Tassen Kaffee, werden die Kaffeepausen plötzlich auf fünf oder sechs gesteigert. Rauchte jemand fünf Zigaretten am Tag, werden es durch die permanent gespürte Erschöpfung plötzlich zehn Zigarettenpausen. Aus dem mit Genuss getrunkenen Glas Wein am Ende eines Tages werden plötzlich drei, oder gleich die ganze Flasche. Je früher Betroffene erkennen, dass ihr Verhalten der falsche Weg ist, umso leichter ist der Rückzug möglich.

      2.4. Die Angst, verwirrt zu werden

      Ist es Ihnen auch schon passiert, dass Sie einen Termin vergessen, vor einem Bankautomaten stehen und Ihren persönlichen Code nicht mehr wissen oder Ihr Auto suchen, weil Sie sich nicht erinnern können, wo Sie es geparkt haben. Fehlleistungen dieser Art können gelegentlich beim menschlichen Gehirn auftreten und bedeuten nicht immer, dass Sie bereits im Burnout sind.

      Machen Sie sich daher bitte nicht gleich Sorgen, wenn Sie manchmal Dinge vergessen und sich nicht alles merken. Gehören aber die oben beschriebenen Fehlleistungen und ähnliche bereits zu Ihrem normalen Lebensalltag, sollten Sie sich Gedanken machen, denn bei chronischem Stress kommt es gehäuft zu Konzentrationsstörungen und Gedächtnisschwächen.

      Viele unserer Klienten waren eher bereit, ihren Erschöpfungszustand zu ertragen, bekamen aber Sorge, sobald sie merkten, dass „Ihr Gehirn verrücktspielte“.

      Jasmin war eine der Betroffenen, die zu uns kam, nachdem sie mit dem Autoschlüssel versucht hatte ihre Wohnungstür per Knopfdruck zu öffnen. Dieser Vorfall machte ihr Angst, weil sie plötzlich befürchtete mit erst 38 Jahren zum Alzheimer-Patient zu werden.

      Ihre aktuelle Lebenssituation war eine sehr angespannte, da sie in einer Beziehungskrise mit ihrem Mann steckte, die 7-jährige Tochter dadurch bereits schulische Probleme entwickelt hatte und sie glaubte, von einer Kollegin gemobbt zu werden. Durch den privaten und beruflichen Stress passierten ihr viele Fehler, und sie merkte auch in ihren Kundengesprächen, dass sie nicht mehr richtig zuhören konnte. Am Morgen hatte sie bereits Spannungskopfschmerzen und Magenprobleme und während des Arbeitstages reagierte sie zunehmend gereizter, wenn sie von ihrem Chef auf Fehler angesprochen wurde.

      Mit ihrem Mann gab es fast täglich Konflikte, weil er an allem nörgelte und auch begonnen hatte, jeden Abend zu trinken. Jasmin wurde zunehmend verzweifelter, weil sie nicht mehr weiterwusste und Kleinigkeiten sie bereits aus der Bahn warfen. Die Sache mit dem Autoschlüssel setzte ihr so zu, dass sie beschloss Hilfe zu suchen, weil sie Angst hatte, dem Stress nicht mehr gewachsen zu sein.

      Leider


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