Meister deines Lebens. Dr. Brigitte Bösenkopf

Meister deines Lebens - Dr. Brigitte Bösenkopf


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weil die Angst vor Veränderung sie lähmte. Manche wussten schon nach einigen Jahren, dass sie mit ihrem Partner nicht glücklich werden würden und beschlossen auch sich zu trennen. Als Durchhalter zögerten sie aber immer wieder und brauchten dazu oft ihr ganzes Leben.

      Durch unsere Schulprojekte in der Arbeitsgemeinschaft für Präventivpsychologie fanden wir leider auch bei Schülern viele Durchhalter, die sich – überfordert von den Erwartungen ihrer Eltern und Lehrer – verzweifelt bemühten niemanden zu enttäuschen. Die meisten der Jugendlichen, die wir betreuten, wollten den geforderten Leistungslevel schaffen, bis sie merkten, dass ihre Kraft zum Durchhalten erlahmte und sie innerlich aufgaben.

      Eltern und Bezugspersonen erkannten oft sehr spät auffällige Veränderungen bei den Jugendlichen, die sie der Pubertät und nicht der Überforderung zuschrieben. Bis irgendwann der Weg ihres Kindes in die verhängnisvolle Burnout-Spirale nicht mehr zu übersehen war.

      Gerade Durchhalter sind oft mit dem Leben, das sie führen, sehr unzufrieden. Sie wünschen sich zwar in Gedanken eine Veränderung, glauben aber gleichzeitig, dass sie eine Verbesserung ihrer Lebensqualität nicht schaffen werden und diese negative Einstellung erhöht ihren Stress- und Frustrationslevel noch mehr.

      Besonders der Altersgruppe 55+, die in unserem Verein Hilfe suchte, fiel es sehr schwer daran zu glauben, dass gezielte Veränderungen ihre Lebensqualität wieder steigern könnten.

      Ganz anders reagierte hier die Gruppe der Jugendlichen, und so konnten wir bei unseren Schulprojekten erfreulicherweise feststellen, dass junge Leute, wenn sie Hilfe zum Stressabbau bekommen, rasche Fortschritte machen und auch daran glauben, dass sie durch neue Strategien wieder Spaß am Leben empfinden werden.

      Kämpfer geben nie auf!

      Wenn Sie zu der Gruppe der Kämpfer gehören, dann leben sie gesünder und optimistischer als die Gruppe der Durchhalter. Kämpfer haben durch ihre Lebensgeschichte gelernt, sich zu vertrauen und schwierige Momente zu meistern, indem sie sich dem Problem stellen. Sie laufen nicht davon, sondern versuchen durch unterschiedliche „Kampf“-Techniken ihre Situation zu verbessern.

      Konflikte sind für sie nicht negativ besetzt, sondern eine Herausforderung, mit der sie umzugehen gelernt haben. Viele meiner Klienten, die „Kämpfertypen“ sind, bezeichneten Auseinandersetzungen als Eustress, der sie antrieb und positive Spannung erzeugte. Mit Personen dieses Typs habe ich Motivationsanalysen durchgeführt und festgestellt, dass diese Gruppe in der Rubrik „Wettkampforientiert“ immer Höchstwerte hatte.

      Bei meiner Arbeit in diversen Unternehmen habe ich gerade in Führungspositionen viele Kämpfer kennengelernt, die enorme Kräfte freisetzten, um ihre Ziele zu erreichen und in die Pole-Position vor der Konkurrenz zu kommen.

      Nachteil dieser Gruppe ist es aber, dass sie keine Grenzen akzeptieren und häufig am Limit ihrer körperlichen und psychischen Leistungsfähigkeit sind. Ihr Kampfgeist kann Berge versetzen, führt sie aber auch rasch ins Burnout, wenn sie Warnsignale ignorieren.

      Vermeider laufen am Glück vorbei!

      Wie aber geht es der Gruppe der Vermeider? Man könnte sie auch als die Gegenspieler des Kämpfertyps bezeichnen. Vermeider wollen nicht auffallen, sind konfliktscheu und versuchen unauffällig durch ihr Leben zu laufen. Sie wollen keine Probleme machen und weichen gern aus, wenn sie Belastungen erwarten. Diese Taktik macht sie aber nicht stressresistent und löst auch keine Spannungen. Vermeider kämpfen beruflich und privat nicht um ihr Glück, sondern resignieren durch Rückzug. Im beruflichen Wettkampf fehlt ihnen oft das nötige Selbstvertrauen, um sich in Szene zu setzen. Das ist besonders schade, weil sie dadurch ihre sozialen Qualitäten nicht ausspielen können und unter ihrem Wert verlieren.

       Und zu welcher Gruppe zählen Sie sich??

       Gehören Sie zu der Gruppe, der KÄMPFER, VERMEIDER oder DURCHHALTER?

       Haben Sie Techniken entwickelt, um gut mit Stress umzugehen?

       Können Sie auch in Konfliktsituationen die Nerven bewahren?

      Selbstreflexion ist der wichtigste Schritt, um Schwachstellen im Denken und Handeln aufzudecken. Nehmen Sie sich bitte die Zeit dafür, denn es geht um Ihr Leben, Ihre Zukunft und Ihre Lebensfreude!

      2. Kapitel: Der Burnout-Mythos

      Als ich 2005 gemeinsam mit meinem Kollegen, dem Schmerzarzt Dr. Reinald Brezovsky, in Wien das erste Stresscenter für Burnout-Patienten gründete, ahnten wir nicht, welche Zielgruppen unsere Hilfe in Anspruch nehmen würden.

      Lange Zeit galt Burnout als Managerkrankheit, doch Studien der letzten 15 Jahre zeigen, dass keine Zielgruppe davon verschont blieb. Und so saßen Spitzenmanager genauso wie Studenten, Schüler und Managerinnen ihres Haushaltes gemeinsam in unseren Wartezimmern, weil sie eine Hoffnung teilten: Sie alle wollten wieder Leben spüren und nicht wie Roboter funktionieren.

      Der Begriff Burnout stammt aus dem englischen „to burn out“ und wurde vom deutsch-amerikanischen Psychologen Herbert Freudenberger als eine Krankheit definiert, die chronische emotionale Erschöpfung und verminderte Leistungsfähigkeit bewirkt.

      Seit Jahren stelle ich meinen Seminarteilnehmern immer wieder die Frage, ob sie Burnout-Zustände kennen und jeder Dritte gab und gibt zu, öfter unter ungesundem Stress zu leiden und zumindest einmal bedingt durch chronischen Stress in einem psycho-vegetativen Erschöpfungszustand gewesen zu sein.

      Laut Burnout-Statistiken aus Österreich sind 43 % der Männer und 35 % der Frauen sehr stark durch Stress belastet. Besonders betroffen ist die Altersgruppe der 18–34-Jährigen, bei denen 41 % über hohe Belastungen klagen. Zwischen 35 und 54 Jahren sind es immer noch 39 % und auch in der Gruppe 55–65 Jahre haben 35 % ihren Stress nicht im Griff und leiden unter körperlichen und psychischen Symptomen. (8)

      Auch wenn die Betroffenen aus den unterschiedlichsten Berufen kommen, habe ich doch festgestellt, dass unter unseren Patienten viele Personen aus helfenden Berufen kamen, wie Krankenschwestern, Ärzte, Lehrer, Polizisten, und besonders Menschen, die in der IT-Branche arbeiteten oder in Dienstleistungsberufen.

      Wenn ich Menschen frage, welchen Zustand sie mit dem Begriff Burnout verbinden, dann nennen die meisten chronischen Stress, Schlafstörungen, Erschöpfung oder Depression. Doch das trifft nicht für den Anfangszustand zu, der gekennzeichnet ist durch hohe Motivation und Energie.

      Der Autor und Psychotherapeut Wolfgang Schmidbauer sieht gerade in dieser Phase die Gefahr, dass Burnout zum „Mythos“ verklärt wird, denn jemand, der ausgebrannt ist, muss vorher „gebrannt“ haben und hoch leistungsmotiviert gewesen sein.

       2011 schrieb Schmidbauer bereits:

      Der Burnout-Begriff wird zum Mythos, die in ihm steckende Poesie von Feuer, Flamme, Glut und Asche wird nicht nur zum Verhängnis für seine präzise Verwendung, sondern auch zum Hindernis für eine gründliche Therapie.

      Burnout-Bücher gibt es mittlerweile viele, doch steigt bei den Betroffenen oft die Unsicherheit, weil sie durch die zahlreichen Ratgeber nicht mehr wissen, welcher Weg, der für sie richtige ist.

      Darum habe ich dieses Buch geschrieben, um Sie anzuregen auch erste Warnsignale ernst zu nehmen und gesunde Strategien gemeinsam mit mir zu entwickeln. Meine Erfahrungen als Psychologin (www. stresscenter.at) möchte ich mit Ihnen teilen, denn es gibt nichts Schöneres in meinem Beruf, als wenn es gelingt, einst verzweifelte Menschen wieder entspannt lächeln zu sehen.

      Die „Kopf in den Sand“-Taktik funktioniert jetzt nicht mehr. Es ist Zeit, dass Sie ehrlich mit sich selbst sind.

      Meine Selbsteinschätzung im Umgang mit Stress

      1 Während des Tages fühle ich mich häufig angespannt und unter Strom.

      2 Probleme


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