Kinderärztin Dr. Martens Staffel 3 – Arztroman. Britta Frey

Kinderärztin Dr. Martens Staffel 3 – Arztroman - Britta Frey


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als verabscheuungswürdig beschrieben – sie lauschten schlicht und einfach.

      Und so hörten sie Florian eben zu seinem Freund sagen:

      »Du hast es gut. Du hast prima Eltern, die dich lieben.«

      »Ich liebe sie ja auch«, sagte Jörg zufrieden. Florian sah vor sich hin und malte mit der Schuhspitze Figuren auf den Boden. Dann erklärte er:

      »Dein Vater ist in meinen Augen ganz besonders große Klasse. So stelle ich mir die Helden vor, so wie er ist. Wenn ich groß bin, möchte ich werden wie dein Vater.«

      Thea Markmann sah ihren Mann von der Seite her an und lächelte. Achim Markmann schien noch gewachsen zu sein, obwohl er doch schon wirklich groß genug war. Seine Brust schien sich zu dehnen vor Stolz, weil ein kleiner Junge ihn, Achim Markmann, als Vorbild betrachtete.

      »Vati und ich werden einen Hasenstall bauen, wenn ich wieder heim darf. Warum kommst du uns nicht öfter besuchen? Dann brauchst du doch nicht mit deiner Tante zusammen zu sein. Und dann wären wir beide doch wenigstens öfter zusammen. Ich mag dich nämlich sehr gern.«

      »Ich dich doch auch. Aber ich fürchte, es wird nichts draus, daß ich euch öfter besuchen kann, obwohl ich mir nichts Schöneres wünschen könnte als das. Aber Tante Grete würde das verbieten.«

      »Warum sollte sie? Sie könnte doch froh sein, dich los zu sein, Florian, denn dann würdest du sie nicht stören. Und Mami und Vati störst du ganz bestimmt nicht, denn sie sind beide ganz große Klasse. Aber das weißt du ja schon.«

      »Tante Grete wäre schon froh, wenn ich zu euch ginge, aber dann würde sie denken, sie müßte dich auch einmal zu uns lassen. Und das wäre nicht sehr gemütlich, das kann ich dir jetzt schon sagen. Sie würde ständig hinter uns her sein, wahrscheinlich mit einem Staublappen in der Hand oder so was. Na, und daß das nicht sehr gemütlich wäre, kannst du dir an allen zehn Fingern abzählen, oder?«

      Florian ließ den Kopf hängen. Und auch Jörg schien mit seinem Latein am Ende zu sein. Aber dann hob er den Kopf und gab seinem Freund einen kameradschaftlichen Rippenstoß.

      »Na, nun laß man den Kopf

      nicht gleich hängen. Es fällt uns schon noch eine Lösung ein. Wir haben ja noch ein bißchen Zeit,

      was?«

      Sie sprangen auf und schlenderten davon. Thea wollte sich bemerkbar machen, aber da hielt ihr Mann sie am Arm zurück, führte sie zu der Bank, auf der soeben noch die beiden Buben gesessen hatten und zog sie nieder. Er sah sie aufmerksam an.

      »Achim Markmann, schau mich nicht so an!« befahl sie und lachte leise, als sie hinzufügte: »Ich wette, um was du willst, daß ich deine Gedanken ganz genau kenne.«

      »Na? Was denke ich?« fragte er in herausforderndem Ton, denn er fand sich selbst ziemlich vermessen, je länger er darüber nachdachte. Aber der Gedanke hatte sich so in ihm festgesetzt, daß er ihn immer schöner fand.

      »Du denkst darüber nach, wie du es mir schmackhaft machen kannst«, kam spontan Theas Antwort.

      »Was sollte ich dir schmackhaft machen wollen?« fragte er mit unschuldsvoller Miene.

      »Halt mich nicht für so naiv, Achim. Du denkst daran, Florian zu uns zu nehmen, und du weißt nur noch nicht, wie du es mir beibringen sollst.«

      »Alle Achtung, mein Liebes. Du kannst wirklich Gedanken lesen. Wie machst du das nur?«

      »Ich liebe dich, das ist es. Ich liebe dich und kann mich ganz auf dich einstellen. Und so kann ich auch fühlen, was du denkst.«

      »Und?« wollte er wissen. »Was hältst du davon?«

      »Ich halte es für eine gute Idee, in mehr als einer Hinsicht.« Thea war auch nachdenklich und ernst geworden und sah Achim offen an. »Wir können uns ruhig darüber unterhalten, Achim. Es tut nicht mehr weh, wenn es ausgesprochen wird. Ich kann keine Kinder mehr bekommen nach Jörgs Geburt. Ich habe eine Weile sehr darunter gelitten. Aber dann habe ich mich damit abgefunden und es endlich überwunden. Nun aber hätten wir die Gelegenheit, noch ein Kind aufzuziehen, es liebzuhaben und dabeizusein, wie es sich zu einem zufriedenen und vielleicht sogar glücklichen Menschen entwickelt.«

      Er sah sie ernsthaft an. Dann legte er einen Arm um ihre Schultern und zog sie fest an sich.

      »Ist es nicht wunderbar, daß wir beide stets einer Meinung sind?« fragte er und zog sie zärtlich an sich.

      Sie lachte ihn an und schüttelte den Kopf. Dann machte sie ein strenges Gesicht und sagte mit vorwurfsvoller Miene:

      »Als du aber mit deiner Dienstpistole herumfuchteltest, als das mit Jörg passierte, da war ich ganz und gar nicht deiner Meinung.«

      »Das ist auch ganz normal, denn heute kann ich mich ja selbst nicht mehr begreifen. Ich hätte nie gedacht, daß ich zu so was fähig sein könnte. Aber es ist nun einmal geschehen. Ich kann als Entschuldigung nur angeben, daß ich vor Angst um Jörg einfach ausgeflippt bin.«

      »Und kein Mensch macht dir das mehr zum Vorwurf, denn wenn es so wäre, hätte man dich schon längst angezeigt. Immerhin warst du doch eine richtige Bedrohung, nicht wahr?«

      »Laß uns nicht mehr darüber reden, Thea. Ich schäme mich sonst noch zu Tode.«

      »Unsinn. Ich schlage vor, wir suchen Frau Dr. Martens auf und reden mit ihr. Schließlich haben wir ja gehört, daß Florian ganz sicher mit allem einverstanden sein würde.

      Na – komm schon, alter Brummbär.«

      »Eigentlich wollten wir doch Jörg besuchen«, wandte er ein. Aber Thea blieb hartnäckig. Sie zupfte ihn am Ärmel und sagte überredend:

      »Du hast dich doch selbst davon überzeugen können, daß weder Jörg noch Florian uns vermissen, wenn wir mal nicht pünktlich bei ihnen sind. Schließlich verspäten wir uns ja, weil wir an ihr Wohl und an ihre Zukunft denken, oder?«

      Das war ein Argument, fand Achim Markmann. Und so überwand er dann seine Scheu, die er immer noch vor Hanna empfand, und ging mit Thea zum Klinikgebäude zurück und überließ es Thea, nach Dr. Hanna Martens zu fragen.

      Es dauerte auch gar nicht lange, bis sie endlich in Hannas Sprechzimmer vor ihrem Schreibtisch saßen. Hanna sah sie freundlich an und sagte sofort:

      »Wenn Sie sich doch noch Sorgen um Ihren kleinen Sohn machen – ich kann Sie beruhigen. Er wird noch ein bißchen üben müssen, bis die Hand wieder voll beweglich und einsatzfähig ist. Aber das ist nur ein kleines Übel, das er sehr schnell vergessen hat.«

      »Eigentlich sind wir wegen Florian hergekommen, Frau Dr. Martens.« Thea sah Hanna bittend an und berichtete, daß sie und ihr Mann Jörg und Florian belauscht hatten.

      »Wir sind beide der Meinung, daß wir da etwas tun sollten«, schloß sie. Hanna schwieg eine ganze Weile und sagte dann bedächtig:

      »Ich finde es großartig, daß Sie beide sich wegen Florian Gedanken machen. Meiner Ansicht nach wäre das eine hervorragende Lösung für den armen kleinen Kerl, der vor lauter innerer Einsamkeit krank geworden ist. Aber ich muß Sie auch darauf hinweisen, daß es nicht nur sonnige Tage gibt. Doch das wissen Sie sowieso, denn Sie haben ja Ihren Jörg.«

      »Sie könnten wie Brüder miteinander aufwachsen. Wir würden Florian all unsere Liebe geben.«

      »Wenn Sie wirklich entschlossen sind, Florian zu helfen, werde ich mich darum kümmern«, versprach Hanna endlich. »Ich muß erst mit meinem Bruder darüber sprechen. Und dann müssen wir uns ans Jugendamt und Vormundschaftsgericht wenden. Es wird eine Menge Formalitäten geben, die alle erledigt werden müssen.«

      »Das geht schon in Ordnung«, sagte Achim Markmann in seiner bedächtigen Art. Plötzlich hatte er alle Hemmungen verloren, die ihm sonst zu schaffen machten. Er fand, daß Hanna sich ihm gegenüber einfach großartig verhielt. Nicht mit einem Wort, nicht mit einer einzigen Silbe, erwähnte sie sein Benehmen ihr gegenüber. Er nahm sich vor, mit ihr über alles zu reden, wenn er erst innerlich zur Ruhe gekommen war. Das


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