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über die staatliche Unabhängigkeit.33 1947 fand in der südsudanesischen Stadt Juba eine Konferenz statt, in der die britischen und nordsudanesischen Verhandlungsführer die Südsudanesen vor vollendete Tatsachen stellten: Norden und Süden sollten ein Staat werden.34

      Der südliche Sudan war in jeglicher Hinsicht unterentwickelt und rückständig. Anders als im Norden hatten die Kolonialherren nichts dafür getan, wirtschaftliche Perspektiven, Bildungssystem und Infrastruktur zu entwickeln. Den Südsudanesen war das allerdings auch sehr bewusst. Sie fühlten sich zu Recht marginalisiert und unterdrückt. Je näher die Unabhängigkeit rückte, desto größer wurde die Ablehnung des oktroyierten Staatsgebildes.

      Im Laufe des Jahres 1955 kam es zu größeren Unruhen im Süden des Sudans. Menschen begannen, sich gegen die Vernachlässigung der Interessen des Südens durch die Vorherrschaft der Nordsudanesen zu wehren und eigene Rechte einzufordern. Die Meuterei in Torit führte zu einer ersten gewaltsamen Entladung der aufgestauten Frustrationen. In Torit kam es zu einem Gewaltexzess, dem Hunderte Nordsudanesen zum Opfer fielen.35 Der Tag, an dem die Meuterei in Torit begann, ist heute als »Torit revolution day« Nationalfeiertag im seit 2011 unabhängigen Südsudan. Die Aufständischen von damals gelten als Nationalhelden,36 die von ihnen verübte Gewalt wird zur Legende verklärt.

      Da die Südsudanesen nicht wirklich gut organisiert waren, konnten die Nordsudanesen den Aufstand schnell stoppen. 250 Todesurteile wurden verhängt, vorwiegend gegen Christen und Intellektuelle.37 Die massiven Repressalien führten zu einer Fluchtwelle aus dem Süden des Sudan in die umliegenden Länder. Dort gründeten sich Widerstandsgruppen, die von nun an den bewaffneten Kampf gegen die Widersacher aus dem Norden führten. Der Bürgerkrieg, der noch vor der offiziellen Staatsgründung begann, endete erst 1972 mit der teilweisen Autonomie der südsudanesischen Verwaltung. Es war nur der erste Bürgerkrieg, ein weiterer sollte folgen. Es war auch nur die erste von zahlreichen Fluchtwellen aus dem Sudan.

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      1974 erwirbt der US-amerikanische Ölkonzern Chevron die Konzession, im Sudan nach Erdöl zu suchen und gegebenenfalls die Fundstellen auszubeuten. 1978 wird bei Probebohrungen im Süden tatsächlich Erdöl gefunden. Für den Sudan, der zu den ärmsten Ländern der Welt zählt, ergibt sich aus den Erdölfunden die Perspektive, das Land aus der Armut führen zu können. Die Ölvorkommen sind zwar nicht so groß wie etwa in Saudi-Arabien oder dem Irak, aber vergleichbar mit denen ölproduzierender Länder wie Brunei oder Kolumbien.38 Umsichtig bewirtschaftet, könnte sich das Erdöl als Segen erweisen.39 Es wird sich jedoch zeigen, dass das Öl bis heute zwar eine kleine Elite bereichert, für weite Teile der Bevölkerung hingegen bringt es nicht nur keine Verbesserungen, sondern erweist sich mit Krieg, Verwüstung, Entwurzelung und Zerstörung der Umwelt als Fluch.

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      1983 beginnt im Sudan ein Krieg gegen Teile der eigenen Bevölkerung. Die Regierung in Khartum will mithilfe der Sprache eines radikalen Islamverständnisses ihre Interessen durchsetzen und geht rigoros gegen die nicht-islamische und nicht arabische Bevölkerung vor. Es beginnt ein Kulturkampf, der aus heutiger Perspektive als neuzeitlicher Phänotyp gewaltsamer, staatlich organisierter Instrumentalisierung des Islams gelten kann. Die Weltöffentlichkeit nimmt das brutale Vorgehen der sudanesischen Regierung lange Zeit kaum wahr. Hinter den Kulissen geht es um Macht und um die Kontrolle über Ressourcen: Eigentlicher Bezugspunkt ist dabei die Herrschaft über das Öl.40 Als Folge des Konflikts kommt es zu einem völligen Zerfall aller Ordnung, der staatlichen wie der traditionellen. Entsetzliche Gräuel an der Zivilbevölkerung werden von allen Parteien verübt. Spannungen zwischen Ethnien, insbesondere um Ressourcen, hatte es im multiethnischen Sudan immer gegeben. Bis in die Neuzeit existierten aber sogar zwischen arabischen Nomaden und sesshaften Afrikanern tradierte Konfliktlösungsmechanismen, die Spannungen kontrollierten.41

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      Bei Daimler-Benz mehren sich seit Anfang der 1980er-Jahre die Stimmen, die eine Rückkehr in den Motorsport fordern.42 Der Autohersteller hat Qualitäts- und Imageprobleme.43 Dem Motorsport misst man erhebliche Impulse für die Kaufentscheidungen der Autointeressenten zu. Nun soll auch Daimler von dem Image, das die Rennwagen vermitteln, profitieren: Leistungsstärke, Hightech, Dynamik und Internationalität.44 1988 beschließt der Konzern den Wiedereinstieg in den Sport, zunächst der Tourenwagen und der Sportprototypen.45 Die Erfolge sind wechselhaft, und nicht die gesamte Unternehmensführung ist vom Sinn der Investitionen in diesem Bereich überzeugt.46 Der ebenfalls geplante Wiedereinstieg in die Formel 1 verläuft stockend.47 Das entsprechende Engagement bleibt nicht ohne Einfluss auf die Serienfahrzeuge: Die beliebteste Farbe der Mercedes-Käufer ist Silber.48

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      Die Ausbeutung der Ölvorkommen im Sudan wird derweil weiter vorangetrieben. Chevron sollte laut Vereinbarungen mit der Regierung schon 1984 sudanesisches Öl auf den Markt bringen, suspendierte entsprechende Planungen aber, nachdem eine Rebellengruppe die Anlagen in Rubkona angriff und mehrere Chevron-Mitarbeiter tötete.49 Für viele im Süden galt Chevron als Verbündeter der repressiven Regierung im Norden. Im Norden misstraute man der Begründung für die Verschiebung.50 Dort nahm man an, Chevron sei die Attacke der Rebellen gerade recht gekommen, angesichts des Ölpreisverfalls bereits eingegangene Förderverpflichtungen nicht einhalten zu müssen.51 Eigentlich wollten die Amerikaner warten, bis die Ölförderung im Sudan wieder lukrativer würde, so die Vermutung der Sudanesen.52 Nachdem die Verzögerungstaktik nicht mehr half und Khartum den Druck verstärkte, verließ der US-Riese, der von der US-Regierung keine Unterstützung mehr bei Aktivitäten im Sudan erwarten konnte, das Land.53

      Nach dem Rückzug von Chevron wird die Konzession in mehrere Ölfördergebiete aufgeteilt. Für diese sogenannten Blocks werden unterschiedliche Lizenzen zur weiteren Erschließung erteilt. Nach der Erfahrung mit dem Multi aus den USA setzt die Regierung in Khartum nun darauf, kleinere Ölunternehmen ins Land zu holen.54 Man glaubt, durch persönliche Verbindungen in einem Netzwerk aus kleineren Firmen mehr Einfluss ausüben zu können.55 Neben Ölfirmen aus Kanada und Europa drängen nun asiatische Unternehmen wie die China National Petroleum Corporation (CNPC) und die malaysische Petronas (Petroliam Nasional Berhad) in die zukunftsträchtige Ölindustrie des Sudan. Die Kanadier verschwinden relativ schnell wieder, auch wegen des öffentlichen Drucks, der durch den Vorwurf der Verwicklung in Menschenrechtsverletzungen im Sudan entsteht.56 Um die Ölindustrie anzukurbeln, ist dem Norden jedes Mittel recht, für Investitionen ausländischer Geldgeber inländische Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Mit brutaler Gewalt wird die Bevölkerung aus Gegenden vertrieben, in denen Ölquellen erschlossen werden sollen.

      Die Geschehnisse im Block 5A genannten Konzessionsgebiet in Unity State sind umfassend aufgearbeitet worden. Um den freien Zugang zu den dortigen Ölfeldern von Thar Jath57 zu deren Ausbeutung zu ermöglichen, wurden Tausende Menschen getötet und Zehntausende vertrieben. Eine groß angelegte Untersuchung erhärtet später den Verdacht, dass ausländische Investoren wie die schwedische Lundin Oil, der malaysische Staatskonzern Petronas und die österreichische Ölfirma OMV die Vertreibungen nicht nur billigend in Kauf nahmen, sondern bei der nordsudanesischen Regierung aktiv betrieben.58 Unmittelbare Nutznießer der Verbrannte-Erde-Politik des Nordsudan gegenüber den Vertriebenen im Süden waren sie allemal.59 Die besonders gute Zusammenarbeit zwischen Khartum und dem malaysischen Staatskonzern hat wohl auch damit zu tun, dass beide Regierungen islamisch sind.60 Petronas betätigt sich im Sudan nicht nur bei der Ölförderung in verschiedenen Konsortien, sondern unterhält Tankstellen und ist Hauptlieferant für Flugbenzin im zivilen Bereich der Luftfahrt, aber auch für das sudanesische Militär61 und investiert eine Milliarde Dollar in den Bau einer Raffinerie.62 Für den aufstrebenden malaysischen Konzern wird der Sudan zum größten Auslandspartner.63

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      In dem Jahrzehnte dauernden Konflikt kommen mehr als zwei Millionen Menschen ums Leben. Seit 1983 sind vier Millionen Menschen geflüchtet.64 Das Land ist verwüstet und selbst die überaus fruchtbaren Gegenden, deren Bewirtschaftung die gesamte Bevölkerung versorgen könnte, liegen brach. Millionen Flüchtlinge hausen in Lagern, in denen sie unter teilweise unwürdigen Bedingungen leben müssen, auf die Hilfe internationaler Hilfsorganisationen angewiesen.

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      Für die in den Sudan gekommenen Hilfsorganisationen sind die Comboni-Brüder mit ihrer nun 150 Jahre dauernden Präsenz


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