Eigensinn und Bindung. Daniel Hoffmann G.

Eigensinn und Bindung - Daniel Hoffmann G.


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und Skizzen. Berlin 1925 – Spitzbögen. Berlin 1925 – Daphne Herbst. Roman. Berlin 1928 – Versuch über Briand. Berlin 1929 – Kleine Fanfare. Berlin 1930 – Beschwerdebuch. Berlin 1932 – Die Schaukel. Roman. Berlin 1934 – Festspieltage in Salzburg und Abschied von Österreich. Amsterdam 1938 – Mozart. Wien 1937 – Glückliche Reise. Stockholm 1940 – Franz Schubert. Sein Leben. Stockholm 1941 – König Ludwig II. von Bayern und Richard Wagner. Amsterdam 1947 – Blätter in den Wind. Frankfurt a. M. 1954 – (Übers.:) Valéry Larbaud: Sankt Hieronymus, Schutzpatron der Übersetzer. München 1956 – Memento. Frankfurt a. M. 1960 – 1907 – 1964. Zeitbilder. Frankfurt a. M. 1964 – Annette Kolb/René Schickele: Briefe im Exil 1933 – 1940. In Zus.arb. m. Heidemarie Gruppe hrsg. v. Hans Bender. Mainz 1987 – La vraie patrie, c’est la lumière. Correspondance entre Annette Kolb et Romain Rolland (1915 – 1936). Documents réunis par Anne-Marie Saint-Gille. Bern u. a. 1994.

      Nachlassverzeichnis und Bibliographie in: Richard Lemp: Annette Kolb. Leben und Werk. Mainz 1970, 33 – 67 u. 114 – 117.

      Sekundärliteratur: Sigrid Bauschinger (Hg.): Ich habe etwas zu sagen. Annette Kolb. 1870 – 1967. Ausstellung der Münchener Stadtbibliothek. München 1993 – Annette Bühler-Dietrich: Das entpersönlichte Antlitz des Abtes. Religiosität, Ästhetik und Geschlecht bei Annette Kolb. In: Ruth Albrecht/dies./Florentine Strzelczyk (Hg.): Glaube und Geschlecht. Fromme Frauen – Spirituelle Erfahrungen – Religiöse Traditionen. Köln/Weimar/Wien 2008, 80 – 98 – Jutta Kayser: Tochter zweier Vaterländer – Tochter der Kirche. Zum Leben und Denken von Annette Kolb. In: Internationale katholische Zeitschrift „Communio“ 24 (1995), 259 – 274 – Charlotte Marlo Werner: Annette Kolb. Eine literarische Stimme Europas. Königstein/Ts. 2000 – Doris Rauenhorst: Annette Kolb. Ihr Leben und ihr Werk. Freiburg/Schweiz 1969 – Jürgen Schwalm: „Ich mußte es auf meine Weise sagen“. Annette Kolb (1870 – 1967). Leben und Werk. Bad Schwartau 2006 – Armin Strohmeyr: Annette Kolb. Dichterin zwischen den Völkern. München 2002.

      Max Scheler: der katholische Nietzsche?

       Angelika Sander

      Wer war Max Scheler? Sicherlich ein großer deutscher Philosoph des 20. Jahrhunderts. Doch kennt man ihn wirklich? Heute selbst in philosophisch interessierten Kreisen wenig.

      Unglaublich für Menschen, die Scheler noch persönlich erlebt hatten, wie z. B. Hans-Georg Gadamer. Denn in der Zwischenkriegszeit des letzten Jahrhunderts besaß Schelers Name Glamour und einen Nimbus, der weit über die akademische Welt, weit über Deutschland hinaus reichte. Für Heidegger, so in einem Nachruf, den dieser spontan nach der Nachricht von Schelers Tod 1928 in einer Vorlesung hielt, stellte er die stärkste Kraft der zeitgenössischen europäischen Philosophie dar.

      Bewunderer wie Kritiker Schelers waren gleichermaßen von ihm beeindruckt, nicht nur durch sein Werk, sondern auch durch die Begegnung mit seiner intensiven und leidenschaftlichen Persönlichkeit. Sein vulkanisches Denken hat kaum einen Zeitgenossen kalt gelassen, wobei die Bandbreite von höchstem Enthusiasmus bis zu tiefstem Hass reichte. Nie wieder, so Edith Stein, sei ihr an einem Menschen so rein das Phänomen der Genialität entgegengetreten. Kurt Hiller schreibt hingegen, er verdiene „totgeschlagen zu werden, wie die Ratten“.1

      Schelers Einfluss auf die intellektuelle Öffentlichkeit seiner Zeit war nachhaltig. Schnell erreichten seine Bücher, ungewöhnlich für philosophische Schriften, mehrere Auflagen. Auch von seinen Philosophenkollegen wurde er geschätzt, selbst von denen, die ihm skeptisch gegenüberstanden. Er besaß einen Blick für neue, lohnenswerte Ideen und Autoren, für die perspektivische Zusammenschau unterschiedlichster Wissensgebiete, für die Grenzüberschreitung der Philosophie in andere Wissenswelten. Dabei nahm er mit seinen Untersuchungen nicht selten eine Vorreiterrolle ein.

      Max Scheler ist heute in erster Linie durch sein Hauptwerk „Der Formalismus in der Ethik und die materiale Wertethik“ (1913/16) bekannt, in dem er als Kritiker einer formalistischen Ethik nach dem Modell Kants und als Vertreter eines ethischen Personalismus auftritt, sowie durch den kurz vor seinem Lebensende verfassten programmatischen Aufsatz „Die Stellung des Menschen im Kosmos“ (1928), heute ein klassischer Text der Philosophischen Anthropologie. Diese beiden Werke allein reichten aus, ihm einen unbestrittenen Platz im Kanon philosophischer Autoren zu sichern. Doch Scheler hatte prägenden Einfluss weit darüber hinaus: Er war eine Leitfigur der aufkeimenden phänomenologischen Bewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts und hat diese entscheidend mitgeprägt. Auch auf dem Feld der damals jungen Wissenschaft der Soziologie hat Scheler mit seinen Schriften zur Wissenssoziologie wichtige Beiträge geleistet. Er befasste sich ausführlich mit Metaphysik, Erkenntnistheorie und Logik. Sozialkritisch setzte sich Scheler mit dem kapitalistischen Geist und der bürgerlichen Kultur seiner Zeit auseinander und trat für einen christlichen Sozialismus ein. Seine Untersuchungen zur philosophischen Bedeutung des Fühlens, die heute besonders an Aktualität wiedergewonnen haben, sind vor allem hervorzuheben. Dazu gehören seine Studie „Wesen und Formen der Sympathie“ (1923) und kleinere, zum Teil erst im Nachlass veröffentlichte Schriften wie „Das Ressentiment im Aufbau der Moralen“ (1912), „Reue und Wiedergeburt“ (1917), „Über Scham und Schamgefühl“ (1913) und „Ordo Amoris“ (1914 – 16).

      Schließlich erschloss er mit seinen Schriften zur Religion den durch den Kulturkampf nach der Reichsgründung geprägten Katholizismus, der seit Jahrzehnten einem engen Neuthomismus und Lagerdenken verhaftet war und den Anschluss an die aktuellen geistigen Diskussionen verloren hatte, der philosophischen Avantgarde. Diese Zeit seines Wirkens, die mit turbulenten Entwicklungen in seinem Privatleben zusammenfällt, wird als Schelers „katholische Phase“ betrachtet und soll im Zentrum dieses Aufsatzes stehen.

      Zuvor jedoch noch ein Blick auf die Frage, warum man Scheler heutzutage trotz seines unbestrittenen Einflusses auf die Philosophie des 20. Jahrhunderts wenig und oft nur oberflächlich kennt.

      Ein beschwiegener Philosoph

      Dass Schelers Philosophie im Unterschied zu derjenigen seiner Zeitgenossen Husserl und Heidegger, mit denen zusammen er das Dreigestirn der deutschen Philosophie der Zwischenkriegsjahre gebildet hatte, verblasste, lag nicht zuletzt an den politischen Zeitläuften.

      Scheler erlitt gewissermaßen ein Emigrantenschicksal, ohne selbst Emigrant gewesen zu sein. Als er 1928 starb, war ein großer Teil seiner Schriften unveröffentlicht, und die Erwartungen an den Nachlass waren hoch, vor allem, da Scheler selbst immer wieder das baldige Erscheinen umfangreicher Werke angekündigt hatte. Unter der Führung Martin Heideggers fand sich ein Kreis von Kollegen und Freunden zusammen, um die Herausgabe der Nachlassschriften einzuleiten, darunter Paul Landsberg, Walter Otto, Adhemar Gelb, Alexander Koyré und Richard Oehler. Anfang 1933 konnte ein erster Band nachgelassener Aufsätze erscheinen. Nach der Machtübernahme der Nazi-Regierung jedoch gab es einen Einschnitt: Scheler war Halbjude. Seine Werke durften nicht neu aufgelegt werden, Forschungen zu Scheler wurden unterbunden, der Herausgeberkreis zersprengt: Sowohl Gelb als auch Landsberg, der zunächst nach Frankreich flüchtete, kamen in Konzentrationslagern um.2

      Scheler konnte in Deutschland nur noch ohne Namensnennung zitiert werden, was zur Folge hatte, dass sein Werk anonymisiert wurde. Seine Ideen wurden in breiten Kreisen zwar weiterhin tradiert und rezipiert, doch geriet er in die Rolle eines verschwiegenen Philosophen, dessen Ideen als Steinbruch dienten, ohne dass ihre Herkunft offengelegt war.

      Nach dem Krieg gelangte Schelers Werk im aktuellen philosophischen Diskurs der Nachkriegszeit nie mehr nachhaltig zur Geltung. Zudem gestaltete sich die Neuherausgabe seiner Werke schwierig, und das oft angekündigte Opus magnum,3 auf das seine Verehrer lange gewartet hatten, fand sich im Nachlass nicht.

      Es gab schon zu Schelers Lebzeiten die Tendenz, seine philosophische Qualität zu unterschätzen und die für seine Texte typischen Merkmale, wie aphoristischer Schreibstil, plötzlicher Abbruch von Gedankengängen, Unvollständigkeit der Schriften, Abschweifungen, Mangel an exakten Definitionen, seine diversen philosophischen Kehrtwendungen, als Ausweis des Feuilletonismus seines Denkens


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