Elton John. Mark Bego

Elton John - Mark  Bego


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sondern auch Rabatt auf die Platten, die er selbst erwarb. Zudem versuchten beide, die gemeinschaftlichen Kompositionen für Fernsehwerbung, Filme und Radiospots zu verkaufen. Zu den Unternehmen, die damals Songs aufstrebender Komponisten für einen Pauschalbetrag zur Weitervermarktung aufkauften, zählte unter anderem die von David Platz geführte Agentur Essex Music.

      Elton John zählte zu den zahlreichen Musikschaffenden, die regelmäßig in Platz’ Büro auftauchten und auf ein Gespräch mit dem Agenten hofften. Auch ein anderer ehrgeiziger Songwriter schaute häufig vorbei – ein gewisser David Jones, den die Welt bald unter dem Namen David Bowie kennen lernen sollte.

      1969 hatte Bowie Angela Barnett getroffen, und die beiden wurden schnell ein unzertrennliches Paar, das am 20. März 1970 heiratete. Während ihrer sechs Jahre dauernden Ehe galten David und Angela Bowie als das verruchteste Paar des Rock’n’Roll, über dessen bisexuelle „offene Beziehung“ viel geredet und geschrieben wurde.

      Die Wege von Elton John und David Bowie kreuzten sich 1969 und 1970 mehrere Male, und einige gemeinsame Bekannte – der Musikverleger David Platz und die miteinander wetteifernden Produzenten Tony Visconti und Gus Dudgeon – spielten eine entscheidende Rolle in den Karrieren der beiden späteren Stars.

      „David Platz’ Unternehmen Essex Music hatte sein Büro in der Wardour Street“, erinnerte sich Angela Bowie, „eineinhalb Blocks von der Kreuzung entfernt, wo das kleine Gässchen abzweigte, das zum Trident führte. Das Trident war ein winziges Studio, und viele der Musiker nahmen dort ihre Demos auf. Um Songwriter – also Leute wie David Jones und Reg Dwight – zu unterstützen, zahlte David Platz ihnen sofort einen Pauschalbetrag. Sie gingen zu ihm und verkauften ihm eine Melodie. Manchmal hatte er wahrscheinlich nicht genug Geld oder konnte es sich nicht leisten, sie zu ­unterstützen, und dann gab es nichts. Aber immer, wenn ich mit David zu ihm ging – etwa drei oder vier Mal – zahlte Platz David Geld für die Veröffentlichungsrechte an einem Song. Vielleicht suchte er Musik für Filme oder Werbung oder irgendetwas anderes. Die Songs wurden nicht unbedingt gesungen, und manchmal waren es auch nur Jingles oder kleine Melodien.“(3)

      Angela erinnert sich gern an das bunte Viertel, in dem die Musikverleger ihre Büros hatten und in dem sie, Bowie und Elton so oft unterwegs waren. „Damals war die Wardour Street noch nicht voller Junkies, so wie in den Achtzigern oder Neunzigern. Es waren vor allem Leute unterwegs, die im Musikgeschäft arbeiteten. Die ­Carnaby Street war um die Ecke. Dort konnte man bummeln gehen und ein paar tolle Mode-Schnäppchen machen. Wenn man etwas weiter schlenderte, konnte man in Chinatown essen gehen; manche Leute gingen mittags auch gern in ein Pub. Dort wurden manchmal auch die Plattenverträge abgeschlossen. Und wenn man sich jemanden anhören wollte, musste man nur eine kleine Session im Trident um die Ecke arrangieren, und schon hatte man einen Song auf Band, den man mitnehmen konnte.“(4)

      Bei einem dieser Besuche bei Essex Music traf Angela auf Reginald Dwight, und sie kam schnell mit ihm ins Gespräch. Über jenes erste Treffen sagte sie: „Mit Reg unterhielt ich mich im Vorzimmer, als ich auf David wartete, während er einen Termin mit David Platz hatte; die Tür war offen. Es liefen ja keine krummen Geschäfte. Platz sagte: ‚Klar, ich kann ein bisschen Geld auftreiben.‘ Es ging nicht um Bargeld, es war nichts Unredliches. Ein Buchhalter kam mit einem Scheck über fünfzig Pfund angelaufen, und dann ging man zur Bank und bekam ihn dort anstandslos ausgezahlt. Für die jungen Songwriter war es perfekt.“(5)

      Was dachte Angela über Reggie Dwight? „Oh, es machte Spaß, ihn ein wenig aus der Reserve zu locken“, sagt sie. „Er war ziemlich in sich gekehrt, aber wenn man ein wenig mit ihm warm geworden war, dann war er lustig und freundlich. Er gehörte zu diesen Leuten, die richtig witzige Sachen sagen, aber ganz leise, sodass man schnell nachfragen muss: ‚Wie war das?‘ Und wenn sie es dann wiederholen, dann merkt man, dass sie richtig clever sind, ganz phantastische Menschen. Er versuchte nicht, mich zu erobern – das lag wohl daran, dass er schwul war. Er war einfach ein ganz natürlicher, witziger Typ, und ich fand ihn sehr sympathisch.“(6)

      Angela erinnert sich auch an Gespräche zwischen David Bowie und Elton John in besagtem Büro: „Sie redeten über Konzerte, fragten, ‚Wie sieht’s aus, trittst du irgendwo auf?‘ – ‚Ja klar, komm doch vorbei und sieh dir den Gig an.‘“(7)

      Damals standen beide, Elton John und David Bowie, kurz davor, den jeweils entscheidenden Hit zu veröffentlichen, der ihnen den großen Durchbruch bringen sollte. Für David Bowie war es das futuristische „Space Oddity“, für Elton John das introviertierte „Your Song“.

      Bowie ging kurz, nachdem er Angela kennen gelernt hatte, in das bereits erwähnte Trident Studio und nahm dort „Space Oddity“ auf. Er hatte ebenfalls schon ein Soloalbum eingespielt und veröffentlicht, aber damit weder beim Radio noch in den Plattenläden großen Erfolg gehabt. Als er an „Space Oddity“ arbeitete, spielte er den Song dem Produzenten Tony Visconti vor, mit dem er normalerweise arbeitete, und zu seiner großen Überraschung rümpfte der klassisch ausgebildete Visconti die Nase. Anstelle von Visconti übernahm schließlich der Produzent Gus Dudgeon die Betreuung der Aufnahmen, ein ehemaliger Tontechniker, der auch für Eltons weitere Karriere von entscheidender Bedeutung sein sollte.

      Elton nahm weiterhin die verschiedensten Jobs an, um etwas Geld zu verdienen. Im Juni 1969 spielte er in den Olympic Studios in London einen Song von Francis Lai und Hal Sharper ein, „From Denver To L.A.“, der für den bald erscheinenden Film The Games vorgesehen war. Zwar erschien der Song auch im folgenden Jahr als Single auf Viking Records, verschwand aber schnell wieder in der Versenkung.

      In dieser Zeit begleitete Elton auch den Sänger Lou Christie bei seinem Fernsehauftritt in Disco Two, einer Sendung auf BBC 2. Eltons Gesicht blieb den Fernsehzuschauern dabei verborgen; sie sahen nur seinen Rücken und hörten sein Klavier.

      1969 erschien im Jugendmagazin Jackie der erste längere Artikel über den aufstrebenden Musiker. Darin hieß es: „Reg ist ein melancholischer, ernsthafter Typ mit sandfarbenem Schnurrbart und langem Haar, aber er macht trotzdem einen gut gelaunten Eindruck und kommt richtig in Fahrt, wenn es um Themen geht, die ihn interessieren. Er sagt von sich selbst, er könne unerträglich launisch und selbstmitleidig sein, aber normalerweise gelänge es ihm, sich mit einem Lachen aus solchen Phasen zu befreien.“(8) Eben jene Selbstmitleids- und Tobsuchtsanfälle sollten von nun an viele der bedeutendsten Augenblicke seines Lebens überschatten, wenn nicht ganz ruinieren.

      Während Taupin gern abends durch Clubs und Kneipen zog, entwickelte Elton eine Vorliebe fürs Einkaufen. „Bernie geht gern mal was trinken“, erzählte er in Jackie. „Ich nicht, obwohl ich ihn manchmal begleite. Wir gehen öfters ins Kino, aber da läuft meist auch nur Müll. Ich kaufe gern was zum Anziehen.“(9) Selbst in dieser Zeit, als er noch nicht über ein großes Einkommen verfügte, liebte Elton lange Streifzüge durch Boutiquen und Geschäfte.

      Zwar war Empty Sky nicht gerade ein großer Hit geworden, aber es zeigte doch allen Beteiligten, dass sie wirklich einer ganz großen Sache auf der Spur waren – Eltons unverfälschte Darbietung, sein großartiges Klavierspiel und die faszinierenden Songs, die Bernie und er gemeinsam schrieben, hatten großes Potenzial. Und auch, wenn er als Sänger auf den Billig-Hit-Alben andere Künstler immer nur nachahmen musste, wuchs mit dieser Arbeit doch sein Selbstbewusstsein vor dem Studiomikrofon. Er sang ebenso leidenschaftlich und energiegeladen wie die Interpreten der Original-Hits, da ihn die Plattenfirma dafür bezahlte, jede Phrasierung Note für Note genau zu kopieren.

      Dick James war inzwischen ebenfalls so sehr von seinem Komponisten überzeugt, dass er das Geld für ein zweites Album bereitstellte. Es sollte wieder nach der Formel von Empty Sky entstehen, aber mit einem besseren Sound auch ein breiteres Publikum ansprechen. Außerdem sollte Elton eine eigene Band zusammenstellen, damit er selbst auf Tour gehen, die Musik durch Konzerte bewerben und so die Plattenverkäufe ankurbeln konnte.

      Elton war immer noch ein wenig unsicher. Ihm war völlig klar, dass er nicht gerade wie ein Rockstar aussah, und er war auch nicht hundertprozentig von seinen Fähigkeiten als Sänger überzeugt. Wenn er sich im Spiegel betrachtete, sah er immer noch den linkischen Reggie Dwight aus Pinner. Er erinnerte sich: „Nach Empty Sky sagte man uns, wir sollten eine Band zusammenstellen, und um zumindest eine kleine Fangemeinde aufzubauen, tat ich das auch.


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