Elton John. Mark Bego

Elton John - Mark  Bego


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der Barron Knights, die verdammt albern waren. Ich arbeitete an dieser ‚Here Come The Olympics’-Verarsche mit [‚An Olympic Record’], die sie in den Abbey Road Studios aufnahmen. Und plötzlich kam Paul McCartney herein – er arbeitete gerade in Studio 2 und wollte wohl mal sehen, was das niedere Volk so macht. Bernie Taupin und ich wurden starr vor Schreck und murmelten verlegen irgendwas. Er unterhielt sich ein wenig mit uns, dann setzte er sich ans Klavier und fing an zu spielen. Das sei der neuste Song, an dem sie gerade arbeiteten, meinte er, und es war ‚Hey Jude‘. Ich war total hin und weg! … Aber zurück zu den Hollies: Eines Tages bekam ich einen Anruf und sollte zu den Air Studios in London kommen, wo die Band gerade arbeitete, und das tat ich, spielte Klavier für sie, und das war’s. Damals dachte man sich gar nichts dabei, aber wenn man den Titel später im Radio hörte, jenem Ort, an dem alle Songs ihre Feuertaufe bekamen, dann war das schon ein tolles Gefühl.“(32)

      Manchmal verdiente Elton sich noch etwas dazu, indem er zwischen 1968 und 1969 bei verschiedenen Cover-Alben mitspielte. Damals war es gang und gäbe, dass Billig-Labels Musiker engagierten, die möglichst ähnlich klangen wie die großen Stars, um mit ihnen Coverversionen der aktuellen Top-Ten-Hits aufzunehmen. Auf diese Weise mussten sie lediglich Tantiemen an die Musikverleger zahlen, während die Studiosänger, die man auf den Platten hörte, ein Pauschalhonorar erhielten. Plattenfirmen wie K-Tel, Marble Arch und sogar Top Of The Pops konnten so günstige Alben auflegen, auf denen sich ein Hit an den anderen reihte. Zwar sangen nicht die Originalkünstler die Songs, aber sie klangen recht ähnlich und kosteten den Kunden nur einen Bruchteil der Summe, die er für alle Originalplatten bezahlt hätte.

      In den 1990er-Jahren wurden viele dieser Tracks wieder ausgegraben und auf verschiedenen Labels unter Albumtiteln wie 16 Legendary Covers From 1969/70 As Sung By Elton John neu aufgelegt. Rückblickend sind diese Alben wie kleine Zeitreisen und lustig anzuhören, vor allem, wenn man weiß, dass Elton, als die Platten erschienen, nicht einmal als Sänger genannt wurde.

      Zu den herausragendsten Titeln zählen seine Coverversionen von Norman Greenbaums „Spirit In The Sky“, Badfingers „Come And Get It“, „It’s All In The Game“ von den Four Tops, „Travelin’ Band“ von Creedence Clearwater Revival, Lou Christies „She Sold Me Magic“ und sogar „Lady d’Arbanville“ von Cat Stevens. Elton: „Ich spielte auch auf diesen ganzen Coverplatten von Top Of The Pops – ich war ziemlich gut darin, die Stimmen anderer Künstler nachzumachen. Bei ‚Saved By The Bell‘ von Robin Gibb musste ich mit dieser komischen trällernden Stimme singen, die ich einfach nicht hinbekam, bis ich schließlich meinen Kehlkopf mit den Fingern zum Vibrieren brachte. Ich war auch ziemlich gut als Leon Russell.“(33)

      Die Aufnahmesessions gingen meist sehr schnell, und Elton bekam für einen Tag Arbeit gleich einen Scheck. Zwar brachten ihm diese Coveraufnahmen ein nettes Zubrot, 1969 beschloss er aber, sich voll und ganz auf die eigene Solokarriere zu konzentrieren. In Steve Brown, der für Dick James arbeitete, hatte er inzwischen einen sehr starken Verbündeten gefunden, der das Potenzial in Eltons und Bernies Songs erkannt hatte, und der sich auch durchaus vorstellen konnte, dass Elton es auch als Musiker zu etwas bringen konnte. Steve produzierte „Lady Samantha“ und auch alle Songs, die auf seinem ersten Album Empty Sky erschienen.

      Die Aufnahmesessions für Empty Sky fanden Ende 1968 und Anfang 1969 im Achtspur-Studio von Dick James Music (DJM) statt. Steve Brown fungierte als Produzent, Frank Owen als Toningenieur, und Clive Franks bediente die Bandmaschinen. Die Musiker waren alte Bekannte aus Eltons Lager: Caleb Quaye spielte Gitarre und Congas, Tony Murray Bass, Roger Pope Schlagzeug und Perkussion, Don Fay Tenorsaxophon und Flöte und Graham Vickery Mundharmonika. Als Schlagzeuger auf „Lady What’s Tomorrow“ gab Nigel Olsson seinen Einstand, der Elton als Begleitmusiker länger treu bleiben sollte als jeder andere. Quaye und Pope spielten bei Hookfoot, einer Band, die bei DJM unter Vertrag stand, Murray hatte mit den Troggs gearbeitet, und Olsson war damals Mitglied der Spencer Davis Group.

      Empty Sky wurde zunächst nur in Großbritannien veröffentlicht, wo die Platte am 3. Juni 1969 in die Läden kam. Das Album schaffte es nie in die Charts, und es wurden keine Singles ausgekoppelt. Es war in erster Linie als Songwriter-Demo gedacht, und das blieb es schließlich auch. Zwar war es später als Import vereinzelt in den USA erhältlich, aber eine offizielle US-Version erschien – mit einem völlig anderen Cover – erst 1975.

      Der rockigste Song darauf war „Empty Sky“, aber auch ihm fehlte eine gute Hookline; er war nicht annähernd so einprägsam wie viele der späteren Songs des Kreativteams John/Taupin.

      Empty Sky wäre ein wesentlich stärkeres Album geworden, wenn es auch „Lady Samantha“ enthalten hätte – ein Versäumnis, das man für die 1995 erschienene CD-Version nachholte, auf dem sich außerdem noch „All Across The Heavens“, „It’s Me You Need“ und „Just Like Strange Rain“ befanden.

      Elton räumte später ein, dass Empty Sky für ihn und Bernie zunächst einmal ein Experiment war, mit dem sie ausprobieren wollten, welche Möglichkeiten ihnen das Albumformat bot. Alle anschließenden Alben sollten einen roten Faden haben, ganz gleich, ob sich das Thema aus dem aktuellen Zeitgeist, den Musikern oder einem künstlerischen Motiv ergab.

      „Man kann das Erstaunen schwer beschreiben, das wir fühlten, als die Platte langsam Gestalt annahm“, erinnerte sich Elton. „Aber ich erinnere mich, wie ich mich fühlte, als wir die Arbeit am Titelsong fertig stellten – es hat mich einfach umgehauen. Ich fand, es war das Beste, was ich je in meinem ganzen Leben gehört hatte.“ (34)

      Elton lag Empty Sky stets sehr am Herzen, vor allem, weil diese Platte für eine naive, unschuldige Zeit seiner Karriere steht. „Der Titelsong rockt so richtig ab“, sagte er. „Der Gitarrensound ist sehr ungewöhnlich, so etwas habe ich seitdem nie wieder gehört. Er entstand, indem wir Caleb Quaye im Studio oben auf die Feuerleiter schickten und unten im Schacht ein Mikrofon aufbauten, um das Echo einzufangen. So machte man es damals, es wurde viel improvisiert und einfach ausprobiert. Es gab keine Apparate, die man einstöpseln konnte, man musste sich Klänge formen, indem man die richtige Umgebung schuf. Wir hatten eine ganz normale Achtspurmaschine und haben ein bisschen experimentiert. Damals war es unumgänglich, dass man neue Sounds schuf und so viel Neuland eroberte wie möglich. Die Zeit solcher Spielereien ist inzwischen vorbei, aber damals lag der große Reiz, den solche Platten ausübten, in der Art und Weise, wie die Klänge eingesetzt wurden. Ich glaube nicht, dass man solche Sachen heute mit einem Computer nachempfinden könnte, das wäre sicher zu kompliziert.“(35)

      Als das Album 1969 in Großbritannien erschien, bewegte es so gut wie gar nichts. Dennoch bewies es bereits die Vielseitigkeit von Elton John, die große Bandbreite seiner Fähigkeiten, die er später noch weiter ausbauen sollte. Die Songs führen jedoch nirgendwo hin und es gibt keine Hooklines oder einprägsame Refrains, die sie besonders auszeichnen würden. Dennoch haben Eltons Gesang und sein Klavierspiel eine gewisse Anziehungskraft.

      Es heißt, ein Künstler erschafft seine Werke, damit sie weiter­leben und ihm eine gewisse kreative Unsterblichkeit verleihen. Elton sah das in der Tat ganz ähnlich. 1969 sagte er dem Jugendmagazin Jackie: „Ich wollte immer berühmt sein – die alte Ego-Geschichte. Aber es hat mich nie gereizt, zum Film zu gehen, denn in fünfzig Jahren wird man, wenn man den Namen eines alten Filmstars nennt, verständnislos fragen: ‚Wer?‘ Aber Gershwin wird man dann immer noch spielen.“(36)

      Zwar schlug Empty Sky nicht gerade hohe Wellen, was die Verkaufszahlen betraf, aber es bot einen guten Rahmen, um Eltons und Bernies Talent als Songwriter vorzustellen – ein Talent, auf das die erfolgreiche amerikanische Rockband Three Dog Night das internationale Publikum schließlich aufmerksam machen sollte.

      Deren selbstbetiteltes Debütalbum erschien 1968, und die Band feierte mit dem von Harry Nilsson geschriebenen Top-Ten-Hit „One (Is The Loneliest Number)“ gleich den großen Durchbruch. Zu den sieben Bandmitgliedern zählten drei Sänger – Danny Hutton, Cory Wells und Chuck Negron – und vier Musiker, Jimmy Greenspoon (Keyboards), Floyd Sneed (Schlagzeug), Mike Allsup (Gitarre) und Joe Schermie (Bass). Die drei Sänger wetteiferten gewissermaßen darum, wer die besten Songs für die Band entdeckten konnte, und der Schlüssel für den Erfolg der Band lag unter anderem auch darin, dass sie auf ihren Alben die Creme der jungen, aufstrebenden Songwriter versammelten,


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