Always Look On The Bright Side Of Life. Eric Idle
für Ihren Brief.
Wir haben herausgefunden, wer es war, und ihn getötet.
Hochachtungsvoll
Eric Idle
Ein erneuter bedeutsamer Anruf von Humphrey Barclay sollte mein Leben ein weiteres Mal ändern. Ob ich gerne ein Sketch-Programm im Kinderfernsehen für die ITV schreiben und spielen würde? Klar, verdammt. Reine Schlauheit ließ mich fragen, ob ich Michael Palin und Terry Jones dabeihaben könne. Er war einverstanden, sie waren einverstanden, und plötzlich hatten wir Hauptrollen in unserer eigenen TV-Serie. Natürlich wandte die sich nur an Kinder, aber wir beschlossen, sie auf keinen Fall von oben herab zu behandeln, sondern nur das zu präsentieren, was wir witzig fanden. Humph brachte David Jason mit dazu, außerdem Denise Coffey und The Bonzo Dog Doo Dah Band, eine exzentrische Gruppe aus Kunststudenten, die verflucht schräge Songs brachte – mit Vivian Stanshall als Leadsänger und Neil Innes als Pianist. Ich bin mir sicher, dass Python durch die Begegnug mit den Bonzos – einem bizarren Dadaisten-Orchester – einen Wahnsinns-Schub bekam. Zwei komplette Staffeln hindurch kollidierten wir als Oxbridge Boys (Oxford & Cambridge) mit den Besten der britischen Kunsthochschulen, wenn sie dann von den Strapazen ihrer Tourneen in unseren Schminkraum rauschten, um das Kommando über die Haartrockner zu übernehmen. Ihre beknackte, schrullige, wunderbare Musik verknüpfte sich perfekt mit unserer Pokerface-Entschlossenheit, unser junges Publikum nicht überheblich anzugehen.
Eines Tages wollte uns ein schräg aussehender Amerikaner mit langem Haar nach der Show kennenlernen. Er sah ein bisschen aus wie John Denver und trug einen afghanischen Yak-Fell-Mantel. Es war Liebe auf den ersten Blick. Ich liebte diesen Mantel. Er lieferte uns eine exotische Freundin und einige Sketche, sowohl geschriebene als auch gezeichnete. John Cleese hatte ihn zu Humphrey Barclay geschickt, dem er in New York begegnet war. Nun wollte er bei unserer Show mitarbeiten. Mike und Terry hassten ihn sofort. Wofür in aller Welt brauchten wir einen weiteren Autor? Auch noch einen Amerikaner? War ich verrückt? Ich weiß nicht warum, aber ich war überzeugt, dass er das gewisse Etwas hatte, und es war nicht nur sein exotischer Mantel. Zum Glück hörten sie auf mich, und so trat Terry Gilliam in unser Leben. Schon bald entdeckte er sein Metier: kurze Trickfilme zu produzieren, einschließlich des großartigen Streifens Christmas Card (Weihnachtskarte), und eines noch ausgefalleneren mit dem Titel Elephants (Elefanten), dessen Erzähltechnik des Bewusstseinsstroms schon bald die Grundlage für Monty Python werden sollte.
Do Not Adjust Your Set (Justieren Sie nicht Ihr Gerät nach) erwies sich von Anfang an als Hit. Wir fingen bei Rediffusion-TV in Schwarz-Weiß an und gewannen den Prix Jeunesse in München. Und als der Sender seine Lizenz verlor, wurden wir von dessen Nachfolger Thames Television für eine zweite Staffel übernommen, dieses Mal in Farbe. Unsere Sendezeit um 17:25 Uhr hieß, dass wir nicht nur Kinder erreichten, sondern auch alle Londoner Kellner und einen ordentlichen Anteil Erwachsener, die früher von der Arbeit heimkehrten. Zwei von jenen, die stets ihre Arbeit unterbrachen, um uns zuzuschauen, waren John Cleese und Graham Chapman. Die hielten das für das Witzigste überhaupt im Fernsehen. Im Jahr 1969 fragten sie uns eines Tages, ob wir nicht Lust hätten, mit ihnen zusammen eine BBC-Show zu machen – eine schrullige TV-Option für Pub-Heimkehrer an den früh schließenden Sonntagabenden. Zu jener Zeit hatten wir ein bedeutendes Angebot des ITV für unsere eigene 90-Minuten-Show für Erwachsene zur Prime Time. Doch leider mussten wir achtzehn Monate lang auf ein Studio warten. Daher beschlossen wir, dieses BBC-Ding mit John und Graham dazwischenzunehmen, während wir auf unseren großen Durchbruch warteten …
So ging es mit Monty Python los.
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UND NUN ZU ETWAS EIN KLEIN WENIG KOMPLETT ANDEREM
Über Monty Python ist dermaßen viel geschrieben worden. Da stapeln sich Memoiren, Tagebücher, ganze Bände über die Pythons, Bücher von den Pythons über andere Pythons, Artikel über die Bücher von den Pythons, unzählige Interviews, Autobiografien, Dokumentarfilme … jede Menge Dokus. Ich glaube, es gibt mehr Stunden Doku-Material über die Pythons als Python-Sendeminuten. Also füge ich jetzt all diesen durch die Mangel gedrehten Erinnerungen meine eigenen konfusen, voreingenommenen und zutiefst zynischen Schilderungen dessen hinzu, wovon ich glaube, dass es passiert sein könnte? Klar tue ich das. Aber Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, die Sie sich bereits für dieses Buch von dermaßen viel Geld getrennt haben, steht es natürlich frei, gleich zu den versauten Stellen vorzupreschen.
Keine Chance. Es gibt keine.
George Harrison sagte einmal zu mir: „Hätten wir gewusst, dass aus uns mal die Beatles würden, dann hätten wir uns mehr angestrengt.“ Ich glaube, das Gleiche könnte man auch von Monty Python sagen. Wie um alles hätten wir auch nur im Geringsten ahnen können, dass wir mal zu denen werden? Damals machten wir einfach nur eine weitere Show, und dann auch noch eine zum Zeit-Totschlagen, bis dann bei ITV unser großer Durchbruch kam. Wer entscheidet über solche Dinge? Die Fernseh-Götter? Oder eine alte Lady in einem Cottage bei Luton? Klar, natürlich Letztere, aber sie ist verdammt schwer auffindbar.
Warum war Monty Python so erfolgreich? War es wirklich dermaßen anders? Natürlich war es das nicht. Die Leute scheinen zu glauben, dass Monty Python irgendwie komplett ausgereift aus dem Kopf irgendeiner wahnsinnigen Medien-Meduse entsprang, aber das ist keineswegs so. Zur Mitte der Sechziger Jahre hin entwickelte sich ein ganzes Bündel weiterer Shows dieser Art – die prallten aufeinander und lösten sich dann in heiße Luft auf. The Frost Report, I’m Sorry I’ll Read That Again, Twice A Fortnight (Zwei Mal in zwei Wochen), Broaden Your Mind (Erweitern Sie Ihren Horizont), How To Irritate People (Wie man Menschen irritiert), The Complete and Utter History of Britain (Die komplette und himmelschreiende Geschichte Britanniens) … Sämtliche späteren Pythons waren bei sämtlichen der späteren Goodies (Brooke-Taylor, Garden, Goodie) vertreten, jedenfalls in der einen oder anderen Show. Das eigentliche Monty Python wurde aus einer Kollision von Do Not Adjust Your Set und At Last the 1948 Show kreiert, als nämlich die Urheber der ersteren Show (also ich, Mike Palin, Terry Jones und Terry Gilliam) in die Ruinen Letzterer ballerten (John Cleese und Graham Chapman).
Was machte also Python unter allen TV-Shows, die zum Ende der Sechziger durch den Äther rauschten, so erfolgreich? Nun, wir waren jung. Wir waren bereit. Wir hatten die von Malcolm Gladwell empfohlenen zehntausend Stunden Vorbereitung abgerissen (siehe Outliers). Wir waren digital, und wir erschienen in Farbe, jedenfalls in der ersten Woche, in der die BBC überhaupt in Farbe sendete. Doch das war absolut lebenswichtig. Python begann exakt zum Start des digitalen Zeitalters. Das heißt, dass die Show nun fünfzig Jahre danach nicht so alt aussieht, als hätten wir sie in Schwarz-Weiß und auf Zelluloid gedreht. Dank der neuen Technologie können wir lästige Punkte wegpolieren. Dadurch sieht die Serie heutzutage sogar frischer aus als zu jener Kiffer-Steinzeit, in der sie ursprünglich ausgestrahlt wurde. Dazu kam noch, dass wir sowohl die Autoren als auch die Akteure waren, wobei die Autoren definitiv das Sagen hatten. Entscheidend ist auch die Vielschichtigkeit: Python bringt nicht nur eine Sorte Humor, sondern ein wahres Kompendium von Stilrichtungen. Während das Ensemble immer dasselbe bleibt, wechseln die Autoren ständig, wobei nie klar ist, wessen Hand sich gerade am Ruder befindet. Auf diese Weise brachten wir also visuellen Humor, verbalen Humor, Albernheit, Frechheit, Kultiviertheit, unverschämte Dreistigkeit – und das in permanenter Rotation, so dass für jeden etwas dabei war. Mir wurde klar, dass die Leute das mochten, während sie sich keineswegs darüber einig waren, welche Elemente ihnen gefielen. Außerdem landeten wir bei der BBC, als sie dort gerade ein neues Zeitfenster für uns klarmachten – am späten Sonntagabend, wenn dort normalerweise die Queen auf einem Pferd zu sehen war und das Fernsehprogramm endete. Die wussten es nicht, aber es gab eine ganze Menge Leute, die gerne noch aufblieben, wenn die Pubs dichtmachten. Ich reiße öfter Witze über Direktoren-befreite Comedy, aber bei der BBC ließen sie uns wirklich in Ruhe, besonders am Anfang. Und als sie sich schließlich mal einmischen wollten, war es zu spät. Außerdem konnten wir rein körperlich ziemlich überwältigend rüberkommen. Sechs große Männer, drei davon über 1,80 in ein BBC-Büro gequetscht – das reichte durchaus, um auch