Always Look On The Bright Side Of Life. Eric Idle

Always Look On The Bright Side Of Life - Eric Idle


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      Natürlich checkten wir aus, wie sich unsere Rivalen bei der Oxford-Revue so machten. Während wir auf der Bühne aufgeweckt und locker wirkten, kamen die kühl und süffisant rüber. Außerdem hatten sie Mädels. Arschlöcher. Sie machten ein spezielles Projekt: ihre „Rejects Night“ – den „Ausschuss-Abend“ –, in den sie jene Sketche packten, die es nicht so richtig brachten. Die probierten sie dann vor Publikum aus, nach der Hauptaufführung. Das hieß, dass wir da nach unserer eigenen Vorstellung hinkonnten – und dort begegnete ich dem wunderbaren, witzigen Terry Jones. Dunkelhaarig, Pokerface, attraktiv, mit dem Aussehen des Kinostars Anthony Newley. Auch er brachte eine erstaunliche Ernsthaftigkeit in alles, was er präsentierte. Und das galt auch für das Singen eines Liedes.

      Ich war Miss World von 1907 bis twenty-four …

      Ich war Miss World, wunderbare belle amour …

      Die Transgender-Anspielung war mir dabei keine Sekunde lang klar, aber die Tatsache, dass das Alter bedeuten sollte:

      No one wants to see me, anymore

      Niemand will mehr ein Date mit mir,

      die beklagte ich zutiefst.

      Terry sollte im folgenden Sommer die Hauptrolle in der Oxford-Revue Hang Down Your Head and Die (Häng deinen Kopf rein und stirb) im West End spielen, einer bitteren Polemik gegen die Todesstrafe. Oxford war eben immer viel ernster in allem.

      Ein Jahr später begegnete mir 1964 in Edinburgh der unvergessliche Michael Palin, der beim Oxford-Ensemble zu Terry Jones gestoßen war. Das erste Mal sah ich ihn auf der Bühne, und er verschlug mir total die Sprache. Er brachte einen ausufernden Charaktermonolog über einen alten Darsteller aus dem Norden. Der kam raus, um seine fürchterliche Vorstellung mit einem entsetzlichen Song zu beginnen. Um dann festzustellen, dass neben ihm ein großes, in Geschenkpapier gewickeltes Präsent lag. Er versuchte, das zu ignorieren, schaffte es aber nicht. Mitten im Song hörte er auf, um sich das anzuschauen. Er las laut vor, was auf dem Kärtchen stand:

      „Für Mikey, in Liebe von den Zuschauern.“

      Er war überwältigt.

      „Oh, all ihr Menschen. Ich bin gerührt. Ich bin sprachlos. Dies ist so etwas Besonderes für mich. Ich hatte schon befürchtet, mit meiner Darbietung sei es vorbei. Dass es die Leute nicht mehr interessiert. Dass ich irgendwie zu alt sei und niemand sich an mich erinnert. Aber nun dies. Von Ihnen. Dem Publikum. Das bedeutet so viel für mich. Nun, das Einzige, was ich tun kann, um mich bei Ihnen zu bedanken, ist meinen Song für Sie zu singen: „Wenn Liebe dein Herz zerbricht – in Millionen winziger Scherben …“

      Mit Tränen in den Augen, kaum in der Lage, sich zu beherrschen, begann er zu singen:

      Wenn Liebe dein Herz zerbricht, in Millionen winziger Scherben …

      Rumms. Das Präsent explodierte.

      Sein Gesichtsausdruck, als er da so still von der Bühne humpelte, war einfach brillant. Und das ist es, was Michael Palin ausmacht. Er schreibt lebensnahe Charakter-Sketche und spielt sie mit echter Emotion. Das Schreibtalent ­Michaels wurde mir so richtig bewusst, als ich Spamalot für die Bühne umschrieb, aus The Holy Grail (Die Ritter der Kokosnuss). Mir machte es Spaß, Mikes Schreibstil da reinzubringen, denn er lässt sich stets von seinen Charakteren leiten.

      „Was? Auf einem Pferd geritten? Ihr verwendet doch Kokosnüsse. Kickt die …“

      „Eines Tages, mein Junge, wird dies alles einmal dir gehören.“

      „Was, die Vorhänge?“

      „Nicht die Vorhänge, mein Junge.“

      Auch wenn das unbewusst geschah: Bis zum September 1964 lernten sich sämtliche zukünftigen Pythons kennen – und bewundern (bis auf den amerikanischen Animateur als Joker).

      5

      WIEDERSEHEN MIT GATESHEAD

      Ohne drohende Abschlussprüfungen war das zweite Cambridge-Jahr das reinste Vergnügen. Nach Edinburgh waren wir die großen Stars der Footlights, und wir machten sogar Gewinn. An jedem Wochenende kurvten Graeme Garden und ich in unseren Dinner-Jackets durch’s Land. Wir hatten David Gooderson im Schlepptau, jenen Kerl, der durch eine Ein-Mann-Show berühmt wurde, bei der er das Publikum zahlenmäßig übertraf, sowie Jim Beach als unseren Pianisten. Wir machten Cabaret – bei Jägerbällen, Maibällen, Debütantinnen-Bällen und sozialen Events der High Society. Aus den üblichen zwei Vorstellungen pro Wochenende nahmen wir fünfundzwanzig Pfund pro Woche für uns vier ein, also für drei Akteure und einen Pianisten. Ordentliches Geld in jenen Tagen. Woher wissen wir, dass einige Menschen durch unser ganzes Leben hindurch wieder auftauchen? Jim war unwiderstehlich. Heute managt er Monty Python. Und Queen. Jim war bei unserer Edinburgh Show Footlights ’63 der Bandleader, und er leitete viele Jahre lang die Autocrats, eine „debs’ delight“-Band (also „der Debütantinnen Pläsier“). Dort saß Peer von The Realm am Schlagzeug.

      Mir war schon zu Anfang meines ersten Cambridge-Jahres klar geworden, dass ich keine Vorlesungen besuchen musste. Sie wollten unsere Meinungen, und vorausgesetzt, ich hatte die Bücher gelesen, konnte ich davon reichlich liefern. Auf diese Weise hatte ich ein herrliches Sozialleben, unbelastet von harter Arbeit, stattdessen mit feinem Sherry, Pubs und Zocken, dazu jede Menge weinseliger Krocketspiele. Diese Lebensphase pflegte ich Gateshead Revisited zu nennen – Wiedersehen mit Gateshead. Jim besaß einen Hang zu haarsträubenden Anzügen, in grellem Orange oder Lindgrün, zu denen er Schlapphüte trug. Ich kann mich an eine ausschweifende Nacht erinnern, als wir von Queens, meinem College, zurück zu meiner Bleibe in der Nähe von Pembroke liefen. Jim trug einen irren Lavendel-farbenen Anzug. Es war vier Uhr morgens, wir hatten was getrunken, und Jim war auf die Brüstung der Silver Street Bridge geklettert. Auf der balancierte er nun wackelig herum.

      „Ich brauch was zum Ficken!“, schrie er plötzlich aus vollem Halse.

      „Pssst, Jim“, meinte ich, „es ist schon spät.“

      „Du willst doch auch ficken“, grölte er, „du hältst nur die Klappe.“

      Dann änderten zwei Ereignisse den Lauf der Welt. John F. Kennedy wurde in Dallas erschossen, und die Beatles kamen durch Cambridge. In Amerika entwickelte sich eine eindimensionale Welt des Kummers allmählich zur Empörung, als Vietnam die USA in seine vernichtende Umklammerung nahm. In Selma und Alabama fanden Bürgerrechtsmärsche statt. Zuhause im Königreich ging die trostlose Nachkriegszeit zu Ende. Das schwarz-weiße Großbritannien nahm plötzlich Farbe an. Wir kamen nun nicht mehr als junge Kommilitonen in Harris-Tweed-Sakkos mit Ellbogenschonern rüber, sondern als Teil der Bewegung. Der Sechziger Jahre. Wir kauften schwarze kragenlose Beatles-Jacketts. Wir standen für Beatles-Singles ganz vorne in der Schlange. Wir diskutierten, wer unser Lieblings-Beatle war, und wir waren verrückt nach „A Hard Day’s Night“. Plötzlich hatte England Bedeutung. Und swingte. Ein bisschen jedenfalls.

      Mein Freund Carey Harrison, ein hochgeschossener, attraktiver Anglistik-Kommilitone vom Jesus-College (Wir frotzelten immer „What a friend we have in Jesus“ über ihn) führte mich in jenem Sommer in die Freuden der französischen Landschaften ein. Wir nahmen den Zug in die Dordogne, saßen Dickens lesend im zarten Juni-Sonnenschein und gingen zu Flutlicht-bestrahlten Radrennen in den Straßen eines französischen Dorfes. Zu lokalen Feten fuhren wir in dem allgegenwärtigen Citroen 2CV – deux chevaux. Wir spielten sogar Cricket, auf der Place de Cornieres in Montpazier. Es war paradiesisch. Carey – inzwischen Englisch-Dozent, Theater- und Romanautor – war ein wahrer Universalgelehrter. Auf dem Heimweg beobachtete ich ihn, wie er in einem Zugabteil simultan vier Unterhaltungen führte. Mit einer Französin auf Französisch. Mit einem italienischen Geschäftsmann auf Italienisch. Mit einem deutschen Touristen auf Deutsch. Und mit mir in sehr gewöhnlichem Englisch – in seinem satten, Harrow-Privatschul-geprägten Bariton, der gar nicht mal so meilenweit entfernt von seinem väterlichen Matinee-Idol war: Sexy Rexy. Ich hatte auch diverse ältere Freunde. Besonders mochte ich die Aussies und die Amis, meist, weil sie bereits Abschlüsse und Titel hatten, aber auch, weil sie witzig waren. Mein Freund Stephen Greenblatt hatte schon ein Buch auf dem Markt,


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