Sweet Dreams Are Made Of This. Dave Stewart

Sweet Dreams Are Made Of This - Dave Stewart


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dachte, es handelte sich dabei um ihre Brüste. Doch es war vielmehr das Auge einer Kuh, in dem ein Knallfrosch steckte. Sie lächelte, legte das Auge ins Gras, zündete den Knallfrosch an, ging einen Schritt rückwärts und ergriff meine Hand. Es gab eine Explosion und Sekundenbruchteile später war mein Gesicht vom Schleim des Kuhauges bedeckt. Das schreckte sie aber nicht davon ab, mich zu küssen und mir ins Ohr zu flüstern: „Nun, liebst du mich?“

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      All meine Fußballträume endeten schlagartig an einem Winternachmittag auf einem matschigen Fußballplatz in der Nähe von Seaburn. Ich führte einen Eckstoß aus, als ein gegnerischer Verteidiger mir mit seinem gestreckten Bein direkt in meine linke Kniescheibe hineinrutschte. Vom Schmerz übermannt, ging ich zu Boden und wurde umgehend ins Krankenhaus abtransportiert.

      Als ich schließlich nach einer Knieoperation wieder erwachte, informierte mich der Arzt, dass ich sechs Monate auf Krücken angewiesen sein würde. „Mach dir aber keine Sorgen, Junge. Du wirst in einem Jahr oder so wieder kicken können.“ Im Alter von zwölfeinhalb Jahren war ein Jahr eine Ewigkeit. Ich war am Boden zerstört.

      Die Worte des Arztes wirbelten in meinem Kopf herum, bis sie sich schließlich vor meinem geistigen Auge zu Gefängnisstäben manifestierten. Es fühlte sich an, als wäre meinem Leben ein Ende gesetzt worden, denn ohne den Fußball war alles, was mir noch blieb, die Schule. Und ich hasste die Schule. Ich fürchtete sie wegen der Jungs, die mich terrorisierten und mein Leben zwischen zwölf und vierzehn zu einer Qual machten.

      Ich war ein einfaches Ziel, da ich ein wenig eigenartig und klein war. Und nun humpelte ich auch noch. Auch andere Kinder waren Opfer. Die Schikanen waren unerbittlich und beständig: Hänseleien, Drohanrufe und Drohbriefe sowie Ablehnung seitens der Gruppe. Manche Kinder spickten sogar die Seife auf den Schultoiletten mit Rasierklingen, weil sie darauf hofften, dass sich jemand daran die Finger schnitt. Ich lebte jeden Tag in Angst vor diesen Mobbern.

      Nicht einmal der Musikunterricht verschaffte mir eine Atempause – tatsächlich war genau das Gegenteil der Fall. Ich hatte die Musik noch nicht so auf meinem Radar und mein Lehrer war dabei auch nicht gerade behilflich. Er schien stets wütend und deprimiert zu sein. Anstatt uns irgendetwas beizubringen, legte er einfach eine Schallplatte mit klassischer Musik auf und wies uns an niederzuschreiben, wovon das Stück unserer Meinung nach handelte. Das war sein ganzer Unterricht.

      Während einer solchen Stunde bemerkte er, dass ich mir keine Notizen machte. Er nahm an, dass ich entweder gelangweilt oder eingeschlafen war. Daraufhin schnappte er sich ein brandneues, rot gebundenes Liederbuch und schleuderte es in seiner Frustration so heftig auf mich, dass ich erneut ins Krankenhaus musste, um am Kopf genäht zu werden. Unmittelbar nachdem mich das Buch am Schädel getroffen hatte, saß ich an meinem Pult und konnte gar nicht glauben, was da soeben passiert war. Der Lehrer drehte sich zur Tafel und das Quietschen der Kreide kreierte in Kombination mit der klassischen Musik eine Dissonanz, die wie die Filmmusik zu einem Gruselstreifen klang. Als er „Wolfgang Amadeus, 27. Januar 1756“ schrieb, begann Blut über mein Gesicht zu tröpfeln. Das war nicht gerade die beste Art, mir Mozart vorzustellen, doch damit hinterließ er einen unvergesslichen Eindruck.

      Leider war dieser Kerl nicht mein einziger verrückter Lehrer. Damals war körperliche Bestrafung immer noch akzeptiert. Ein Lehrer namens Mr. Jolly verpasste uns etwas, was er als „Jolly Knock“ bezeichnete. Das mag sich zwar ganz witzig anhören, aber das war es ganz und gar nicht. Er gab einem eine schnelle, wuchtige Kopfnuss.

      Einmal nahm Mr. Jolly ein paar Jungs mit auf eine Wanderung durch die Natur, wozu auch eine Übernachtung in seiner Hütte an einer entlegenen Stelle des Wears gehörte. Man stelle sich diese Szene, wie wir ihm zu viert durch die Moore folgten, mit Horrorfilmmusik unterlegt vor. Er trug ein Regencape aus Plastik und der Wind blies ihm durch die grauen Haare. Uns war allen ziemlich kalt. Wir waren durchnässt und fühlten uns erbärmlich. Mr. Jolly hielt einen langen Stecken in seiner Hand und wandte sich mit diesem eigenartigen, irren Gesichtsausdruck an uns. Er erinnerte ein wenig an Jack Nicholson in Shining, als er sagte: „Ist euch klar, dass ich euch nun alle abmurksen könnte?“

      Damals waren wir einfach zu überrascht, um ihn ernst zu nehmen, aber retrospektiv muss ich gestehen, dass das nicht nur ein wenig gruselig war. Es war verstörend und beängstigend. „Ich könnte euch jetzt alle abmurksen“ – und sein Name war Mr. Jolly!

      Ein Mangel an Kontrolle beziehungsweise ein bedingungsloses Vertrauen gegenüber der Schule oder lokalen Autoritätspersonen schien damals üblich zu sein, anders als heute, wo sich Eltern mehr engagieren und vorsichtiger sind. Als ich mich den Pfadfindern anschloss, entwickelte sich unser erster Camping-Trip in einen weiteren Horrorfilm. Als wir unser Ziel erreichten, pressten wir unsere Gesichter gegen die Fensterscheiben des Busses und sahen zum ersten Mal Farmer Joe. Er war gerade dabei, einen Bullen zu kastrieren und hielt zur Begrüßung die blutverschmierte Zange in die Höhe. Ich frage mich heute noch, warum wir nicht sofort Reißaus nahmen.

      Nachdem wir unsere Zelte auf Joes Feld aufgestellt hatten, wurde uns mitgeteilt, dass wir uns einigen „Leistungstests“ unterziehen müssten, um uns unsere Abzeichen zu verdienen – darunter auch eines, von dem ich noch nie gehört hatte, das so genannte „Hygiene-Abzeichen“. Farmer Joe führte diese Prüfung, zu der er uns einzeln in sein Badezimmer einlud, höchstpersönlich durch. Später am selben Abend, als wir bereits in unseren Schlafsäcken lagen, unterhielten wir uns und fanden so heraus, dass uns allen dasselbe passiert war: Farmer Joe hatte unsere Pimmel gewaschen und uns erklärt, dass wir bestanden hätten.

      Drei Monate später kam ich von der Schule nachhause, wo zwei Polizisten sich aufmerksam mit meiner Mutter unterhielten. Sie wollten wissen, ob ich mich während des Camping-Ausflugs einer Hygiene-Prüfung unterzogen hätte. Ich bejahte und ergänzte, dass ich bestanden hatte. Meine Mutter brach in Tränen aus. Farmer Joe befand sich schon bald darauf in Haft. Leider traf das, soweit ich weiß, nicht auch auf Mr. Jolly zu.

      * * *

      Mein Leben bestand allerdings nicht nur aus Todesdrohungen und sexuellem Missbrauch. Eine gute Sache widerfuhr mir, als ich wegen meiner Fußballverletzung im Krankenhaus lag. Mein Bruder John brachte mir eine spanische Gitarre, die meiner Großmutter gehörte, sowie meine Lederjacke, die einer Jacke von Levi’s nachempfunden war und die ich mir von dem Geld, das mir meine Großmutter gegeben hatte, hatte anfertigen lassen. Ich wusste nichts über Gitarren, aber ich war noch nicht einmal 13 und versank im Krankenhaus in Langeweile. Deshalb schnappte ich sie mir und fand innerhalb einer halben Stunde heraus, dass ich in der Lage war, sie zu spielen. Ich kannte keine Griffe, konnte aber jede beliebige Melodie zupfen. Die Fähigkeit, die richtigen Saiten und Bünde zu lokalisieren, war einfach da. Ganz instinktiv. Ich konnte spielen.

      Junge Krankenschwestern, die mich hörten, streckten ihre Köpfe durch die Türe und sagten: „Wow, du kannst Gitarre spielen und hast eine Lederjacke!“ Ab da wusste ich, dass ich nie wieder aufhören würde.

      Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde und wieder in die Klasse zurückkehrte, gehörten meine Gedanken nicht länger dem Fußball, weil ich mit meinem ramponierten Bein ohnehin nicht spielen konnte. Stattdessen verrannte ich mich nun in die Musik.

      Mode und Musik waren schon ein paar Monate zuvor in mein Bewusstsein gerückt, doch da ich so beschäftigt mit Fußball gewesen war, hatte ich diese Dinge nur aus den Augenwinkeln wahrgenommen. Nun rückten sie allerdings in den Mittelpunkt. Ich hörte zu Hause Radio und war richtig begeistert davon, da gerade so viel vor sich ging.

      Sogar in meinem jungen Alter, in meiner winzigen Nische des Universums, wusste ich, dass etwas in der Luft lag, wie die britische Band Thunderclap Newman sang.

      1965 wurde ich 13 Jahre alt. Es war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr: Winston Churchill starb und die berüchtigten britischen Gangster, die Kray-Zwillinge, wurden verhaftet. Bob Dylan tourte durch Großbritannien und erfand mit seinem „Subterranean Homesick Blues“ das Musikvideo. Die Beatles wurden von der Queen für ihre bedeutenden Leistungen und außergewöhnlichen Verdienste gegenüber der Allgemeinheit mit dem Orden Member of the British Empire ausgezeichnet. Es war eine


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