Seewölfe Paket 27. Roy Palmer

Seewölfe Paket 27 - Roy Palmer


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paar schon. Plymmie wird sie schon aufstöbern. Nur scheint sie keine Lust zu haben.“

      Er zeigte auf die Wolfshündin. Sie hatte es sich neben der Kuhlgräting bequem gemacht und döste vor sich hin. Der Kopf lag auf den Vorderpfoten, die Zunge hing ein Stück heraus.

      Der Kutscher sah – nach dem Schimpansen, der ebenso lustlos und unbeteiligt war. Arwenack hockte auf einer Webeleine des Großmastes und starrte gelangweilt an Deck. Auch Carberrys Liebling, der Aracanga-Papagei Sir John, rührte sich nicht. Er hatte ein Bein angezogen und den Schnabel auf die Brust gesenkt. Vorher hatten sie die Tiere unter Deck gebracht, damit sie nicht in Panik gerieten.

      Die Stimmung der drei Tiere übertrug sich auch auf die Männer. Sie warteten, blickten aufs Meer oder in den Himmel. Nur Ferris Tucker und Big Old Shane waren damit beschäftigt, das kleine Leck abzudichten, aus dem es in den Laderaum suppte.

      „Fängt ja gut an die Reise“, hörten sie Mac Pellew wieder aus der Kombüse tönen. „Erst latscht man den lausigen Dons in die Quere, dann kriegt man glühende Steine auf die Rübe, und jetzt hängen wir irgendwo zwischen Himmel und Erde ’rum. Hätten doch lieber im Stützpunkt bleiben sollen. Au, verflucht noch mal, jetzt habe ich mich geschnitten. Auf diesem Lauseeimer läuft aber auch alles verkehrt.“

      Die Männer an Deck grinsten über den alten Griesgram, der seine einsamen Monologe führte und ständig am Schimpfen war.

      Dann war es ganz still in der Kombüse. Offenbar hätschelte Mac jetzt seine Schnittwunde.

      Doch das erwies sich als Irrtum. Die Schnittwunde war so unbedeutend, daß man sie gar nicht sah. Mac stand auf der Lauer, und in der Hand hielt er eine, schmierige Pfanne.

      Die Männer zückten zusammen, als ein hallender Schlag erklang. In der Stille wirkte er beunruhigend. Er klang wie ein riesiger Gong, den jemand in großer Wut geschlagen hatte.

      Aus der Kombüse kam etwas geflogen. Carberry und Jack Finnegan rissen instinktiv die Arme hoch, als das Ding an ihnen vorbeiflog. Es knallte an das Schanzkleid und blieb auf den Planken liegen. Dazu erklang Mac Pellews Stimme, sauer und verärgert.

      „… sind hier doch nicht auf der Arche Noah, verdammt, wo wir alles an Viechern mitschleppen müssen!“

      Carberry und Jack starrten verdattert auf eine Ratte, die auf den Planken lag.

      „He!“ brüllte der Profos. „Wenn du hier schon mit toten Ratten schmeißt, dann wirf sie auch gefälligst über Bord und nicht auf die Planken, du versauerter Prielwurm.“

      „Wirf sie selbst über Bord“, knurrte Mac, „ich habe zu tun. Sei froh, daß ich die Biester erledige.“

      „Mit dem ist heute wirklich nicht gut Kirschen essen“, meinte Jack. „Der hat einen ausgesprochen üblen Tag.“

      Mit dem Fuß schob er die tote Ratte durch das Speigatt, bis sie aufklatschend im Wasser landete.

      Mac erschien mit Leichenbittermiene an Deck, ignorierte den strengen Blick des Profos’ und leerte den Abfallkübel über Bord. Er hatte inzwischen tüchtig in der Kombüse aufgeklart. Obwohl es jetzt einigermaßen manierlich darin aussah, war Mac noch lange nicht zufrieden.

      „Rattenkahn“, brummte er. „Kakerlakeneimer. Mistviecher eklige. Soviel Viehzeug haben wir noch nie an Bord gehabt. Das gab es nicht mal auf der Arche.“

      „Der Herr liebt alle seine Schafe“, sagte der Profos salbungsvoll und grinsend. „Auch die dämlichen und sauertöpfischen.“

      „Wenn du mich damit meinst“, giftete Mac, „dann laß dir gesagt sein, daß du heute vom Essen ausgeschlossen wirst. Ich koch doch nicht für einen, der dauernd mit mir ’rumstänkert und so.“

      Immer wenn an Bord das Wörtchen „Essen“ fiel, erschien wie aus den Planken gewachsen Jack Finnegans Freund, der dickliche und verfressene Paddy Rogers. Er war ein guter Kerl und ein hervorragender Seemann, der es auch prächtig verstand, mit den Fäusten umzugehen. Aber mit seiner sprichwörtlichen Verfressenheit ging er vielen auf den Geist – Mac Pellew ganz besonders.

      „Gibt’s denn schon was zu essen?“ erkundigte er sich erwartungsvoll. „Vielleicht etwas mit viel Fleisch?“

      Mac musterte ihn von oben bis unten. Dann sagte er: „Hättest du etwas dagegen, Mister Rogers, wenn ich mich dazu herabließe, dich einen unverschämten Freßsack zu nennen? Wenn du Fleisch haben willst, dann fisch dir die Ratte aus dem Bach.“

      „Wie – wie hat er das gemeint?“ erkundigte sich Paddy, der beim intensiven Nachdenken immer mit leichten Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. „Der quasselte ja so geschraubt.“

      „Seine hochmögende Lordschaft belieben heute etwas stark angesäuert zu sein“, sagte Carberry. „Wenn Seine Durchjauchzt so weitermacht, dann wird er sich noch was am Scheitel einhandeln. Kapiert, Paddy?“

      „Wie – äh – was? Was ist los?“

      „Das erkläre ich dir mal, wenn die Sonne wieder scheint“, versprach Carberry. „Aber das wird noch eine Weile dauern.“

      „Das Essen?“

      „Das auch.“

      „Und dabei hab’ ich einen Mordshunger. Schade, daß die Ratte kein Ochse war, sonst hätten wir genug gehabt.“

      „Ja, wirklich schade“, sagte der Profos mitfühlend, „obwohl wir natürlich auch ein paar Ochsen an Bord haben.“

      Paddy kratzte sich nachdenklich den Schädel und sah dem Profos nach, der grinsend aufs Vordeck ging. So ganz blickte er noch nicht durch, wie das alles aufzufassen war, denn manchmal ließ der Profos schon eigenartige und merkwürdige Sprüche ab.

      Er lehnte sich ans Schanzkleid und starrte in die trübe Brühe, die sie von allen Seiten umgab. Es hat ganz den Anschein, überlegte er dabei, als würde sich das eigenartige Wetter nie mehr ändern.

       5.

      Inzwischen waren drei Tage vergangen.

      Die „Santa Barbara“ dümpelte in einer bleigrauen Zwielichtzone auf nur ganz schwach bewegter See.

      Will Thorne hatte die kleinen Brandlöcher in den Segeln geflickt. Neue Segel, die sich in der Segellast befanden, waren angeschlagen worden. Sie hingen schlaff von den Rahen und bewegten sich kaum.

      Von der Sonne war noch immer nichts zu sehen. Wenn es Nacht wurde, verdunkelte sich das Zwielicht. Wurde es Tag, dann sahen sie es nur daran, daß sie das Wasser dicht am Schiff erkennen konnten. Das diffuse Halblicht ließ immer noch keine Standortbestimmung zu.

      „Wo mögen wir uns nur befinden?“

      Ben Brighton stellte die Frage mehr an sich selbst, denn er erwartete keine Antwort darauf. Aber die Frage drückte seine ganze Hilflosigkeit aus.

      „Ich kann es nur grob schätzen“, sagte Hasard. „Wir bewegen uns irgendwo in der Nähe des Äquators, vermutlich in westliche Richtung. Ich glaube deutlich zu spüren, daß uns eine Strömung westwärts treibt. Zudem haben wir umlaufenden Wind, wenn man das überhaupt als Wind bezeichnen kann. Aber ich werde das Gefühl nicht los, daß wir geschoben werden. Am Äquator gibt es ja Gegenströme und andere, die weiter in den Pazifik führen.“

      „Es kann aber auch umgekehrt sein“, sagte Ben.

      „Dann wären wir wieder auf Land gestoßen, was nicht der Fall ist. Zumindest wären wir näher in den Bereich der Ausbrüche gelangt. Aber wir entfernen uns von ihnen.“

      „Ja, das stimmt.“

      Alle Männer blickten hoch, als ein schwacher Windstoß in die Segel fuhr und sie leicht killen ließ. Neue Hoffnung keimte in ihnen auf, daß dieses blinde Treiben bald ein Ende haben würde.

      „Ich habe vorhin am Fockmast gekratzt“, behauptete Old O’Flynn. „Und Smoky hat eine Münze über


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