Seewölfe Paket 7. Roy Palmer

Seewölfe Paket 7 - Roy Palmer


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reines Katalonisch. Seine Wiege hatte in Barcelona gestanden.

      Er kletterte vom Kutschbock, schritt auf den augenscheinlich bewußtlosen Fremden zu und beugte sich über ihn. Er wollte ihn auf den Rücken drehen, um nachzusehen, um wen es sich handele, aber da erwachte der Mann zu ungeahnter Aktivität.

      Luke Morgan knallte dem Überraschten die Faust unters Kinn.

      Der zweite Soldat fuhr vom Kutschbock hoch und versuchte, seine Pistole zu zücken. Doch auch das wurde vereitelt. Jemand sprang ihn von der Seite an, jemand, der auf den hohen Zweiradkarren zugekrochen war, während der Spanier sein ganzes Augenmerk auf die Szene vor sich auf der Straße gerichtet hatte. Blacky hieß dieser Jemand. Er schlug dem Soldaten etwas auf die Nackenpartie, und zwar mit der Handkante, wie Sun Lo es ihm beigebracht hatte. Sofort kippte der Mann ihm entgegen, ohne auch nur noch einen Laut von sich zu geben.

      Auf Blackys Wink hin schlüpften Al, Sam, Dan und Matt aus dem Gebüsch hervor.

      Schnell waren die überwältigten Soldaten hinter die Mangroven geschleppt, gefesselt und geknebelt. Die weißen Büffel standen unterdessen mit gesenkten Häuptern da und forschten auf dem staubigen Weg vergeblich nach Gräsern, die sie abrupfen konnten.

      Der Karren rollte wieder an, als Luke Morgan in der Uniform des Katalonen auf dem Kutschbock saß und die Peitsche knallen ließ. Blacky, angetan mit der Montur des zweiten Soldaten, hatte sich neben ihn gesetzt.

      Die anderen vier waren unter die Ladung des Karrens gekrochen. Der Mais verdeckte ihre Gestalten.

      „Na, so kannst du ja wenigstens auf die Affenhaare verzichten“, sagte Blakky zu Luke. Er warf dem Kameraden einen Seitenblick zu. Unter dem spanischen Helm war von Lukes Glatze wirklich nichts zu ahnen.

      „Ja“, erwiderte Luke Morgan. „Und wenn wir das Nordosttor vor uns haben und die Wachen uns anquatschen, brauche ich bloß im schönsten Katalonisch zu antworten. Drück die Daumen, daß sie keine Parole von uns verlangen.“

      Blacky drückte die Daumen, und zehn Minuten später gelangten sie tatsächlich unerkannt durch das Tor ins Innere der Stadt Manila.

      9.

      Nein, Hasard hatte die große Hecklaterne seiner „Isabella“ diesmal nicht löschen lassen. Hoch am Wind glitt das Schiff in die Bucht von Manila, an der Hafenmole vorbei, auf den Lichterglanz der Stadt zu. Munter flackerte die Achterlaterne vor sich hin, ein sichtbares Signal für jeden, der die „Isabella“ zu kontrollieren gedachte. Frech steuerte der Seewolf seinen Feinden in den Rachen, frech und gottesfürchtig.

      Hasards Blick löste sich von der Mole, die Steuerbord achteraus zurückblieb.

      „Wenn sich dort Wachen befinden, hätten wir sie alarmiert, indem wir ohne Licht eingelaufen wären“, sagte er zu Ben Brighton. „Aber noch scheint alles ruhig zu sein.“

      „Vergiß nicht, daß die ‚Isabella‘ bekannt geworden ist wie ein bunter Hund“, wandte Ben ein.

      Hasard grinste. In seinen Zügen spiegelte sich die ganze Tollkühnheit und Kaltblütigkeit, die der Einsatz von ihm verlangte. „Ich denke immer daran, Ben. Ständig. Aber in der Nacht müssen die Dons uns erst mal erkennen.“

      Ben starrte den Seewolf plötzlich an. „He, da ist etwas, das wir ganz vergessen haben. Heute ist doch Silvester. Heute nacht geht es hier wahrscheinlich drunter und drüber.“

      „Eben“, entgegnete Hasard mit unverändertem Gesichtsausdruck. „Das wird eine tolle Feier, und wir haben die große Ehre, daran teilzunehmen. Auf unsere Art.“

      Er schaute voraus. Mit verminderter Fahrt schob sich die große Galeone auf die Reede von Manila. Und da lag sie nun, die festungsartig erbaute Stadt, die 1565 von einem gewissen Lopez de Legaspi gegründet worden war. Eigentlich waren Manila und die Felipinas nach Tordesillas den Portugiesen zugefallen, aber man hatte es mit der Einteilung der Meridiane nicht so genau gehalten, und deswegen hatten die Spanier von jeher die Kolonisation der Inseln betrieben. Das Gepräge allen Schaffens, die Brandmarke, die die Gefolgschaft Philipps II. der Hauptstadt aufgepreßt hatte, schien denn auch typisch spanisch zu sein.

      Ben Brighton hatte die Schiffe auf der Reede gezählt.

      „Neun Galeonen“, raunte er Hasard zu. „Dicke Brocken. Wenn mich nicht alles täuscht, haben wir drei Kriegsschiffe und sechs Handelssegler vor uns.“

      „Das ist das richtige Verhältnis“, antwortete der Seewolf.

      Mit der gleichen Verwegenheit, mit der er die Einfahrt der Bucht passiert hatte, wandte sich der Seewolf nun der Reede zu. Natürlich hatte er die spanischen Hoheitszeichen gesetzt, die Flagge der spanischen Galeonen mit einem gekrönten schwarzen Adler und dem Band des Ordens vom Goldenen Vlies. Trotzdem rechnete er damit, daß man ihn identifizieren könnte. Seine Männer standen auf den Gefechtsstationen bereit.

      In den Kupferbecken, die neben den Geschützen aufgestellt worden waren, glomm das Holzkohlefeuer zum Anzünden der Lunten. Kübel und Pützen mit Seewasser zum Befeuchten der Wischer standen bereit, und der Kutscher und Bill hatten auf Oberdeck Sand ausgestreut, der den Männern im Gefecht einen festeren Stand auf den Planken sicherte und den Ausbruch von Feuer verhindern sollte.

      Das Großsegel wurde als letztes Segel aufgegeit. Allmählich blieb die „Isabelia“ stehen. Hasard hatte nun auch noch die Dreistigkeit, den Buganker werfen zu lassen.

      „Damit das Ganze echter aussieht“, erklärte er seinen Männern auf dem Achterdeck.

      Gary Andrews meldete sich vom Vormars aus. Seine Stimme klang gedämpft, war auf Deck aber trotzdem gut zu verstehen. Vorsichtshalber sprach er spanisch.

      „Eine einmastige Schaluppe ist von einer der Piers losgesegelt“, verkündete er.

      „Ah“, sagte der Seewolf. „Das ist das Empfangskomitee.“

      „Ihr braucht nicht mit den Ohren zu schlackern“, meinte der alte O’Flynn zu den anderen. „Das ist ein gutes Zeichen. Sie haben uns immer noch nicht erkannt. Sonst hätten sie uns nämlich einen Schuß vor den Bug gesetzt, jawohl.“

      „In Ordnung“, sagte Ferris Tucker leise. „Die Burschen in der Schaluppe wollen von uns wissen, wer wir sind, woher wir kommen, welches unsere Reiseroute und Ladung ist. Na, die werden sich freuen.“

      „Ob Blacky und die fünf anderen es wohl geschafft haben?“ fragte Big Old Shane. „Nun, wir haben keine Gelegenheit, es festzustellen. Es ist, sagen wir mal, der einzige Unsicherheitsfaktor in unserem Spielchen.“

      „Der einzige?“ Smoky lachte auf. „Na, du bist vielleicht ein Optimist.“

      Hasard begab sich auf die Kuhl. „Eine Jakobsleiter an Backbord ausbringen“, sagte er zum Profos. „Benehmt euch anständig, Männer, wir wollen bei diesen Dons einen guten, nachhaltigen Eindruck hinterlassen.“

      Carberry grinste wild und sah im schummrigen Licht der Achterlaterne ungefähr so aus, wie man sich den Teufel vorstellt. Er veranlaßte alles Erforderliche, dann packte er Sir John und stopfte ihn sich ins Wams. Der Papagei war nämlich durchaus in der Lage, im unpassendsten Augenblick auf englisch loszuzetern.

      Die Schaluppe hatte Großsegel und Fock gesetzt und pflügte mit dem Nordostwind direkt auf die „Isabella VIII.“ zu. In einer Schleife, die man nicht anders als elegant nennen konnte, drehte sie bei, ging in den Wind, verlor an Fahrt und ging längsseits der großen Galeone.

      „Daß die nicht Lunte riechen“, wisperte Jeff Bowie. „Die hohen Masten unserer Lady, die flachen Decks – die müssen uns doch erkennen.“

      „Sei still“, zischte Will Thorne zurück. „Vielleicht haben sie ja schon ein paar Gallonen Wein intus, in Vorfreude auf den Jahresbeginn. Wäre das nicht herrlich?“

      Hasard beugte sich übers Backbordschanzkleid und wechselte eiskalt und scheinbar völlig gelassen ein paar Worte mit den Männern der Schaluppe. Sie enterten daraufhin auf.

      Eine


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