Die Mineralwasser- & Getränke-Mafia. Marion Schimmelpfennig

Die Mineralwasser- & Getränke-Mafia - Marion Schimmelpfennig


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stecken in dem kleinen Fläschchen – mehr als in einem Cola-Getränk. Für diese Frechheit in Form einer Zuckerbombe erhielt Zott im Jahr 2010 die Auszeichnung „Goldener Windbeutel“, die jährlich von foodwatch vergeben wird.

      Auch die SiSi-Werke erhielten diese Auszeichnung: für ihr Traditionsgetränk Capri-Sonne, das als „sportliches Getränk“ und mit „gesunden Früchten“ beworben wurde und ein guter Durstlöscher für Kinder sei. Die Verbraucher urteilten zu Recht, dass lediglich 12 Prozent Saft, der mit Wasser, einer Ladung Zucker (die auf der Verpackung verschwiegen wurde) und künstlichen Aromen aufgepeppt wurde, nicht gesund, sondern ungesund sind.

      2014 wurde Nestlé von foodwatch abgewatscht, und zwar für ihre Alete Trinkmahlzeiten, die sehr kalorienreich sind, aber wie ein gesundheitsförderndes Produkt vermarktet wurden. Ärzte warnen seit langem davor, Babys hochkalorische Trinkmahlzeiten zu geben, weil sie Karies und Überfütterung fördern – Eltern können solche Produkte mit Getränken verwechseln. Auch die Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) bewertet solche Trinkmahlzeiten als unverantwortlich, weil sie die Kindergesundheit gefährden. Nestlé änderte den Namen in Alete Mahlzeit zum Trinken, machte den Hinweis auf Karies besser sichtbar und ergänzte die Verpackung um „ersetzt einen Milch-Getreidebrei zum Löffeln“. Damit wüssten die Eltern nun ganz genau, dass es sich nicht um ein Getränk, sondern um eine vollwertige Mahlzeit handle. Ja, man verweist einfach auf die Verpackungsaufschrift, statt das Lebensmittel gesünder zu machen.

      Zahlreiche Lebensmittelunternehmen hatten 2007 im Rahmen einer Initiative der Europäischen Union in einer Selbstverpflichtung zugesichert, bestimmte Regeln einzuhalten, wenn sie Produkte für Kinder bewerben. So sollten beispielsweise nur noch Lebensmittel, die besondere Anforderungen an die Nährwerte erfüllen, an Kinder unter zwölf Jahren beworben werden. Die Verbraucherorganisation foodwatch prüfte, ob diese Selbstverpflichtungserklärung tatsächlich bewirkt hatte, dass nur noch ausgewogene Lebensmittel an Kinder vermarktet werden. Dazu wurde das Marketing der Unterzeichnerfirmen untersucht, darunter Kellogg’s, Ferrero, Danone, Nestlé und Coca-Cola. Das Ergebnis: Von insgesamt 281 Produkten im Test erfüllten lediglich 29 die WHO-Kriterien. 90 Prozent (252) der Lebensmittel sollten nach Meinung von Gesundheitsexperten nicht an Kinder vermarktet werden.

      Bezeichnend ist auch diese völlig nichtssagende und meiner Ansicht nach unhaltbare Aussage: „Zucker […] regt besonders in Kombination mit Obst und Milchprodukten zum Verzehr von Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen an.“

      Kellogg’s rückt Zucker nicht ins rechte Licht, sondern führt die Verbraucher hinter selbiges!

      Im August 2009 war eines der bekanntesten Mineralwässer in Bayern – Adelholzener Alpenquell Classic – bei Ökotest mit „mangelhaft“ durchgefallen. Der Grund: Es wurden die als krebserregend eingestuften Schwermetalle Uran und Arsen nachgewiesen. Das Image des Unternehmens litt stark, viele verunsicherte Verbraucher stiegen auf andere Marken um – eine Katastrophe für den Betrieb, der zur Kongregation der Barmherzigen Schwestern gehört.

      Doch einige Zeit später begann das Unternehmen, dasselbe Mineralwasser mit der Auszeichnung „sehr gut“ zu bewerben, und das völlig legal. Was war passiert? Nun, die Schwestern sind offenbar nicht auf den Kopf gefallen, oder, wie man in Bayern sagen würde, nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen. Das Wasser war deshalb durchgefallen, weil es gleichzeitig mit der Werbeaussage „Geeignet für die Zubereitung von Babykost“ versehen war. Mineralwasser ist den gesetzlichen Vorschriften zufolge für Säuglinge nur dann geeignet, wenn bestimmte Grenzwerte eingehalten werden. Ökotest bewertet jedoch strenger und vergibt gute Noten nur dann, wenn solche Werte deutlich unterschritten werden. Diese Werte hatte das Wasser nicht erreicht und erhielt deshalb ein „mangelhaft“. Die Werte für Erwachsene wurden jedoch problemlos unterschritten, auch nach den strengen Kriterien von Ökotest, und nachdem das Unternehmen den Zusatz „säuglingstauglich“ entfernt hatte, durfte es das Wasser mit der Ökotest-Auszeichnung „sehr gut“ bewerben.

      Man muss es den Schwestern (beziehungsweise ihren Werbeagenturen) lassen: Sie sind kreativ, wenn’s um Werbung geht. So bewarb das Unternehmen sein Produkt Active O2 als „Powerstoff mit Sauerstoff“ und „mit der 15-fachen Menge an Sauerstoff“ und suggerierte eine positive Wirkung auf den Stoffwechsel sowie eine erhöhte sportliche Leistungsfähigkeit. Es gibt keine, ich wiederhole keine Beweise dafür, dass sich mit Sauerstoff angereicherte Getränke auf die Leistungsfähigkeit auswirken. Auf Ihre Geldbörse wirken sich solche Mogelpackungen natürlich aus, und zwar spürbar. Auf der Internetseite hieß es damals: „Ohne Sauerstoff können wir nur wenige Minuten überleben.“ Eine derartige Glanzleistung wissenschaftlicher Erkenntnis und mentaler Leistungskraft müsste man eigentlich auszeichnen!

      Immer mehr Menschen ernähren sich vegetarisch oder vegan, und für all diese Menschen ist es besonders wichtig, dass Inhaltsstoffe so präzise wie möglich angegeben werden. Ich kam jedoch heftig ins Grübeln, als ich die Werbeaussage der Berliner Firma Spreequell auf deren Internetseite mit der Überschrift „Volle Pulle Leben“ las: „Unser Mineralwasser ist natürlich auch vegan.“ Haben wir all die Jahre etwas übersehen? Hat uns jemand wieder etwas verschwiegen? Wird Mineralwasser vielleicht in Tankwagen transportiert, in denen zuvor Schweineblut geliefert wurde? Oder spuckt schon mal ein Ziegenbock hinein? Baden Wildschweine darin oder pinkeln da nachts Frösche rein? Nichts von alledem (so hoffen wir zumindest) ist der Fall. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich diese Produkte als Mineralwässer mit Fruchtsaftanteil. Häufig wird Fruchtsaft mit Hilfe von Schweinegelatine „geklärt“, und auf diese Schweinegelatine hat Spreequell verzichtet. So weit, so gut. Doch die Aussage „Unser Mineralwasser ist natürlich auch vegan“ bereitet mir immer noch Kopfzerbrechen …

      Doch die Berliner sind nicht die einzigen, die – nein, ich sage nichts weiter dazu …

      Oregon Rain Natural Virgin Water sagt: „100 Prozent Regenwasser. Über dem Pazifischen Ozean, wo frische, kalte Luft vom Nordpol auf warme Luft vom Äquator trifft, entstehen Wolken voller natürlich sauberer, purer Wassertropfen. Diese Wolken gleiten über den Ozean, wobei sie bewohnte Regionen vermeiden, und kommen schließlich über dem Tal von Willamette an. Und dort, auf einer ganz besonderen Farm, fängt Oregon Rain das Wasser auf, schickt es durch einen Mikronenfilter und ozoniert es in der Flasche. Das Ergebnis ist wahrhaftig der Himmel im Wasserglas.“

      Ich sage: So einen Blödsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört.

      Gerolsteiner sagt: „Durch seinen einzigartigen Ursprung ist Gerolsteiner von Natur aus vollkommen rein, ausgewogen mineralisiert und zu hundert


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