Seewölfe Paket 6. Roy Palmer

Seewölfe Paket 6 - Roy Palmer


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natürlich Bescheid.

      „Der Seewolf wird so viele Smaragde wie möglich auf seine Schiffe schaffen“, sagte Sabreras zum Schluß. „Aber wir werden sie ihm wieder abjagen und ihn und seine Bande von Galgenstricken töten. Wir haben genügend Schiffe, um es schaffen zu können – und ich weiß, wo die Galeone ‚Isabella‘ und dieser verfluchte schwarze Viermaster ankern.“

      Sie starrten ihn entgeistert an. Sabreras kostete ihre Verblüffung voll aus, er war wieder völlig Herr der Lage und sonnte sich in seiner Führerposition.

      Eigentlich hatte er im ersten Schreck wirklich nach Panama flüchten wollen. Aber er hatte eingesehen, daß es töricht war. Es war besser, dem Seewolf eine Falle zu stellen und sich die gesamte Beute zurückzuholen. Dabei würde es ihm schon gelingen, den Anteil von den Galapagos wieder heimlich beiseite zu räumen und zu verstecken.

      Und wenn er den Seewolf, Siri-Tong und deren Crews zu den Fischenschickte, gab es niemanden mehr, der ihn eventuell beim Gouverneur von Panama anschwärzen konnte – außer dem Sargento vielleicht.

      3.

      Hasard durfte aufatmen. Sie hatten den Weg durch den Dschungel glimpflich hinter sich gebracht – trotz der Dunkelheit und aller anderen Widrigkeiten. Erschöpft trotteten sie aus dem Gebüsch auf den Sandstrand der Bucht. Es gab ein beinahe ergreifendes Wiedersehen mit den zur Wache eingeteilten Männern – und dann, wenige Minuten darauf, an Bord der Schiffe.

      Hasard blickte sich erstaunt auf dem Oberdeck der „Isabella VIII.“ um.

      „He, Ben“, sagte er. „Was wird denn hier gespielt? Ihr seid ja alle auf den Beinen – und die alte Lady ist gefechtsklar.“

      Ben lächelte grimmig. „Der schwarze Segler auch. Wir halten Augen und Ohren offen und sind auf der Hut. Bill, unser Schiffsjunge, hat kurz nach Einbruch der Dunkelheit Schiffe gesichtet. Zuerst die ‚Santa Margarita‘, die wie eine lahme Ente bei einer anderen Galeone im Schlepp hing, dann zwei Karavellen und eine Galeone der Spanier, die zuerst direkt auf die Bucht zuzulaufen schienen.“

      „Sabreras’ Männer“, entgegnete Hasard. „Sie suchen uns. Hört zu.“

      In knappen Zügen setzte er ihnen auseinander, was sich in der Mine zugetragen hatte. Ben Brighton blickte dabei zu dem Papagei Sir John, der sich auf Carberrys breiter Schulter niedergelassen hatte und seinen Herrn zärtlich ins Ohr zwackte.

      „Ich hab’s ja geahnt“, murmelte. Ben. „Thorfin Njal, dieser behelmte Nordpolbär, wollte es nicht wahrhaben, aber fast wäre das Ganze in die Hose gegangen, und zwar gründlich. Wir haben hier keine Schüsse und auch keine Explosion vernommen, als ihr euch befreit habt. Sonst hätte ich doch noch einen Trupp Männer losgeschickt.“

      „Der Wind hat die Laute davongetragen“, erwiderte der Seewolf. „Außerdem liegt die Mine zu weit landeinwärts. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Ich habe meinen Plan bereits mit Siri-Tong abgesprochen. Wir ziehen die Landwachen ab. Alle Mann an Bord, und dann nichts wie ankerauf und auf die offene See hinaus! Wir folgen Sabreras!“

      Die Männer lösten sich aus ihrer Bewegungslosigkeit. Während der Seewolf sich direkt aufs Achterdeck begab, stürzte die Crew zum Spill von Bug- und Heckanker, schob die Handspaken hinein und begann zu drehen. Die Trossen knarrten, die mächtigen Stockanker hoben sich vom Grund der Bucht und schwebten nach oben.

      Drüben auf dem schwarzen Schiff gingen die Vorbereitungen zum Auslaufen mit der gleichen Schnelligkeit und Behendigkeit vonstatten. Zwischen Siri-Tong und dem Seewolf bedurfte es keiner weiteren Absprache mehr. Der Aufbruch erfolgte mit großer Routine und in fast gespenstischer Stille. Sogar Carberry verzichtete auf sein übliches Gebrüll, denn der Verband, der nach ihnen fahndete, konnte sich in der Nähe befinden.

      Hasard ließ die Zurrings der Piragua auf dem Achterdeck lösen. Er gab seinen Männern einen Wink, und kurz darauf hob sich das einmastige Gefährt der Indianer ein Stück, schwebte über das Backbordschanzkleid weg und pendelte in seinen Galgen über der schwarzen Wasserfläche.

      „Was tust du?“ fragte Hidduk überrascht.

      „Ich lasse deine Piragua abfieren“, erklärte Hasard ihm ruhig. „Unsere Wege trennen sich hier. Du hast dich großartig verhalten und dein Wort nicht gebrochen, Hidduk. Wir sind Freunde geworden. Trotzdem will ich alles Weitere selbst erledigen.“

      Hidduk zog überrascht die Augenbrauen hoch. Seine Stirn war gefurcht, seine Lippen aufgeworfen, seine Miene spiegelte einen ärgerlichen Ausdruck.

      „Du brauchst mich also nicht mehr. Du willst mich und meine drei Krieger – ausbooten.“

      Hasard lächelte und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Aber nein, so darfst du das nicht auffassen. Ihr müßt jetzt zu eurem Stamm auf San Cristóbal zurückkehren, denn dort werdet ihr dringender benötigt als hier. Was uns betrifft, so hast du bereits mehr als nur deine Schuldigkeit getan, Hidduk.“

      „Ich will Sabreras.“

      „Überlaß ihn mir.“

      „Das ist nicht gerecht, Lobo del Mar.“

      Hasard widersprach: „Ich denke dabei an deine Leute. Wenn Sabreras wider Erwarten doch der Durchbruch nach Panama gelingt, könnte er aus Rache einen Verband Kriegsschiffe nach San Cristóbal schicken. Ihr müßt auf jeden Fall von dort fort – und wer anders als du soll wohl den Aufbruch veranlassen?“

      Hidduk überlegte. „Gut“, sagte er schließlich. „Lobo del Mar ist wie immer ehrlich. Ich lese es in seinen Augen. Aber er soll nicht denken, daß Hidduk sich aus Feigheit zurückzieht.“

      „Niemals würde ich das tun“, erwiderte Hasard ernst.

      Ben Brighton hatte mitgehört und trat näher auf sie zu.

      „Hasard, mir ist gerade eingefallen, daß ja auch die Chibcha-Indianer gefährdet sind“, sagte er. „Sabreras könnte leicht eine Strafexpedition unternehmen – noch von der Ankerbucht seiner Schiffe aus. Was können wir tun, um die Chibchas vor seiner Vergeltung zu schützen?“

      „Ich habe sie bereits in den Urwald geschickt“, sagte Hasard. „Sie sind dort zu Hause, werden sich durchschlagen und irgendwo ein Dorf gründen – tief im Dschungel, wo die Dons sie nicht mehr finden. Auf diese Weise habe ich übrigens auch verhindert, daß sie die verwundeten spanischen Soldaten töteten, die in der Mine zurückgeblieben sind.“

      „Na, dann brauchen wir uns darum ja nicht mehr zu kümmern“, sagte Ben erleichtert.

      „Ben, laß Hidduks Anteil an den Smaragden, die wir aus der Mine mitgebracht haben, in die Piragua verfrachten.“

      „Aye, Sir.“

      Ben suchte das Quarterdeck auf, um den Befehl weiterzuleiten, aber Hidduk stellte sich mit erhobenen Händen vor den Seewolf hin. „Nein! Niemals! Hidduk lehnt ab! Das können die Serranos nicht annehmen!“

      „Du hast dir die Tränen der Götter verdient“, sagte Hasard. „Beleidige mich nicht, indem du ablehnst. Eines Tages wird dein Stamm die Steine gut gebrauchen können. Ich denke, ihr werdet einige Jahre in Ruhe leben können – ohne fremde Schiffe entern zu müssen.“

      Hidduk wollte wieder protestieren, aber dann stieß er ein rauhes Lachen aus. „Lobo del Mar hat wieder gesiegt. Hidduk wird dein ewiger Freund bleiben. Er schwört es.“

      „Danke. Der Seewolf auch“, erwiderte Hasard.

      „Wir werden in unsere Heimat zurücksegeln.“

      „Nach Neu-Albion?“

      „Ja. In das Land, das die Spanier Neu-Spanien oder California nennen.“ „Eines Tages besuchen wir euch dort.“

      „Vor der Siedlung Santa Barbara liegen drei große Inseln im Meer“, sagte Hidduk, und es klang feierlich. „Dort warten wir auf euch. Der Seewolf muß sein Wort halten.“

      „Das tut er auch“, versicherte Hasard


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