Seewölfe Paket 11. Roy Palmer

Seewölfe Paket 11 - Roy Palmer


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dort auf ihrer unverschämten mickrigen Karacke die Augen aus dem Kopf fallen!

      „Der hat nichts begriffen“, stellte Ben Brighton mit einem ungläubigen Unterton fest, ohne das Spektiv abzusetzen. „Wollen die sich etwa wirklich ernsthaft mit uns anlegen?“

      Hasard schwenkte den Kieker zur Insel hinüber. Und er brauchte nur einen kurzen Blick, um endgültig zu verstehen, welches Spiel hier getrieben wurde. Der Zorn fraß sich wie ein glühender Klumpen in seinem Magen fest.

      „Dafür begreife ich um so mehr“, knurrte er. „Sieh dir an, was aus unserem Schiffbrüchigen geworden ist!“

      Ben tat es und zerbiß einen Fluch auf den Lippen.

      „Diese Dreckskerle! So was verstößt gegen jedes Ehrgefühl. Hilfsbereitschaft zu wecken und dann …“ Unbändige Wut ließ ihn verstummen.

      „Wenn wir die Sache in den Griff kriegen“, entgegnete Hasard, „dann verdanken wir es unserem Moses. Wäre die Rechnung dieser Strolche aufgegangen, dann wären sie über uns hergefallen, solange wir noch vor Anker lagen.“

      „Was, zum Teufel, ist los?“ fragte Old Donegal Daniel O’Flynn wild. Er hatte die erste Drehbasse längst geladen. „Was redet ihr ellenlang herum? Schießen wir diesen Stinker nun zu Klump oder nicht?“

      „Damit brauchen wir uns nicht zu beeilen.“ Al Conroy grinste. „Dem werden gleich die Augen übergehen.“

      Hasard erklärte ihnen mit wenigen Worten, was sich auf der Insel abspielte. Denn mit bloßem Auge konnten sie es nicht erkennen. Den Männern verschlug es die Sprache. Pete Ballie, der es gleichfalls mithörte, packte das Ruder fester mit seinen Riesenfäusten. Soviel Hinterhältigkeit und Verlogenheit hatten sie lange nicht mehr erlebt. Dies hier erinnerte schon fast an die Gemeinheiten des sehr ehrenwerten Sir Francis Drake.

      Erneut hob der Seewolf das Spektiv.

      Die Distanz zu der Karacke hatte sich wieder etwas vergrößert und betrug jetzt gut eineinhalb Kabellängen. Der Zweimaster war erstaunlich schnell, aber ob er es mit der Galeone aufnehmen konnte, würde sich noch zeigen.

      Auf jeden Fall dachte Hasard nicht daran, diese lächerliche Verfolgung noch endlos lange hinzunehmen.

      „Al!“ sagte er, ohne den Kieker zu senken.

      „Sir?“

      „Bring ihn zur Vernunft!“

      „Mit Vergnügen, Sir!“ Der Stückmeister beugte sich hinter die Visierung des drehbar gelagerten Geschützrohres und hob die Lunte.

      Hasard gab Ben Brighton einen Wink. Der erste Offizier trat an die vordere Schmuckbalustrade.

      „Batuti! Shane!“

      „Sir?“ tönte es wie aus einem Mund.

      „Zeigt es ihm!“

      „Aye, aye!“

      Ben Brighton nickte zufrieden. Während er wieder zu dem Zweimaster spähte, schnappten sich Batuti und Big Old Shane die ersten Pfeile, keineswegs gewöhnliche Pfeile. Was dahintersteckte, sollten die Stinte auf der Karacke gleich merken.

      Al Conroys Drehbasse entlud sich mit brüllendem Krach. Ein mächtiger Feuerstrahl stieß aus dem Geschützrohr und trieb die Ladung aus bleiernen Kleinigkeiten mit Urgewalt vor sich her.

      Einen Sekundenbruchteil später zierte ein gezacktes Lochmuster das Focksegel des Zweimasters.

      Mit einem Satz war Al Conroy bei der geladenen Drehbasse, und Old O’Flynn humpelte zu dem noch rauchenden Geschütz, wischte es aus und lud nach.

      Ein Ruf ertönte bei den Culverinen. Die Männer hatten alle acht Culverinen auf der Backbordseite geladen. Ben Brighton gab die Meldung an den Seewolf weiter. Hasard antwortete mit einem knappen Handzeichen, denn im erneuten Drehbassendonner wäre seine Stimme untergegangen.

      Von der Kuhl zischten die ersten Pfeile weg und zogen eine weiße Rauchspur hinter sich her.

      Al Conroys zweite Ladung zerriß das Focksegel der Karacke in der unteren Hälfte an Backbord. Das Tuch flatterte nutzlos im Wind.

      Und dann krachten zwei helle Schläge an Deck des Zweimasters, als die Pulverladungen detonierten, die sich in den hohlen Schäften der Brandpfeile befanden. Eine Erfindung von Big Old Shane, unter Al Conroys fachmännischer Anleitung meisterhaft verwirklicht.

      Auf der Kuhl der Karacke entstand Wuhling. Kleine Flammen züngelten auf, und die braunhäutige Crew erhielt alle Hände voll zu tun. Ein wilder Schrei klang herüber. Sie gerieten aus der Fassung.

      Von der „Isabella“ zischten jetzt die pulvergeladenen Brandpfeile in rascherer Folge. Batuti und Big Old Shane schossen sich ein, arbeiteten ruhig und besonnen in schöner Regelmäßigkeit.

      Al Conroy stieß die Lunte ins Zündloch seiner Drehbasse. Als das Geschützrohr aufbrüllte, glühte auch auf dem Vordeck der Karacke das erste Mündungsfeuer auf. Die beiden Schüsse vereinten sich zu einem einzigen weithallenden Donner.

      Doch es zeigte sich, daß der Schütze auf der Karacke weit weniger Geschick hatte als der Stückmeister der „Isabella“.

      Weit achteraus prasselte die Ladung ins Wasser, ohne der Galeone den geringsten Schaden zuzufügen.

      Al Conroys bleierne Grüße indessen flogen dem Mann an der Drehbasse drüben um die Ohren, daß er schleunigst in Deckung verschwand. Schreie gellten. Die Männer, die auf dem Vordeck der Karacke mit dem Löschen beschäftigt waren, verschwanden wie weggeputzt von der Bildfläche. Drüben hatte es jetzt die ersten Verwundeten gegeben. Spätestens jetzt mußten sie begreifen, daß dies für sie ein Törn in die Hölle zu werden drohte.

      In unveränderter Regelmäßigkeit klatschten die Brandpfeile in die Decksplanken des Zweimasters, und sofort darauf detonierten die Ladungen der Pfeilschäfte.

      Der Stückmeister setzte seine Arbeit an den Drehbassen fort, und der alte O’Flynn war ihm dabei eine zuverlässige Hilfe.

      Philip Hasard Killigrew dachte nicht daran, Mitleid zu zeigen. Denn bei dem Gedanken an seine Männer, die auf der Insel in die Falle gelaufen waren, kochte es in ihm.

      Was den unverfrorenen Angreifern jetzt widerfuhr, hatten sie sich einzig und allein selbst zuzuschreiben.

      4.

      Mit seiner schwarzen Augenklappe und dem schulterlangen schwarzen Haar sah der Portugiese aus wie der Leibhaftige in Person. Dieser Eindruck verstärkte sich für die Seewölfe noch dadurch, daß sich das Gesicht de Carvalhos zu einer wütenden Fratze verzerrte.

      Er zischte einen Fluch in seiner Muttersprache, an seinen Fäusten traten die Knöchel weiß hervor.

      Dan O’Flynn zögerte nicht länger. Dies war der Moment der Verwirrung, und diesen Moment mußte er nutzen.

      Blitzartig riß der hochgewachsene junge Mann die schwere Pistole hoch. In der Bewegung spannte er den Hahn, und der Flint schlug klakkend auf den Reibstahl der Pulverpfanne.

      Kapitän Einauge vergaß seine Wut jäh. Und er reagierte mit einer Schnelligkeit, die Dan O’Flynn nicht erwartet hatte.

      Während Ed Carberry und die anderen nach beiden Seiten auseinanderhasteten, schnellte der Portugiese aus dem Stand heraus nach vorn, zu Boden.

      Und er lag flach, als die Pistole Dan O’Flynns krachte. Haarscharf fauchte das Mündungsfeuer der großkalibrigen Waffe über den Einäugigen weg. Die schwere Bleikugel schlug weit entfernt mit vernehmlichem Klatschen in das Lavagestein.

      Von See her donnerten die Schüsse der Drehbassen.

      Noch während der Pulverrauch aus Dan O’Flynns Waffe aufstieg, lösten sich die Indonesier aus ihrer Schweigsamkeit. Wilde Schreie gellten, dann stürmte die ganze Meute auf die Männer der „Isabella“ los.

      Ed Carberry und die anderen formierten sich blitzschnell


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