Tausche Einsamkeit gegen Zweisamkeit. Ingrid Schmahl

Tausche Einsamkeit gegen Zweisamkeit - Ingrid Schmahl


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dabei auch zur Sprache und Gerdas Mutter, die eine sehr gute Witwenrente bezog, konnte die jungen Leute beruhigen:

      „Ich denke, dass ich einen großen Teil der Hochzeitsausgaben als Mutter der Braut bezahlen werde. Das ist hier so üblich. Auch ein schönes weißes Kleid für dich, liebe Gerda, ist da inbegriffen. Vielleicht tragen ja auch deine Eltern, lieber Schwiegersohn in spe. zu dieser Hochzeit bei.“

      „Das werden sie ganz bestimmt. Ich muss ihnen nur vorher schon mal ihre zukünftige Schwiegertochter vorstellen. Damit sollten wir auch nicht mehr allzu lange warten, denke ich.“

      So war nun alles geklärt und die Vorstellung Kurts war zu Elfriedes Zufriedenheit verlaufen. Zwei strahlende junge Leute verabschiedeten sich und fuhren wieder nach Krähenwinkel, wo Kurt seine Gerda vor ihrer Wohnung absetzte, um gleich wieder nach Stuttgart in seine eigene Wohnung zu fahren. Es warteten noch Kundentermine auf ihn, die er auf den Abend verlegt hatte, um mit Gerda zu ihrer Mutter fahren zu können.

      Nun stand noch die Vorstellung Gerdas bei Kurts Eltern bevor.

      „Wann passt es dir denn, mit mir zu meinen Eltern zu fahren?“, wollte Kurt wissen.

      „Nachdem wir ja nun deine Vorstellung bei meiner Mutter glücklich über die Bühne gebracht haben, könnten wir deine Eltern gleich am nächsten Sonntag besuchen. Ruf sie doch einmal an, ob ihnen dieser Termin passt.“ „Wenn du meinst“, antwortete Kurt, nicht sehr begeistert. Aber er rief seine Mutter, mit der er am besten sprechen konnte, gleich am nächsten Morgen an.

      „Ach, das freut mich aber, dass du endlich daran denkst, sesshaft zu werden“, freute sich seine Mutter.

      „Bring deine Gerda möglichst bald zu uns. Auch dein Vater wird ganz glücklich sein. Dein Leben mit stets wechselnden Freundinnen hat ihm noch nie so recht gefallen. Er wird sich über deinen Entschluss, endlich zu heiraten, sehr freuen.“

      „Dann kommen wir am Sonntag zum Kaffee zu euch. Backst du deine berühmte Schwarzwälder Kirschtorte?“

      „Das ist doch klar“, freute sich Mama Umweg.

      So fuhren denn am Sonntagnachmittag Kurt und eine sehr nervöse Gerda nach Stuttgart, wo die Umwegs oben über der Stadt unweit der Messehallen ein kleines Reihenhaus besaßen. Gerda hatte auf Kurts Rat hin ein sehr schönes Alpenveilchen besorgt. An der Tür wurden sie schon von Kurts Eltern erwartet.

      „Darf ich euch meine zukünftige Frau und eure Schwiegertochter Gerda Ostertag vorstellen?“

      Mama Umweg nahm Gerda gleich in den Arm. Sie war ganz begeistert von der jungen Frau, der die ältere Frau auch sofort sympathisch war.

      „Ich denke, dass wir uns sicher gut verstehen werden.“ Auch Vater Umweg begrüßte Gerda mit einem festen Händedruck. Die Umarmung überließ er lieber den Frauen. Er war diese neue Mode nicht gewöhnt, obwohl sie heute zusammen mit dem Küsschen auf beide Wangen schon wie selbstverständlich zur Begrüßung gehörte.

      „Nun lasst uns endlich ins Wohnzimmer gehen. Der Kaffee wird sonst noch kalt und die Torte fällt in sich zusammen“, mahnte Mama Umweg.

      Dann saß man gemütlich in dem stilvoll mit lauter alten und wertvollen Möbeln eingerichteten Zimmer. Durch die großen Fenster fiel die Sonne auf die vielen Pflanzen, die Kurts Mutter liebevoll pflegte. Sie war sehr stolz darauf und freute sich, dass auch Gerda sich mit den verschiedenen Kakteen, der gerade aufgeblühten Amaryllis und der sehr seltenen Dichtähre gut auskannte. Gerda war beeindruckt und fand ihr Alpenveilchen nicht in diese Umgebung passend.

      „Bei einem nächsten Besuch weiß ich auf jeden Fall, welche Blumen Kurts Mutter liebt.“

      Jetzt wurde bei Kaffe und Kuchen über die bevorstehende Hochzeit von Kurt und Gerda gesprochen.

      „Habt ihr denn schon eine Wohnung?“, wollte Mama wissen.

      „Aber sicher, das ist alles geregelt. Der Einzug in die neue Wohnung findet noch vor der Hochzeit statt“, versicherte Kurt.

      „Die nötigen Möbel haben wir gemeinsam in Stuttgart gekauft. Wir waren in einem Möbelhaus, in dem noch mit echtem Holz gearbeitet wird. Leider ist das natürlich nicht billig. Das Bett aus Peddigrohr, der große Schrank für das Schlafzimmer sowie die Couchlandschaft und die moderne Schrankwand für das Wohnzimmer waren ziemlich teuer. Auch die supermoderne Kücheneinrichtung hat viel Geld gekostet und unsere Reserven fast ganz aufgebraucht. Die Möbel werden kurz nach der Fertigstellung des Hauses und unserer Wohnung geliefert. Unsere Hochzeit wollen wir in den eigenen Räumen feiern. Das ist dann nicht so teuer und sicher auch viel gemütlicher, als wenn wir in einem teuren Lokal feiern. Aber weil wir unser ganzes Geld, was Gerda und ich ersparten, für unsere Einrichtung ausgegeben haben, bleibt jetzt nichts mehr für die Hochzeitsfeier übrig“, klagte Kurt.

      „Na, da macht euch nur keine Sorgen. Für das, was an Geld für die Hochzeit noch fehlt, kommen wir auf. Gerdas Mutter hat ja schon das Hochzeitskleid und einen Teil der Hochzeitsausgaben übernommen; da können wir auch nicht zurückstehen“, meinte Mama Umweg.

      Kurt und Gerda waren beide erleichtert.

      „Es ist doch wunderbar, eine solche liebevolle Familie zu haben“, freute sich Gerda. Dann verabschiedeten sich die beiden und fuhren sehr erleichtert nach Krähenwinkel, wo Kurt seiner Gerda wieder als vollendeter Kavalier aus dem Auto half.

      „Jetzt kann ich doch sicher auch mit in deine Wohnung kommen. Wir sind nach diesen Vorstellungen bei den Eltern bestimmt verlobt, auch wenn das nicht ausdrücklich gesagt wurde. Nun können die Krähenwinkler Moralapostel sicher nichts dagegen einwenden, wenn ich mit zu dir komme, anstatt dich stets nur an der Haustür abzuliefern.“

      Gerda war einverstanden, dass Kurt in ihr kleines Reich mitkam.

      „Sei ganz herzlich willkommen bei mir. Ich freue mich auf einen liebevollen Ausklang dieses bedeutsamen Tages“, wünschte sich Gerda. Dabei sah sie Kurt verheißungsvoll an. So kamen sie also in Gerdas kleine Einzimmerwohnung, die sie sich in Krähenwinkel für die Zeit eingerichtet hatte, an der sie von ihren Flügen mit der Worldtours wieder einmal einen freien Tag genießen konnte. Man sah es der Wohnung an, dass sie nicht für mehr als eine Person eingerichtet war. Aber sehr gemütlich war sie. Das einzige Zimmer wurde beherrscht von der großen, dunkelblauen Schlafcouch, die direkt zum Kuscheln einlud. Viele bunte Seidenkissen schmückten diese Couch, die eigentlich zum Schlafen viel zu schade war. Jetzt wurden die Kissen schnell an die Seite gepackt und Kurt klopfte auf den Platz an seiner Seite. „Leistest du mir Gesellschaft auf dieser wunderbaren Kuschelcouch?“

      Das ließ sich Gerda nicht lange sagen. Schwungvoll setzte sie sich dicht neben ihren Liebsten.

      „Hast du vielleicht noch einen Schluck Prickelndes im Kühlschrank, damit wir auf unseren erfolgreichen Tag anstoßen können?“

      Lächelnd ging Gerda zum Kühlschrank und nahm den gut gekühlten Sekt heraus. Der stand schon eine ganze Weile extra für den ersten Besuch Kurt’s in ihrer Wohnung bereit. Zwei Gläser waren auch bald aus dem Glasschrank gezaubert.

      „Jetzt können wir es uns so richtig gemütlich machen“, lachte Gerda. Der prickelnde Sekt schmeckte und dann war Kuscheln bis zum anderen Morgen angesagt.

      Nachdem die Möbel geliefert und aufgestellt waren, wobei Gerdas Mutter eine große Hilfe war, kam im Sommer die Hochzeit und der Einzug in die gemeinsame Wohnung mit der Familie, vielen Freunden und viel Sekt. Die neue Wohnung war aber auch ein wirkliches Schmuckstück. Eigentlich war sie ein wenig groß für zwei Personen. Es gab einen riesigen Wohnbereich im amerikanischen Stil, also Küche, Esszimmer und Wohnzimmer zusammen in einem Raum. Dann noch zwei Schlafzimmer; davon nur eines geschmackvoll eingerichtet. Das andere behielt sich Kurt als Arbeitszimmer so lange vor, bis sich die Familie vergrößern würde. Eigentlich hatten sie nicht vor, ihre Ehe gleich mit einem Kind zu beginnen, aber man konnte ja nicht wissen. Dann war da noch ein Bad, das aussah, als wäre es aus dem Katalog für eine Millionärsvilla. Weißer Marmor, eine riesige Wellness-Wanne, Armaturen mit Schwanenköpfen und Goldauflage. Die ganze Wohnung sah sehr teuer und sehr elegant aus. Gerda hatte nur ein wenig Angst vor der Reinigung dieser Pracht.


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