Der Hüter der Sphären. Chris Vandoni

Der Hüter der Sphären - Chris Vandoni


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Benjamin sich keines Verbrechens bewusst war, plagte ihn eine innere Unruhe. Missverständnisse und Justizirrtümer hatte es schon immer gegeben und würden auch in Zukunft vorkommen. Am meisten jedoch machte ihm die Ungewissheit über Jennifers Verbleib zu schaffen. Immer wieder versuchte er, sich zu beruhigen, um möglichst wenig von seinen Emotionen zu verraten. Doch er war sich völlig im Klaren darüber, dass es ihm kläglich misslang. Hatte seine Festnahme etwas mit Jennifers Verschwinden zu tun? War ihr etwas zugestoßen? Wurde er dafür verantwortlich gemacht? Er glaubte nicht an Zufälle, deshalb war es für ihn praktisch ausgeschlossen, dass die beiden Vorfälle nichts miteinander zu tun hatten.

      Das Summen der elektronischen Türverriegelung holte ihn aus den Gedanken. Zwei Beamte in Zivil betraten den Raum und setzten sich ihm gegenüber an den breiten Tisch. Sie begrüßten ihn freundlich und sahen ihm lächelnd in die Augen.

      »Ich bin Detective Shane McCallen. Das ist mein Kollege Detective Bradley Bishop«, erklang die dünne Stimme des jüngeren der beiden, ein Mann um die dreißig, mit glattem, blondem Haar und Seitenscheitel. »Mister Rosenberg. Wir werden Ihnen nun einige Fragen stellen und hoffen, dass Sie mit uns kooperieren. Je genauer Sie uns antworten, desto schneller haben Sie alles hinter sich.«

      »Wessen werde ich beschuldigt? Welchem Dezernat gehören Sie an?«

      »Wir sind vom Morddezernat.«

      »Mord? Ich habe niemanden ermordet!«

      »Bitte nennen Sie uns fürs Protokoll Ihren vollständigen Namen und Ihre Adresse.«

      Benjamin wusste, dass jedes Wort, das in diesem Raum gesprochen wurde, aufgezeichnet wurde. Er räusperte sich, versuchte sich erneut innerlich zu beruhigen und nannte die gewünschten Angaben.

      »Mister Rosenberg«, fuhr der Blonde fort. »Wissen Sie, warum Sie hier sind?«

      »Nein, ich habe keine Ahnung.«

      Die beiden Detectives sahen sich für einen kurzen Moment an.

      »Können Sie uns verraten, wo sich Ihre Frau Jennifer Rosenberg derzeit aufhält?«

      Oh Gott, es ging tatsächlich um Jennifer. Ihr musste etwas zugestoßen sein. Nun machten sie ihn dafür verantwortlich.

      »Ich weiß es nicht«, antwortete er besorgt. »Sie ist seit vorgestern nicht mehr nach Hause gekommen.«

      »Sie haben keine Ahnung, wo sie hingegangen ist?«

      »Zuerst dachte ich, sie wäre bei ihrer Mutter.«

      »Was meinen Sie mit zuerst?«

      »Ich habe dort am späten Nachmittag angerufen, aber sie wusste nichts über Jennifers Verbleib.«

      »Was haben Sie daraufhin getan?«

      »Nichts. Später habe ich es meiner Nachbarin erzählt.«

      »Wer ist Ihre Nachbarin?«

      »Kim Thomas. Eine junge, alleinstehende Frau.«

      »Haben Sie ein Verhältnis mit ihr?«

      »Um Gottes willen, nein! Wie kommen Sie denn auf so etwas?« Benjamin schaute McCallen entsetzt an. »Das würde ich Jennifer nie antun!«

      Wieder sahen sich die beiden kurz an.

      »Bitte sagen Sie mir, wo Jennifer ist.« Benjamins Stimme klang flehend.

      »Mister Rosenberg«, ergriff Detective Bishop das Wort. »Es tut uns sehr leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Frau tot ist.«

      Obwohl er mit dem Schlimmsten gerechnet hatte, traf ihn diese Aussage wie ein Schwert mitten ins Herz. Er schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. In seinen Gedanken tauchten die Erinnerungen an die vielen schönen Momente mit seiner Frau auf, liefen ab wie ein Film. Der Klumpen im Magen ließ nicht lange auf sich warten. Sein Hals zog sich unbarmherzig zusammen.

      Die beiden Detectives senkten ihre Köpfe und starrten auf die Tischplatte. Sie ließen Benjamin Zeit, sich von seinem Schmerz zu erholen.

      »Wie ist das passiert?«, fragte Benjamin nach einer Weile mit gebrochener Stimme.

      »Wir können es Ihnen noch nicht sagen«, antwortete Bishop.

      »Sie wissen nicht, wie sie gestorben ist?«

      »Nein. Tut mir leid.«

      »Kann ich sie sehen?«

      »Das ist leider im Moment nicht möglich.«

      »Warum nicht?«

      »Es ist nicht möglich. Mehr können wir Ihnen dazu nicht sagen.«

      »Wo haben Sie sie gefunden?«

      »Mister Rosenberg. Bitte stellen Sie uns keine Fragen. Wir können Ihnen darüber noch nichts sagen.«

      »Ist sie ermordet worden? Werde ich verdächtigt?«

      »Mister Rosenberg. Bitte!«

      Nun setzte Shane McCallen wieder zum Sprechen an: »Mister Rosenberg. Haben Sie oder Ihre Frau in letzter Zeit irgendwelche Waren bestellt oder verschickt?«

      Benjamin sah ihn verwundert an.

      »Nun, vor etwa drei Monaten habe ich meinem Neffen einen neuen E-Book-Reader geschickt. Vor einem Monat bestellten wir eine neue Leuchtfolie fürs Wohnzimmer.«

      »Nichts Größeres in letzter Zeit?«

      »Nein. Ausgeschlossen.«

      »Wie kommt es dann, dass ein auf den Namen Ihrer Frau gebuchter Robo-Transporter unterwegs zu Ihnen war?«

      Benjamin starrte die beiden Detectives konsterniert an.

      »Ich habe keine Ahnung. Was für eine Fracht?«

      »Etwas sehr Gefährliches. Mehr dürfen wir Ihnen dazu nicht verraten.«

      »Was hat das Ganze mit dem Tod meiner Frau zu tun?«

      »Ihre Leiche wurde in diesem Transporter gefunden«, antwortete McCallen. Oder das, was von ihr noch übrig war, fügte er in Gedanken hinzu.

      »Ich kann Ihnen versichern, dass ich mit diesem Transporter nichts zu tun habe. Egal, was darin transportiert worden ist.«

      »Im Moment laufen die Ermittlungen noch. Bis die forensischen Untersuchungen abgeschlossen sind, bleiben Sie als Tatverdächtiger in Untersuchungshaft. Wenn Sie einen Anwalt haben, steht es Ihnen frei, ihn zu kontaktieren.«

      Benjamin verzichtete darauf, ihnen mitzuteilen, dass dieser bereits unterwegs war.

      Als die beiden Detectives aufstanden und den Raum verlassen wollten, fragte Benjamin: »Von wo ist dieser Transporter abgeschickt worden?«

      »Aus Tuba City«, antwortete McCallen.

      Benjamin blieb bei dieser Antwort beinahe das Herz stehen.

      Der Mann im Anzug saß vor einem seiner holografischen Monitore und verfolgte aufmerksam die Aufzeichnungen der verschiedenen Überwachungskameras in den Labors von Norris & Roach in Tuba City. Seine Leute hatten ihm problemlos Zugang zu diesen Aufnahmen verschaffen können, wenn auch nicht ganz legal. Aber das spielte für ihn keine Rolle. Sein Augenmerk galt den Ereignissen, die auf dem Monitor abliefen. Er war von dem, was er sah, alles andere als angetan.

      »Dieser Schwachkopf gefährdet unser ganzes Vorhaben«, raunte er vor sich hin und beobachtete, wie Zachary Ross versuchte, die unbekannte Frau davon zu überzeugen, ihren beschädigten Schutzanzug abzulegen.

      »Wir hätten ihn schon längst stoppen sollen«, erwiderte einer seiner Männer.

      »Wir konnten nicht wissen, dass er an einem derartigen Ungeschick scheitern würde, nachdem er die ganze Sache über Monate hinweg so perfekt geplant hatte. Aber warum er die infizierte Leiche nicht einfach entsorgt und sie stattdessen an ihre Wohnadresse verschickt hat, ist mir schleierhaft.«

      »Der


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