Parkour. Herbert Lipsky

Parkour - Herbert Lipsky


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Lebensbedingungen des Auslands mit denen in Wien zu vergleichen, und kommt dabei unweigerlich zu dem Schluss, dass in seiner Stadt ohnehin alles besser ist. Man hinkt den raschen Änderungen der Welt etwas hinterher, vermeidet dadurch aber auch Fehler, die andere machen. Aber Wien ist auf alle Fälle eine Stadt, in der man gut leben kann. Ich bin gern dort.“

      „Ich will im Sommer nach Wien, können Sie mir einige Sehenswürdigkeiten empfehlen?“

      „Sie müssen mich unbedingt vorher anrufen, es wird mir ein Vergnügen sein, Ihnen Wien zu zeigen.“

      Er gab ihr seine Karte mit Telefonnummer und E-Mail-Adresse.

      „Sind Sie Tänzer?“

      „Ich bin in Wien in die Tanzschule gegangen, beim berühmten Elmayer.“

      „Dann kommen Sie und zeigen Sie mir Ihre österreichischen Tanzkünste.“

      Die beiden gingen in den Salon, er nahm sie in die Arme, und sie begannen sich zu den Rhythmen zu bewegen, natürlich mit gebührendem Abstand. Lukas hielt ihre warme und trockene Hand mit gleichmäßigem Druck und fühlte mit seiner anderen Hand durch das Seidenkleid ihren Körper. Ein angenehmes, unaufdringliches Parfüm umgab sie wie ein unsichtbarer Schleier. Er widerstand der Versuchung, einen engeren Kontakt herbeizuführen, obwohl er es gern getan hätte. Nach einigen Tänzen wurde sie ihm entrissen, und er ging zum Tisch zurück, um seine Stiefmutter aufzufordern.

      Marie flüsterte ihm ins Ohr: „Ich bin heute unvorstellbar glücklich.“

      Er scherzte: „Vielleicht bekomme ich noch einen kleinen Bruder.“

      „Du Narr, ich bin schon fast fünfzig.“

      Lukas tanzte noch mit anderen Frauen, trank mit Bekannten auf das Wohl des Brautpaars, und dann nahm ihn die Frau eines Freundes seines Vaters, der die Gesellschaft aus geschäftlichen Gründen früher verlassen hatte müssen, in Beschlag. Als er zu seinem Tisch zurückkehrte, saß seine schöne, arrogante Nachbarin immer noch dort, neben ihr ein älterer Herr. Er setzte sich dazu und trank einen Espresso. Als der Fremde aufstand und sich verabschiedete, drehte sich Lukas zu seiner Tischnachbarin und sah ihr in die Augen.

      „Ich tanze nicht“, sagte sie unaufgefordert.

      „Ich will nicht tanzen“, antwortete er.

      Er wendete sich ihr zu, legte seine rechte Hand auf die Lehne ihres Stuhls, und mit seiner linken griff er unter dem Tisch auf ihr Knie. Ihre Augen weiteten sich erschrocken, aber anstelle der erwarteten Abwehr wurde sie zuerst blass und dann rot. Sie hielt den Atem an, um dann mit kurzen raschen Zügen weiterzuatmen. Niemand schien die beiden zu beachten. Er fuhr mit seiner Hand rasch die Innenseite ihres Oberschenkels hinauf und umfasste ihn fest, sie packte seine Hand, aber nicht, um sie zurückzustoßen, sondern um sie festzuhalten. Er begann, sie sanft zu streicheln. Sie blieb wie erstarrt sitzen, ihr Gesicht zeigte keine Arroganz mehr, sondern schien sich in Leidenschaft aufzulösen. Langsam zog er seine Hand zurück und nahm auch seinen Arm von der Sessellehne. Sie stieß den Sessel zurück, stand abrupt auf, und ohne ihn eines Blickes zu würdigen verließ sie den Saal. Niemand schien dieses Intermezzo bemerkt zu haben. Er wusste nicht, was ihn dazu getrieben hatte, sich so unentschuldbar zu benehmen. Es war wahrscheinlich ihre Überheblichkeit gewesen, die ihn herausgefordert hatte.

      Er stand auf, wanderte herum, tanzte zwischendurch mit vielen Damen und musste immer wieder mit irgendwem anstoßen. Nach Mitternacht stieg er einigermaßen betrunken zu seinem Apartment hinauf. Zu seinem Erstaunen war die Zimmertür nicht verschlossen, im Vorraum brannte Licht. Er zog sein Jackett aus, ging in den Schlafraum und merkte an dem ihm unbekannten Duft eines Parfüms, dass er nicht allein war. Eine Frau war im Zimmer.

      Seine elegante Tischnachbarin saß mit übereinandergeschlagenen Beinen in einem Fauteuil und sah ihn wütend an. Er setzte sich ihr gegenüber aufs Bett.

      „Sind Sie noch nüchtern genug, um mich zu verstehen?“, fragte sie.

      Er nickte.

      „Ich erwarte von Ihnen eine Entschuldigung für Ihr unmögliches Verhalten.“

      „Madame, Sie sind schön, arrogant und begehrenswert. Sie haben mich herausgefordert, es tut mir leid, aber ich konnte nicht anders. Aber ich weiß, mein Benehmen war unmöglich. Ich entschuldige mich dafür.“

      Sie stand auf und blickte auf ihn hinunter.

      „Sie sind wie ein Tier, das seinen niedrigen Instinkten folgt. Mich in so eine Situation zu bringen! Wenn uns jemand gesehen hätte. Ich bin eine verheiratete Frau.“

      Er stand ebenfalls auf. Sie standen sich gegenüber, ihre Augen funkelten ihn voll Empörung an. Er merkte, dass sie sich ihre Lippen nachgezogen hatte, dass ihr Haar sorgfältig frisiert und ihr Parfüm erst vor kurzer Zeit benützt worden war. Er spürte, sie war für ihn bereit. Ohne ein Wort zu sagen, nahm er sie in die Arme und küsste sie. Sie ließ es mit herunterhängenden Armen geschehen, ihr Mund war voll und weich, und sie öffnete ihn bereitwillig. Sie sanken auf das Bett, und ihre Körper pressten sich aneinander. Er öffnete die Verschlüsse ihres Seidenkleids am Rücken, und es glitt bis zu ihrer Hüfte. Mit einem Griff öffnete er ihren BH und nahm ihre Brüste in die Hand. Er saugte an ihren Brustwarzen, was sie zum Aufstöhnen brachte.

      „Tun Sie das nicht, ich will das nicht, ich bin meinem Mann immer treu gewesen.“

      Sie fasste seine Hand und hielt sie, während er mit seinem Daumen zärtlich ihre Nippel rieb.

      „Nein, nein, ich darf das alles nicht tun.“

      Er ließ von ihrem Busen ab und schälte sie aus dem Kleid. Nur schwach wehrte sie sich, was ihn ungeheuer erregte. Er nahm ihre Hand und führte sie zu seinem Glied, dann öffnete er seinen Gürtel und einige Knöpfe und ließ es von ihr berühren.

      „Ich habe so etwas noch nie getan“, stöhnte sie.

      Er sprach nicht, küsste sie, griff unter ihrem Slip an ihr Gesäß und fasste sie zwischen den Beinen.

      „Bitte tun Sie das nicht, das ist eine Sünde.“

      Sie hatte Lukas mit ihrem vorgeblichen Widerstand und ihrer unglaubwürdigen Gegenwehr so erregt, dass er beinahe die Kontrolle verlor. Als er in sie eindrang, tat er es mit einer solchen Heftigkeit, wie er es nie zuvor getan hatte.

      „Sie töten mich, Sie sind so brutal“, rief sie.

      Sie stöhnte immer lauter.

      „Hören Sie auf, Sie tun mir weh“, schrie sie, während sie ihren ersten Orgasmus hatte. Er hielt kurz inne.

      „Bitte weiter, weiter, hören Sie nicht auf.“

      „Hören Sie auf, bitte weiter“, so ging es dahin. Durch den Alkohol, den er getrunken hatte, brauchte er länger, bis er zur Erfüllung kam. Sie aber hatte noch nicht genug, bewegte sich weiter, und als er von ihr glitt, blieb ihre Hand zwischen ihren Beinen und rieb ihr Geschlecht. Endlich hörte sie damit auf. Der Kampf, es war mehr ein Kampf als ein Liebesakt gewesen, hatte aufgehört, trunken und ermattet fiel er in die Kissen zurück und schlief ein.

      Als er am nächsten Tag erwachte, war es zwölf Uhr mittags. Er war allein. Sein Zustand war ziemlich übel, aber er hatte zumindest keine Kopfschmerzen. In seinem Gehirn bestand eine gewisse Leere, die die Mediziner als retrograde Amnesie bezeichnen. Er versuchte, den Verlauf des Abends zu rekonstruieren. Er hatte getanzt und getrunken, aber mit wem? Er hatte doch etwas geträumt? War er allein ins Bett gegangen, oder doch nicht? Und wenn jemand da gewesen war ... Wer?

      Er saß am Bettrand und dachte intensiv nach, da sah er neben sich im Bett ein kleines Seidengespinst liegen, einen Slip. Ein unwiderlegbarer Beweis, dass es kein Traum gewesen war. Er hob das zarte Gebilde in die Höhe und dachte nach. Die Gesichter der Frauen, mit denen er getanzt hatte, zogen an ihm vorbei. Die junge Bretonin konnte es nicht gewesen sein, aber da waren noch zwei andere, an die er sich erinnerte. Dann fiel ihm Catherine Deneuve ein. Ihre harten Nippel, die Raserei ...

      Nach einer ausgiebigen heißen Dusche betrachtete er sich eingehend im Spiegel. Die Nacht hatte Spuren hinterlassen, die Kratzer


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