Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach

Lebensläufe Zeitläufte - Karlheinz Gerlach


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Kriegen in Europa pries, ein Glück, welches die Freimaurer nur als ein Geschenk ihres friedliebenden Königs zu betrachten hätten. Der Berliner Oberschulrat → Friedrich Gedike holte Becker 1798 nach Berlin in das von ihm gegründete Seminar für gelehrte Schulen, eine schulpraktische Bildungseinrichtung für angehende Gymnasiallehrer. Da er erkrankte, konnte er bald nicht mehr unterrichten. Becker schrieb in seinen letzten Lebensjahren hauptsächlich in Cottbus im Ruffschen Gartenhaus eine neunbändige Weltgeschichte für Kinder und Kinderlehrer (1801-1805), die durch ihre rationalistische Sicht und ihre lebendige Darstellung bald weit verbreitet war und von anderen Autoren bis 1883 fortgesetzt wurde, außerdem Erzählungen aus der Alten Welt für die Jugend (Halle 1801-1803, 3 Bände) und Die Dichtkunst aus dem Gesichtspunkt des Historikers betrachtet (Berlin 1803).

      Beczwarzowsky, Anton Franz (Antonín František Bečvařovský, Becžwarżowský) (9.4.1754 Jungbunzlau (Mladá Boleslav]/Böhmen-15.5.1823 Berlin), kath.

      Antonín František Bečvařovský, ein Schüler des tschechischen Organisten und Komponisten Jan Křtitel Kurkarž (1751-1829), wurde 1777 Organist der Jakobskirche in der Prager Altstadt. Er erhielt 1779 einen Ruf an die Martinikirche in Braunschweig, wo er um 1787 zum herzoglich braunschweigischen Kapellmeister ernannt wurde, ging 1796 nach Bamberg und 1800 als Kapellmeister nach Berlin. Wann und wo Bečvařovský Freimaurer wurde, ist nicht ermittelt. In Berlin affiliierte ihn am 26.8.1800 die Loge Zu den drei Seraphim (GNML3W) und wählte ihn im Meistergrad am 6.8.1801 (bis 1805) zum 1. Direktor des am 7.5.1801 gegründeten Musikalischen Kollegiums. Das Kollegium bestand aus einem Orchester und einem Chor mit Berufsmusikern und Laien, trat in den Logen auf, meist zu den Festen, gab aber auch halböffentliche Konzerte. Beczwarzowsky komponierte Lieder nach Goethe, Schiller, Theodor Körner, dessen patriotische Gedichte Leyer und Schwerdt er vertonte (Wien 1814), Klavierkonzerte und Klaviersonaten, auch die Freimaurermusiken Zur Einweihungsfeier des neuen Locals der Gr. Nat.-Mutterloge zu den drei Weltkugeln im Or. zu Berlin (1800), Maurerischer Fest-Gesang für die hochw. Nat.-Mutter-Loge zu den drei Weltkugeln komp. von Br. Becžwarżowsky (1802), Kantate zum Johannis-Tage vom Br. Hubert. Die Music ist vom Br Becžwarżowsky theils aus eigener, theils aus Haydns Composition arrangiert (1804). Die Loge nannte ihn letztmals 1813.

      Beguelin, Friedrich Wilhelm Heinrich v. (24.3.1768 Berlin-11.9.1828 Potsdam), ref.

      Vater:

      Nicolas de Béguelin (27.6.1714 Courtelary bei Biel/Bienne/Kanton Bern-3.2.1789 Berlin), studierte 1729 in Basel Jura und Mathematik, 1725 Dr. jur., 1743 Legationsekretär an der preußischen Gesandtschaft in Dresden, wo er Friedrich II. kennenlernte, 1745 Professor am Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin, 1747 auf Empfehlung des Akademiepräsidenten Pierre Louis Moreau de Maupertuis (1698-1759) Erzieher (Hofmeister) Friedrich Wilhelms Prinz von Preußen, 2.11.1747 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Berlin,1786-1789 Direktor der Philosophischen Klasse, 20.11.1786 nobilitiert; Friedrich Wilhelm II. schenkte ihm das Rittergut Lichterfelde (heute Ortsteil von Berlin).

      M Marie-Catharine geb. Pelloutier (1733-1794, V Jean Barthélémy Pelloutier, Kaufmann in Berlin, M Charlotte geb. Jassoy, Onkel Simon Pelloutier [1645-1757 Berlin, 1725-1757 Pastor an der Französischen Kirche in Berlin, 1745-1757 Bibliothekar der Akademie der Wissenschaften, Altertumsforscher]), ∞ 1. Marie Charlotte Honig († 1812), 2. 1812 Henriette Honig.

      Schwester:

      Henriette Luise Charlotte Béguelin (1763-1810, Ehe 1800 geschieden) ∞ Potsdam 1790

      Karl Ludwig August Friedrich v. Phull (6.11.1757 Ludwigsburg-25.4.1826 Stuttgart), V Karl Wilhelm Ludwig Wilhelm August v. Phull (1723-1793), herzoglich württembergischer Generalleutnant, M Auguste Wilhelmine geb. v. Keßlau (1734-1768), 1774 Leutnant der württembergischen Leibgarde zu Fuß, im Bayerischen Erbfolgekrieg Sekondeleutnant im preußischen Freiregiment Hordt (Garnison in Oranienburg), 1778 Premierleutnant, in Wetzlar Freimaurer, affiliiert 28.6.1778 in Berlin von der Loge Zum flammenden Stern (GNML3W) im Gesellengrad, zuletzt 1784 genannt, Major → Theodor Philipp v. Pfau examinierte ihn 1779, Kapitän und Quartiermeisterleutnant in der kgl. Suite in Potsdam, Major, unterrichtete die Kadetten in Mathematik, 1792-1795 Erster Koalitionskrieg, 1795 Orden Pour le mérite, 1796 Oberstleutnant, 1798 Oberst, 1805 Generalmajor, 1806 bei Auerstedt Generalstabschef Friedrich Wilhelms III., 1806 in russische Dienste, Generalmajor à la suite, 1809 Generalleutnant, 1814 kaiserlich russischer Gesandter in Den Haag, schrieb Entwicklung einiger Operationen, die bei einer Armee im Felde vorkommen, Beiträge für die Militärische Monatsschrift (März 1767) und das Allgemeines Intelligenzblatt (1787).

      Friedrich Wilhelm v. Beguelin besuchte das Joachimsthalschen Gymnasium in Berlin und studierte ab Oktober 1785 Jura in Frankfurt (Oder), wo ihn die Loge Zum aufrichtigen Herzen (GNML3W) am 24.3.1787 aufnahm. Er trat nach seiner Beförderung zum Referendar am Kammergericht in Berlin (1789) am 7.5.1789 der Loge Zur Verschwiegenheit (GNML3W) bei, die ihn am 7.9.1789 zum Gesellen und am 11.5.1790 zum Meister beförderte. Er gehörte der Loge noch 1815 an. Beguelin wechselte 1795 nach dem juristischen Rigorosum (1794) als Assessor zum französischen Obergericht, avancierte im März 1795 zum Obergerichtsrat und zugleich als Assessor bei der kurmärkischen Kriegs- und Domänenkammer, Juli 1795 im Nebenfach zum Geh. Oberrechnungsrat, Januar 1798 zum 3. ständischen Direktor und Deputierten der General-Landarmenkommission. Er zeichnete sich durch gründliche Ausarbeitungen aus und erwarb sich in seiner Tätigkeit vorzüglichen Beifall. Er wurde im Juli 1803 auch Revisionsrat beim französischen Revisionskollegium, September 1804 Geh. Rat beim französischen Departement und rückte zugleich als Mitglied in das französische Oberdirektorium ein. Beguelin wurde 1828 pensioniert.

      Beinl Edler v. Bienenburg, Anton Johann (6.6.1801 Reichsadel) (1749 Budweis/Böhmen-12.6.1820 Wien).

      Anton Johann Beinl studierte 1769 in Prag Medizin, wurde 1770 feldärztlicher Praktikant im Militärhospital der 1760 von Kaiserin Maria Theresia gegründeten Medizinisch-Chirurgischen Militär-Akademie in Gumpendorf bei Wien, avancierte dort 1781 zum Regiments- und 1785 zum Bataillonschirurg, erwarb 1784 in Wien den Titel eines Magister chirurgiae, lehrte an der 1784 von Kaiser Joseph II. in Wien gegründeten K.K. Medicinisch-Chirurgischen Josephs-Akademie, dem Josephinum, das Militärärzte für die österreichische Armee ausbildete. Beinl kam auf seiner Studienreise durch das Reich, Frankreich, England und Italien 1788 nach Berlin, wo ihn die Loge Royale York de l'Amitié als auswärtiges Mitglied im Meistergrad aufnahm. Er promovierte 1788 am Josephinum zum Dr. chir., lehrte 1790-1795 dort allgemeine Pathologie und Materia medica, bis 1798 Gynäkologie und Gerichtsmedizin, war 1798-1806 Vorstand der Chirurgischen Lehrkanzlei und wurde 1806 (bis 1820) zum beständigen Direktor der Akademie und zum Oberfeldarzt der kaiserlichen Armeen berufen.

      Bellermann, Johann Joachim (23.9.1754 Erfurt/Kurmainz-25.10.1842 Berlin), luth., V Johann Martin Bellermann, Wollwarenfabrikant, Inspektor der Barfüßerkirche in Erfurt, M Kunigunde Elisabeth geb. Nonne, ∞ 1790 Dorothea Christiane Schorch (1769 Erfurt-1857 Berlin),

      Söhne:

      Christian Friedrich Bellermann (1793-1863), Theologe

      Johann Friedrich Bellermann (1795-1874), Philologe, Pädagoge, Prof. am Berlinischen Gymnasium zum Grauen Kloster

      Johann Joachim Bellermann besuchte 1769 das Ratsgymnasium in Erfurt, studierte 1772-1775 an der dortigen Universität Theologie und 1775-1778 in Göttingen Klassische Philologie, Theologie, Orientalistik. Er erhielt 1778 (bis 1781) eine Hofmeisterstelle in Reval (heute Tallinn) in dem zum Russischen Kaiserreich gehörenden Estland, wo ihn im Oktober 1779 die Loge Zur Bruderliebe aufnahm. Er bewarb sich 1780 vergeblich um die Stelle des 2. Kollegen an der Domschule, wonach er privat nach St. Petersburg ging. Bellermann brachte im Winter 1782 auf dem Landweg den elfjährigen Peter v. Schwengeln nach Dessau zu dem von Johann Bernhard Basedow 1770 gegründeten Philanthropin, einem pädagogisch aufgeklärten Erziehungs- und Bildungsinstitut für Adels- und wohlhabende Bürgersöhne.

      Vermutlich Peter Jakob Schwengeln (* 1770 Reval), luth., studierte 1791/92 in Göttingen Kameralistik, a. 12.5.1791 Göttingen Zu den drei Zirkeln, II. 3.4.1792 (Wirkner: Logenleben,


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