Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach

Lebensläufe Zeitläufte - Karlheinz Gerlach


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Das Große Ordens-Kapitel „Indissolubilis“ nahm ihn am 27.2.1805 auf und beförderte ihn am 15.10.1816 zum Ritter in Osten. Er war 1805 3. Vorsteher der Musikgesellschaft (Musikalisches Komitee, 1804 gegründet mit Berufs- und Laienmusikern, Instrumentalisten und Sängern, Direktor → Antoine Thomas Palmié, 2. Direktor → Gottfried Loos, Vorsteher außer Benda noch → Bernhard Anselm Weber). Benda war ein hoch geschätzter Klavierlehrer. Er unterrichtete den Thronfolger Friedrich Wilhelm (III.) und dessen Sohn Prinz Louis (Friedrich Ludwig Karl Prinz von Preußen [1773-1796]), mit dessen Gouverneur → Christian Ernst v. Malschitzky er befreundet war, außerdem die Sopranistin Luise Rudorff (1777-1832), Kammersängerin am Hoftheater Weimar und Geliebte Karl Augusts Herzog von Sachsen-Weimar-Eisenach, die 1798 den Lyriker und Prinzenerzieher, den Urfreund Goethes Karl Ludwig v. Knebel (1744-1834) heiratete, sowie die Berliner Freimaurer → Friedrich Ludwig Seidel und Rungenhagen.

      Karl Friedrich Rungenhagen (12.11.1777 Berlin-21.12.1851), V Johann Peter Rungenhagen, Kaufmann in Selchow, Musiklehrer in Berlin, a. 9.1.1805 Berlin auf Vorschlag von → George Abraham Gabain [25.10.1804] von der Loge Zum Widder (GLL), II. 6.12.1805, III. 3.3.1809

      Friedrich Wilhelm III. ernannte Benda 1802 als Nachfolger → Joseph Bendas zum Konzertmeister der Hofkapelle.

      Beneke, Ferdinand Christoph (1.8.1774 Bremen-1.3.1848 Hamburg), luth., V Johann Christoph Beneke (1.3.1741 Hamburg-26.1.1803 Buxtehude), Kaufmann in Hamburg, dann Minden, allmählicher Niedergang des Handelshauses ab den 80er Jahren des 18. Jahrhunderts, M Justine Dorothea Elisabeth geb. Frederking (1749 Minden-23.3.1817 Hamburg, V Konrad Erich Frederking [1718 Minden-1749 Minden]), die Familie zog 1790 nach Minden, ∞ Juni 1807 Maria Magdalena Caroline von Axen (1.11.1788-1865, M Luise Magdalene Elisabeth Westphalen [1760-1826]), Schwiegervater

      Otto von Axen (26.6.1757 Hamburg-7.12.1831 Hamburg), Kaufmann, Handlung für Kunst- und Industrieproduktionen, 1811-1813 Maire-Adjoint (Stellvertreter des Maire), verantwortlich für die Hospitäler, 1814 Mitglied des Kollegiums der Oberalten (Gemeindeältesten), des höchsten Kollegiums der Bürgerschaft, a. 2.9.1784 Hamburg von der Loge Absalom zu den drei Nesseln, 1794-1804 Meister vom Stuhl, 1816-1824 deputierter Meister der Großen Loge von Hamburg, mit dem Schauspieler und Reformer → Friedrich Ludwig Schröder befreundet.

      Ferdinand Beneke studierte nach dem Besuch des Bremer Gymnasiums Jura und Kameralistik zunächst in Rinteln, 1792/93 in Halle, wo die Loge Zu den drei Degen (28.10.1787 GNML3W) den 18-jährigen Studenten am 23.6.1793 aufnahm und am 2.8.1793 zum Gesellen beförderte. Er war ein Anhänger des Hallenser Radikalaufklärers Karl Friedrich Bahrdt. Beneke erhielt nach dem Studium die Stelle eines Referendars bei der Provinzialregierung in Minden, schlug aber nach der juristischen Promotion in Göttingen die juristische Laufbahn ein und ließ sich 1796 als Advokat in der Freien Reichsstadt Hamburg nieder, deren Bürgerrecht er 1797 erwarb. Er wurde Mitglied der aufgeklärt gemeinnützigen Montagsgesellschaft, später der Patriotischen Gesellschaft. Er trat der Loge Emanuel bei, blieb indes inaktiv und deckte sie nach fünf Jahren. Die Hamburger Bürgerschaft wählte Beneke 1798 zum (unbesoldeten) Armen- und Schulpfleger, später zum Armenvorsteher (erneut 1822 zum Armenpfleger), 1800 zum (unbesoldeten) graduierten Richter am Niedergericht, dem Sprungbrett für die Karriere eines Juristen in Hamburg, zeitweise zum Justitiar der portugiesisch-jüdischen Gemeinde, 1816-1847 zum Oberaltensekretär mit festem Einkommen (Syndikus, Geschäftsführer der Bürgerschaft und ihrer Ausschüsse) und großem öffentlichem Einfluß. Beneke, anfangs ein Anhänger der Französischen Revolution, wandte sich 1803/04 gegen das napoleonische Kaiserreich, verweigerte die Kollaboration während der französischen Besetzung, lehnte die Einverleibung Hamburgs in das Kaiserreich ab, floh nach der kurzen russischen Besetzung (Mai 1813) Hamburgs und der französischen Rückeroberung nach Mecklenburg, feierte zeitlebens den Tag der Leipziger Völkerschlacht (18.10.1813). Er schloß sich der protestantischen Erweckungsbewegung an, war 1814 einer der Gründer der Hamburg-Altonaischen Bibelgesellschaft. Beneke schrieb 1792-1848 Tagebuch.

      Berenhorst, Georg Heinrich v. (26.10.1733 Sandersleben/Exklave des Fürstentums Anhalt-Dessau-30.10.1814 Dessau), ref., V Leopold I. Fürst von Anhalt-Dessau, der Alte Dessauer, M Sophie Eleonore Söldner (7.8.1710 Ellrich/Südharz-16.9.1779 Dessau, V Ernst Söldner [1658 Ellrich-1721], Ratsherr, Stadtschultheiß in Ellrich, M Anna Ursula geb. Schink [1678-1720], 1732-1736 Geliebte Leopolds I.),

      Brüder:

      Karl Franz v. Berenhorst (1.5.[12.3.]1735-6.6.1804 Dessau), V Leopold I. Fürst von Anhalt-Dessau, der Alte Dessauer, M Sophie Eleonore Söldner, Offizier, 1759 bei Kay schwer verwundet, ∞ 1. 1781 Katharina Christiane Marie Otto (* 29.8.1759 Zörbig, 1783 geschieden), ∞ 2. Köthen 1783 Henriette v. Bülow-Schraplau (30.6.1765 Predel-29.8.1813 Dessau).

      August (1803) v. Rode (22.12.1751 Dessau-16.6.1837 Dessau), V Johann Christian Rode, M Sophie Eleonore Rode geb. Söldner, 1771 Hofmeister und Erzieher von → Franz v. Waldersee, 1787 Hofrat, führte die Privatkorrespondenz Fürst Leopolds III. Friedrich Franz (1740-1817) sowie die Kabinettsprotokolle, übersetzte die Elf Metamorphosen des antiken Schriftstellers und mittelplatonischen Philosophen Apuleius (um 123-nach 170) Der goldene Esel. Aus dem Lateinischen des Apulejus von Madaura (1783), ein für die Rezeption der ägyptischen Mysterien durch die Freimaurrer, so die Afrikanischen Bauherren, wichtiges Buch.

      Georg v. Berenhorst verbrachte seine Kindheit bei seiner Mutter und nach ihrer Heirat 1737 mit dem Dessauer Hof- und Amtsrat Johann August Rode (* 1695, V Johann Christian Rode, Bürgermeister von Sandersleben, Taufpate Georg Heinrichs) vermutlich in ihrer neuen Familie. Fürst Leopold I. anerkannte die Brüder Georg Heinrich und Karl Franz am 19.2.1738 förmlich als seine Söhne v. Berenhorst an (mit Eventualbelehnung Bär askanisches Wappentier) und bestimmte testamentarisch (7.4.1747), daß sie adlig erzogen werden und eine militärische Laufbahn einschlagen; sie waren offiziell Verwandte des fürstlichen Hauses, somit Neffen von Fürst Leopold III. Friedrich Franz. Der 16-jährige Georg v. Berenhorst trat 1749 als Junker in das preußische Infanterieregiment Nr. 3 Alt-Anhalt in Halle ein, dessen Inhaber Leopold II. Maximilian von Anhalt-Dessau und 1752-1758 Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau waren, avancierte 1750 zum Fähnrich, befreundete sich mit → August Wilhelm Freiherr v. Vietinghoff, Fähnrich im selben Regiment. Er ging 1755 auf Werbung nach Speyer, nahm 1756-1762 am Siebenjährigen Krieg teil, rückte mit seinem Regiment am 29.8.1756 aus, wurde am 24.9.1756 bei Außig zum Sekondeleutnant befördert, nahm am 6.5.1757 an der Belagerung Prags und am 18.6.1757 an der verlorenen Schlacht bei Kolin mit schweren Verlusten für das Regiment teil. Als sein Regiment 1757/58 im Winterquartier in Halle lag, nahm ihn die Loge Philadelphia zu den drei goldenen Armen am 20.3.1758 als Lehrling und Geselle auf und beförderte ihn am 23.3.1758 zum Meister. Ob er später eine Loge besuchte, ist nicht ermittelt; in Dessau wurde erst 1875 eine Freimaurerloge gegründet. Im Frühjahr 1758, zu Beginn des dritten verlustreichen Kriegsjahres, erfolgte seine Versetzung als Adjutant in die Armee Prinz Heinrich. Berenhorst erhielt im Stab des hoch gebildeten und musischen → Prinzen Heinrich Einblick in die Praxis militärischer Führung, lernte französisch. Im August 1760 holte Friedrich II. ihn im Range eines Brigademajors in seinen Stab. Berenhorst erlebte am 3.11.1760 die Schlacht bei Torgau, die letzte große Schlacht des Siebenjährigen Krieges, eine der blutigsten Schlachten des 18. Jahrhunderts mit über 30 000 Gefallenen (Preußen 16 951 bzw. 25 Prozent seiner an der Schlacht teilnehmenden Armee, Österreich 15 200 bzw. 30 Prozent seiner Armeen). Beide Befehlshaber, Feldmarschall Leopold Josef Graf v. Daun (1705-1766) und Friedrich II., wurden verwundet, Berenhorst war an der Rettung des von einer Kugel getroffenen Königs beteiligt. Er lernte die Gräuel des Krieges kennen und verabscheuen, beurteilte die Kriegführung Friedrichs II. zunehmend kritisch, wohl auch unter dem Einfluß Prinz Heinrichs. Friedrich erlaubte Berenhorst nach dem Feldzug 1760 nach Dessau zurückzukehren. Er ließ in Berlin sein Augenleiden ärztlich bestätigen, wonach der König am 24.4.1762 ihn aus der preußischen Armee entließ. Berenhorst trat in Dessau in den Hofdienst. Er begleitete 1765-1768 Prinz Johann Georg (1748-1811), Herzog Leopold III. Friedrich Franz und dessen Freund und Architekten Friedrich Wilhelm v. Erdmannsdorff (1736-1800) nach Italien, wo sie Johann Joachim Winckelmann trafen, nach Frankreich, wo sie d’Alembert, Helvétius,


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