Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach

Lebensläufe Zeitläufte - Karlheinz Gerlach


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unterrichtete: Kriegsrat Beyer von Stempelkammer habe an ihn gemeldet, um Freimäurer zu werden, dem es aber daran gelegen ist, nicht eher genannt zu werden, bis seine Aufnahme vorbei ist. Wegen seiner bevorstehenden Reise wurde die Zeit verkürzt, welche billig bis zu seiner ballotage verfließen sollte. Jedoch soll dieses die letzte Ausnahme sein. Theden proponierte ihn seiner Loge Zur Eintracht (GNML3W), die am 6.7.1776 über den Antrag abstimmte und ihn am selben Tag als Lehrling und Gesellen aufnahm; er bezahlte die Rezeptionsgebühr bar. Die Loge beförderte Beyer am 29.3.1777 zum Meister und 1778? zum Schottenmeister der altschottischen Loge Friedrich zum goldenen Löwen. Die National-Mutterloge ernannte ihn am 8.7.1778 zum Steward der Stewardsloge, die er vom 1.7.1780 bis August 1786 als ständiger Vorsitzender leitete. Er amtierte während des Bayerischen Erbfolgekrieges als interimistischer Oberschatzmeister. Beyer erhielt noch während der Herrschaft der Strikten Observanz 1778 die Führung der 1775 gegründeten Filia Zur Verschwiegenheit (Amtsantritt am 3.10.1778), die er vier Jahrzehnte bis zum 27.3.1818 regierte. Als die Mutterloge zu den drei Weltkugeln der Strikten Observanz abschwor und sich dem geheimen Gold und Rosenkreuzerorden unterordnete, der großen Einfluß auf Beyers berufliche Karriere gewann, weihte die Bruderschaft ihn 1778 mit dem Ordensnamen Egregius Ferus Victor Herbei de Byrreas ein und ordnete ihn dem Berliner Zirkel Heliconus (Direktor → Johann Christoph Wöllner) zu. Der Orden beförderte ihn 1780 vom I. (Junior) auf den II. (Theoretiker) und III. Grad (Praktiker) und 1781 auf die Grade IV bis VII (Philosoph, geringer Adept, höherer Adept, auserwählter Adept mit der Erkenntnis vom Stein des Weisen, der Kabbala und der Magica naturalis), ernannte ihn zum geheimen Speditor des Ordensdirektoriums und 1782 zum Redner seines Zirkels (im VIII. Grad des Meisters, der das große Werk, den Lapis philosophorum, den Stein des Weisen, bereitete). Die Berliner Ordensoberen, vermutlich Wöllner, beurteilten 1782 seine Gemütsneigungen mit Redlichkeit, Mitleiden, feste Frömmigkeit und seine Profanen Wissenschaften mit Chimie, Belles lettres. König → Friedrich Wilhelm II., auch er Rosenkreuzer, beauftragte Beyer 1786, den Nachlaß Friedrichs II. zu versiegeln, auf dessen Grundlage Wöllner die erste Werkausgabe Friedrichs des Großen herausgab, und ernannte ihn zum Finanzrat im Generaldirektorium (4. Departement: westfälische Akzise- und Zollsachen) und 1790 zum Mitglied der Immediatkommission zur Untersuchung des Fabrikenwesens. Er ging 1810 in den Ruhestand. Beyer war ab 1797 Mitglied des Altschottischen Direktoriums, der Führung des Logenbundes, zuständig für alle Kassenangelegenheiten (23.4.1799). Er erreichte den Höhepunkt seiner maurerischen Laufbahn 1817 mit der Wahl zum zugeordneten Nationalgroßmeister. Die Große National-Mutterloge ehrte den Verstorbenen am 24.2.1818 in einer Trauerloge. Die Gedenkrede hielt der Theologe und Großredner → Samuel Christian Gottfried Küster.

      Beyer, Johann Bernhard v. (21.10.1786 nobilitiert) (23.7.1746 Halberstadt-11.9.1811 Driesen), V Johann Albert Beyer, ∞ N. N. Moldenhauer.

      Johann Bernhard Beyer besuchte die Domschule in Halberstadt, absolvierte eine kaufmännische Lehre und trat um 1768 als Kammersekretär in den Staatsdienst. Er avancierte am 5.2.1776 zum Kriegs- und Domänenrat bei der Deputation im westpreußischen Bromberg (Stempelsachen), am 23.10.1787 in Marienwerder zum 2. und 1788 zum 1. Kammerdirektor, am 13.1.1791 zum interimistischen Kammerpräsidenten und wurde im März 1802 als Kammerdirektor der Kammerdeputation nach Bromberg, in die Immediat- und Provinzialhauptstadt des Netzedistrikts, versetzt, wo er das Gut Karnowke (Karnowo) bei Nakel im Netzedistrikt kaufte. Beyer ließ sich vermutlich 1799 von der Bromberger Loge Die Treue zu den drei Tauben aufnehmen, einer Tochter der Berliner Loge Royale York de l'Amitié (19.11.1784) und Mitgründerin der Großen Loge von Preußen genannt Royal zur Freundschaft (11.6.1798), trat nach ihrem Zerfall 1802/03 der neuen Loge Janus bei, einer Tochter der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland (Stiftungsurkunde 26.3.1800), die ihn bis 1808, als Bromberg nach dem Vierten Koalitionskrieg an das Großherzogtum Warschau (1807-1815) fiel, als abwesenden Meister führte.

      Bielfeld, Jakob Friedrich Freiherr v. (23.4.1748 preußischer Freiherrenstand) (31.3.1717 Hamburg-5.4.1770 Treben/Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg), ref., V Jakob Bielfeld, Leinenhändler in Hamburg, M Cathaleina geb. Berckenhout, ∞ 1. 1748 Dorothea Juliane v. Reich aus Halle († Ende 1757 Hamburg), 2. 1764 Dorothea Christiane Frederike v. Boden (18.12.1742-1.10.1781 Berlin, V Friedrich August v. Boden [1708-1780, Kabinettsminister]), Oberhofmeisterin der Prinzessin Luise von Brandenburg-Schwedt [1738-1820, Ehefrau → Ferdinands Prinz von Preußen]),

      Sohn:

      Heinrich Ludwig Jakob Friedrich v. Bielfeld (* 1763?), Auskultator beim Magistrat in Berlin, 1787 Referendar der Stadtgerichte in Berlin, 1791 expedierender Sekretär im Generaldirektorium, 2.6.1787 1-stimmig ballotiert, a. 9.6.1787 Berlin von der Loge Zu den drei Seraphim (GNML3W), letztmals 1791 im Lehrlingsgrad.

      Jakob Friedrich Bielfeld studierte 1732-1735 in Leiden Jura und Kameralistik, besuchte London und Paris, wo er Montesquieu kennenlernte. Nach seiner Rückkehr nach Hamburg nahm ihn am 14.12.1737 die Loge d'Hambourg als Lehrling und Gesellen auf und beförderte ihn am 23.12.1737 zum Meister. Gründungsmitglied der Loge war sein Freund und späterer Schwager

      Peter (v.) Stüven (get. 29.1.1710 Hamburg), V Peter Stüven, Kaufmann in Hamburg, M Antoinette (Anthonella) geb. Widow, ab 1728 Akademisches Gymnasium in Hamburg, promovierte 1735 in Utrecht zum Dr. jur., Advokat in Hamburg, gehörte dem Dichterkreis um Friedrich v. Hagedorn an, übersetzte Racine und Corneille, 1737 Mitgründer der Loge d'Hambourg, Mitglied bis 1738, Bielfeld vermittelte ihm die Stelle eines Gouverneurs am Bayreuther Hof, später fürstlich bayreuthischer Hof- und Regierungsrat, 1749 braunschweigischer Legationsrat in Erlangen/Herzogtum Bayreuth, 1769 pensioniert.

      Die Loge d'Hambourg wählte Bielfeld am 3.1.1737 zum Sekretär sowie im August 1738 zum Sekretär und Redner der Logenabordnung zur Aufnahme des preußischen Thronfolgers → Friedrich. Die von dem Meister vom Stuhl Georg Ludwig v. Oberg (11.5.1711 Hannover-1762, 14.12.1737-8.9.1838 Meister vom Stuhl) geleitete Abordnung nahm Friedrich in der Nacht vom 14. zum 15. August 1738 in Braunschweig auf. Bielfeld beschrieb das Ereignis 1763 in den Lettres familières et autres de Monsieur le baron de Bielfeld. Er deckte September 1738 die Loge. Im Herbst 1739 folgten er und v. Oberg einer Einladung des Kronprinzen nach Schloß Rheinsberg mit dem Auftrag, dort eine Loge einzurichten, die Loge première (Loge du Roi), deren Mitglied er vermutlich bis 1740 war. Oberg kehrte nach Hamburg zurück, während Friedrich Bielfeld in seine Dienste nahm. Der nunmehrige König betraute ihn ab 1740 mit diplomatischen Aufträgen, zunächst als Legationssekretär, dann als Legationsrat im Departement für auswärtige Angelegenheiten (ohne festen Aufgabenbereich). Er besuchte erstmals am 2.11.1740 in Berlin die am 13.9.1740 von Friedrich II. initiierte Loge Aux trois Globes, in der → Friedrich Alexander Freiherr v. Korff ihn m 30.11.1740 proponierte, wonach sie ihn vermutlich umgehend annahm. Bielfeld war unter → Friedrich Sebastian Wunibald Graf zu Waldburg Mitglied diplomatischer Missionen in Hannover und London, weswegen er Ende 1741 lediglich als Visiteur die Berliner Loge besuchte (Logenbesuche 9.11., 16.11., 19.11., 27.11., 1.12.1741). Er nahm als Repräsentant der Loge Aux trois Globes auf Einladung der Großen Loge von London am 19.3.1741 an deren Konvent teil, was praktisch die maurerische Anerkennung der Berliner Loge bedeutete. Im selben Jahr richtete er in Bayreuth die Hofloge Zur Sonne ein. Wieder in Berlin, wählten ihn die Meister, die allein das aktive Wahlrecht besaßen, am 13.3.1742 und erneut am 31.5.1742 (mit 18 zu 1 Stimme) jeweils für ein Vierteljahr zum Meister vom Stuhl. Am 6.9.1742 lehnte er eine Wiederwahl wegen Reisen ab, vermutlich aber, weil er sich durch Friedrich II. zurückgesetzt sah und in württembergische Dienste treten wollte, was dieser untersagte. Er kehrte am 28.12.1742 in die Loge zurück. Bielfeld verhinderte Ende 1742/Anfang 1743 die Gründung einer einzig dem Adel vorbehaltenen Noble Loge durch → Graf Gotter, wobei er seinen Einfluß beim König nutzte, der mit ihm in dem Bekenntnis zu einer Stände übergreifenden Freimaurerei übereinstimmte. Die Loge Aux trois Globes wählte ihn erneut am 7.3.1743 einstimmig und am 13.6.1743 mit 12 zu 3 Stimmen zum Meister vom Stuhl (bis 6.9.1743). In diesem Amt initiierte er am 28.3.1743 erstmals in Deutschland eine deutsche, d. h. in deutscher Sprache arbeitende Loge. Friedrich II., in dessen Gnade Bielfeld wieder stand, ernannte ihn am 23.1.1744


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