Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach
16.2.1762, unterschrieb am 24.8.1765 (mit Bause) die Unterwerfungsakte der Strikten Observanz, 1. Klasse des VI. Grades, Ordensname Benjamin Eques ab aromate, in der Johannisloge 18.2.1766/1783 1. Vorsteher (bis Juni 1793), die Loge nannte ihn letztmals 1806 (IV. Grad), ∞ 1777
Johanne Friederike Jetzke, verwandt mit
Theodor Christian Jetzke (1753?-20.11.1790), V Karl Tobias Jetzke (1713-1785), Oberpfarrer der Marktkirche Unser Lieben Frauen in Halle, Konsistorialrat des Herzogtums, Magdeburg, M Christina Charlotta (-e) geb. Hertzog (1721-1785), Theodor Christians Schwester Therese Charlotte Catharine Luise Jetzke ∞ 1783? Philipp Friedrich Theodor Meckel (1755 Berlin-1803 Halle, 1779 Prof. d. Anatomie, Chirurgie, Geburtshilfe in Halle), cand. jur., 14.6.1779 Stadtsekretär in Halle, a. 21.1.1778 in Halle von der Loge Zu den drei Degen, II. 15.8.1778, III. 22.10.1780, 3.2.1786-1790 Sekretär, 17.12.1790 Trauerloge, gedruckte Gedächtnisrede → Friedrich Albrecht Karl Gren: Daß Tod, Grab und Verwesung nur scheinbare Übel in der Welt wären und zu größerer Vollkommenheit für die Vollendeten abzweckten, zumal wenn sie durch Rechtschaffenheit hier sich dazu vorbereitet, welches er auf das Leben und den Hintritt des verklärten Br. Jetzke anwendete.
Der früh verwaiste, mittellose Johann Friedrich Bause bildete sich selbst in der Kunst aus. Er arbeitete 1759 kurze Zeit bei dem Maler und Kupferstecher Johann Jakob Haid (1704-1767) in Augsburg, wo er mit Anton Graff (18.11.1736 Winterthur/Schweiz-22.6.1812 Dresden), ebenfalls dessen Schüler, eine lebenslange Freundschaft schloß. Nach seiner Rückkehr nach Halle wurde er am 8.8.1761 Mitglied der Loge Philadelphia zu den drei goldenen Armen (ML3W). Bei der Aufhebungszeremonie der Loge am 24.8.1765 unterschrieben die sieben anwesenden Freimaurer, unter ihnen Bause, die Unterwerfungsakte der Strikten Observanz, wonach der Hauskomtur → August Wilhelm v. Vietinghoff die neue Loge strictae observantiae Zu den drei Degen eröffnete und die Beamten einsetzte; die Hauskommende gehörte zur Ordenspräfektur Derla (Leipzig). Der Heermeister der VII. Provinz des maurerischen Tempelritterordens → Karl Gotthelf v. Hund und Altengrotkau verlieh Bause am 8.3.1766 die 3. Klasse Armiger des VI. Grades (Tempelritter) mit dem Ordensnamen Fridericus ab aranea; das Wappen zeigt eine Spinne im blauen Feld mit dem Motto assiduité (Stetigkeit). Bause erhielt im Herbst 1766 durch Adam Friedrich Oeser (17.2.1717 Preßburg/Königreich Ungarn-18.3.1799 Leipzig) eine Professur für Kupferstichkunst an dessen Leipziger Zeichenakademie. Er trat am 30.3.1772 in Leipzig der Loge Minerva zu den drei Palmen (1778/1782 4) bei, der auch Oeser seit 1766 angehörte. Die Akademie der Künste in Berlin ernannte den bedeutenden Porträtstecher 1786 zum Ehrenmitglied, die Akademie der Künste in Stockholm 1796 zum Mitglied. Bauses Augenlicht ließ so sehr nach, daß er 1809 aufhörte zu stechen. Als 1813 während der französischen Besetzung Leipzigs seine verwitwete Tochter Juliane Wilhelmine Löhr ihr Haus verlassen mußte, folgte er ihr mit seiner Frau nach Weimar, wo er im Jahr darauf starb.
Becherer, Christian Friedrich (20.9.1746 Spandau [heute Stadtbezirk von Berlin]-6.12.1823 Berlin), luth., V Bauhandwerker, ∞ N. N.
Friedrich Becherer war Soldat der Garde in Potsdam, wo sein wissenschaftliches Streben Graf Henckel v. Donnersmarck auffiel, der ihn förderte.
Wahrscheinlich Viktor Amadeus Henckel v. Donnersmarck (1727-1793), (1756) Adjutant → Heinrichs Prinz von Preußen, mit dem er befreundet war (sein Name steht auf dem Obelisken im Schloßpark Rheinsberg, einem Heldendenkmal), 1757 Premierleutnant in dem Potsdamer Infanterieregiment Nr. 15 Regiment Garde, dem Regiment des Königs, 1764 Major im Infanterieregiment Nr. 35 Prinz Heinrich, Vater des Landesgroßmeisters → Wilhelm Ludwig Viktor Graf Henckel v. Donnersmarck.
Der Graf öffnete ihm seine reiche Bibliothek, ermunterte ihn, sich mit der Mathematik zu beschäftigen, und bewirkte schließlich seine Befreiung vom Militärdienst. Becherer wurde als Baukondukteur in das kgl. Baukontor im Potsdamer Stadtschloß aufgenommen, dessen Direktor → Karl v. Gontard ihn ausbildete und unter dem er zwei Jahrzehnte arbeitete. Gontard übertrug ihm 1776 die Bauleitung der Spittelkolonnaden an der Spitalbrücke über den Festungsgraben, deren Rekonstruktion (1979) unter Verwendung alter Bauteile heute in der Leipziger Straße steht. Friedrich II. versetzte Becherer 1778 als Bauinspektor zum kgl. Baukontor nach Berlin und ernannte ihn 1779 zum Oberhofbaudirektor der Immediatbaukommission. Er hatte 1781-1785 unter → Georg Christian Unger die Bauleitung der deutschen Kirche am Gendarmenmarkt. Er wurde noch in Potsdam am 3.11.1777 von der Loge Minerva (GLL) aufgenommen, die ihn am 11.4.1778 zum Gesellen und am 28.12.1778 zum Meister beförderte. Er deckte sie am 16.7.1784, trat am 6.8.1784 der Berliner Loge Zum Pilgrim (GLL) bei, die ihn am 1.11.1785 und 1.11.1786 zum Redner wählte. Er hielt auf dem Stiftungsfest am 1.11.1786 die Festrede Von der Zufriedenheit mit sich selbst als dem köstlichsten Erblohn des Maurers beim Schlusse seiner Arbeiten. Die Loge wählte ihn am 31.10.1787 zum Sekretär, am 2.11.1789 zum 2. Aufseher (bis 1796), am 26.2.1799 zum deputierten Meister (bis 1816?) und schließlich am 10.5.1814 als Nachfolger von → Frédéric Adolphe de Castillon zum Logenmeister (bis 1823). Die Großloge übertrug ihm 1790 das Amt des Großzeremonienmeisters (bis 1802), 1805 des 1. Großaufsehers, 1816-1818 des abgeordneten Landesgroßmeisters und 1817 des Ordensgroßmeisters (bis 27.12.1821). Becherer baute 1789-1791 das noch heute stehende Logenhaus der Großen Landesloge Oranienburger Str. 71/72. Friedrich Wilhelm II. ernannte ihn 1788 zum Mitglied des kgl. Oberhofbauamts, der höchsten preußischen Baubehörde (bis 1810), mit dem Titel Geh. Oberhofbaurat (1805 Geh. Kriegs- und Oberhofbaurat). Er leitete 1790-1799 die Architektonische Lehranstalt der Akademie der Künste, verantwortlich für die Ausbildung der Baumeister; seine Schüler waren → Friedrich Gilly und Heinrich Gentz, Bruder von → Friedrich Gentz. Becherer sowie die Oberbauräte → Michael Philipp Daniel Boumann, → Johann Albert Eytelwein, → Daniel Friedrich Gilly und Heinrich Karl Riedel sen. gründeten am 18.3.1799 die Bauakademie, an der er bis 1809 Konstruktion lehrte und deren jährlich wechselnder Rektor er 1799-1802, 1802-1809 war. Er gründete zudem die Baugewerkschule (1810-1816 Direktor). Becherer und seine Frau waren Mitglieder der von → Ignaz Aurelius Feßler im Oktober 1796 gegründeten Mittwochsgesellschaft, einer Gesellschaft edler Vergnügungen. Wichtige Spätwerke Becherers sind 1792 die Überdachung der Reithalle des Regiments Gensdarmes, eine ingenieurtechnische Meisterleistung, 1800-1802 die Alte Börse am Lustgarten, 1801 sein eigenes Landhaus in der Tiergartenstraße, 1803-1805 zusammen mit seinem früheren Schüler Paul Ludwig Simon (1771-1815) das Wohnhaus für → Johann Görcke in der Dorotheenstraße 5.
Becker, Karl Friedrich (11.3.1777 Berlin-15.3.1806 Berlin 29-jährig), luth.
Karl Friedrich Becker studierte in Halle Theologie, Philosophie und Geschichte u. a. bei → Friedrich August Wolf. Der cand. theol. erhielt 1797 eine Hauslehrerstelle in Cottbus, wo ihn die Loge Zum Brunnen in der Wüste vermutlich am 14.9.1797 aufnahm. Die Mitgliederlisten nennen ihn 1798 (Lehrling) und am 20.4.1799 (abgegangen). Becker war ein kritischer Freimaurer. Der Logenmeister Konsistorialrat → Christian Zacharias Schmidt meinte bereits nach drei Monaten, daß wir uns vielleicht in Becker geirrt haben, wie seine öftere Reden und Handlungen zu beweisen scheinen. Man habe schon am Tage seiner Aufnahme Äußerungen hören müssen, die ganz das Ansehen hatten, als ob er sagen wollte: Er könne sich des Lachens nicht enthalten über lächerliche und unnütze Dinge, die bei der Aufnahme vorgekommen sein sollten. Nach Vorhaltungen hoffe man, daß er seine Überhebung im Urteilen und Reden zurückgenommen habe. Stattdessen habe er maurerische Ideen ins Gebiet des Lächerlichen und Verächtlichen gezogen.
Becker hielt seine kritische Meinung auch vor Nichtfreimaurern nicht zurück, die sie für Wahrheit nehmen mußten. Schmidt drohte ihm, daß derartige Vergehen mit einer Geldstrafe von 6 Groschen und bei Wiederholung mit einem dreimonatigen Ausschluß bestraft werden könnten. Die Logenleitung lud ihn am 29.1.1798 vor. Becker entschuldigte sich, daß seine Äußerungen sehr unbedachtsam gewesen seien und es ihm leid tue, daß die Brüder dadurch betrübt worden und er dadurch selbst in das Ansehen gekommen, als ob er die Freimaurerei selbst habe verachten und gering schätzen wollen, und gelobte Besserung. Er durfte die Loge wieder betreten. Schmidt war nun mit ihm zufrieden. Er übertrug ihm den Festvortrag für Friedrich Wilhelm III. am 3.8.1800