Handbuch Gender und Religion. Группа авторов
50 Vgl. Zimmermann/Ryan/Duriesmith (2018), 1.
51 Scaptura/Boyle (2019), 5.
52 Vgl. Nagle (2018), 105–109.
53 Korolczuk (2016), 293.
54 Vgl. Paternotte (2015), 142–143.
55 Vgl. Thiessen (2015), 149.
56 Vgl. Schmincke (2015), 93–94.
57 Vgl. Kämpf (2015), 109–118.
58 Vgl. Dietze (2019), 72.
59 Staśkiewicz (2018), 170.
60 Vgl. Korolczuk (2020).
61 Vgl. Mayer/Ajanovic/Sauer (2018), 54.
62 Strube (2019), 31.
63 Vgl. von Braun (2017), 8.
64 Hark/Villa (2017), 84.
65 Vgl. Hark/Villa (2017), 78–85.
66 Vgl. Dietze (2015), 125–126; Hark/Villa (2017), 87.
67 Stögner (2017a), 159.
68 Vgl. Farris (2017), 4.
69 Vgl. Nagle (2018), 105–109; Henninger (2019), 138.
70 Vgl. Fedders (2018), 221.
71 Stögner (2017b), 41.
72 Vgl. Sauer (2019), 348.
73 Wohlrab-Sahr/Rosenstock (2010), 380.
74 Vgl. Zamfir (2018).
Rosalind Janssen
Genderarchäologie
Ihre Höhen und Tiefen1
Die Archäologie bietet einen Gegenpol zu den dokumentarischen und ikonographischen Aufzeichnungen einer rein männlichen Elite, indem sie Licht auf die schweigenden Massen – Frauen, Kinder, Fremde, die Nicht-Elite und Personen im Status von Bediensteten – werfen kann.2
1 Einleitung
Wie von den Genderarchäologinnen Lynn Meskell und Rosemary Joyce im obenstehenden Zitat gelobt, wird dieser Teilbereich der Archäologie für seinen Einfallsreichtum wertgeschätzt: Er stellt die patriarchale Ideologie infrage und gibt den Stimmlosen eine Stimme. Sein Vorteil ist, dass er nicht der »verflochtenen städtischen und männlichen Befangenheit«3 zum Opfer fällt, die Carol Myers kürzlich für die Mainstream-Archäologie identifiziert hat. In der Tat definieren Meskell und Joyce die Eigenheit der Genderarchäologie als eine Fähigkeit, »subversivere Tendenzen anzudeuten, die sich explizit der Hegemonie der textuellen Aufzeichnung entgegensetzen«.4 Nichtsdestotrotz nimmt der vorliegende Artikel eine differenziertere Haltung ein. Er bietet einen zentralen reflektierenden Abschnitt über die Wichtigkeit der Genderarchäologie für die Erforschung der religiösen Aktivitäten von Frauen im eisenzeitlichen Israel und die Bedeutung der Genderarchäologie für die Erforschung der Materialität dieser Religion. Im Folgenden werden Vorschläge gemacht, wie eine zukünftige Verknüpfung von Genderarchäologie und Religion bei der Beantwortung zweier großer Fragen helfen kann. Dies führt zu drei kurzen Fallstudien in Bezug auf die Religion des alten Israel, die gleichzeitig die potenziellen Schwierigkeiten der Genderarchäologie untersuchen und erklären, warum ihre Ergebnisse oft nicht schlüssig sind.
2 Genderarchäologie definieren
Das Ziel der Genderarchäologie ist »die Untersuchung der Rolle und der Bedeutungen von Gender in der Vergangenheit«.5 Das Endergebnis fassen Uroš Matić und Bo Jensen so zusammen, dass sie sich »ungeprüften androzentrischen Glaubensvorstellungen und Gendermythologien stellen und dafür Argumente und Beweise fordern«.6
Als solche stützt sich die Genderarchäologie auf drei theoretische Argumente. Das erste ist, dass sich Gender vom biologischen Geschlecht unterscheidet, weil es eine soziale Konstruktion ist.7 Zweitens wird Gender zunehmend auf seine Formung und Erfahrung als ein sozialer Prozess des »Gemacht- und Neuwerdens«8 hin untersucht und nicht als eine Art Endprodukt verstanden. Drittens wird Gender sowohl als Ideologie als auch als Praxis anerkannt. Während Ersteres Geschlechtersymbole und -rituale umfasst, geht es bei Letzterem um die Untersuchung der Frage, wie Frauen und Männer und zunehmend auch andere Geschlechter »in der archäologischen Aufzeichnung artikuliert werden«.9
3 Genderarchäologie historisieren
Wie im Falle der feministischen Bibelkritik entstand die Genderarchäologie aus der feministischen Bekämpfung des Patriarchats, auch wenn dies erst in den 1980er Jahren in gedruckter Form geschah.10 Aus einem Workshop 1979 in Norwegen ging ein bahnbrechender Sammelband hervor, der von Reidar Bertelsen, Arnvid Lillehammer und Jenny-Rita Næss herausgegeben wurde und den Fokus auf die prähistorische Gesellschaft legte.11 Sein bezeichnender Titel Were They All Men? spiegelt die Unsichtbarkeit von Frauen in früheren Arbeiten zur Archäologie wider. Ebenso grundlegend und auf ähnliche Weise auf das Prähistorische fokussiert ist der spätere Sammelband Engendering Archaeology, herausgegeben von den amerikanischen Archäologinnen Joan Gero und Margaret Conkey.12
In der Vergangenheit haben einige Archäologen die Genderarchäologie offen kritisiert. Am bemerkenswertesten ist Paul Bahn, der sich 1992 so darauf bezog:
Der jüngste Ausbruch – der eine große Ähnlichkeit mit der guten alten Zeit der Neuen Archäologie aufweist (in erster Linie ein Schläger für die Jungs) – ist die Genderarchäologie, die eigentlich eine feministische Archäologie ist (ein neuer Schläger für die Mädchen). […] Es vergeht kaum ein Monat, in dem nicht irgendwo eine Konferenz über »Genderarchäologie« von zahlreichen Archäologinnen (plus ein paar tapferen oder trendigen Männern, die nach politischer Korrektheit streben) abgehalten wird. Einige ihrer Ziele sind lobenswert, aber der fahrende Zug sollte nicht zu weit rollen, wie es die Neue Archäologie getan hat, bevor von schadenfrohen Zynikern auf die fehlenden Kleider der Kaiserinnen hingewiesen wurde.13
4 Genderarchäologie heute
Genderarchäologie wird unterdessen nicht mehr marginalisiert. Sie ist zu einem etablierten Fachgebiet mit anerkannten, angesehenen Wissenschaftler*innen und einer wachsenden Zahl einflussreicher Fachbücher geworden. Wie die Sammelbände von Roberta Gilchrist und in jüngerer Zeit auch Joyce zeigen, ist die Genderarchäologie längst über ihren Schwerpunkt auf die Vorgeschichte hinausgewachsen.14 Sie deckt nun alle Epochen vom Paläolithikum bis zur Industriearchäologie ab.
Eine wichtige Entwicklung besteht darin, dass sie sich auch mit dem beschäftigt, was Sue Hamilton und ihre Mitherausgeberinnen als »moderne Themen« beschrieben haben, nämlich Frauen in der Archäologie und Gender in der professionellen Archäologie.15 Bemerkenswert in dieser Hinsicht ist die 2014 erfolgte Ernennung der Prähistorikerin Hamilton zur ersten weiblichen Direktorin des UCL-Instituts für Archäologie.
Gegenwärtig zielt die sogenannte Women in Archaeology Taskforce des Wiki-Project Archaeology darauf ab, die Berichterstattung von Wikipedia über Archäologinnen sowie Themen im Zusammenhang mit Frauen in der Archäologie zu verbessern.16 Die häufig aktualisierten Wikipedia-Seiten über Dorothy Garrod, die 1939 auf den Disney-Lehrstuhl für Archäologie in Cambridge berufen wurde, und über die oben genannte Sue Hamilton liefern konkrete Beispiele für die Bedeutung ihres Projekts.17
Wie die feministische Bibelkritik der dritten Welle ist auch die Genderarchäologie über ihre ausschließliche Betonung der Rollen und des Status von Frauen hinausgegangen und hat sich in Sexualitätsarchäologien verzweigt. Dies zeigt ein wegweisender Band, der