SOKO Marburg-Biedenkopf. Группа авторов

SOKO Marburg-Biedenkopf - Группа авторов


Скачать книгу
Interessant.«

      »Amöneburg steht auf einem Basaltkegel.«

      »So?«

      »Alles Basalt.«

      »Interessant. Und was ist Basalt?«

      Claus schüttelt nachsichtig den Kopf. »Eine Gesteinsart: Ein Ergussgestein, um genau zu sein.«

      »Ergussgestein? Das klingt ja widerlich!«

      »Entsteht, wenn Magma an die Erdoberfläche gelangt und schnell erkaltet.«

      Sigrid hat nur mit halbem Ohr zugehört. »Toll!«

      Claus registriert ihren Sarkasmus nicht. »Nicht wahr? Es muss hier irgendwo eine Stelle geben, an der man die Gesteinsschichten sehr gut sehen kann.«

      Jetzt wird Sigrid hellhörig. »Irgendwo?« Diese Gelegenheit kann sie sich nicht entgehen lassen. »Weißt du etwa nicht genau, wo das ist? Was ist denn das für eine miserable Vorbereitung?«

      Claus zieht eine säuerliche Miene.

      * * *

      Kevin parkt seinen alten Seat am Marktplatz. Er verspürt plötzlich ein irres Hungergefühl. Gut, dass da ein Dönerladen ist. Kevin bestellt einen Döner. Und danach noch einen zweiten. Dann ist er satt. Jetzt muss er nur noch diese Burg finden.

      »Wosn hier die Burg?«, fragt er den Mann hinter der Theke.

      Der Mann zeigt nach rechts. »Raus und dann rechts hoch. Zwei-, dreihundert Meter.«

      Kevin nickt und verlässt den Dönerladen. Draußen überlegt er, was der Typ gesagt hatte. Ja, verdammt, er hat Konzentrationsprobleme, wenn er ein paar Tüten geraucht hat! Er sieht sich um. Und geht nach links unten.

      * * *

      Claus Corinth parkt den Audi kurz vor dem Ortseingang, sie steigen aus, er holt den Aktenkoffer auf dem Kofferraum, dreht das Zahlenschloss, lässt die Verschlüsse aufschnappen, greift den Aktenordner heraus und öffnet ihn. Obenauf liegt ein Stadtplan von Amöneburg. Darauf eingezeichnet, mit rosafarbenem Textmarker, eine kurvige Linie. Das ist der Weg, den sie gehen werden. Claus Corinth überlässt auch an einem so sonnigen Frühlingssonntag nichts dem Zufall.

      »Mich würde vor allem interessieren, wo wir Kaffee trinken«, sagt Sigrid.

      »Kein Problem! Gleich neben der Burgruine gibt es ein Café. Mit Terrasse und schöner Aussicht.«

      * * *

      Stulle starrt auf das Handydisplay. Estefania hat ihm gerade geschrieben, wie sehr sie ihn schon wieder vermisst, obwohl sie doch erst seit zwei Stunden getrennt sind. Stulle denkt über eine passende Antwort nach. Es muss irgendwas Romantisches sein. Endlich tippt er: »Gleichfalls.«

      * * *

      Claus und Sigrid spazieren auf einem Weg entlang der alten Stadtmauer. Der Blick ins Land ist herrlich. Claus plappert irgendwas von einem Wasserfall, irgendeine historische Geschichte, in der die Frauen von Amöneburg die Stadt vor Angreifern gerettet haben sollen: Die Angreifer waren am Neujahrstag erschienen, als die Amöneburger Männer noch besoffen waren, aber die Frauen hatten es bemerkt, weil sie trotz der frühen Stunde schon damit beschäftigt waren, Wäsche zu waschen. Jedenfalls haben sie den Angreifern die heiße Waschbrühe über die Köpfe geschüttet und sie auf diese Weise zurückgehalten, bis die Männer einsatzbereit waren.

      »Und so konnte der Angriff abgewehrt werden«, doziert Claus.

      Sigrid wüsste jemanden, dem sie auch mal Waschbrühe über den Kopf schütten würde.

      * * *

      Kevin spürt, dass er falsch ist. Hatte der Dönermann ihn vielleicht doch nach rechts geschickt? Mist! Er blickt auf die Uhr. In zehn Minuten muss er am Treffpunkt sein. Er tritt auf ein Ehepaar zu, der Typ textet seine Alte zu.

      »Wo geht’s denn hier zu dieser Burg?«, fragt Kevin.

      »Sie meinen vermutlich die Burgruine? Eine intakte Burg gibt es hier nämlich nicht«, sagt der Mann.

      Korinthenkacker, denkt Kevin und nickt.

      Der Mann weist ihm den Weg.

      Kevin dreht sich auf dem Absatz um und läuft los.

      »Nichts zu danken!«, ruft ihm der Mann sarkastisch nach.

      * * *

      »Hier ist ein Café«, sagt Sigrid ein paar Minuten später. »Das sieht doch hübsch aus.« Das Haus klebt quasi am Berghang, es hat eine Terrasse, die von der Sonne beschienen wird.

      Claus schüttelt den Kopf. »Nein, ich habe ein anderes ausgesucht.« Er ärgert sich immer noch über den Typen ohne Manieren, dem er eben den Weg gezeigt hatte.

      Sigrid stöhnt.

      * * *

      Endlich erreicht Kevin diese verdammte Burg. Er blickt sich um, sieht eine Bank und stellt den Koffer daneben ab. Was sollte er jetzt machen? Er verspürt schon wieder ein gewisses Hungergefühl. Die Wirkung der Joints hat ihren Höhepunkt erreicht. Er muss was essen. Sofort. Wenn er nur wüsste, wo dieser Dönerladen war. Er macht sich auf den Weg.

      * * *

      Sigrid und Claus erreichen die St. Johann-Kirche und dann die überreste der Amöneburg. Der Wind pfeift ordentlich über die Kuppe. Claus hat seinen Aktenkoffer neben eine Bank gestellt und doziert, den aufgeschlagenen Aktenordner in der Hand: »Der Name Amöneburg leitet sich von Amana ab, das ist der keltische Namen für die Ohm.«

      Sigrid hat sich auf der Bank niedergelassen und genießt den Blick in die Landschaft.

      »Ohm?«

      »Der Fluss.«

      Sigrid schließt die Augen.

      Claus vermittelt sein Wikipedia-Wissen: Merowinger, Bonifatius, Erzbistum Mainz, Zerstörung, Wiederaufbau, Dreißigjähriger Krieg, Besetzung, Rückeroberung, erneute Zerstörung, endgültiger Abriss im Jahr 1839.

      »Interessant, oder?«

      Sigrid öffnet die Augen. »Wo ist denn jetzt dieses Café.«

      * * *

      Stulle ist in eine Whatsapp-Plauderei mit Estefania vertieft. Er kennt sie seit zwei Wochen, und sie verspricht ihm gerade, dass sie ihn heute Abend richtig verwöhnen wird. Stulle grinst. Es dauert einen Moment, bis er das alte Paar sieht, das da ein paar Dutzend Meter weiter auf eine andere Bank zugeht. Der Mann plappert irgendwas. Die Frau lässt sich auf der Bank nieder und schließt die Augen.

      Stulles Handy vibriert. Estefania schreibt, dass sie … Stulle muss schlucken. Estefania, also wirklich …

      In Stulles Hose vibriert es ebenfalls. Stulle schaut unkonzentriert zu den alten Leutchen und wird aufmerksam. Der Opa stellt einen schwarzen Koffer neben die Bank, dann geht die Frau auf einmal los, und der Alte hastet ihr hinterher. Stulle starrt auf den Koffer. Er ist verwirrt. Estefania. Der Koffer. Er steht auf.

      * * *

      »Wo ist denn jetzt dieses Café«, fragt Sigrid erneut.

      Claus macht ein beleidigtes Gesicht. »Gleich dahinten, hinter der Schule.«

      Sigrid steht auf und marschiert los.

      »He!«, ruft Claus und läuft ihr nach. »Man muss doch auch wissen, was man sieht. Man muss sich doch für die Umwelt interessieren.«

      Sigrid läuft weiter. Hohes Tempo. »Ich interessiere mich ganz wahnsinnig für meine Umwelt. Aber nur, wenn in dieser Umwelt gleich ein Kaffee steht.«

      »Also bitte … Was soll denn das?« Claus hastet hinter ihr her.

      Sie passieren das Schulgebäude, aus dem gerade das Pausenzeichen ertönt, und laufen an einem Friedhof vorbei.

      * * *

      Stulle nimmt den Koffer und betrachtet ihn. Ziemlich leicht, denkt er. Er versucht, ihn zu öffnen, aber es gelingt ihm nicht, weil


Скачать книгу