Frauenwahlrecht. Группа авторов

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des öffentlichen Wohls. Aber wie steht es denn um das öffentliche Wohl am Ausgang des 19. Jahrhunderts? Hier stellt Lange dem Männerstaat ein schlechtes Zeugnis aus. Die Völker stünden sich bis an die Zähne bewaffnet gegenüber, der Alkoholismus gedeihe und fülle die Zuchthäuser, ein Kampf aller gegen alle, Verarmung, Heimatlosigkeit, Jugendkriminalität, Prostitution und Egoismus greife immer weiter um sich. »Der rein männliche Staat in seiner starren Einseitigkeit«, so schlussfolgert Lange, »hat sich eben nicht bewährt. In dieser Überzeugung kann uns Frauen keine ›Belehrung‹ erschüttern, und sei sie noch so sehr von oben herab, im deutschen Professorenton gehalten.«22

      Hier nun, bei der Debatte über den Weg zum Ziel, unterscheiden sich die beiden Protagonistinnen. Setzt Lange auf ein langsames und stetiges Vorwärtsschreiten von der kommunalen Ebene hin zur staatlichen Spitze, möchte Cauer durch klassische Interessenspolitik das Wahlrecht für die Frauen erringen. Sie möchte Verbündete suchen, die mit ihr das Frauenwahlrecht vertreten und letztendlich auch durchsetzen. Dazu bedarf es aber bei Cauer, wie bei Lange auch, der stetigen Anstrengung der Frauen, die zeigen müssen, dass sie reif für das Frauenstimmrecht sind.

      Doch obwohl sich eindeutige Unterschiede im Hinblick auf den zu beschreitenden Weg zur Erreichung des Frauenstimmrechts zeigen, ist die Übereinstimmung in der Argumentationsweise doch recht erstaunlich. Nicht nur Lange weist auf den gescheiterten Männerstaat hin, auch Cauer tut dies, und wie Lange auch sieht sie die Lösung der Probleme in der Mitarbeit der Frau. Auch Cauer argumentiert also mit der Geschlechterdifferenz und nicht mit der Gleichheit, wenn sie auf die Notwendigkeit der Einführung des Frauenstimmrechts zu sprechen kommt. Interessant ist an dieser Stelle, dass Lange auf ein Agieren innerhalb von Frauenvereinen setzte, während Cauer eine Öffnung in Richtung Parteien andachte. Darin liegt sicher der größte Unterschied zwischen diesen beiden Positionen. Beide Wege aber verstanden sich als Methode, die Stimmung in der Bevölkerung zu drehen und damit das Frauenwahlrecht zu erreichen.

      Die Organisationsgeschichte. Das Frauenwahlrecht als Thema innerhalb der bürgerlichen Frauenbewegung


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