Drachensonne. Thomas Strehl

Drachensonne - Thomas Strehl


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wartet auf weitere Anweisungen.«

      Schon wollte sie gehen, als sie sich noch einmal umwandte. »Und schlaft nicht wieder ein«, sagte sie drohend, und beide Soldaten zuckten wie unter einem Peitschenhieb zusammen.

      »Sollen wir Euch nicht doch besser begleiten?«, fragte Kort. »Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, den König und Euch mit einem Fremden allein zu lassen.«

      »Danke, aber ich kann ganz gut auf mich aufpassen, Kort«, sagte das Mädchen. »Und du weißt das, glaube ich, am besten.«

      Der Angesprochene zuckte wieder zusammen, nahm dann aber Haltung an, und Jonaas lächelte diesmal innerlich, um nicht erneut Ärger zu bekommen.

      »Bitte, nach dir«, sagte die Prinzessin und öffnete die Tür mit der Krone. Jonaas blieb nicht verborgen, das ihre Hand dabei auf ihrem langen Dolch lag, der an ihrem Gürtel hing.

      Jonaas schulterte seinen Rucksack, den er beim Gespräch auf den Boden gestellt hatte, und schritt durch die Öffnung. Das Mädchen schob ihn voran. »Geh schon«, sagte sie. »Einfach geradeaus.«

      Der Raum, der hinter der Tür lag war schmal, aber sehr lang. Ein roter Teppich zog sich durch den Saal und endete erst vor einem hölzernen, geschnitzten Thron.

      An beiden Seitenwänden hingen Waffen und Schilde und etwa alle zwei Pferdelängen war eine Fackel angebracht, die den Raum in helles Licht tauchte.

      Deshalb konnte Jonaas die Gestalt auf dem Thron gut erkennen, lange bevor er und die Prinzessin das Ende des Saales erreicht hatten.

      Der Thron mit hoher Rückenlehne war aus hellem Holz, die Gestalt darauf ganz in Rot gekleidet.

      Der Mann war groß und sehr dünn, seine ganze Haltung müde und kraftlos. Er hing mehr in dem Stuhl, als dass er saß, und er schien nur unter großer Mühe seinen Kopf heben zu können, als die beiden die drei Stufen, die zum Thron führten, erreicht hatten.

      Sein Haar war schwarz, mit grauen Fäden durchzogen, struppig, und seine Wangen waren unrasiert. Der Blick aus den rotgeränderten Augen war schmerzvoll und unendlich traurig.

      »Vater«, begann die Prinzessin. »Kort brachte uns diesen Eindringling.«

      Der König sah Jonaas kurz an. »Lass ihn einsperren«, sagte er tonlos.

      Jonaas zuckte zusammen. »Aber ...«, sagte er, doch er brauchte nicht weiterzureden, denn die Prinzessin ergriff überraschend für ihn Partei.

      »Wir sollten zuerst anhören, was er zu sagen hat«, sagte sie entschieden.

      Doch der König winkte nur müde ab. »Der Schwarze hat alles gesagt, was wir wissen müssen«, sagte er. »Er hat uns vor Feinden gewarnt, die unseren Frieden stören wollen. Und ...« Für einen kurzen Moment kam so etwas wie Leben in seine Augen. »Und du kennst auch die Belohnung, die er uns für unsere Dienste versprochen hat.«

      Jonaas fiel es wie Schuppen von den Augen. Gradoon war vor ihm hier gewesen und hatte ein ganz klein wenig die Tatsachen verdreht. Plötzlich war er der Böse und der schwarze Lord der Weltenretter.

      Die Sache war so ungeheuerlich, das es dem Jungen für kurze Zeit die Sprache verschlug.

      »Aber das stimmt nicht«, rechtfertigte sich Jonaas, als er seine Stimme wiedergefunden hatte. »Der Schwarze hat unser Dorf überfallen, meine Freunde getötet, das Feuer geraubt. Er ...«

      Weiter kam er nicht. Der Mann auf dem Thron fiel ihm ins Wort. »Gradoon warnte uns vor deinen dreisten Lügen«, sagte er fest. »Und egal, was du erzählst, wir werden dir keinen Glauben schenken.«

      »Aber es ist die Wahrheit«, schrie Jonaas.

      »Wachen!« Auf den Ruf des Königs flogen die Türen auf, und die beiden Soldaten, die davor postiert waren, eilten herbei.

      »Werft ihn in den Kerker«, entschied der König. »Ich werde mich vielleicht später noch einmal mit ihm beschäftigen.«

      Dann sank er wieder auf den Stuhl zurück.

      »Wir sollten ihm zuhören«, versuchte das Mädchen, ihren Vater umzustimmen, doch König Fadh versank wieder in tiefer Lethargie. »Müde«, murmelte er nur. »So müde.«

      Dann verlor Jonaas den Herrscher aus den Augen, denn starke Hände umklammerten seine Oberarme, und die Soldaten schleiften ihn aus dem Thronsaal.

      Sie knufften den Jungen und lachten, während sie ihn durch Gänge und über Treppen schleppten, um ihn schließlich in einen modrig riechenden Raum ohne Fenster zu stoßen.

      »Mach‘s gut, Junge«, höhnte Kort. »Auf Nimmerwiedersehen.«

      Dann knallte eine stabile Tür ins Schloss, ein Riegel wurde vorgeschoben und ein Schlüssel zweimal herumgedreht.

      Und dann war da nichts mehr außer Dunkelheit.

      Versagt, dachte Jonaas. Schon wieder versagt.

      Und dann ließ er den Tränen freien Lauf ...

Kapitel 19

      Er wusste nicht, wie lange er auf dem kalten Boden, gelehnt gegen eine nasse Wand, gesessen hatte.

      Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren, hier drinnen gab es keine Tage und keine Nächte, nur unendliche Dunkelheit.

      Hatte er geschlafen? Er wusste es nicht.

      Irgendwo tropfte Wasser von der Decke, und dieser stetige Ton war die einzige Abwechslung in der Stille.

      Nicht einmal Ratten hausten hier, außer nacktem Stein gab es nichts.

      Nicht einmal Stroh für ein Lager, keine Essensreste, kein Trinkwasser.

      Als Jonaas an Essen und Trinken dachte, spürte er seinen Magen knurren, und er sehnte seinen Reisesack herbei, doch die Soldaten hatten ihn ihm ebenso abgenommen, wie die Flöte, die sie für eine Waffe gehalten hatten.

      Der Junge suchte die Dunkelheit ab, und seine Augen, die sich an das Schwarz gewöhnt hatten, schafften es in der Tat, Einzelheiten aus der künstlichen Nacht zu reißen.

      Doch alles, was sich dem Blick des Jungen preisgab, waren Steinwände und die dicke Holztür. Und leider war die, ganz im Gegensatz zum Rest Kandelars, nicht baufällig und verrottet, sondern machte einen äußerst stabilen Eindruck.

      Du wolltest deine kleine Welt retten und wirst stattdessen in einem Kellerloch vermodern, dachte er. Ein toller Held bist du.

      Er dachte an sein Dorf, seine Mutter, die er nie wieder sehen würde, aber auch an Talkien und Swon, die er auf seiner Reise überholt hatte.

      Vielleicht leben sie noch, schließlich hatte Gwayhier ihm erklärt, das sie sich in guten Händen befanden, und vielleicht waren sie schon auf dem Weg hierher.

      Und unter Umständen würde König Fadh einem erwachsenen Jäger mehr Aufmerksamkeit entgegenbringen als einem Jungen.

      Ziemlich viele Vielleichts, dachte Jonaas. Doch besser das als gar keine Hoffnung.

      Er stand auf, streckte seine müden Knochen und schritt in seinem Gefängnis hin und her.

      Plötzlich hörte er ein Geräusch vor der Tür, ein schmaler Schlitz öffnete sich im unteren Bereich der Tür, und ein Holzteller mit Kartoffeln wurde hinein geschoben. Dazu ein Becher mit Wasser.

      Also wollte man ihn hier doch nicht einfach so verrecken lassen.

      »Vielen Dank auch«, murmelte der Junge.

      Er wartete darauf, dass die Klappe geschlossen wurde oder dass ihn die Soldaten erneut verhöhnten, doch nichts dergleichen geschah.

      Stattdessen hörte er die Stimme der Prinzessin.

      »Bist du da drin?«

      »Wo soll ich sonst sein?«, entgegnete Jonaas und biss sich auf die Lippe. Eigentlich freute er sich, die Stimme des Mädchens zu hören, und er wollte sie nicht verärgern.

      »Ich kann auch


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