Wilderer und Jäger Staffel 2. M. Bachmann

Wilderer und Jäger Staffel 2 - M. Bachmann


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steht’s denn mit dir und dem Sepp?« fragte er plötzlich geradeheraus.

      Marthl schoß das Blut in die Wangen, und sie senkte den Kopf.

      »Sprich nur frei heraus«, forderte der Alte sie auf.

      »Der Sepp tät mich gern haben«, stammelte sie.

      »Und du?« forschend schaute der Bauer sie an.

      Langsam schüttelte Marthl den Kopf.

      »Ich mag net«, stieß sie leise hervor.

      Der Alte nickte bedächtig.

      »So ist das also. Jetzt wird mir einiges klar. Schad, Marthl. Du wärst mir als Schwiegertochter schon recht gewesen, auch wenn du nix mitbringst. Aber man kann der Liebe net befehlen. Ich versteh dich. Mach du nur deine Arbeit, dann soll’s dir bei uns net schlechtgehen.«

      Vertrauensvoll schaute Marthl den knorrigen alten Bauern an. Sie verstand wirklich nicht, warum manche Leute allerhand Ungutes über ihn erzählten.

      Er war der einzige Mensch, der ihr Verständnis entgegenbrachte. Mehr als sie erwarten konnte, nachdem sie seinen Sohn und

      Hoferben verschmähte!

      »Alsdann, Dirndl!« Der Alte erhob sich, als Marthl ihre Mahlzeit beendet hatte. »Du hast sicher schon gemerkt, daß wir Stirnthaler anders sind als andere. Nun, wir haben auch einen Stolz. Wenn du einmal ernsthaft in Schwierigkeiten kommst, so kannst du zu mir kommen. Ich werde versuchen, dir zu helfen.«

      Ganz ernst war der alte Bauer bei diesen Worten, und es war, als spräche die Ahnung kommenden Unheils aus ihnen.

      Wußte der Alte etwas, das er nicht zugab? Ahnte er, daß sein Sohn Marthls Entscheidung niemals akzeptieren würde?

      Marthl nickte unsicher.

      »Dank dir schön!« murmelte sie.

      »Noch ein Wort! Auch wenn du meinen Sohn net magst, so mach net den Fehler, mit dem Jager anzubandeln!« warnte der Stirnthaler.

      Da wandte sich Marthl hastig ab, damit er nicht sehen sollte, wie verlegen sie wurde.

      »Pfüat dich, Bauer!« stieß sie hervor und lief davon.

      »Das nimmt einmal kein gutes Ende!« orakelte er. Dann setzte er sich auf die Ofenbank, um seine Feiertagspfeife zu rauchen.

      *

      Marthl ging die Arbeit auf der Alm nun doppelt schnell von der Hand. Sie war beschwingt vom kurzen Augenblick des Glücks in den Armen des Jägers.

      Auch wenn der alte Stirnthaler einen Schatten an die Wand gemalt hatte, so forderte doch ihre Jugend ihr Recht, und sie mochte nicht daran glauben, daß etwas ihrer Liebe im Weg stehen könnte.

      Die blühenden Almenwiesen dufteten, und Marthl war hinausgegangen, um ein Sträußl für den Herrgottswinkel zu pflücken.

      Wolken umschatteten den Gipfel des Raffen. Plötzlich war es ihr, als sehe sie in einiger Entfernung eine Gestalt mit einem Rucksack eilig bergab huschen. Sie beschattete die Augen mit der Hand.

      Niemand war zu sehen. Aber von der Murmeltierkolonie her war kurz zuvor ein schriller Warnpfiff gekommen. War doch jemand in der Nähe, der sich nicht zeigen wollte und deshalb einen Bogen um die Alm machte?

      Der Jäger konnte es nicht sein. Johann wäre geradewegs zu ihr gekommen!

      Auch Sepp würde nicht durch die Felsen schleichen. Er mußte später heraufkommen, um Butter und Käse abzuholen und würde sich nicht dort hinten verstecken.

      Trotz der heißen Sonne fröstelte Marthl plötzlich. Ihr fielen die Andeutungen des Jägers ein. Er vermutete wohl, daß sich ein Wildschütz hier herumtrieb.

      Wenn er recht hatte, mußte sich auch Marthl in acht nehmen, denn niemand wußte, wozu ein Geschwärzter fähig war, wenn er plötzlich entdeckt wurde!

      Marthl blieb noch eine Weile vor der Tür. Doch alles blieb ruhig. Nur die Glocke der Leitkuh bimmelte bei jedem Schritt, und die Bienen summten in den Blüten.

      Vielleicht hatte sie sich getäuscht!

      Jetzt galt es, schnell mit der Arbeit fortzufahren, denn wenn Sepp heraufkam, sollte alles bereitsein!

      Ihr wurde ein wenig bange vor der Begegnung, denn heute mußte sie Sepp die Wahrheit gestehen!

      Die Zeit verging wie im Fluge.

      Plötzlich fiel ein Schatten auf die sonnendurchglühte Erde. Lautlos stand Sepp auf einmal hinter der Sennerin. Er war erhitzt und atmete schwer, so, als habe er eine große Anstrengung hinter sich.

      Marthl ahnte nicht, daß er schon oben am Gipfel des Raffen gewesen und eine schwere Last in ein Versteck geschafft hatte, bevor er zu ihr auf die Alm gekommen war.

      »Bist so schnell vom Tal aufgestiegen?« fragte sie arglos, als sie ihren ersten Schreck überwunden hatte.

      Sepp nickte, doch sein Blick wich ihr aus.

      »Ich hab’ dir schon alles bereitgestellt«, sagte sie und schaute verlegen zu Boden.

      »Marthl!« rief er plötzlich mit rauher Stimme. »Hast mir sonst nix zu sagen? Willst mich wohl rasch wieder loswerden, was?«

      »Einmal muß ich’s dir sagen!« seufzte das Madl. »Es ist nix zwischen uns, Sepp. Ich hab’ nix gegen dich, aber ich hab’ dich net lieb.«

      »Was?« Mit einem Satz war Sepp bei ihr. »Daran ist nur der Jager schuld. Er hat dein Herz verwirrt, daß es nimmer weiß, wohin es gehört. Du gehörst mir, verstehst du!«

      Er riß sie an sich. Marthl schrie auf.

      »Sag, daß du die Meine wirst!« forderte er herrisch. »Sonst nehm ich mir, was mir zusteht!«

      »Laß mich aus!« rief Marthl verzweifelt. »Du kannst die Liebe net zwingen!«

      »Also gut!« keuchte Sepp. »Häng du dich nur an den Jager. Wirst schon sehen, was du davon hast. Bald ist der nämlich die längste Zeit Jager gewesen. Dann wird der Lump entlarvt. Und wenn du dann angekrochen kommst, werd ich dich mit den Füßen in die Gosse treten, aus der du kommst!«

      »Sepp!« rief Marthl entsetzt. »Wie redest du denn!«

      Sepp war jetzt nicht zu bremsen. Sein Haß und seine grenzenlose Eifersucht, gepaart mit gekränkter Eitelkeit, brachen aus ihm heraus. Er konnte sich nicht länger beherrschen.

      »Dein feiner Jager wird bald im Gefängnis sitzen!« frohlockte er.

      »Du bist narrisch geworden!« entfuhr es Marthl erschrocken. »Die Eifersucht bringt dich um den Verstand.«

      »O nein! Ich weiß recht gut, was ich rede. Wart’s nur ab. Mit Schimpf und Schande wird man ihn davonjagen, den Frevler. Der will ein Jager sein! Pfui Teufel!«

      Sepp hatte sich in Eifer geredet und glaubte fast selbst an seine Worte, so glatt und überzeugend kamen sie ihm über die Lippen.

      O ja, er war schlau! Er würde mit dem Jäger abrechnen und über ihn triumphieren, ohne daß ein Schatten des Verdachts auf ihn fallen würde!

      »Geh heim, Sepp, und beruhige dich!« meinte Marthl kopfschüttelnd. »Gräm dich net so wegen mir. Es gibt genug Madln, die besser zu dir passen. Was du dir ausdenkst, ist net gesund.«

      »Wirst schon sehen, daß ich recht hab’! Ich hab’ Beweise gesammelt, die der Lump net widerlegen kann!«

      Seine Augen hatten sich verengt, und in ihnen stand Haß und Bosheit.

      »Aber häng du dich nur an ihn statt an einen rechtschaffenen Bauern. Ich hoffe nur, daß du nachher auch die Schande ertragen kannst, wenn man ihn abführt, deinen feinen Schatz.«

      »Ich bitt dich, geh jetzt!« schluchzte Marthl. »Du bist gemein, Sepp.«

      Da wandte sich der Bauernbursch wortlos ab und schulterte die Kraxe.

      Später,


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