Wilderer und Jäger Staffel 2. M. Bachmann

Wilderer und Jäger Staffel 2 - M. Bachmann


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aalglatter, feister Mensch mit Halbglatze, ließ sich auf die Bank neben den Bauernburschen gleiten. »Schaust ja drein, als ob’s dir die Petersilie verhagelt hätt!«

      »Hm!« Sepp brummte nur unfreundlich.

      »Wie schaut’s denn aus mit unseren Geschäften? Schon lang hab’ ich nix mehr bekommen. Wenn’s so weitergeht, werd ich mir wohl einen anderen suchen müssen. Da ist dein Vater zeitlebens zuverlässiger gewesen!«

      »Halt du nur dein Schandmaul!« fuhr ihn Sepp an.

      Doch der Wirt ließ sich nicht einschüchtern.

      »Es wird wohl am neuen Jager liegen!« vermutete er. »Glaub nur net, daß es mir paßt, daß jetzt so ein scharfer Hund hier die Geschäfte verdirbt. Wenn du einmal Hilfe brauchst, um dem auf die Sprünge zu helfen, dann kannst auf mich zählen!« bot der Wirt mit schleimigem Grinsen an.

      »Ich weiß schon allein, was ich zu tun hab’!« Eine steile Falte stand auf der Stirn des Burschen.

      »Schon gut! Aber denk an meine Worte! Wenn sich hier nix mehr abspielt, dann muß ich mich woanders umschauen. Es gibt genug Burschen, die sich die Finger danach lecken, auf bequeme Art und Weise was zu verdienen.«

      Damit glitt der Mann trotz seines Leibesumfangs überraschend behende wieder aus der Bank.

      In diesem Moment wurde die Tür zum Schankraum geöffnet, und ein Bauer trat ein. Offensichtlich kam er gerade von der Arbeit, denn er war erhitzt und verschwitzt.

      »Durst hab’ ich!« rief er dem Wirt zu. »Mein Gott, es ist kein Vergnügen, bei der Hitz im Holz zu schaffen. Aber es hat halt sein müssen!«

      Schwer ließ er sich auf einen Stuhl neben Sepp fallen und streckte die Beine von sich.

      »Was schaust denn so grimmig drein, Sepp?« fragte er mit Blick auf den mürrischen Gesichtsausdruck des Burschen. »Ach, ich kann’s mir schon denken!« Er grinste vor sich hin.

      »Was kannst dir denken?« fuhr Sepp aus seinen finsteren Gedanken auf.

      »Na ja, man hört und sieht so allerhand!« deutete der Bauer an. »Da gibt’s ja den neuen Jager.«

      »So red schon!« Plötzlich kam Leben in Sepp, der bis dahin stumpf und grimmig vor sich hin gestarrt hatte.

      Der Bauer ließ sich Zeit mit seinen Neuigkeiten und trank erst einmal durstig einen tiefen Zug. Dann wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund.

      »Der neue Jager hat heut in der Früh eine gewilderte Gams gefunden. Ohne Krickl, versteht sich. Jetzt möcht er zu gern wissen, wer der Wildschütz ist!«

      »Sakra!« rief Sepp. Auch der Wirt schaute jetzt gespannt herüber. »Was hast ihm denn gesagt?«

      Der Bauer lachte vergnügt vor sich hin.

      »So ein Schnüffler können wir hier net brauchen. Also hab’ ich ihm gesagt, daß genausogut er die Gams erlegt haben kann, um sich mit dem Krickl ein paar Schilling zu verdienen. Schließlich haben wir hier keine Wildschützen, oder?«

      Er zwinkerte Sepp zu.

      »Das war aber ein starkes Stück!« Der Wirt lachte meckernd. »Sehr geschickt von dir! Fast könnt ich mir vorstellen, mit dir Geschäfte zu machen. Willst es dir net überlegen? Der da hat nämlich die Hosen voll!«

      Alles Blut war aus Sepps Wangen gewichen, und er sprang so heftig auf, daß der Stuhl umstürzte.

      »Sag das noch mal!« brüllte er.

      Doch der Bauer zog ihn begütigend wieder auf seinen Platz.

      »Keine Sorge, Sepp, ich mach dir keine Konkurrenz. Nein, das ist nix für mich! Doch den Jager an der Nase herumführen, ist eine andere Sache!«

      Sepp hatte sich halbwegs wieder beruhigt. Aber er konnte es nicht lassen, dem Wirt zuzurufen:

      »Wirst schon sehen, wer hier bald die Hosen voll hat! Alfons hat mich auf eine gute Idee gebracht!«

      »Willst es wohl mit dem Jager aufnehmen«, vermutete der Bauer. »Nimm dich vor dem in acht. Dein Madl hat er dir auch schon ausgespannt!«

      Er genoß es, die Wirkung seiner Worte zu beobachten.

      Die Zornesröte schoß Sepp ins Gesicht, und seine Augen flackerten. Die Faust krachte auf den Tisch. Er packte den Bauern am Kragen und schüttelte ihn.

      »Sachte, Sepp!« wehrte der ab.

      »Sag, daß das net wahr ist!« brüllte der Bursch aufgebracht.

      »Ich hab’s doch mit meinen eigenen Augen gesehen!« gab der Bauer gelassen zurück. »Als ich heut in der Früh zum Bergwald aufgestiegen bin, was glaubst, wer vor der Tür des Jägerhauses gestanden ist? Die Marthl von der Schoberalm! Dabei hab’ ich geglaubt, du bist ihr Schatz?«

      »In der Früh vor dem Jägerhaus? Da schlag doch der Blitz drein!«

      Sepp tobte. »Der Jäger muß fort! Ich hab’ ihm eine Warnung an die Tür geheftet. Doch wenn er net hören will, so soll er fühlen!«

      Blanker Haß flackerte in seinen dunklen Augen.

      »Wirst dich ins Gefängnis bringen, wenn du was Unbedachtes tust!« warnte Alfons.

      »Keine Sorge! Ich hab’ einen Plan. Du selbst hast mich auf die Idee gebracht. Aber es kann sein, daß ich dabei Hilfe brauche. Ihr wollt doch auch, daß der Jäger hier verschwindet. So einer hat bei uns nix zu suchen!«

      »Laß hören!« forderte Alfons.

      »Du machst mich neugierig!« meinte auch der Wirt und schob sich geräuschlos an den Tisch. »An mir soll’s net liegen, denn seit der da ist, gehen die Geschäfte schlecht!«

      »Also hört zu!«

      Die drei Männer steckten die Köpfe zusammen und tuschelten.

      Dabei funkelte die Bosheit in Sepps Augen, als er sie in einen Teil seines Planes einweihte. Eines Planes, der Johann vernichten sollte.

      *

      Am nächsten Abend schien der Vollmond hell durch die Fenster des Jägerhauses. Der Aufreiter-Johann fand keinen Schlaf.

      Eine unerklärliche Unruhe erfüllte ihn. Es war eine Nacht wie geschaffen für einen Wildschützen. Hell genug, um sein Ziel zu finden und dann in der Dunkelheit des Bergwaldes ungesehen zu verschwinden!

      Der Gedanke ließ ihm keine Ruhe. Er selbst gestand sich nicht ein, daß Marthl noch immer ihren Platz in seinem Herzen behauptete und daß ihm der Schmerz um das verlorene Madl auch den Schlaf raubte.

      Jedenfalls kleidete sich der junge Jäger wieder an und trat in die mondhelle Nacht hinaus. Der Bergwald war wie verzaubert.

      Still und schweigend standen die Baumriesen, silbern überhaucht vom Mondlicht. Ein Käuzchen schrie.

      Johann betrat scheu und zögernd den verwunschenen Wald. Sterne glitzerten am samtschwarzen Himmel. Wie ein helles Band lag der Bergpfad vor ihm.

      Lautlos schritt der Jäger voran. Wahrscheinlich narrte ihn seine Befürchtung, doch er wollte nichts unversucht lassen, den Wildschützen zu entlarven. Vielleicht war er gerade heute nacht unterwegs!

      Johann gelangte zu einer Lichtung, die taghell vom Mond beleuchtet wurde. Ruhig äste mitten darauf ein großer Hirsch. Johann hielt den Atem an, so bezauberte ihn die Schönheit dieses Bildes.

      Plötzlich hob der Hirsch den Kopf und witterte. Dann stob er mit langen Sätzen davon in den Schutz des Waldes.

      Hatte er von Johann Witterung bekommen? Dem Jäger erschien das unwahrscheinlich, denn der sanfte Nachtwind wehte ihm vom Berg her entgegen. Doch er machte sich weiter keine Gedanken.

      Er sah nicht, daß auf der gegenüberliegenden Seite der Lauf eines Stutzens in die Büsche zurückgezogen wurde. Ein Mann mit geschwärztem Gesicht fluchte unterdrückt vor sich hin.

      »Verdammter Bastard. Der kommt mir


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