Pros & Cons: Steele. Lisa Schnack

Pros & Cons: Steele - Lisa Schnack


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schnappte nach Luft, sein Mund klappte auf und zu wie bei einem Fisch auf dem Trockenen. »Ich schlafe mich später aus, versprochen.«

      »Mmmhmm.« Josie verschwand in der Küche.

      »Morgen«, grüßte Ridge in die Runde.

      Mehr gab es wohl auch nicht zu sagen. Leo und Carson widmeten sich ihrem Frühstück. Wesley spielte mit seinem Handy, während Ridge und ich uns Orangensaft einschenkten. Josie klapperte in der Küche herum und sang laut die Countrysongs im Radio mit.

      Wenn man drei Nullen vom Kaufpreis des Hauses gestrichen und den Golf gegen den Okefenokee-Sumpf ausgetauscht hätte, hätte ich mich glatt wie daheim gefühlt.

      Josie kam mit zwei weiteren Tellern zurück. Pfannkuchen mit Speck für Ridge und ein vollgehäufter Teller für Wesley.

      »Josie, das ist mehr, als ich sonst am ganzen Tag esse.« Wesley spießte ein Stück Speck auf und starrte es an, als hätte er so etwas noch nie gesehen.

      »Ich weiß. Und ich werde mein Bestes geben, dich ein bisschen aufzupäppeln.«

      »Und was ist mit mir? Wollen Sie mich nicht auch mästen?« Ich wollte nicht unhöflich sein, aber ich hatte Hunger und kein Problem damit, mir notfalls auch selbst etwas zu machen.

      »Für dich habe ich etwas ganz Spezielles.« Josie ging zurück in die Küche und kam mit zwei Tellern zurück, auf denen sich jeweils eine Tortilla mit Spiegelei und Chilisoße befand.

      »Chilaquiles! Mein Lieblingsgericht.«

      »Weiß ich«, sagte sie. »Eine Portion für dich, eine für mich.« Sie zog sich einen Stuhl heran und quetschte sich zwischen Wesley und Ridge, wahrscheinlich in der Absicht, dafür zu sorgen, dass die beiden brav aufaßen.

      Ich fischte das knusprigste Tortillastück heraus und packte ordentlich Ei, Käse und Salsa darauf, ehe ich es mir in den Mund schob. »Köstlich«, seufzte ich.

      Josie lächelte. »So wie bei deiner Mama?«

      »Nein. Meine Mutter ist mit sechzehn von zu Hause abgehauen und wollte seitdem von ihrer Familie und deren Lebensweise nichts mehr wissen. Ich habe zwar kubanische Wurzeln, aber von der Erziehung her bin ich ein typisches Südstaatengewächs. Ich kann nicht mal richtig Spanisch.«

      Sie schüttelte den Kopf. »Wie schade.«

      Unbehagliches Schweigen breitete sich aus. Nur das Kratzen des Bestecks auf den Tellern und die Rufe der Seevögel durchbrachen die Stille. Die Meeresbrise wehte eine Serviette vom Tisch.

      »Ich hole sie«, sagte Josie. Sie schnappte sich die Serviette und ging damit in die Küche. Als sie zurückkam, hatte sie zwei Flaschen Champagner dabei, die sie mit einem lauten Klirren auf der gekachelten Tischplatte abstellte.

      »Her mit euren Tassen, Gläsern oder was auch immer«, befahl sie.

      Carson, Wesley und ich hielten ihr pflichtschuldigst unsere kleinen Saftgläser hin.

      »Für mich nicht, danke«, sagte Leo.

      Josie schaute ihn böse an, den Blick hart wie Stahl. »Wir haben etwas zu erledigen, und ich werde hier nicht herumsitzen und euch dabei zusehen, wie ihr euch gegenseitig anschweigt. Wir stoßen jetzt mit ein paar schönen Mimosas an, um das Eis zu brechen, und danach lasse ich euch Jungs alleine, damit ihr euch besprechen könnt. Denkt dran, je eher ihr den Job erledigt, desto schneller könnt ihr hier wieder weg und müsst nie wieder miteinander reden.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. »Wenn es das ist, was ihr wollt.«

      Leo hielt ihr sein Glas hin.

      »Wer bist du eigentlich?«, fragte Wesley sichtlich beeindruckt.

      »Ich arbeite, nein, ich habe für Charlie gearbeitet. Genau wie ihr alle. Zumindest zu seinen Lebzeiten. Jetzt kümmere ich mich um euch.«

      »Erpresst er dich auch?«, wollte Ridge wissen.

      »Das hat er anfangs tatsächlich getan.« Josie lächelte, als sei es eine schöne Erinnerung. »Ich wollte einen kleinen Schwindel in einem Hotel in Chicago abziehen und hatte mir unglücklicherweise Charlie als Opfer ausgesucht.« Sie verdrehte die Augen. »Wie sich herausstellte, hatte Charlie ebenfalls einen Coup geplant, einen richtig großen. Er hat bei meinem Spielchen eine Weile mitgemacht, aber als er Unterstützung bei seiner eigenen Sache brauchte, hat er mir gesagt, er hätte mich durchschaut, und gedroht, mich auffliegen zu lassen, wenn ich ihm nicht helfe.«

      Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Glas. »Also habe ich ihm geholfen. Danach bat er mich zu bleiben, und ich bin geblieben. Ende der Geschichte. Jetzt seid ihr dran. Du fängst an, Computerfreak.«

      Wesley hatte sich entspannt zurückgelehnt und an seinem Champagner genippt. Die Augen waren ihm schon halb zugefallen, und es sah so aus, als würde er nicht mehr lange durchhalten. »Ich?« Er richtete sich auf.

      »Ja, du.«

      »Okay.« Er schielte hinüber zu Leo. »Ich muss mir doch keine Sorgen machen, dass du mich verhaftest, oder?«

      »Im Moment nicht, mir sind die Hände gebunden.« Leo fixierte ihn gleichmütig über den Rand seines Glases hinweg.

      »Und später?«

      Leo zuckte mit den Schultern.

      »Jungs«, mahnte Josie, »schön artig sein. Nichts von dem, was hier gesagt wird, ist passiert. Das ist alles nur rein hypothetisch.« Sie leerte ihr Glas und griff nach der Flasche.

      Leo nickte widerwillig.

      »Ich war das mit dem Stromausfall letztes Jahr, der fast die ganze Ostküste lahmgelegt hat«, erklärte Wes.

      Mir blieb der Mund offen stehen.

      »Du warst das?« Ridge wirkte gleichermaßen verblüfft. »Krass, in dem Fall schulde ich dir was. Ich war damals gerade dabei, ein Bild zu besorgen, das zum Streitpunkt in einem Scheidungskrieg geworden war.«

      Verständnisvolles Gemurmel war zu hören, und mir schoss der Gedanke durch den Kopf, dass wir wohl alle beruflich viel mit den kleinlichen Fehden anderer Leute zu tun hatten.

      »Es war einer meiner ersten Brüche, und Murphys Gesetz schlug voll zu. Ich hatte das Haus eine Woche vorher ausspioniert, aber der Besitzer hatte inzwischen das Sicherheitssystem ausgetauscht und sein ganzes verdammtes Haus umgestaltet, sodass alle meine Fluchtwege versperrt waren. Ich dachte schon: Das war’s, jetzt schnappen sie mich, da gingen das Licht und die Alarmanlage aus. Zack! Mit einem Schlag war alles dunkel, und ich konnte mich aus dem Staub machen. Ich dachte, dass ich den Stromausfall meinem Schutzengel verdanke.« Ridge schüttelte den Kopf. »Aber jetzt weiß ich, du warst das.«

      Wes lachte leise.

      »Welche Rolle hat Charlie dabei gespielt?«, fragte Carson.

      Wesley sah unbehaglich drein. Er trank seinen Mimosa in einem Zug und drehte das Glas zwischen den Händen hin und her. »Charlie war von mir beeindruckt, denke ich. Er hat es geschafft, die Sache bis zu mir zurückzuverfolgen.«

      »Unglaublich«, murmelte Leo. »Er hat sogar den verdammten Zero gefunden.« Er hielt Josie sein Glas zum Nachfüllen hin.

      »Und wobei hast du Charlie geholfen?« Ridge sah Wes fragend an.

      Wes zog eine Augenbraue hoch. »Bei diesem und jenem. Und wie sieht es bei dir aus?«

      Ridge zuckte mit den Schultern. »Ich bin ein Dieb. Meistens stehle ich Kunst, manchmal Schmuck. Kleinkram, den man leicht mitgehen lassen kann. Charlie hat mich über den albanischen Hehler aufgespürt, der das Zeug für mich verkauft hat, und wollte mich für einen Job anheuern. Ich brauchte Geld, und Charlie hat gut gezahlt. So einfach war das.«

      Leo schnaubte.

      »Was ist denn mit dir, Agent Shook? Wie bist du an die Einladung zu dieser Party gekommen?«

      Leo presste die Lippen zusammen. »Ich bin keiner von euch. Ich war seit Jahren hinter Charlie her.« Er schüttelte den Kopf. »Es war ein


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